Am Freitag, den 10.11.2023, ist unser Chormitglied Karin Platte im Alter von 85 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. Karin endgültig von Bord des Gospeltrains gegangen? – Kann man sich gar nicht vorstellen. Sie gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Chores, war seit November 1995 regelmäßig und engagiert dabei.
Obwohl schon lange im Seniorenalter, war sie geistig jung geblieben und verblüffte oft mit schlagfertigem Humor. Die Musik machte ihr viel Freude, und sie sang mit Begeisterung. Ihre Textsicherheit in englischer Sprache, mit der sie nicht wie jüngere Generationen aufgewachsen war, hat oft erstaunt. Immer wieder fragte sie nach Übersetzung oder Aussprache – sie wollte ja wissen was sie singt.
Nach 28 Jahren Gospeltrain hätte sie so manche Geschichte von gemeinsamen Auftritten und Erlebnissen erzählen können. Wir sind ihr dankbar, dass sie dem Train gemeinsam mit einigen anderen in die Spur geholfen hat und eine beständige Stütze war. Sie wird uns bei zukünftigen Ereignissen mit Sicherheit präsent sein, auch wenn sie nicht mehr persönlich anwesend sein kann.
Fronleichnamsprozession und 25jährige Primiz unseres Pfarrers
Zum zweiten Mal war der Gospeltrain eingeladen die Fronleichnamsprozession der Heimatgemeinde Clemens August Graf von Galen musikalisch mitzugestalten. An diesem Tag wurde zusätzlich das 25jährige Jubiläum der Priesterweihe unseres Pfarrers Davis Puthussery offiziell begangen.
An der Herz-Jesu-Kirche ist man vorbereitet auf spätere Feierlichkeiten
Der Festtag begann mit einem Gottesdienst in der Kirche Maria Königin in Hamm-Norden, an dem der Chor allerdings nicht teilnahm – der Tag versprach heiß zu werden und unser Programm sah neben Gospeltrainliedern außerdem die Gemeindebegleitung vor. Wir warteten auf dem Kirchplatz, von wo aus die Prozession durch den Stadtteil zu unserer Heimatkirche Herz-Jesu führen sollte.
luftige Kleidung, Wasser und geölte Stimmen – einen Moment im Schatten vor dem Start
Nach dem Gottesdienst stellte man sich auf; vorneweg Fahnenträger, Messdiener, Kommunion- und Blumenkinder. Unter einem Baldachin das Allerheiligste, gefolgt von Gospeltrain und Gemeinde.
Der Gospeltrain durfte sich direkt hinter dem Allerheiligsten einreihen
Dann ging es los: ein langer Prozessionszug machte sich auf den Weg, begleitet von ständigem Glöckchenklang und umweht von Weihrauch. Freiwillige sorgten mittels kurzfristiger Straßensperrungen dafür, dass uns keine Autos entgegen kamen. Unter fast durchgehendem Gesang wurde die erste Station erreicht.
Präsentation der Kreuzmonstranz am ersten Segensaltar
Die Mehrheit der Teilnehmer genoss am ersten Segensaltar den Schatten großer Bäume und verfolgte die rituellen Handlungen und Gebete. Anschließend sang der Gospeltrain „Du bist heilig/You are holy“ mit deutscher und englischer Strophe – untermalt vom leichten Rauschen der Blätter und Vogelgezwitscher. Echter Sommergottesdienst.
Den ganzen Weg über Rosenblätter zu unseren Füßen
Die sehr traditionellen Fronleichnamslieder mit zahllosen Strophen wurden vom Liedblatt abgelesen. Chorleiter Sebastian Wewer hatte eine mobile Mikrophonanlage bei sich und gab als Vorsänger Melodie und Tempo vor, Gospeltrain und Gemeinde stimmten ein.
zwei wichtige Förderer des Gospeltrains: Pfarrer Davis Puthussery und sein Vorgänger Paul Markfort
Als Musikbeitrag am zweiten Segensaltar sangen wir „I want to love you, Lord“. Wie immer hatten wir weitgehend freie Hand bei der Liedauswahl. Die Gemeinde kann auf die langjährige Erfahrung unseres Chorleiters als Kirchenmusiker vertrauen, je nach Anlass das richtige Liedgut zu wählen. Für die heutige Prozession stand die persönliche Beziehung des Einzelnen zu Gott thematisch im Mittelpunkt.
Die letzten Meter – gleich geht es in die kühle Kirche, später gibt’s Getränke
Zum Festakt anlässlich des Priesterjubiläums ging es in die gut gefüllte Kirche. Vier indische Schwestern sangen dem Pfarrer ein Lied in der Heimatsprache Maryalam. Der Pfarrer strahlte, die Gemeinde hörte still und aufmerksam dem für deutsche Ohren ungewöhnlichen Gesang zu. Die Schwestern bekamen herzlichen spontanen Applaus.
Ein sehr persönlicher Moment ein Lied in der Heimatsprache zu hören – für uns spannend
Die Gemeindeführung bedankte sich mit sehr persönlichen Worten für das gute Miteinander und überreichte als Geschenk das aufgearbeitete Originalgewand, welches der Pfarrer für seine Priesterweihe selbst gestaltet hatte. Spontan wurde das goldene Prachtgewand vor Publikum abgelegt und gegen das alte Erinnerungsstück getauscht. Die Anwesenden schmunzelten, so direkt und unkompliziert kennen sie ihren Hirten.
Auch die afrikanische Gemeinde, die regelmäßig ihre Gottesdienste in der Herz-Jesu-Kirche abhält, beteiligte sich mit Glückwünschen, Danksagungen und ihrer wunderbaren – inzwischen längst nicht mehr fremd klingenden – Musik. Erneut viel Applaus; das Publikum liebt die heutzutage mögliche Vielfalt musikalischer Darbietungen.
„You are a priest forever“ sangen die Afrikaner mit Trommelbegleitung
Da unser Stadtteil verwaltungsmäßig zu zwei Stadtbezirken gehört, waren gleich zwei Bezirksbürgermeister als offizielle Vertreter der Stadt Hamm vertreten. Angenehm knapp erfuhren wir erst den priesterlichen Lebenslauf des Jubilars in Deutschland, anschließend einige Anekdoten der guten erfolgreichen Zusammenarbeit.
Als der Gospeltrain an der Reihe war, gab es zunächst ein Ständchen: „Gaudeamus hodie“. Dieser Aufruf zur Freude ist dem Anlass mehr als angemessen und hätte vom Pfarrer selbst ausgesucht sein können.
Davis Puthussery wie immer als guter Zuhörer
Statt persönlicher Geschenke hatte sich Pfarrer Puthussery eine Spende für ein von ihm begleitetes Schulprojekt in seiner indischen Heimat gewünscht. Der Bitte kam der Gospeltrain gerne nach und ergänzte seine herzlichen Glückwünsche um eine 500 Euro-Spende.
Zum wiederholten Mal unterstützt der Gospeltrain soziale Projekt
Ein letzter Höhepunkt ist die Rede des Pfarrers. Im Wesentlichen ging es um sein Motto „geh hin wo die Menschen sind“, welches erklärte, wieso er die Menschen erreicht, beliebt und erfolgreich ist. Musikalischer Abschluss und gleichzeitig Abschiedssegen war unser Lied „Sei behütet“.
Anschließend ließ die Gemeinde diesen ereignisreichen Fronleichnamstag in bunter Runde ausklingen; Getränkestand, Grillstand und Kuchenbuffet waren gerüstet. Auch der Gospeltrain mischte sich unter’s Volk, konnte mit seinen Beiträgen zufrieden sein. Es ist schön auch als eingetragener Verein fest in der Gemeinde verwurzelt zu sein. Vielen Dank für diese Wertschätzung.
Unsere Vereinsvorsitzende Christa, für Insider die „Bossin“, wollte an ihrem Ehrentag in ganz kleinem Kreis auswärts frühstücken gehen. Unter einem Vorwand – deutlich an der Wahrheit vorbei – wurde sie allerdings nicht zur geplanten Lokalität chauffiert, sondern zum Probensaal unseres Pfarrheims an der Herz Jesu Kirche. Dort empfingen sie eine große Anzahl „ihrer“ Gospeltrainer und weitere Gäste. Was für eine Überraschung! Toll, dass alle dichtgehalten haben. Die Bossin wird sich allerdings ihren Teil gedacht haben, als sie sich unserer Chorheimat immer mehr näherte.
Alles halb so wild: eine herzliche Begrüßung, lobende Worte und viele, viele Glückwünsche. Danach gab es ein Ständchen, wobei sich das Geburtstagskind der Tradition entzog, sich ein Lied zu wünschen. In einem Klassenbuch hätte es jetzt einen Tadel gegeben. So geht’s ja nicht…
Kein wichtiges internes Chorereignis, ohne eine gemeinsame Mahlzeit. Gute Geister hatten die Tische im Saal gedeckt und dekoriert. Das übliche Mitbringbuffet wies auf umfangreiche Aktivitäten in zahlreichen Gospeltrainerküchen hin.
Ebenfalls fester Bestandteil aller Feiern: der „Chef“ setzte sich ans Klavier und es wurden einige Stücke gesungen. Auswahl wie immer spontan und ohne Repertoireschwerpunkte, auch Perfektion war Nebensache. Lieblingslieder wie „Let me fly“ gingen aber immer.
Nun mal direkt an Christa: du hast so viel für den Gospeltrain gegeben, jetzt musst du nehmen, da musst du durch. 24 Gospeltrainer haben sich auf den Weg zur Überraschungsfeier gemacht, obwohl man an einem Samstag so tolle Dinge wie an Supermarktkassen anstehen, Haushaltsbuch führen oder Treppe wischen hätte machen können. Da hat sich über die Jahre schon eine tolle Truppe entwickelt.
Unser Hermann war mit uns auf Chorfreizeit, so schien es. Er war immer um uns herum, in Aussagen, in Gedanken. Hermann hätte dies gesagt, Hermann hätte jenes getan. Dabei fehlte sein brummender Bass, die frechen Sprüche, seine Menschenfreundlichkeit.
Hermann R. ist am 16.08.2022 verstorben. Sein Tod war ein Schock für uns. Zwar wussten wir von seiner Erkrankung, doch irgendwie hatten wir gehofft ihn nach einer Genesungsphase wieder in unserer Mitte begrüßen zu können. Es bleibt eine riesige Lücke, die zunächst von vielen persönlichen und gemeinschaftlichen Erinnerungen gefüllt wird. Was bleiben wird ist das Lächeln in den Gesichtern derjenigen, die sich an ihn erinnern. Vielen Dank, Hermann, für die gemeinsamen Jahre. Es war uns eine Ehre dich auf deinem letzten Weg zu begleiten und die Trauerfeier musikalisch mitzugestalten. Unsere Hoffnung, wenigstens ein Fünkchen Trost zu spenden, hat sich durch eine positive Rückmeldung deiner Familie offensichtlich erfüllt.
Bereits Monate zuvor hatten wir einen ehemaligen Gospeltrainer verloren (06.05.2022), der den Chor leider schon vor längerer Zeit krankheitsbedingt verlassen musste. Das ist Detlef L. sehr schwer gefallen, denn die Musik war seine Welt, ob singend und/oder Gitarre spielend.
Viele Gospeltrainer, die sich Corona bedingt ewig nicht gesehen hatten, trafen sich ohne große vorherige Verabredung auf Detlefs Beisetzung. Natürlich gab es viel Musik zu hören auf dieser Feier, deren Gestaltung ein früherer musikalischer Weggefährte übernommen hatte. Sehr berührend war es, mittels Aufzeichnung noch einmal Detlefs Stimme zu hören. Langjährige Gospeltrainer erinnern sich an eine legendäre Busfahrt zu einem Auswärtskonzert, bei der Detlef voller Enthusiasmus Gitarre spielte und sang – er stoppte erst, als es hieß: „aufhören, wir sind da“. Sein leidenschaftlicher Einsatz bei Konzerten, mit tiefem Eintauchen in die Songs und entsprechender Mimik und Körpersprache, ist auf Fotos eindrucksvoll dokumentiert. Herzlichen Dank für deine Fahrt an Bord unseres Gospeltrains, Detlef.
Durch Zufall kam auf unserer Chorfreizeit das Gespräch auf Schwester Maria Elisabeth. „ Die ist auch schon einige Zeit tot“ hieß es (verst. 12.11.2021)– der Trainarchivator war völlig überrascht.
Der Kontakt war weitgehend abgebrochen, da Maria Elisabeth den Chor schon vor vielen Jahren verlassen hatte, inzwischen längst nicht mehr in Hamm wohnte und zurückgezogen auf dem Altenteil ihres Ordens lebte. Dabei war sie genau genommen „Schuld“ an der Entstehung unseres Chores im Jahr 1995. Nach vielen Jahren in Afrika, die Musik und die englische Sprache im Ohr, fragte sie in unserer Gemeinde nach, ob es Gleichgesinnte gäbe, um Gospel zu singen. Es fand sich eine kleine Gruppe Interessierter; der damalige Kirchenmusiker Alexander Fabig ließ sich auf das für ihn bis dahin weitgehend fremde musikalische Gebiet ein, und unser ehemaliger Pfarrer Paul Markfort, der bei seinem langjährigen Mexikoaufenthalt viel Erfahrungen mit musikalischen Gottesdiensten hatte, bot uns jegliche Unterstützung. So hat die Idee einer einzelnen Frau eine wunderbare Geschichte angestoßen, die uns bis heute viel Freude bereitet. Speziell die altgedienten Gospeltrainer, die dich noch gekannt haben, sagen „vielen Dank für dein Engagement“, Maria Elisabeth
Hinweis: unter „Geschichte/In Gedenken“ finden sich unsere endgültig von Bord gegangenen ehemaligen Gospeltrainer.
Ob wir nach dem gestrigen Gesangsmarathon an diesem Sonntagmorgen überhaupt einen Ton heraus bekommen? Nach einem entspannten Frühstück gehen wir frisch ans Werk. Erstaunlicherweise klingt es ganz gut.
In dieser Abschlussprobe stehen keine weiteren Songvorstellungen auf dem Programm, sondern es geht darum, das neu Einstudierte zu festigen. Das heißt, alles Bisherige wird intensiv wiederholt. Chorleiter Sebastian Wewer kann sich so einen Eindruck von Leistungsstand und Lernerfolg dieses Wochenendes machen.
Nach diesem Wochenende sind wir schlauer, was die Themen angeht, an denen wir arbeiten müssen. So macht sich seit längerer Zeit eine Unwucht zwischen Frauen- und Männerstimmen bemerkbar. Gospelinteressierte Tenöre und Bässe sind jederzeit willkommen, sich in den Proben ein Bild vom Gospeltrain zu machen und bei Gefallen an Bord zu kommen.
Was den Probenrückstand aufgrund der Coronapausen und leichte Einschränkungen durch mehrere pandemiebedingte Probenraumwechsel angeht, sind wir auf einem guten Weg. Es ist offensichtlich weniger verloren gegangen, als befürchtet. Mit ein wenig Training ist vieles aus dem bisherigen Repertoire wieder aufzuwecken.
Wer rastet, der rostet. Das betrifft auch unser Liedangebot. Eine Auffrischung in loser Folge hält das Interesse an der Probenarbeit innerhalb des Chores hoch und verhindert Langeweile in den Konzerten, speziell beim Stammpublikum. Was die Auswahl der Neuvorstellungen angeht, war auf unseren Gospel-Trainer bisher immer Verlass.
Apropos Trainer: seit 2010 ist Sebastian Wewer unser Chorleiter, wobei aus einer geplanten mehrwöchigen Aushilfe ein Dauerzustand geworden ist. Wir glücklichen! Wir fühlen uns bei ihm aller bestens aufgehoben. Es passt einfach musikalisch und persönlich, wie dieses Wochenende wieder einmal bewiesen hat. Trotz intensiver Arbeit haben wir viel Spaß miteinander gehabt. Hoffentlich sieht er dies genauso.
Zum Abschied zieht der „Chef“ persönlich ein kurzes Resümee der Chorfreizeit. Er lobt die intensive Probenarbeit, die Aufmerksamkeit und Konzentration. Es sei nicht einfach eine Intensivprobe gewesen, sondern ein Wochenende unter Freunden. Ein größeres Lob kann man nicht erhalten. Die Gospeltrainer können dem nur zustimmen und bestätigen dies mit Applaus. So sind diese Chorfreizeiten in Eversberg aber bisher immer gewesen. So soll es auch zukünftig sein.
Ein Termin für den nächsten Aufenthalt im Matthias-Claudius-Haus in Meschede-Eversberg in zwei Jahren ist bereits vorläufig ausgemacht.
Der lange Probentag hat am Ende noch ein weiteres Highlight zu bieten: ein paar Stunden am Lagerfeuer. Das Matthias-Claudius-Haus bietet die Möglichkeit im Gemeinschaftsbereich ein offenes Feuer zu entzünden und sich in geselliger Runde darum herum zu versammeln. Ein großer Rauchabzug macht es möglich. Bei früheren Aufenthalten entzündete der Hausleiter das Feuer, heute darf unser Chorleiter zündeln.
Am Feuer wird in Eversberg immer gesungen. Da das hauseigene Klavier wegen einiger Stufen nicht in Feuernähe zu transportieren ist, hat Chorleiter Sebastian Wewer bei dieser Freizeit sein Keyboard mitgebracht. Nun kann er mitten unter uns sitzen.
Zunächst wird irgendein altbekanntes Stück angestimmt. Im Laufe des Abends kann jeder Wünsche äußern oder der „Chef“ gibt etwas vor. Schön abwechslungsreich; egal wie alt, egal welche Stilrichtung. Auf Qualität kommt es beim singen jetzt nicht mehr an, sondern nur auf den Spaß an gemeinsam verbrachter Zeit. Die Chorfreizeit ist schließlich kein reines Trainingslager.
Rund um’s behaglich knisternde Feuer sind alle Plätze besetzt, so wird eine zweite Reihe aufgemacht. Wir haben uns mit Getränken nach Wunsch versorgt, Leckerchen werden herumgereicht. Ein schöner Wechsel zwischen Gesang, Gesprächen mit Sitznachbarn und Späßen untereinander.
Der „Chef“ hat heute so viel gespielt, gesungen und erklärt. Und hält immer noch wacker durch. Da ist eigentlich ein Lob und ein Dankeschön angebracht, aber diesbezüglich ist er ein Sensibelchen – verträgt er nicht und wird widerspenstig. Karin hat weniger Hemmungen und schreitet unter begeisterter Anfeuerung der Gospeltrainer zur guten Tat:
Weiter geht’s. Die Stimmung ist heiter bis ausgelassen. Wer hätte gedacht, dass man auch beim Singen „frommer Lieder“ so viel Spaß haben kann. Es gab Kaminabende bei früheren Aufenthalten da hatten wir zu diesem Zeitpunkt schon die halbe „Mundorgel“ durch.
Eine ebenfalls an diesem Wochenende anwesende Konfirmandengruppe feiert in diesen Minuten eine feierliche Andacht, und wir stellen für eine Weile den Gesang ein. Unser Geräuschpegel kann durchaus beachtlich sein.
Der Trainarchivator genießt den Abend und betreibt menschliche Studien. Wie unterschiedlich die Gospeltrainer sind und wie harmonisch wir dennoch zusammen proben, auftreten und feiern. Neugierig aufeinander sein, einander mit den jeweiligen Eigenarten akzeptieren und ein guter Trainer sind wohl unser Erfolgsgeheimnis – seit inzwischen fast 27 Jahren.
Wir starten eine letzte Gesangsrunde. Die gute Stimmung muss dokumentiert werden – das glaubt ja sonst keiner. Sabine umrundet mit der Handykamera das Feuer und nimmt fröhliche Gesichter auf. Okay, die Töne sind nicht mehr ganz astrein, aber unsere Stimmen haben nach dem heutigen Pensum deutlich gelitten.
Das Holz ist verbraucht. So geht es uns mit unserer Energie. Mehrere Probenblöcke, in denen engagiert gearbeitet und Konzentration eingefordert wurde. Selbst am gemeinsam verbrachten Feierabend haben wir uns noch ausgepowert. Wir schließen die Runde, damit wir morgen erholt in die letzte Probe des Wochenendes starten können.
Samstag. Es gießt, es schüttet, der Himmel hat alle Schleusen geöffnet, das Wasser strömt die Zufahrt hinab. Eigentlich für viele eine Gelegenheit auszuschlafen. Nicht so in Eversberg. Wir haben uns ein strammes Programm vorgenommen, so dass ab 8 Uhr gefrühstückt wird.
Die zweite Probe des Wochenendes steht um 9.30 Uhr auf dem Programm. Routiniert wird das Einsingen durchgezogen. Chorleiter Sebastian Wewer stellt uns ein neues Lied vor: „Hilf mir zu glauben“. Er möchte mit uns einige ganz junge deutschsprachige Titel einstudieren, um noch vielfältiger zu werden.
Zunächst bekommen wir das Stück vorgespielt und vorgesungen vom „Chef“. Einfach mal zuhören, Melodie und Charakteristik aufnehmen. Dann steigen wir Abschnitt für Abschnitt ein, Stimme für Stimme. Da ist Konzentration gefragt.
Als die Stimmen gemeinsam singen, merkt man die noch große Unsicherheit; alles wackelt und droht auseinander zu fallen. Es ist aber auch schwierig bei seiner Stimme zu bleiben, wenn man sie noch nicht sicher beherrscht. Jetzt kommt wie üblich die große Stunde unseres Trainers, der uns behutsam unterstützt, wiederholt und erklärt. Es beginnt sich alles viel besser zusammen zu fügen, und man kann das Lied schon erkennen.
Nach dieser anstrengenden Phase gibt es jetzt etwas mit mehr Action. Irgendeinen Song aus dem Repertoire, der weitgehend sicher sitzt. Aufstehen, bewegen, klatschen, wieder locker werden.
11.00 Uhr Pause. Endlich. Singen kann anstrengend sein. Aber die Truppe zieht gut mit. Es gibt keinerlei Störungen, kaum Ablenkungen – aber dennoch wird viel gelacht. Jetzt mal ein paar Minuten die Klappe halten tut ganz gut. Wenn sich nicht doch wieder ein interessantes Gespräch ergibt. Draußen rauscht weiter der Regen runter.
Im dritten Probenblock steht eine weitere Neuvorstellung auf dem Programm: „Lord, reign in me“. Es läuft genau wie immer bei neuen Songs: der Chef macht’s vor, wir versuchen zu folgen. Zuhören, verbessern, wiederholen. Gegen die anfängliche Unsicherheit stellen sich die Stimmen jeweils im Kreis, um sich gegenseitig besser hören und unterstützen zu können. Funktioniert prima und motiviert.
Anschließend wird „You are my hiding place“ gesungen. Ein kleines Stück voller Zuversicht. Es entwickelt seinen speziellen Reiz dadurch, dass wir erst den deutschen und anschließend den englischen Text singen. Außerdem singen zwei Gruppen zeitlich gegeneinander versetzt, wodurch es trotz Einstimmigkeit eine besondere Fülle bekommt.
Jetzt reicht es mit sentimentaler Besinnlichkeit, der Gospeltrain will wieder Fahrt aufnehmen. Das „Latino-Hallelujah“ bietet sich geradezu an. Dieser Wechsel an unterschiedlichen Stilen tut der Probe gut, denn Monotonie macht schläfrig. In früheren Jahren kam dann vom Chorleiter der Standardspruch: packt das jetzt mal weg!
Jetzt dürfen wir uns beim Mittagessen stärken und danach eine längere Pause nach eigenen Wünschen nutzen. Von der Küchenmannschaft werden wir wie bei den Aufenthalten zuvor bestens versorgt. Der Himmel hat ein Einsehen und reißt für einige Zeit auf, was so manche Teilnehmer für einen Spaziergang bei Sonnenschein nutzen.
Spontan ziehen wir die für später geplante Kaffeepause dem vierten Probenblock vor. Der Gospeltrain hat sich immer schon gerne die Dinge so hingebogen wie es gefällt – eine Stärke des Chores, wenn mal etwas nicht wie vorgesehen läuft oder „Chef“ kreative Ideen hat.
Danach geht es wieder seriös weiter. Gestartet wird mit einem weiteren neuen Lied: „Der Blick geht nach oben“. Ein echter Frischling: erst vor wenigen Jahren veröffentlicht, flottes Tempo und ein hoffnungsvoller Text in einer modernen optimistischen Sprache. Die eingängige schwungvolle Melodie haben wir ruck-zuck im Ohr, die Gospeltrainer kommen in Bewegung. Im Hintergrund rauscht erneut Dauerregen.
Zwischen weiteren Wiederholungen der bisher einstudierten Titel, die der weiteren Sicherheit dienen, holen wir zwei Klassiker ans Tageslicht. Einfach mal nicht nur an den Neuheiten arbeiten, sondern locker singen. Nach Corona und langen Probenausfällen muss Auftrittsreife erst wieder hergestellt werden und unser bisheriges Songrepertoire auf Abrufbarkeit überprüft werden. Mit dem Medley „Lord, hold me/Loved“ und „Peace shall be with you“ können wir ganz zufrieden sein. Große Hänger und Patzer gibt es nicht, lediglich ein wenig Feinschliff wäre angebracht. Den Daheimgebliebenen wird ein weiteres Video aufgenommen, damit sie sie sich „ärgern“ nicht dabei zu sein und voll motiviert zu den nächsten Proben zu erscheinen
Endlich Feierabend und Abendessen. Wir haben heute ein großes Pensum absolviert und gute Fortschritte gemacht. Allerdings geht jetzt unsere Energie zu Ende. Zur Belohnung startet später der traditionelle Kaminabend mit Lagerfeuer und – schon wieder – Gesang.
Corona – das Thema hat den Gospeltrain ziemlich ausgebremst. Das Vereinsleben lief auf Sparflamme, die Probenarbeit ruhte phasenweise völlig. Nun starten wir mit viel Vorfreude in das neue Chorjahr und das gleich mit einem Highlight: einer Chorfreizeit über‘s Wochenende. Es geht ins Sauerland nach Meschede-Eversberg, wo wir zum vierten Mal im Matthias-Claudius-Haus Quartier beziehen.
Scheinbar endlose heiß-trockene Sommerwochen sind vorbei, es ist reichlich Regen angesagt. Egal, das Haus bietet ideale Möglichkeiten zum Proben und geselligen Zusammensein, vielleicht ist auch ein Spaziergang in den Pausen möglich. Die abgeschiedene Lage im Wald lädt förmlich dazu ein.
Einen festen Starttermin gibt es nicht, um niemandem Stress bei der Anreise an diesem Werktag zu machen. So kommen die Teilnehmer nach und nach an. Man trifft sich im Gemeinschaftsbereich, holt sich entspannt ein Getränk und unterhält sich. Wunderbar, dass man nicht nur mit den üblichen Probennachbarn ins Gespräch kommt, sondern die Reihenfolge der Ankunft entscheidet.
Erster offizieller Programmpunkt ist das abendliche Grillen. Da unser bewährter Grillmeister diesmal nicht dabei sein kann, gibt unser „Chef“ Sebastian Wewer seine Premiere am Grill – durchaus kritisch beäugt. Dank großem Schirm ist der einsetzende Regen kein Problem, gegessen wir sowieso im Innenraum, wo die Küchenfeen des Hauses ein Salatbuffet vorbereitet haben.
Nach dem Essen begeben wir uns in den seit Jahren vertrauten großen Probenraum, um eine erste Probeneinheit zu absolvieren. Es dauert eine Weile bis wir nach Arbeitsalltag, Anreise und Abendessen in Schwung kommen. Chorleiter Sebastian versteht es aber die Lebensgeister zu wecken – ein bisschen Recken und Strecken und schon geht es los mit den Einsingübungen.
Lockern, kontrolliertes ein- und ausatmen, die anderen anlächeln. Das wird schon. Gesanglich geht es los mit „Angels watching over me“. Gehört schon lange zum musikalischen Fundus, ist angesichts der erst vor wenigen Wochen wieder aufgenommenen Probenabende erwartungsgemäß ein wenig eingerostet. Wichtigster Hinweis: deutlich singen, die Zeit des Nuschelns hinter Masken ist vorbei.
Das zweite Stück, das „Latino-Halleluja“, ist neu im Repertoire, wurde allerdings schon seit einigen Wochen zu Hause einstudiert. Klappt schon ganz gut, scheint den Nerv des Chores zu treffen und könnte ein zukünftiges Lieblingsstück werden. Auffällig viele gehen mit Tanzbewegungen mit. Toll, dass es unser Chorleiter immer wieder schafft, uns neue Facetten der Gospelmusik zu vermitteln.
Eine echte Neuvorstellung in den Proben ist der Song „Come into his presence“, das einige wenige aber irgendwo bei anderer Gelegenheit schon einmal gehört haben. Das flotte Tempo gefällt uns, in der Formulierung „joyful noise“ finden wir uns schmunzelnd wieder. Ist doch klar, dass es zu Beginn überall noch klemmt und wir uns mit Hilfe unseres Trainers an das angestrebte musikalische Ziel erst heran arbeiten müssen.
Zum Abschluss des Probenblocks singen wir noch einmal „Angels watching over me“. Klingt inzwischen recht gut und wird als Video aufgezeichnet. Dieses wird für die Daheimgebliebenen in die chorinterne WhatsApp-Gruppe gestellt, damit sie wenigstens indirekt teilhaben können. „Cheffe“ hat dies offensichtlich so geplant, denn er hat ein Stativ für den besseren Überblick mitgebracht. Ersten Rückmeldungen zufolge ist diese Aktion gut angekommen.
Feierabend. Der erste Probenblock ist geschafft. Jetzt setzen wir uns zum gemütlichen Teil zusammen, so wie jeder mag. Auffällig ist aber, dass die meisten deutlich vor Mitternacht Richtung Bett verschwunden sind – wir sind geschafft.