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Alle Jahre wieder – Weihnachtsfeier 17.12.2014

Die Weihnachtsfeier ist immer ein schönes Highlight am Ende eines Jahres. Dieses Mal wird man im Vorraum des Pfarrheims an der Herz-Jesu-Kirche in Hamm-Norden von Windlichtern auf den Abend eingestimmt – nette Neuerung. Schon frühzeitig ist der Saal gut gefüllt; wir sind fast vollständig versammelt.

© trainarchivator Illuminierter Eingangsbereich im Pfarrheim

„Das Niveau steigt jedes Jahr“ heißt es schmunzelnd bei einem Blick auf den diesmal mit Tischdecke und Kerzen besonders herausgeputzten Tisch für das gospeltraintypische Mitbringbuffet. Dieses bietet die geschätzte Mischung aus beliebten Klassikern und einigen Neuerungen, ergänzt durch leckere Schweinereien vom Metzger. Für die schönen Arrangements auf den weihnachtlich geschmückten Tischen hat Steffi auf bewährte Art gesorgt.

© trainarchivatorEin paar nachdenkenswerte Worte zur Begrüßung

Ein Programm im engeren Sinne gibt es nicht, vielmehr soll es ein netter Abend in geselliger Runde werden. Dennoch spricht Chorleiter Sebastian Wewer zum Auftakt einige Worte zum geistlichen Geleit in der Weihnachtszeit. Angesichts aktueller gesellschaftlicher Ereignisse erinnert er an christliche Überzeugungen und unsere Verantwortung. Der Beitrag kommt gut an. In der oft hektischen Vorweihnachtszeit tut es gut, auf das Wesentliche „eingenordet“ zu werden. Anschließend wird das Buffet freigegeben.

© trainarchivator Das sieht aber wieder gut aus!

© trainarchivatorAlles nach links – dort steht der Nachtisch 🙂

Man sitzt beieinander, lässt es sich schmecken und führt nette Tischgespräche. Inzwischen sind unser erst kürzlich neu eingeführter Pfarrer und der Pastoralreferent eingetroffen. Für Pfarrer Davis Puthussery ist es eine erste intensivere Kontaktaufnahme zu unserem Chor. Aufgeschlossen und interessiert nimmt er an den Gesprächen teil oder lässt sich einige Gepflogenheiten beim Gospeltrain oder in seiner neuen Gemeinde erklären.

Bald darauf wir es ein wenig offiziell. Chorleiter Sebastian darf mal wieder zur Tat schreiten und neue Mitglieder an Bord des Gospeltrains begrüßen. Diesmal ist es sogar Verstärkung für die Männerstimmen, die den Frauenstimmen zahlenmäßig noch weit hinterherhinken. Nach der förmlichen Übergabe der Chorkrawatten gibt es herzlichen Applaus für unsere Neuen, die sich nach dem gemeinsamen Kennenlernen in einer Probephase für uns entschieden haben. Hermann bedankt sich und ist offensichtlich schon ganz gespannt, wohin uns unser gemeinsamer Weg noch führen wird.

© trainarchivatorHerzlich Willkommen, Hermann und Dimitri

Wo der Chef gerade in Aktion ist, werden Pfarrer Davis Puthussery und Pastoralreferent Martin Remke nach vorne gerufen. Sie erhalten als Zeichen des Willkommens und der Anerkennung unseren Chorschal überreicht. Auch Vorgänger Pfarrer Paul Markfort hatte unseren Schal als Dankeschön für langjährige treue Unterstützung bei früherer Gelegenheit erhalten. Nach ein paar Worten von Pfarrer Davis darf der Gospeltrain weiterhin auf gute Zusammenarbeit innerhalb der Gemeinde vertrauen. Die erste persönliche Kontaktaufnahme ist prima gelungen, denn auch Pfarrer Davis scheint sich bei uns wohlzufühlen. – Im kleinen Kreis wird ihm schmunzelnd zugesichert, dass der Schal keine Bürde und mit vielen lästigen Pflichten verbunden sei, sondern man ihn als eine wohlwollende Geste verstehen möge.

© trainarchivatorPfarrer Davis Puthussery und Pastoralreferent Martin Remke

Auch für Sebastian selbst gibt es seine Bescherung. Train-Bossin Christa lässt ihn einen weihnachtlich dekorierten Beutel mit vielen kleinen, verwirrend verpackten Geschenken auspacken. Wie immer: der Chef ist verlegen, die Bossin zelebriert amüsiert. Viele kleine Weihnachtsleckereien kommen ans Licht. Das Publikum ist gespannt und fragt sich, was wohl der eigentliche Höhepunkt der Zeremonie sein werde. Da ist es, das größte der Päckchen. Schnell auspacken, und…? Sebastian strahlt und präsentiert sein Geschenk: ein Keyboarder aus Metall, der ihm mit Brille und typischer Körperhaltung wie ein Zwilling gleicht (fast jedenfalls).

© trainarchivator Die Zeremonienmeisterin und ihr „Opfer“

© trainarchivatorEin Geschenk wie ein Pokal – bist halt unsere Nummer Eins

Der Beschenkte geht nun ans Klavier, denn wir wollen natürlich ein paar Weihnachtslieder singen. Damit es nicht zu Textaussetzern unsererseits kommt, hat Brigitte entsprechende Heftchen mitgebracht, aus denen wir uns Titel aussuchen. Die Stimmung ist gut, alle singen kräftig mit, und es wird viel gelacht.

© trainarchivatorKeine Feier ohne Musik

© trainarchivatorAuch Geschichten werden vorgelesen, mal heiter und überdreht, mal nachdenklich. Wir sitzen noch eine Weile zusammen, bevor es mit vereinten Kräften ans Aufräumen und Putzen geht.

Ein gelungener Abend liegt hinter uns. Vielen Dank an das Orga-Team und alle anderen, die durch tatkräftige Mithilfe und Buffetbestückung zur Weihnachtsfeier beigetragen haben.

© trainarchivatorHier werden sorgfältig alle Spuren der Feier verwischt

Gospeltrain für 2015 eingeschworen

Die heutige Probe lässt sich an wie immer. Routiniert geht man an einzelne Stücke heran; übt die einzelnen Stimmen, arbeitet an Details. Zahlenmäßig sind wir heute echt top besetzt. Obwohl wie immer auch der Spaß nicht zu kurz kommt, sind wir doch konzentriert bei der Sache.
Nach der üblichen kleinen Pause wird Chorleiter Sebastian Wewer fast ein bisschen förmlich und verkündet Neuigkeiten: er habe seine Überlegungen abgeschlossen, das Programm für drei Konzerte im ersten Quartal 2015 stehe.

Der Gospeltrain darf im nächsten Jahr seinen zwanzigsten Geburtstag feiern und möchte es musikalisch krachen lassen. Los geht es am 25.01. in Münster-Wolbeck, danach sind wir am 08.02. in Beckum zu Gast, bevor wir als Höhepunkt unser „Heimspiel“ in der Gemeinde Clemens August Graf von Galen im Hammer Norden absolvieren. Nähere Infos zu gegebener Zeit an dieser Stelle.

© Gospeltrain Hamm e.V..

Unser „Chef“ hat ein tolles Programm zusammen gestellt, einen bunten Mix aus unserem Repertoire. Es werden sowohl traditionelle amerikanische Klassiker zu hören sein, die fast jeder Gospelfan kennt, als auch moderne europäische Gospels.
Als uns die umfangreiche Liste der Titel vorgestellt wird, bekommen wir erst einmal einen Schreck. Uns ist klar: Konzertprogramm = Arbeitsprogramm. Da kommt ja richtig etwas auf uns zu. Doch uns wird schnell die Sorge genommen. „Das sind alles Stücke, die ihr drauf habt. Wir werden nur an Feinheiten zu arbeiten haben!“ Stimmt, alles halb so wild. Kein Lied muss komplett neu einstudiert werden.

Das Publikum kann sich auf interessante Konzerte freuen. Egal wie neugierig man auf das Programm sein mag – wir verraten nichts und wollen die Gäste vor Ort live überraschen und begeistern. Bei uns fängt es schon so langsam an zu kribbeln. Wir werden jedenfalls so richtig auf diese Konzerte eingeschworen. Bis auf den Jahresauftakt bei einer Vorabendmesse in der eigenen Gemeinde stehen in den ersten drei Monaten im Jahre 2015 keine anderen Auftritte an. Ab sofort gilt die volle Konzentration der Vorbereitung in den Proben, für die sich Chorleiter Sebastian eine sehr gute Beteiligung der Gospeltrainer hofft. – Ja, Chef, wird gemacht. Kannst Dich darauf verlassen!!! Wir haben immerhin einen gewissen Qualitätsanspruch und wollen uns schließlich mit tollen Veranstaltungen belohnen.

Konzert in Herzebrock-Clarholz in der Lokalzeitung 04.11.2014

Die örtliche Lokalzeitung „Die Glocke“ hat am 04.11.2014 einen Artikel über das Konzert in der Herzebrocker Kreuzkirche veröffentlicht. Am Sonntag, den 02.11.2014, hatte der Rainbow Gospelchor in seine Heimatgemeinde eingeladen, um die Erinnerungen an den Gospelkirchentag 2014 in Kassel aufleben zu lassen. Gemeinsam mit SängerInnen vom „Gospeltrain Hamm“ sowie von „CHORios“ aus Ahlen und „Come on and sing“ aus Unna hatte man unter dem Namen „WeST! – We sing together!“ einen Auftritt in der Kasselaner Gospelnacht.

Der Auftritt in Herzebrock hat den Aktiven gut gefallen. Dass dieser Eindruck nicht täuscht und das Publikum Freude an dieser Veranstaltung hatte, belegt nun diese Konzertkritik. Der spezielle Gospelspirit hat die Menschen erreicht, was für uns Lohn und Ansporn zugleich ist.

© Die Glocke, 04.11.2014© Die Glocke, 04.11.2014

Nachbesprechung Stippvisite in Herzebrock-Clarholz 02.11.2014

© Creative Kirche, Witten

© trainarchivatorAls wir Gospeltrainer in Herzebrock ankommen, klingt aus der Kreuzkirche schon Gesang. Der hiesige Rainbow Gospelchor stimmt sich auf das am Abend stattfindende Konzert ein. Dazu hat er alle Leute aus befreundeten Chören eingeladen, die gemeinsam mit unser aller Chorleiter Sebastian Wewer am Gospelkirchentag in Kassel teilgenommen haben. Wewer hatte im Vorfeld dieser Großveranstaltung im September alle Interessierten aus seinen Chören unter dem inzwischen eingeführten Namen „WeST!“ (We sing together) vereinigt. Nun gibt es also ein Wiedersehen, um Herzebrock und Umgebung an Musik und Stimmung des Gospelkirchentages teilhaben zu lassen. Ein Highlight war der gemeinsame Auftritt in der Gospelnacht.

https://archiv.gospeltrain-hamm.de/2014/09/29/gospelkirchentag-kassel-teil-2-die-gospelnacht/

Die Gastgeber sollen erst mehrere Titel alleine singen, bevor ihre angereisten Gäste hinzukommen. Der Rainbow Gospelchor hat nun seine Vorbereitungen abgeschlossen, und alle anderen kommen jetzt nach vorne. Man hat im Altarraum die vorhandenen Stufen nach hinten mit Podesten ergänzt, so dass wir einerseits dem Publikum attraktiv präsentiert werden können und andererseits jederzeit Blickkontakte zwischen Sängern und Chorleiter möglich ist.

© trainarchivatorSeriös vorbereiten und Spaß haben – wir können beides

Dementsprechend ist zuerst eine Stellprobe Pflicht. Dann kurzes gemeinsames warmmachen und einsingen. Seit dem Gospelkirchentag haben wir uns nicht mehr gesehen und auch keine Probe gemeinsam absolviert. Die zahlreichen Workshops vor dem Großereignis und das heutige Einsingen sollten reichen – man muss der gelegten Basis einfach mal vertrauen. Den Rest macht der musikalische Leiter je nach Bedarf ganz spontan.

© trainarchivatorGleich wird noch aufgeräumt

Zum Abschluss der Vorbereitungen wird schnell noch der Einzug geprobt. Die ganze Zeit über haben schon einige frühe Gäste unsere Aktivitäten interessiert verfolgt. Sicher ganz spannend Anweisungen, Wiederholungen und Verbesserungen zu erleben. Auch kann man mal in das Innenleben unserer gemischten Truppe hineinschauen und deren Stimmung aufnehmen. Das weckt bestimmt Vorfreude auf das gleich beginnende Konzert.

© trainarchivatorUnter den Blicken erster Gäste wird der Einzug geprobt

Uns bleibt noch eine knappe halbe Stunde Zeit, um sich in den Gemeindesaal zurückzuziehen. Man sucht das Gespräch, trinkt noch mal einen Schluck und lässt sich von der gespannten Vorfreude der anderen anstecken. Gleich soll es losgehen, doch der Chef ruft uns noch einmal kurz zusammen. „Ich freue mich, dass ihr alle da seid. Das wird richtig toll. Lasst uns die Kirche rocken!“ Ja, so kennen wir ihn. Wir schenken seinen Worten Glauben und wollen sehen, was in Herzebrock so möglich ist.

© trainarchivator© trainarchivator

Vorstartfieber – der Chef heizt ein

© trainarchivatorInzwischen ist es dunkel geworden, die Beleuchtung sieht von außen einladend aus. Die Nachricht „Die Kirche ist voll“ geht rum wie ein Lauffeuer. Umso besser. Der Rainbow Gospelchor zieht ein. Wir anderen folgen wie geprobt und nehmen unsere Plätze in der reservierten ersten Reihe ein. Einen Moment der gespannten Ruhe, dann zählt Sebastian für den ersten Titel ein. „All night, all day“ heißt der Song, mit dem es los geht. Man ist beim Heimspiel etwas aufgeregt, doch Sebastian am Keyboard vermittelt durch Blickkontakte Sicherheit. Bemerkenswert: das Publikum braucht keine lange Anlaufphase, um warm zu werden. Man ist entspannt, neugierig und wohlwollend positiv eingestellt. Keine starren Sitzhaltungen und keine abweisenden Minen, die erst mal gelöst werden wollen.

© trainarchivatorSängerInnen aus Ahlen, Hamm und Unna hören den Gastgebern zu

Jetzt ist es an der Zeit, dass ein Rainbow-Mitglied die Gäste in der Kreuzkirche, in der kaum ein Platz frei bleibt, begrüßt. Bei der Gelegenheit wird den Menschen vom Gospelkirchentag 2014 in Kassel berichtet, der für alle heute in Herzebrock auf der Bühne stehenden GospelsängerInnen eine Bereicherung und Inspiration gewesen sei. „Inspired“ heißt der dementsprechend ausgewählte Titel. Wir Gospeltrainer sind gespannt, denn auch wir haben dieses Stück schon geprobt, es aber noch nicht ins Auftrittsrepertoire aufgenommen. Es klingt gut, doch auch völlig anders als in der Dortmunder Westfalenhalle, wo ihn einige der Gospeltrainer beim Gospelkirchentag 2012 kennen gelernt haben. Die riesige Halle 1 in Dortmund und diese eher kleine kompakte Kirche sind einfach zu unterschiedlich.

© trainarchivatorDer Rainbow Gospelchor vor Fachpublikum

Etliche Wochen hatte man sich auf den heutigen Auftritt vorbereitet und konnte den Tag kaum erwarten. Jetzt ist er endlich da und die Spannung löst sich. „This is the day“ möchte man ausrufen, was der Rainbow Gospelchor mit dem gleichlautenden Lied auch tut. Nach dem gelungenen Auftakt ist dies auch mehr als berechtigt. Alle drei bisherigen Titel kennen wir auch und singen leise mit. Ein zweites Warm-up sozusagen. Auch für diesen Beitrag bekommen die Rainbows herzlichen Applaus. Damit geht es gleich für uns anderen los.

© Sebastian WewerAls die ersten Töne von „Lord, hold me“ am Keyboard erklingen, beginnt der Rainbow Gospelchor mit zu summen. Auch alle anderen SängerInnen stimmen mit ein. Auf ein Zeichen vom Chorleiter gehen wir nach vorne und mischen uns, wie zuvor geprobt, unter die Herzebrocker. Jetzt steht der Original-Gospelkirchentag-2014-Chor „WeST!“ auf der Bühne – von wenigen Verhinderten mal abgesehen. Das Publikum schaut den inzwischen auf 44 Personen angewachsenen Chor gespannt an, denn der Konzertbeginn mit den Gastgebern hatte schon mal viel Anklang gefunden.
Unser erstes gemeinsames Stück gelingt prima, schießt nahtlos an die zuvor gebotene Leistung der Rainbows an. Wir fühlen uns gleich wohl, alles passt. Dass sich das Publikum anstecken und begeistern lässt, haben wir bei den ersten Songs der Veranstaltung erfahren dürfen.

Ohne großen Übergang beginnen wir den Refrain des Titels „I belong to you“ zu singen, der zukünftig beim Gospeltrain – und wahrscheinlich auch bei anderen der Wewer-Chöre – die Verbindung innerhalb eines noch in der Entwicklung befindlichen Medleys sein soll. Heute erleben die Zuschauer die öffentliche Premiere, die schon mal richtig Eindruck macht. Im Wesentlichen ist es nur eine Zeile, die immer und immer wieder wiederholt wird. Es ist das Arrangement, was daraus etwas Besonderes machen kann. Erst singt nur der Sopran. Sehr schön. Dann steigt der Alt ein und erzeugt gleich viel mehr Fülle. Wunderbar. Anschließend sorgt der Tenor, der wie in mancher Komposition etwas aus der Reihe tanzt, für die besondere Würze. Der Bass erzeugt dann endgültig Gänsehautstimmung. Mancher auf der Bühne wird in diesem Moment die Rothenbachhalle in Kassel vor Augen haben, wo wir Teil eines fast 5000 Personen umfassenden Chores beim Workshop des Gospelkirchentags waren. Auf so einen Moment hatten wir bei der Vorbereitung dieses Auftritts in Herzebrock gehofft. Die Erfahrungen in Kassel haben uns gezeigt, dass dieses langsame Stück umso besser wirkt, umso mehr die Mitwirkenden in sich selbst ruhen und in sich hinein horchen. Dann gelingt genau der Qualitätssprung, an dem die Gospeltrainer erst kürzlich in einem chorinternen Workshop gearbeitet haben. Beim Einsingen haben wir die Augen geschlossen, um genau diese Wirkung zu erreichen. Beim Publikum ist dieses Übergangsstück sehr gut angekommen. Das belegt uns weniger der kräftige Applaus, als vielmehr der Blick in selig lächelnde Gesichter.

Gospel kann laut und actionreich sein, mit Bühnenshow und Choreographie. Muss aber nicht. Das beweisen wir den Zuhörern mit dem Lied „Herr, wir beten dich an“. Zuvor hat Chorleiter Sebastian kurz erläutert, dass Gospel nicht mehr nur afroamerikanisch ist, sondern in Europa längst eine starke, selbstbewusste und authentische Gospelszene existiert. Gerne singt man die amerikanischen Klassiker, allerdings gleichberechtigt neben europäischen Kompositionen jüngeren Datums. Selbst der ruhige Westfale könne in Gospel seinen Ausdruck finden. Gelächter im Publikum, man fühlt sich verstanden! Sehr ruhig und getragen kommt also das Stück daher, aber mit einer Steigerung zur Verdeutlichung der wesentlichen Aussage. Gospel ist immer auch Gebet, was in diesem Moment und an diesem Ort sehr deutlich wird. Viel zustimmender Applaus.

Wieder wendet sich Sebastian ans Publikum, und erinnert daran, dass man Jesus nicht nur an bestimmten Orten oder zu bestimmten Zeiten erreichen könne. Er sei vielmehr immer und überall in der Nähe und ansprechbar. So auch am Abend des 2. November 2014 in Herzebrock. Gespannte Gesichter schauen uns an. Der Song „Jesus is right here“ entwickelt über die Einsätze der verschiedenen Stimmen hinweg eine besondere Stimmung. Jeder mag es anders erfahren, doch man kann sich sicher sein: Jesus ist hier mitten unter uns. Die Menschen hören völlig gelöst zu, einige Textkundige singen mit.

Um dem Publikum die harten, unbequemen und zum Büßen für die eigenen Verfehlungen geeigneten Kirchenbänke zu ersparen (Trainarchivator zitiert nur!), wird es kurzerhand in das Programm einbezogen. Das „Taizé-Halleluja“ kennen die meisten aus den Gottesdiensten. Schnell mal zur Probe angesungen – alles klar, wenn auch tempomäßig recht getragen. Nun kommt aber „Beschleuniger“ Sebastian ins Spiel und sorgt für Schwung, gibt Anweisungen für einen Kanon. Es endet wie so oft: die ganze Kirche singt mit, ist ausgelassen. Wir sind glücklich, dass in Herzebrock der Funken so schnell überspringt. Da muss der Rainbow Gospelchor aber sehr gute Vorarbeit durch seine Auftritte geleistet haben.

Jetzt werden wir vom Chef überrascht. Er trifft Vorbereitungen für den Song „Now“, den wir erst vor wenigen Wochen in Kassel kennen gelernt und anschließend einstudiert haben. Sollte der nicht erst gegen Ende des Konzertes gesungen werden? Egal. Zunächst wird den Besuchern das gospeltypische Klatschen beigebracht, welches sich grundsätzlich vom Marschrhythmus unterscheide, was dem Westfalen eher vom Schützenfest vertraut sei. Die direkte und unverblümte Ansprache Sebastians kommt gut an, auch wenn viele etwas überrascht zu sein scheinen. Sind Chorleiter sonst nicht viel zurückhaltender? Unserer nicht. Der ist frisch, manchmal auch ein bisschen frech, immer mit dem richtigen Gespür für die Situation. Man schaut dem manchen Meter in der Kirche machenden Mann hinterher und ist gespannt, was jetzt kommen mag. Nach dem Klatschen wird auch noch das Stampfen geübt, schließlich beides im Wechsel. Genau so werden wir es gleich bei „Now“ machen.

© Rainbow Gospelchor Herzebrock-ClarholzAllmählich durchschauen wir das Vorhaben des Musikdirektors. Für diese Songpremiere will er uns durch das mitmachende Publikum eine Hilfe an die Hand geben, falls jemand mal aus dem Tritt kommt. Das ist mal richtig clever! In diesem Song gibt es die Zeile „When is a good time?“, die zum Titel des Konzerts auserkoren wurde. Die Töne werden den Stimmen angegeben, es liegt jede Menge Spannung in der Luft und los geht’s. Wir singen, klatschen, stampfen – das Publikum macht mit. Zum Glück gelingt es uns, trotz der Spannung das Tempo zu halten und nicht schneller zu werden. Langsam und dennoch mit Power kommt das Stück daher, erzielt bei uns und bei den Zuhörern seine Wirkung. Die spüren, eine besondere Situation mitzuerleben. Am Ende gibt es donnernden Applaus, die Kirche bebt.

Nach zwei Mitmach-Liedern brauchen alle etwas Besinnlicheres. Der Gospel „I will be there” erzählt von der Gewissheit, nicht alleine zu sein. Gott ist immer da, vielleicht auch in Gestalt eines guten Freundes. Wie schnell das eben noch stehend tobende Auditorium wieder still und aufmerksam in den Bänken sitzt ist faszinierend. Es scheinen echte Gospelfreunde zu sein und auch manche echte Kenner; einige können fast jedes Stück mitsingen, obwohl nicht die altbekannten Gassenhauer auf dem Programm stehen. Beeindruckend! Auch für diesen Beitrag gibt es viel Zustimmung, doch der Applaus ist weniger krachend als zuvor, passt sich sensibel der soeben gehörten zarten Melodie an.

Hat man vor wenigen Minuten Chorleiter Sebastian Wewer noch eher als Lausbuben und Powerpaket erlebt, so ist man nun von der Ernsthaftigkeit überrascht, mit der er glaubwürdig und schließlich auffordernd von der Aktion „Gospel für eine gerechtere Welt“ und dem „Gospelday“ erzählt. Wie viele andere Gospelchöre unterstützen wir das für das Jahr 2014 ausgewählte Projekt „Happy Home“ in Bangladesh, welches ehemaligen Kindersklaven Heimat, Bildung und Zukunftsperspektive gibt. Angesichts des Berichts und der eben erlebten Glücksgefühle im reichen sicheren Deutschland fühlt man sich schon sehr privilegiert. Was liegt da näher, als dieses Projekt durch eine kleine Spende zu unterstützen und etwas in Dankbarkeit zurückzugeben. Zwei Körbchen werden durch die Reihen gegeben, um die Zuschauer zu „erleichtern“.

http://www.gospelday.de/

http://www.gospelday.de/spendenprojekte/happy-home-bangladesch-2014/

Welch ein Schock, als wir die Körbchen nach der Sammlung zu Gesicht bekommen. Unsere Hoffnungen an die Spendenbereitschaft der Menschen wird weit übertroffen. Was liegt näher, als sich vom folgenden Stück „Let me fly“ tragen zu lassen. Direkt nach dem Gospelkirchentag 2012 haben wir das Lied ins Repertoire aufgenommen und seitdem viele Male zu verschiedenen Anlässen gesungen. Gerade mit vielen anderen wie heute macht es besonders viel Spaß. Aber es ist nicht nur eines unserer Lieblingsstücke, sondern auch viele Besucher kennen und lieben es offensichtlich. Da wird mitgesungen und man breitet die Arme aus wie zum Flug. Was sind das wohl im einzelnen für Leute, die dieses Konzert gemeinsam mit uns erleben und gestalten. Ja, sie gestalten mit. Man singt, man tanzt, man kuschelt, träumt oder rockt. Für uns auf der Bühne toll zu beobachten, wie das eigene Tun seine Wirkung bei anderen, fremden Menschen erzielt. Schade, Sebastian, da geht mit dem Rücken zum Publikum manches an Dir vorbei.

Damit die Gäste sich nicht all‘ zu bequem in den Bänken einrichten, kommt nun unser Triplet. Sebastian schaltet wieder einige Gänge hoch und erläutert, was nun zu geschehen habe. Nacheinander werden die Klassiker „Go, tell it on the mountains”, „He’s got the whole world” und „Rock my soul” gemeinsam angesungen. Anschließend teilt der Chef Publikum und Chor in Gruppen, die jeweils eines der Lieder singen – zeitgleich wohlgemerkt. Man hat Spaß an der Art und Weise, wie der Chorleiter Anweisungen gibt, bei den Einsätzen hilft und alle anfeuert. Der Mann ist heute in absoluter Höchstform, wie selbst altgediente Gospeltrainer feststellen müssen. Spätestens jetzt tobt die Masse. Mit kräftigem Applaus belohnt man den Chor und sich selbst.

© trainarchivatorAufmerksam folgt man den Anweisungen…

© trainarchivator…bevor es so richtig abgeht!

So langsam geht es auf das Ende des Konzertes zu. Nach den aufregenden Momenten gilt es wieder etwas runterzufahren und den Menschen noch ein paar nachhaltige Eindrücke mit nach Hause zu geben. Da tun ein paar Engel immer gutJ. „Angels by your side“ lautet unser Wunsch für alle, die diesen Abend hier gemeinsam erleben. Das kommt gut an, die aufgeheizte Stimmung weicht einer stillen Sentimentalität und ein wenig Träumerei. Der Segenswunsch „Peace shall be with you“ ist im Anschluss daran genau passend. Wir reichen einander die Hände. Das Publikum macht es ebenso, der Mittelgang ist längst nicht mehr vorhanden. Selbst zwei Damen von der Presse haben ihre Professionalität abgelegt und sich anstecken lassen.

Man ist offensichtlich begeistert, welch‘ unterschiedliche Stücke das Konzert bietet. Wir wollen immer gerne zeigen, welche Facetten Gospel heutzutage haben kann. Außerdem ist das Publikum sehr aktiv mitgegangen; von Anfang an und ohne ein Programm, wo sich ein Gassenhauer an den anderen reiht. Heute muss Sebastian nicht mal dazu auffordern, sich gehen zu lassen – das geschieht ganz von alleine. Die Leute finden ganz individuell ihren Weg die Musik mitzuerleben. Alles vorhanden: extrovertierte Sänger und Tänzer neben stillen Genießern und Träumern. Inzwischen ist uns so richtig warm geworden. Fast eineinhalb Stunden Leistung abliefern bei voller Konzentration und dennoch emotional teilhaben am Geschehen. Ein bisschen neidisch schaut man auf den Chorleiter, der im Gegensatz zu uns schon mal zur Wasserflasche greifen kann.

Einen Klassiker haben wir uns doch noch für den Schluss aufgehoben: Schon bei den ersten Tönen erkennen viele „This little light of mine“ und singen wie erhofft mit. Jede Wette, dass die Mischung aus passivem Erleben und eigenem Mitmachen sich nachhaltig einprägt. Der Schlussapplaus ist heftig, richtig heftig. Und lang anhaltend. Da müssen wir uns gleich mehrfach verbeugen. Doch wie kommen wir hier ohne Zugabe raus? Bei so vielen beteiligten Chören an WeSt! ist es schwierig, denn die Repertoires unterscheiden sich. Die gemeinsamen Songs haben wir im Konzert schon zu Gehör gebracht. Bis auf einen. Zu „Heaven is a wonderful place“ ziehen wir einfach durch den Mittelgang aus. Schön an den Gästen in Augenhöhe vorbei zu gehen. So manches Wort der Anerkennung und der Beglückwünschung erreicht uns. Der schönste Lohn.

© trainarchivatorAuszug unter viel Applaus und mit vielen netten Worten vom Publikum

So, jetzt erst mal einen Schluck trinken. Doch Sebastian gibt uns den Rat, uns unter die Menschen zu mischen und Rückmeldungen einzuholen. Der Mann versteht seinen Beruf. So ist es halt, wenn jemand mit Freude seinem Beruf nachgeht. Was sage ich? Wohl eher seinem Hobby oder seiner Leidenschaft! Authentisch und überzeugend. Ansteckend!

Tatsächlich kommen viele mit Besuchern ins Gespräch, wobei die Rainbows natürlich noch den Heimvorteil mit vielen Bekannten im Publikum haben. Dennoch höchst interessant, was da noch alles an Meinungen aufzuschnappen ist. Ein paar Minuten setze ich mich draußen auf eine Bank. Wie zu einem festlichen Anlass läuten nach Ende des Konzertes die Glocken. Vielleicht wird hier immer um zwanzig Uhr geläutet, doch diese Möglichkeit ist fast zu profan.
Beteiligte aus Herzebrock werden von Bekannten gedrückt und beglückwünscht. Besucher erzählen von ihren Eindrücken. „Es war wirklich toll, ich bin begeistert, ich bin zum ersten Mal da“. „Meiner Schwiegermutter hat es gefallen“ – wenn das nicht mal die höchste aller möglichen Belobigungen ist. „Ich war froh, dass die Kirche voll war – da macht es gleich doppelt Spaß“ meint ein beteiligter Sänger. Volle Zustimmung.

Als sich etliche Radfahrer auf den Heimweg machen, die roten Rücklichter in alle Richtungen verschwinden, ist man an die Ausbreitung des Osterfeuers erinnert. – Da ist es wieder. Das Phänomen. Der Gospelschock! Teilnehmer des Gospelkirchentags kennen das. Emotionaler Overflow bei gleichzeitigem Ohrwurm.

© trainarchivatorMüde, aber zufrieden

Im Gemeindesaal gibt es jetzt noch einen kleinen gemütlichen Ausklang bei Fingerfood vom Mitbringbuffet. Außerdem kann man sich erst mal über den Auftritt austauschen. Haben die anderen das Konzert genauso erlebt und empfunden wie man selbst? Ein Knaller ist noch die Verkündigung des Spendenergebnisses von 802€, die ohne Abzüge an das Projekt „Happy Home“ in Bangladesh gehen. Vielen Dank allen Spendern!

© trainarchivator20.04 Uhr, Zeit für eine erste Bilanz

Mit diesem gelungenen Gemeinschaftskonzert in Herzebrock-Clarholz geht für den Gospetrain Hamm das Thema Gospelkirchentag 2014 endgültig zu Ende. Ein würdiger und erlebnisreicher Abschluss. Ab sofort wenden wir uns dem Programm des Jahres 2015 zu, in dem wir es so richtig krachen lassen wollen. Zwanzigjähriges Chorbestehen ist das Stichwort.

Ab sofort gehen die beteiligten Chöre wieder eigene Wege, doch bei irgendeiner passender Gelegenheit werden sich unsere Wege kreuzen – spätestens beim Gospelkirchentag 2016 in Braunschweig.

Danke an:

CHORios, Ahlen
Come on and sing, Unna
Gospeltrain Hamm e.V.
Rainbow Gospelchor, Herzebrock-Clarholz

Stippvisite in Herzebrock-Clarholz 02.11.2014

© Sebastian WewerWie gut, dass Chorleiter Sebastian Wewer einige der von ihm geleiteten Chöre miteinander vernetzt hat. So ergeben sich hier und da Möglichkeiten sich gegenseitig zu unterstützen und zu ergänzen, v.a. etwas gemeinsam zu erleben. So ist es nur logisch diesen Kooperationen Namen und Logo zu verpassen und letztlich eine weitere Marke im Wewer-Universum zu schaffen. So heißt es schlicht und einfach „We sing together“ WeST! Da erübrigen sich die Erläuterungen zur immer wieder etwas anderen Mischung des aus mehreren Chören gespeisten Projektchores.

Jetzt liegt der gemeinsam besuchte Gospelkirchentag in Kassel schon etliche Wochen hinter uns, doch die Spätfolgen sind noch spürbar. Der Rainbow Gospelchor aus Herzebrock-Clarholz gibt am Sonntag in der Heimatkirche in Herzebrock ein Konzert. Das Publikum wird im ersten Teil Gospels aus dem Repertoire dieses Chores zu hören bekommen. In einem zweiten Teil wird der Chor durch Mitglieder anderer Chöre ergänzt, die ebenfalls mit in Kassel waren – so auch vom Gospeltrain. Gemeinsam werden wir Songs singen, mit denen wir als WeST! in der Gospelnacht in der Kasselaner Christuskirche aufgetreten sind. Zum Schluss wird man vielleicht noch eine echte Premiere erleben können, denn geplant ist ein Stück zu singen, welches wir erst in Kassel beim Mass Choir Workshop kennen gelernt haben.

Es wird interessant sein, wie viele Teilnehmer von auswärts den Weg nach Herzebrock finden werden. Immerhin bietet sich die Möglichkeit noch einmal Gospelkirchentagsfeeling zu erleben, einander wiederzusehen und den Zyklus aus gemeinsamen Vorbereitungen und den Erlebnisse in Kassel mit diesem Konzert abzuschließen.

© Rainbow Gospelchor Herzebrock-ClarholzEinladung zum Konzert – einige Gospeltrainer sind bei WeST! dabei

Nachbesprechung Workshop Caldenhof 25.10.2014

Nach all‘ den Auftritten und Ereignissen der jüngeren Vergangenheit haben wir uns am Samstag etwas nur für uns gegönnt. Ein chorinterner Workshop sollte uns mal wieder einige ganz wesentliche Dinge vor Augen führen, die den jeweiligen Liedern erst den letzten Schliff geben. Chorleiter Sebastian Wewer hatte seine Kollegin Kirsten Gerndt eingeladen, mit der wir schon mehrfach zusammen gearbeitet haben. Wir erhofften uns wertvolle Tipps aus Sicht einer Außenstehenden. Gerne haben wir die Räumlichkeiten der Tagungsstätte Caldenhof in Hamm-Westtünnen in Anspruch genommen.

© trainarchivator Sehr gute Beteiligung am Workshop!

Der Zeitpunkt des Workshops war insofern gut gewählt, als in nächster Zeit keine Auftritte anstehen und wir verstärkt in die Probenarbeit für die im nächsten Jahr anstehenden Großereignisse gehen werden. Der eine oder andere Hinweis, den wir am Samstag erhalten haben, wird uns bei den nächsten Probenabenden noch im Ohr klingen und so soll es sein.
Spezielle Schwerpunkte des Workshops waren die unmittelbare Verbindung von Textverständnis und Ausdruck sowie die Erzielung von besonderen Klangerlebnissen durch die Veränderung auch nur kleiner Nuancen. Immer wieder verblüffend.

© trainarchivatorAltos auf der Suche nach dem gemeinsamen geschlossenen Uuuuh

Da alle Teilnehmer inklusive der Lehrkörper sehr vertraut miteinander waren, kam auch der Spaß nicht zu kurz. Sebastian und Kirsten ergänzten sich prima, wobei unser „Chef“, der so gern zur allgemeinen Erheiterung mit seinem Führungsanspruch kokettiert, ganz artig den Anweisungen seiner Kollegin folgte.

© trainarchivatorEingespieltes Trainerteam

Kirsten hörte erst nur zu und äußerte dann ihre Meinung zum Gehörten. Da wurde kein Blatt vor den Mund genommen, sondern Klartext geredet. „Das, was ihr mir da erzählt habt, glaube ich Euch nicht“ hieß es beispielsweise. Oh je, das kennen wir schon. Die kleinen Nachlässigkeiten haben sich also mal wieder eingeschlichen. Aber genau dazu ist so ein Workshop da. Der Fokus wird auf das Detail, das den Unterschied machen kann, gerichtet. Pädagogisch geschickt werden uns ein paar Hinweise und Tipps an die Hand gegeben, und schon klingen die Stücke bei den folgenden Durchläufen sehr viel besser. Letztlich geht es immer darum den Inhalt der Songs im Sinn zu haben und die eigene Konzentration hoch zu halten. Weiß man natürlich alles, muss aber immer wieder aktuell angesprochen werden. Da bei uns aber ein solides Fundament vorhanden ist, können solche Hinweise schnell erfolgreich umgesetzt werden. Auch eine wichtige Erkenntnis eines solchen Workshops.

© trainarchivatorKirsten lebt die Songs vor – wir empfinden nach

Wie üblich wurde viel geflachst, wobei Sebastian mal wieder eine Vorlage vom Feinsten lieferte: nicht zum ersten Male sprach er den Alt als Nebenstimme an, wofür er einen Sturm der Entrüstung erntete. Um den Fauxpas auszubügeln, begann er uns Honig ums Maul zu schmieren. Ohne den Alt, der einen wunderbaren Klangteppich lege, könne auch der Sopran nicht glänzen. „Engelgleich glänzen“ hieß es spöttisch aus Reihen des Alts. „Wir könnten Euch derart auflaufen lassen, wenn wir unser Können und Wollen nicht in den Dienst des Soprans stellten, möglichst an prominenter Stelle mitten in einem Konzert“ kicherte und tuschelte es weiter bei den Altos. Längst hatte der Chef seine Bemühungen erfolglos eingestellt, da reicht auch keine maßlose Lobhudelei. – Schluss jetzt mit den Albernheiten! Jetzt hatten alle ihren Spaß und schon waren wir wieder ganz serös bei der Sache. So ist es typisch beim Gospeltrain. Da wird nicht nur ernsthaft geprobt, um im entscheidenden Moment eines guten Auftritts hinzulegen, sondern man möchte in seiner gemeinsam verbrachten Freizeit auch Spaß haben. Die Mischung ist unser Erfolgsrezept.

Nachbesprechung Doppeleinsatz am 18.10.2014 – Teil 1 Hochzeit in Hamm-Westen

© trainarchivatorHeute standen gleich zwei Auftritte im Kalender des Gospeltrains. Bevor am späten Nachmittag in unserer Heimatgemeinde der neue Pfarrer eingeführt wurde, ging es zuvor in den Hammer Westen. In der dortigen Josefskirche sollte als erstes Highlight des Tages die Trauung eines Paares stattfinden. Zuvor hatte es eine Reihe Absprachen gegeben, um beide Auftritte organisatorisch meistern zu können.

Frühzeitig traf man sich an der Kirche, um sich vorzubereiten. Schnell war die Empore als unser Standort ausgewählt. War neu für uns, denn bei unserer großen Konzertandacht in dieser Kirche im letzten Jahr hatten wir von den Altarstufen aus gesungen.

© trainarchivatorEinsingen unter der Friedenstaube

Das Einsingen lief recht gut, nur kleine Korrekturen waren nötig. Allerdings konnte man auf der Empore den eigenen Gesang akustisch kaum einschätzen. Bei einem Song stürzte Chorleiter Sebastian Wewer davon und wir sangen ohne Keyboardbegleitung einfach weiter. Wir lassen uns von solchen Merkwürdigkeiten schon lange nicht mehr irritieren. Aha, des Rätsels Lösung: der Chef war die Treppe herunter gerannt, um zu prüfen, was von uns unten im Kirchenschiff ankommt. Zurück auf der Empore konnte er uns beruhigen. Der Klang sei gut und alles gut zu verstehen. Das ließ uns dem Auftritt beruhigt entgegen sehen, obwohl wir uns selbst halt nicht so gut hörten.

© trainarchivator.© trainarchivator

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Ein paar Minuten bis zum Beginn bleiben uns noch

Ein etwas aufgeregter Mann mit Zylinder lief vorne am Platz des Brautpaares auf und ab, begrüßte hier und da Gäste in der inzwischen mit einer großen Hochzeitsgesellschaft gefüllten Kirche – konnte nur der Bräutigam sein. Als die Braut am Arm des Vaters zu Orgelspiel in die Kirche geleitet wurde, legte sich die Spannung. Bemerkenswert war die herzliche „Übergabe“ der Braut an den Bräutigam; dieser bekam vom Brautvater noch einen kräftigen Klaps auf die Wange. Schöner Auftakt! Sollte Schule machen.

© trainarchivatorDer Bräutigam war als einer der ersten da

Zum Auftakt begrüßte Pfarrer Ludgerus Poggel das Brautpaar und alle anderen Anwesenden. Locker und ungezwungen betonte er, wie schön man sich herausgeputzt habe und wie das sonnige Herbstwetter die Hochzeit kröne – angesichts einiger grauer Tage sei man schon etwas in Sorge gewesen.

„Wo zwei oder drei“ hatte man als eröffnendes Gemeindelied gewählt. Sebastian spielte die Orgel, der Gospeltrain unterstützte die Gemeinde. Nach dem Kyrie gab es mit „I will be there“ den ersten Gospel zu hören. Das Stück war beim Einsingen ganz in Ordnung, aber das gewisse Etwas fehlte noch. Also haben wir beim eigentlichen Auftritt mal den Ratschlag des Chorleiters beherzigt, die Lautstärke genauer nach seinen Vorgaben zu dosieren, und schon kam das Ganze noch wesentlich besser rüber.

© trainarchivatorKlare Ansage – so wird’s gemacht

Der Vergebungsbitte und dem Tagesgebet schloss sich der Vortrag der Geschichte „So lieb hab ich dich“ an, in der ein Ameisenmann das Wesen der Liebe erkundet. Nach dieser romantischen Geschichte war unser Beitrag „Hallelujah“ mehr als passend. Wie beim Lied zuvor hatten wir die Dosierung von Lautstärke und Einsatz besser als beim Einsingen im Griff. Es macht also Sinn auf den Chorleiter zu achten, was dieser immer wieder einfordert. – Ja, Sebastian, wir haben’s kapiert, Du bist der Chef. Zumindest während gemeinsamer Auftritte, grins!

Nach der Lesung kam der Soloauftritt unseres Chorleiters als Sänger. Man hatte sich den Titel „Auf uns“ von Andreas Bourani gewünscht, der vielen noch als Ohrwurm der Fußball-WM dieses Sommers im Gehör ist. Wer weiß, welche Geschichte dahinter steckt, dass man dieses Lied hören wollte. Im Refrain heißt es „Ein Hoch auf das, was vor uns liegt. Ein Hoch auf das, was uns vereint“ – vielleicht ein Motto für die gemeinsame Zukunft? Wir Gospeltrainer waren ganz leise und warteten ab, was passiert. Unser „Chef“ stand an der Balustrade und sang einfach los zum dezenten Playback. Der traute sich was! Klang prima und wir waren richtig stolz auf ihn. Wort für Wort wurde er sicherer, löste die Handbremse und mit mehr Körpereinsatz kam auch mehr Emotion in die Stimme. Wir hätten applaudieren mögen, doch dieser Gottesdienst sollte nur dem Brautpaar gehören.

© trainarchivatorSolo von Sebastian – Pause für den Chor

In seiner Ansprache ging Pfarrer Poggel darauf ein, was einen Menschen an einen anderen binde, obwohl es auch attraktive Alternativen gebe. Eine starke Beziehung/echte Liebe gehe viel mehr in die Tiefe als eine einfache Bekanntschaft. Man werde vom anderen getragen. Man sei einander anvertraut, aber man besitze einander nicht. Poggel verglich die Liebe, die man erhalten wolle, mit Sand in einer Hand. Presse man die Hand zur Faust, verrinne der Sand umso schneller. Halte man den Sand in einer offenen Hand, so liege er sicher und gehe nicht verloren. Das anschließende Gemeindelied „Herr deine Liebe“ unterstrich gerade diese Lockerlassen im Gegensatz zum krampfhaften Festhalten.

Die Trauung stand an. Von der Empore verfolgten die Gospeltrainer das Geschehen. Die Zeremonie war kurz, herzlich und bodenständig. Dazu strahlte die Sonne und warf buntes Licht durch die farbigen Fenster in den Innenraum. Den Trauspruch entnahm man dem 1. Korintherbrief, wo es u.a. heißt:„Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf.“ Ergänzt wurde der feierliche Moment mit dem Gedicht „Die Hochzeitskerze spricht“, in welchem eine Hochzeitskerze den Rat erteilt, sie gerade in den schwierigen Situationen des Lebens anzuzünden und neu gestärkt die Herausforderungen anzugehen.

© trainarchivatorDer entscheidende Moment – die Trauung

Bei der Gelegenheit darf ein Lied wie „Angels by my side“ nicht fehlen. Wer möchte nicht einen Engel oder einen zuverlässigen menschlichen Begleiter an seiner Seite haben, um schwierige und dunkle Momente zu meistern. Ein besonderer Moment für die engsten Angehörigen war das Anzünden einer Gedenkkerze für die verstorbene Brautmutter, die an diesem Gottesdienst sicher gerne teilgenommen und dabei ihre Freude gehabt hätte. Einige Momente des nachdenklichen Innehaltens tun gut, gerade auch in solch emotional aufgeladenen Feierstunden.

Eine aufmerksame Gospeltrainerin machte darauf aufmerksam, dass wir auf der Empore Besuch haben. Besuch eines Glücksbringers, eines Marienkäfers. Dieser krabbelte über das Hochzeitsprogramm und pausierte ausgerechnet bei der Ankündigung des Titels „This little light“. Ob man abergläubisch ist oder nicht – möge er dem Paar viel Glück bringen. Wir möchten gerne dran glauben. Aber nun wurde erst mal gesungen. Unten in der Kirche war die Stimmung zunehmend gelöst, die Braut klatschte mit und auch das Publikum traute sich nun aktiv zu werden.

© trainarchivatorEin Glücksbringer war unterwegs

Der Traugottesdienst ging nun dem Ende entgegen. Man sprach gemeinsam das Vater Unser und Pastor Poggel erteilte den Segen. Jetzt fehlte nur noch etwas fetziges, um von der feierlichen Trauung zur sicherlich folgenden Party überzuleiten. Da haben wir den Song „Rock my soul“ im Angebot, der schon so manche Kirche zum Beben gebracht hat. So auch heute. Unsere Herren waren klasse, obwohl zahlenmäßig den Frauen wie immer haushoch unterlegen. Mit Engagement ist offensichtlich so einiges herauszuholen. Endlich mal ein Titel, an dem der Chorleiter seine Meute nicht an die Leine nehmen musste und diese richtig nach Herzenslust powern durfte. Muss mal sein. Das kam im Publikum offensichtlich gut an. Spontaner Applaus.

Und schon sprang Chorleiter Sebastian wieder vom Keyboard zur Orgel und legte los, um den Auszug an diesem Instrument zu begleiten. Noch in der Kirche konnte man eine erhebliche Geräuschkulisse vernehmen. Vom Eingang schauten wir auf den vollen Kirchplatz wo sich u.a. Schützen, Spielmannszug und Freiwillige Feuerwehr zu Ehren der Neuvermählten versammelt hatten. Musik und Jubel für das Paar; wir machten uns schnell auf den Weg, um rechtzeitig zum zweiten Auftritt im Hammer Norden zu sein.

© trainarchivatorViele Menschen wollten die Neuvermählten empfangen

Was aber leichter gesagt war als getan. Mehrere Feuerwehrfahrzeuge blockierten die Straße, so dass wir nicht so einfach davonfahren konnten. Nach hartnäckigen Verhandlungen engagierter Gospeltrainerinnen setzte ein Fahrzeug zurück und wir konnten rasch aufbrechen. Den nächsten Auftrittsort haben wir übrigens rechtzeitig erreicht.

© trainarchivatorUnterhändlerinnen versuchten die Straße frei zu bekommen – erfolgreich!

Nachbesprechung Taufe in Hamm-Ostwennemar 12.10.2014

© trainarchivatorWar das eine Taufe? War das eine Taufe? hieß es anschließend von einer Gottesdienstbesucherin. – Man kann die Begeisterung verstehen. So lebensnah, herzlich und fröhlich, mit viel Musik und einer rührenden Taufzeremonie. Aber der Reihe nach.

Haben wir uns schon jemals so früh für einen Auftritt getroffen? 8.30 Uhr am Sonntagmorgen ist schon ungewöhnlich. Umso bemerkenswerter, dass sich 26 Gospeltrainer auf den Weg gemacht haben. Bei herbstlich-feuchter Kühle kamen wir an der Evangelischen Kirche in Hamm-Ostwennemar an. Gute Geister hatten im Gemeindesaal, der nur durch eine Glaswand vom Kirchenraum getrennt wird, Kaffee und Gebäck bereit gestellt. Dafür, dass man angeblich noch müde war, ging es aber schon sehr lebhaft zu. Irgendwie herrschte Aufregung und Vorfreude, da das zu taufende Baby die Enkelin einer Gospeltrainerin ist. Ihren aufregenden Start ins Leben haben wir aus der Ferne begleitet und irgendwie fühlte es sich ein bisschen wie die Taufe eines Patenkindes an.

© trainarchivatorEine Tasse Kaffee mit netten Leuten – ein guter Start in den Tag

Los, los! Unser Chorleiter Sebastian Wewer rief zum Einsingen. Im Gemeindesaal war es schon kühl, in der Kirche noch ein wenig frischer. Geschickt ausgewählte Einsingübungen sollten uns „zwingen“ uns zu bewegen. Die Luft erwies sich allerdings als sehr gut zum Singen geeignet, wie wir feststellen konnten. Und da kam auch schon die Familie des Täuflings, bald danach konnte es losgehen.

© trainarchivatorInnenraum der Evangelischen Kirche in Hamm-Ostwennemar

Zur Eröffnung des Gottesdienstes stand der Gospeltrain im Altarraum und sang „Order my steps“. Der Wunsch, Gott möge die Schritte dieses kleinen Menschen leiten, schien ein geeignetes Motto zum Auftakt sein. Pfarrer Ralf Gumprich saß während unseres Beitrags ganz schlicht in einer der Stuhlreihen und überließ uns die Bühne. Wir kennen einander von einigen früheren Auftritten in seiner Kirche, und er schien über unseren Besuch sehr erfreut zu sein. Ebenso erfreut schien das Baby zu sein, denn es schaute während des ganzen Liedes gebannt auf Chorleiter Sebastian am Keyboard. Überhaupt war es sehr interessiert und aufgeweckt. Da, hatte man richtig gesehen? Übte es etwa schon den Gospelschritt unter dem Taufkleid?

Für uns waren einige Plätze am Rande reserviert, die wir nun einnahmen. Nach einer herzlichen Begrüßung sang die Gemeinde mit unserer Unterstützung „Gott gab uns Atem damit wir leben“ (EG 432). Es folgte Psalm, Kyrie und Lossprechung, bevor gemeinsam „Gottes Liebe ist so wunderbar“ angestimmt wurde. Im Anschluss an ein Gebet wurde unser „Hallelujah“ gesungen, zu dem wir uns wieder auf die Altarstufen gestellt hatten. Es fiel auf, dass einige Besucher leise mitsangen, obwohl der Song doch eine Menge Text hat. Spätestens an dieser Stelle wurde klar, dass wir gut in Form waren. Das Stück gelang angenehm fließend, nichts klang gehetzt. Nach dem Evangelium sangen alle „Herr, wir bitten komm und segne uns“.

Wir Gospeltrainer dürfen uns als durchaus predigterfahren bezeichnen. Was haben wir bei Trauungen und Gottesdiensten aller Art schon zu hören bekommen?! Katholisch oder evangelisch, von Männern oder Frauen, mal lebensnah und persönlich, mal feierlich oder fast philosophisch. Aber heute? – Diese Predigt war ein Erlebnis in einer ganz eigenen Liga. Pfarrer Gumprich erzählte auf ganz ruhige, langsame und eindringliche Art von einem fiktiven (?) Gespräch zwischen Gott und einem Engel; am Abend des sechsten Schöpfungstages nach der Schaffung des Menschen – sozusagen „zwischen Sportschau und Wort zum Sonntag“. Gott hatte da noch eine Idee: die Schaffung der Familie. Vater, Mutter und Kind sei ja schon gut, aber nicht perfekt. Erst mit Oma und Opa, Tanten und Onkel werde daraus eine runde Sache. Der Engel war noch skeptisch. Überhaupt die Sache mit einem Kind. Wer wolle denn so was? Ein Kind schreie dauernd und fordere etwas, man verstehe nicht was es wolle, man müsse ständig waschen und putzen und es raube den Schlaf. Das mache doch keiner freiwillig! Gott widersprach. Der Engel argumentierte: die Kinder lernten irgendwann sprechen und die Eltern bekämen dann so etwas wie „nein“ und „meins“ zu hören, überhaupt würde Widerstand geleistet und in der Pubertät würde der Nachwuchs erst richtig seltsam. – Im Hintergrund musste eine Mutter zweier Teenies prusten 🙂 – Gott verteidigte weiterhin seine Idee. Jetzt brachte der Engel das Argument, welches wohl in allen Zeiten genutzt wurde, um Diskussion zu ersticken: das koste aber viiiel Geld. Gott behauptete, dass die Eltern sogar freiwillig dafür bezahlen. – Immer wieder sah die Gemeinde zum Täufling und seiner Familie, die war ganz berührt und horchte offensichtlich in sich hinein. – Gott behauptete, Kinder seien das Schönste. Sobald jemand die kleine Hände und Füße sehe, dem Baby ins Gesicht schaue, so schmelze er dahin. So entstünden Bande zwischen den Menschen, so verschenke man sich. Und wer sich an andere verschenke, der bekomme auch viel zurück. Der Engel gab sich geschlagen. – Wer jetzt die glücklichen Eltern mit ihrer kleinen Tochter im Taufkleid sah, der wusste: Gott hat recht!

Musik. Man brauchte etwas Musik, um die Predigt sacken zu lassen. Das dem Chor weitgehend unbekannte Lied „Vergiss es nie/Du bist du“ stand auf dem Programm. Chorleiter Sebastian übernahm als Solist die Strophen; wunderbar sensibel gesungen, denn der „Chef“ hatte heute einen Sahnetag erwischt. Es reicht eben nicht nur die Töne zu treffen, denn erst innere Ruhe, Konzentration und die richtige Einstellung zum Text machen aus einem Lied etwas Besonderes. Den Refrain sangen die Besucher und der mit Textblättern ausgestattete Gospeltrain. Viele Anwesende sind dahin geschmolzen, weil der Solist den Text so emotional und authentisch vertonte. Dabei schauten sich die mitsingenden Eltern gerührt an, denn nicht nur die Zeile „Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu“ traf mitten ins Herz. Kein Wunder, dass da auch ein Tränchen verdrückt wurde.

Unweigerlich steuerte der Gottesdienst auf die Taufzeremonie als heutigen Höhepunkt zu. Musikalisch eingeleitet mit dem Lied „Das wünsch ich sehr, dass immer einer bei mir wär“. Das Taufbecken hatte jemand mit einem zarten Blütenkranz geschmückt. Eltern, Täufling und Paten versammelten sich im Kreis. Eine Patin hielt das Baby auf dem Arm, dieses war völlig ruhig. Hatte es doch zuvor eine Weile ganz entspannt mit dem Kopf auf Mamas Schulter geschlafen. Die eigentliche Taufe war schlicht aber herzlich. Untermalt wurden diese Augenblicke mit einer Improvisation am Keyboard, ganz leise und zurückhaltend. Allmählich entwickelte sich die Musik zu einem Titel, den erkannt haben mag, wer kürzlich mit dem Train auf Fahrt zum Gospelkirchentag in Kassel war. Dort hatten wir einen Song kennen gelernt, der in diesem Moment perfekt passte: „Loved“ – eine schöne Gewissheit für das Kind auf seinem Lebensweg.

© trainarchivatorIn guten Händen – frisch getauft auf dem Arm der Patin

Mit der Taufe haben die Eltern ihrem Kind eine Richtung aufgezeigt, in die es sich zu gehen lohnt. Diese Gewissheit unterstrich das nur mit dem Refrain gesungene Gemeindelied „Von guten Mächten“ (EG 652), welches immer wieder eine ruhige Zuversicht auszustrahlen vermag. Nach Fürbitten und Vater Unser trat die Gemeinde noch einmal singend in Aktion. „Mögen sich die Wege“ kannte fast jeder, so dass fast alle auswendig mitsangen. Pfarrer Gumprich sprach den Schlusssegen, bevor der Gospeltrain wieder an der Reihe war.

Ob das so geplant war? Ein Medley? Es darf ruhig vermutet werden, dass es sich hierbei mal wieder um eine spontane Eingebung des musikalischen Leiters handelte. Eine feste Liedfolge für den Taufgottesdienst war uns zuvor nicht mitgeteilt worden; eher so etwas wie „alles nur Lieder, die ihr gut drauf habt“. So schafft man sich Spielraum für Kreativität. Es gab keine Ansage des Chorleiters, was gesungen werden sollte. Also hörte man dem Keyboardspiel zu, aus dem sich nach und nach die Melodie von „Lord, hold me“ hervorhob. Gute Wahl, das passte. Statt eines Endes wurde eine Überleitung zum Segenslied „Angels by my side“ gespielt. Jetzt haben wir kapiert, was der Mann an den Tasten vorhatte. Also einfach alles fließen lassen, zuhören und auf die kleinen Hinweise des Leiters durch Mimik, Gestik und leisen Zuruf achten. Den Schluss bildete der Klassiker „Oh, happy day”. Das Publikum war längst begeistert, hatte sich von der Stimmung anstecken lassen und sang mit. Was für eine Feier! Auch kritische Gospeltrainer dürften keine Fehler bei unseren Beiträgen gefunden haben, alles harmonisch, sicher und stimmungsvoll. Eine Belohnung gab es in Form von kräftigem Applaus.

Direkt nach dem Verklingen des letzten Liedes drängte sich der Pfarrer durch die Reihen der Gospeltrainer in Richtung Altar, wo seine Mappe lag. Ungewöhnlich. Die Verabschiedung hätte er doch von vorne machen können? Die Erklärung folgte „Ich habe gleich noch einen Termin“. In einer anderen Kirche erwartete man ihn zum Gottesdienst. Die Besucher blieben aber einfach und hofften auf eine Zugabe; kommt in Gottesdiensten eher selten vor. „Ihr könnt ruhig noch hier bleiben“ lud uns Gumprich ein. – Das haben wir auch noch nicht erlebt! Die Gemeinde feiert noch eine Session mit dem Chor, während der Pfarrer schon über alle Berge ist. Soweit kam es aber nicht. Zeitlicher Spielraum für einen Titel war noch. „Aber nur, wenn die Oma mitsingt“ forderte der Chorleiter Verstärkung aus der Familie des Täuflings an. Neu-Oma Ankie ließ sich nicht lange bitten und nahm ihren Stammplatz im Alt ein. Wie immer bei solchen Programmergänzungen verlassen wir uns ganz auf den Chef, der einfach nach Bauchgefühl einen Titel anspielt. Diesmal sollte es „Immanuel“ sein, obwohl unsere Stammsolistin nicht anwesend sein konnte. Dann übernahm der Chef das Solo eben selbst. Und das richtig gut. Heute lief sowieso alles wie am Schnürchen, so auch dieses Stück. Wir beendeten dann die Veranstaltung, indem wir einfach zu den sich beliebig oft wiederholenden letzten Zeilen des Liedes auszogen.

© trainarchivatorGospeltrain ist ausgezogen – sonst hätte es kein Ende gegeben

Nach dem endgültigen Schluss löste sich die allgemeine Spannung. Schlussapplaus der Zuhörer, Gratulationen und Erinnerungsfotos anlässlich der Taufe und erste chorinterne Manöverkritik. Ergebnis? Ein rundherum gelungener Taufgottesdienst. Eine würdige Feier mit Leichtigkeit und menschlicher Nähe, die allen Anwesenden in guter Erinnerung bleiben wird.

© trainarchivatorEs war so schön!

Gospelkirchentag Kassel – Teil 2 Die Gospelnacht

© Creative Kirche, Witten

© Sebastian WewerJetzt steht sie bevor, die Gospelnacht. Wir sitzen in den Bänken der ansonsten noch leeren Christuskirche und lauschen letzten Ansagen unseres Chefs. Heute werden wir als WeST! (We Sing Together!) auftreten. Der Name ist Programm. Unter diesem Dach versammeln sich Mitglieder verschiedener Chöre unseres gemeinsamen Chorleiters Sebastian Wewer.

© trainarchivatorAuf geht’s – fertig machen für den Auftritt

Große Gruppen stellen jeweils der „Gospeltrain Hamm“ und „CHORios“ aus Ahlen, dazu kommen einige Aktive von „Come on and sing“ aus Unna. Begleitet werden wir zudem vom „Rainbow Gospelchor“ aus Herzebrock-Clarholz. Ob sich unter diese bunte Truppe noch weitere Sänger gemischt haben, weiß wahrscheinlich nur der Chef ;-). Jedenfalls haben wir in einer Reihe von Workshops fleißig daran gearbeitet, eine Einheit zu werden und ein gemeinsames Repertoire für diesen Auftritt zu erarbeiten. Nun steht also der Ernstfall kurz bevor.

© trainarchivatorDie 50 Leute von WeST! beim Einsingen

Jetzt geht es ans Einsingen. Wir stellen uns auf den Stufen vor dem Altar auf. Zum Glück ist die Kirche für die Größe unseres Chores geeignet. Es hat also Sinn gemacht, dass die Veranstalter die an der Gospelnacht teilnehmen Chöre gefragt haben, mit welcher Personenzahl zu rechnen ist und welches technische Equipment benötigt wird. Auch wurden Möglichkeiten besprochen z.B. Keyboards gemeinsam zu nutzen, um unnötigen Aufwand bei der Anreise zu ersparen. Wie wir von Sebastian erfahren haben, hatte er Kontakt zu den Chorleitern der anderen beiden Chöre, die den heutigen Abend gemeinsam mit uns bestreiten. Dies sind GospelFire aus Hamburg und der Gospelchor Waltrop. Man muss wohl einen guten Draht zueinander gefunden haben, so dass Sebastian sicher ist, dass wir nicht in Konkurrenz zu einander stehen werden, sondern gemeinsam ein tolles Konzert für Zuhörer und Beteiligte auf die Beine stellen wollen. So soll es sein!

© trainarchivatordraußen Dunkelheit, drinnen geht’s gleich ab

Während wir uns in der Kirche einsingen, sind die anderen im benachbarten Gemeindezentrum mit ihrer Vorbereitung beschäftigt. So nach und kommen die ersten Gäste, die das Einsingen interessiert verfolgen. Obwohl mehr und mehr Leute eintreffen, bleibt der Geräuschpegel angenehm ruhig und unsere Vorbereitung wird nicht gestört. Man hat den Eindruck, als ob eine ganze Menge Fachpublikum unterwegs ist.
Pfarrer Martin Becker von der hiesigen Gemeinde trifft ein und stellt sich vor. Er begrüßt uns und drückt seine Vorfreude aus. Willkommen ist sein Angebot, sich im Gemeindezentrum an bereit gestellten Getränken zu bedienen. Der Mann weiß, was SängerInnen brauchen. Auch stellt er uns noch ein wenig die 1903 gebaute Kirche vor.

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Es geht los. Wir haben auf unseren Bänken im Seitenschiff Platz genommen, während der Hamburger Chor „GospelFire“ die Bühne betritt. Es sind nur sechzehn Leute eines an sich fast sechzig Mitglieder starken Chores, wie Chorleiter Daniel Zickenrott erklärt. Dieser hat seinen musikalischen Schwerpunkt als Chorleiter und Keyboarder im Gospel- und Popbereich. Man sei in dieser Formation noch niemals aufgetreten und dementsprechend gespannt. Es geht gleich richtig los. Schnell ist klar, dass die SängerInnen auftrittserfahren sind. Von der ungewöhnlichen Besetzung lässt sich niemand irritieren, sondern man strahlt große Selbstsicherheit aus. Die Mitglieder kommen sehr individuell daher, sowohl was Kleidung als auch den Ausdruck betrifft. Die vorgetragenen Songs sind alle modern und schwungvoll. Überhaupt ist der ganze Chor in Bewegung. Ganz alte Gospelklassiker sind nicht im Angebot, doch diese werden auch nicht vermisst. Das Publikum ist begeistert von diesem sehr frischen Auftritt und spendet großzügig Applaus. Am Ende strahlen die SängerInnen angesichts ihres sehr gelungenen Auftritts und die Besucher verabschieden den Chor stehend.
Wer vor dem Gospelkirchentag mal einen Blick auf die Homepage des Chores geworfen hatte, der erinnert sich an die Aussage: „Wir verstehen Gospelmusik als einen wichtigen Teil zeitgemäßer Kirchenmusik. Von daher ist GospelFire nicht nur ein Name, sondern auch Ausdruck für die Freude und Energie, die wir aus der Gospelmusik schöpfen“. – Da kann man nur sagen: gute Beschreibung und ihrem Namen machen sie in Kassel alle Ehre.

© trainarchivator Von der Seite aus verfolgen wir den Auftritt von GospelFire

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So. Jetzt kommt der Augenblick, auf den wir uns Monate lang gemeinsam vorbereitet haben. Wir betreten die Altarstufen. Angesichts der Zahl von 50 SängerInnen geht ein Raunen durch’s Publikum. „Herr, wir beten dich an” heißt unser erstes Lied. Nach den englischen Songs zuvor ist dieses ruhige, aber intensive Stück ein großer Kontrast. Das Publikum ist offensichtlich neugierig, was da jetzt für ein Chor auf der Bühne steht. Schnell ist aber klar, dass wir die Leute erreichen. Man hört still und aufmerksam zu, applaudiert anschließend gerne.

Chorleiter Sebastian begrüßt die Zuschauer und stellt uns kurz vor. Mit „Jesus is right here“ schließt sich nun ein ebenfalls ruhiger Song an, der sich aber gehörig steigert. Damit holen wir die Zuhörer ein wenig aus einer passiv-zuhörenden Haltung heraus. Man merkt’s auch gleich am Applaus, viel weniger dezent.

Dass wir auch richtig abgehen können beweisen wir mit „Heaven is a wonderful place“. Gerade am Beginn, den die Herren allein bestreiten, bewährt es sich, dass WeST! viele Männerstimmen an Bord hat – das macht schon Eindruck beim staunenden Publikum. Als dann nach und nach Alt und Sopran einsetzten, wird es erstmals richtig laut. Dementsprechend gehen jetzt die Leute mit. Reine Zuhörer sind sie längst nicht mehr. Etliche stehen auf und singen mit.

Chorleiter Sebastian Wewer verweist auf die Jahreslosung 2014 „Gott nahe zu sein ist mein Glück“, die im nächsten Lied vertont ist. „Lebensglück“ heißt das Stück, vor dem einige angesichts der Textfülle ein wenig Bammel haben. Wider erwarten nutzen nur sehr wenige die verpönten (streng verbotenen 🙂 ) Spickzettel. – Wo ist das befürchtete Problem? Wir kommen wunderbar durch den Text und vergessen dabei auch den Ausdruck nicht. Wir erleben einen hoch konzentrierten und uns bestens unterstützenden Chorleiter. Falls irgendjemand tatsächlich ein Problem haben sollte, dann wird dies durch die Fülle der Stimmen völlig ausgeglichen. Auch hier sind die Besucher sehr aufmerksam. Wie bei anderen ruhigen Stücken haben auffallend viele die Augen geschlossen und genießen still. Intensiver, leiser Applaus. Niemand mag die Stimmung durch überschäumenden Lärm zerstören.

„I will be there“ ist ein besonderer Titel, denn hier wird die Perspektive umgekehrt. In vielen Gospels sprechen die Menschen/die Singenden zu Gott. In diesem Fall ist es umgekehrt: Gott spricht zum einzelnen Menschen, der sich in einer Situation verloren fühlt und der Unterstützung bedarf. Vielleicht spricht hier aber auch ein aufmerksamer Mensch, der die Situation des anderen erkennt und ihm beisteht. Philosophisch betrachtet mag es sogar ein und dasselbe sein…

Natürlich darf in Kassel auch nicht unser Test fehlen, ob die Stadt gospeltauglich ist. Wir stimmen nach energiegeladener Anleitung durch unseren Chef unser Triplet an, bei dem drei Titel gleichzeitig gesungen werden. „Go, tell it on the mountains“ singt der Sopran, „He’s got the whole world“ der Alt und die Männer tragen „Rock my soul“ bei. Auch die Besucher werden mit einbezogen, so dass schließlich alle stehen und singen, die Stimmung tobt. Rasender Applaus. Wir kennen’s ja schon, für Kassel ist das neu. Test bestanden!

  • Jetzt ist es an der Zeit, das Sebastian Wewer die Rolle eines Vertreters der Creativen Kirche übernimmt. Er berichtet dem Publikum von der Initiative „Gospel für eine gerechtere Welt“, die jedes Jahr ein anderes Hilfsprojekt durch Spendenaktionen unterstützt. Dazu nutzt man den jährlichen Gospelday, alle zwei Jahre den Gospelkirchentag und viele andere unterschiedliche Veranstaltungen der Unterstützer. 2014 hat man das Projekt „Happy Home“ in Bangladesh ausgewählt. Dieses unterstütze ehemalige Kindersklaven, die in Privathaushalten oder verschiedenen anderen Branchen ausgenutzt wurden. Man bietet Unterkunft, Bildung und den Aufbau eines selbstbestimmten Lebens.
    Wewer bittet die Anwesenden auf eindringliche und überzeugende Weise dieses Projekt zu unterstützen, indem man die gleich durch die Reihen wandernden gelben Eimer ordentliche fülle. Wem die Eimer mit den Münzen zu schwer seien, der dürfe auch Scheine hinein tun. – Diese Bitte kann man eigentlich nicht ausschlagen…

© Creative Kirchehttp://www.creative-kirche.de/

http://www.gospelday.de/

http://www.gospelday.de/spendenprojekte/happy-home-bangladesch-2014/

Was sollen wir nun tun? Eigentlich steht nun „Let me fly“ auf dem Programm. Allerdings hat auch GospelFire dieses Lied schon gesungen. Sollen wir nun unsere Gäste mit einer Wiederholung langweilen? – Wir singen es trotzdem! Es ist einer unserer Lieblingssongs, und wir haben uns so lange darauf gefreut es mit einer so großen Gruppe zu singen. Ein Auslassen kommt auch für unseren Chef nicht in Frage; diesen Genuss wollen wir uns einfach gönnen. Schnell ist klar, dass wir niemanden langweilen Es kommt halt auch ein wenig anders rüber als bei GospelFire. Unter den Menschen in der Kirche sind etliche textsicher und singen mit. Überhaupt sind heute Abend viele voll mit dabei – mal aktiv singend, mal versonnen träumend. Keiner lässt sich einfach nur berieseln. Das macht diese Gospelnacht aus. Trotz der Wiederholung bekommen wir einiges mehr als Höflichkeitsapplaus. Den Leuten hat es gefallen, auch für uns war’s toll.

Jetzt geht es langsam dem Ende zu. „Angels by your side” wird, wie so oft, als Segenslied gesungen. Alle kommen wieder ein wenig runter und lassen sich tragen. Wir wollen die Menschen schließlich nachher mit einem guten Gefühl in die Nacht entlassen, So weit ist es aber noch lange nicht. Unsere Angels erreichen jedenfalls die Menschen und deren Lächeln erreicht uns. Das geplante „Heavenly peace“ lassen wir angesichts fortgeschrittener Zeit weg. Mit den anderen Chören gibt es schließlich die Absprache, dass sich keiner der Chöre auf Kosten der anderen mehr Zeit nimmt, als zuvor geplant war.

Einen Knaller haben wir noch zum Abschluss unseres Auftritts. Den Gopelklassiker „This little light of mine“ scheinen fast alle mitzusingen. Auch GospelFire und der Gospelchor Waltrop sind im Seitenschiff der Kirche mit dabei. Wunderschön. Laut. Intensiv. Von Herzen eben. Wir holen uns kräftigen Schlussapplaus ab und verlassen geschafft die Bühne.

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Als dritter Chor betritt der „Gospelchor Waltrop“ die Bühne. Wir können jetzt ganz entspannt zuschauen, nachdem wir unseren Auftritt erfolgreich hinter uns gebracht haben. Dieser Chor ist wesentlich kleiner als WeST! und umfasst ca. 20 SängerInnen. Man trägt schwarz und dazu einen violetten Schal. Begleitet werden sie von ihrer Chorleiterin, der Kirchenmusikerin Angelika Neuleben.
Vor einiger Zeit hatte ein Blick auf die Homepage des Gospelkirchentages, wo sich viele Chöre kurz vorgestellt haben, erstaunliche Parallelen zu unserem Gospeltrain aufgezeigt. In der Ev. Gemeinde Waltrop sollen Gospelbegeisterte diesen Chor gegründet haben und hauptsächlich englischsprachige Titel singen. Man ließe sich vom Klavier begleiten, habe aber auch A-capella-Stücke im Repertoire. Man trete in Gottesdiensten auf, gebe Konzerte und könne für Hochzeiten gebucht werden. Auch die Geselligkeit spiele eine Rolle. – Interessant. Ein ganz ähnlicher Werdegang wie bei uns.
Nun geht es los. Offensichtlich ist man recht aufgeregt. Vielleicht Lampenfieber ob des Auftritts beim Gospelkirchentag; oder man hat sich von den Auftritten von GospelFire und WeST! beeindrucken lassen. Gar nicht nötig. Der Chor hat ja etwas zu bieten. Außerdem haben wir selbst zuvor feststellen können, dass das Publikum wohlwollend ist und keine unangenehme Erwartungshaltung zeigt. GospelFire und WeST! zollen demonstrativ verdienten Applaus und ernten dankbares Lächeln. Auch die Chorleiterin der Waltroper wirkt ruhig und vermittelt ihren Leuten Sicherheit. So langsam schwimmen sie sich frei. Das Repertoire bietet bekannte Gospelsongs, doch man bewegt sich nicht nur auf ausgetretenen Pfaden, sondern hat auch Überraschungen parat. So singt man z.B. Popsongs mit Gospelthematik wie z.B. „What a wonderful world“ oder „Lean on me“
Langjährigen Gospeltrainern fallen sicher immer wieder Parallelen zu unserer eigenen Entwicklung auf. Bei einigen Stücken singen die Waltroper eher klassisch und ein wenig sopranlastig statt gospeltypisch zu grooven. Man steht recht ruhig und gerät nur wenig ins swingen. Genau diesen Entwicklungsschritt haben auch wir in den letzten Jahren hinter uns gebracht. Kostet erst etwas Überwindung, bereichert aber enorm. Man hat den Eindruck, als ob der Chor seinen ganz eigenen Stil entwickelt hat und diesen konsequent umsetzt. Wir jedenfalls genießen das Zuhören, ebenso das Publikum.

© trainarchivatorAuch bei den Auftritten der anderen Chöre sind wir voll mit dabei

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Als der Gospelchor Waltrop sein Programm unter kräftigem Applaus beendet hat, kommt es zum großen Finale. Die Chorleiter hatten zuvor einen Titel ausgewählt, den alle Chöre kennen und nun gemeinsam singen wollen. Dabei stellen sich alle Aktiven bunt gemischt auf die Altarstufen, lediglich nach Stimmen getrennt. „Lord, hold me“ wird nun angestimmt. Das Keybordspiel übernimmt der Hamburger Chorleiter, das Dirigat – Kenner sprechen auch von Ausdruckstanz – ist Aufgabe von unserem Sebastian Wewer. Außer zwei, drei Hinweisen zur Gestik gibt es keinerlei Abstimmungen, erst recht hat es zuvor keine ausgiebige Probe gegeben. Was sind wir gespannt! –

© trainarchivatorBlick in die gut besuchte Kirche

Wow, wer hätte das gedacht. Da steht doch tatsächlich EIN Chor auf der Bühne. Das glaubt einem niemand, dass wir niemals zuvor gemeinsam gesungen haben. Am Keyboard werden keine Experimente gemacht, die zu Missverständnissen führen könnten. Ganz klar wird lediglich die vertraute Melodie gespielt, was uns Sicherheit gibt und dennoch wunderbar gefühlvoll klingt. Sebastian ist in seinem Element: so viele Leute, die widerspruchslos seinen Vorgaben folgen. Ein Traum für jeden Chorleiter. Trotz aller Konzentration zeigt er sein allerschönstes Honigkuchenpferdgesicht. Das sind die besonderen Glücksmomente, die uns Gospeltrainer mit unserem „Chef“ zusammenschweißen. Dem Publikum gefällt´s, was sage ich – man ist begeistert. Man erkennt die harmonische Gemeinschaftsleistung der sich bis dahin völlig fremden Chöre an, und wir alle bekommen sehr kräftigen Applaus auf die Ohren. Längst hat man konzentrierte Sachlichkeit abgelegt und ist in Feierlaune. Wenn das Publikum wüsste, was – vielen Blicken verborgen – bei uns so partytechnisch in der letzten Reihe abgeht…

© trainarchivatorBei den Altos ist was los, ob das der Sopran auch so kann?

Ja, auf dieses Konzert können alle Teilnehmer stolz sein! Die Chöre bringen ein echtes Gemeinschaftswerk auf die Bühne. Jeder versucht sein vorbereitetes Programm optimal anzubieten und Spaß dabei zu haben. Hier muss man keine Konkurrenten um die Publikumsgunst ausstechen, sondern man rockt mit Gleichgesinnten die Christuskirche in Kassel-Wilhelmshöhe! Danke an alle!!!

© trainarchivatorSchluss, aus, es ist vollbracht! Geschafft, aber glücklich

Die Besucher genießen es offensichtlich. Auch bei ihnen ist definitiv Gospelkirchentagsfeeling aufgekommen. Sehr positiv: niemand rennt schon während des letzten Liedes hinaus. Das Kommen und Gehen während der Auftritte ist wohl eher der Tatsache geschuldet, dass mancher Zuschauer in der Gospelnacht verschiedene Veranstaltungsorte aufsuchen und möglichst viele Chöre erleben möchte. Auch jetzt verlassen die Menschen nur langsam die Kirche. Lieber hält man noch ein Schwätzchen mit Bekannten oder Unbekannten, lässt das gemeinsam Erlebte nachwirken.

© trainarchivatorDas schöne Konzert klingt noch nach, da hat es niemand eilig

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Eine wunderbare Gospelnacht in Kassel-Wilhelmshöhe liegt hinter uns. Wir sitzen wieder in unserem Bulli und fahren durch die Nacht unserer Unterkunft entgegen. Es tut gut eine Weile Zeit zu haben, um wieder runter zu kommen. Man ist doch noch einigermaßen energiegeladen. Der Kopf ist noch voller Musik und vieler Eindrücke. Da wäre an Schlaf noch nicht zu denken. Eines ist aber jetzt schon klar: an diesen Abend werden wir auch in Zukunft noch des Öfteren denken. Der Gospeltrain und sein musikalisches Umfeld mit all‘ den verschiedenen Chorfreundschaften und Kooperationen bietet uns immer wieder tolle Erlebnisse, die wir uns aber auch durch viel persönliches Engagement verdienen. Dann darf man ein angenehm warmes Gefühl des Glücks und der Zufriedenheit genießen, dass alle Kümmernisse des Alltags für einen Augenblick ausgeblendet. Danke euch allen, die ihr dabei wart.

© trainarchivatorEin toller Abend mit fast 90 Aktiven – Dank ans Publikum

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Und was das Beste ist – morgen geht es weiter auf dem Gospelkirchentag. Der Mass Choir Workshop steht als nächstes an. Ein neuer Tag, neue Erfahrungen. Erst aber müssen in der Nachtruhe die Kräfte ein wenig aufgetankt werden.

Mehr vom Mass Choir Workshop in Teil 3.

Nachbesprechung Hochzeit in Hamm-Berge 27.09.2014

© trainarchivatorNach dem großartigen Gospelkirchentag am vergangenen Wochenende hat uns nun der Alltag wieder. – Was heißt hier Alltag? Ein Festtag, eine Hochzeit bei strahlendem frühherbstlichen Sonnenschein. Die Trauung fand in der Evangelischen Kirche in Hamm-Berge statt. Hier, unterhalb der Hammenser Wassertürme, war man dem Alltag der Stadt ein Stück weit entrückt. Diese Kirche ist ein beliebter Ort um zu heiraten; schon mehrfach waren wir zur musikalischen Begleitung hierher eingeladen. Als die ersten von uns eintrafen, waren eifrige Menschen noch dabei die Spuren einer bereits früher am Nachmittag hier gefeierten Hochzeit zu beseitigen – Rosenblätter und rote Herzchen.

© trainarchivatorHaupteingang der Ev. Kirche Hamm-Berge

Ein Blick in die Kirche hinein ließ eine festliche Trauung erwarten. Alles elegant in weiß dekoriert.

© trainarchivatorAlles war sehr schön vorbereitet

Wir begaben uns auf die Empore, um uns einzusingen. Da man sich die oft gesungenen Hochzeitsklassiker aus unserem Repertoire gewünscht hatte, verlief die Vorbereitung völlig problemlos. Chorleiter Sebastian Wewer hatte keinen Grund korrigierend einzugreifen. So hatte man noch einige Minuten Zeit, bis die Zeremonie begann.

© trainarchivatorDer Gospeltrain beim Einsingen

Den Einzug von Pfarrer und Brautpaar begleitete unser Chorleiter auf der Orgel. Die Begrüßungsworte von Pfarrer Michael Schmidt ließen schon erahnen, dass die Trauung eher heiter und zwanglos von statten gehen würde, dennoch angemessen feierlich. Er freue sich auf viel Musik und sei schon recht gespannt. Allerdings bat er darum, dass man nicht nach jedem Stück applaudiere, sondern man bis zum Ende warten möge.

© trainarchivatorDer Titel „Angels by your side“, den wir oft als Segen zum Abschluss von Auftritten singen, war heute mal der musikalische Auftakt. Wirkte fast wie ein Motto, unter das man diese Feierstunde gestellt haben wollte. Eine schöne Variante. Dazu schien die Sonne angenehm mild in die Kirche hinein.

Nach der Lesung (Auszug aus dem Hohelied der Liebe, 1Kor13) und einem Gebet folgte unser zweiter Song, „This little light of mine“. Da es auf der Empore etwas eng war, blieb Solistin Birgit einfach an ihrem Platz stehen, statt – wie sonst üblich – in die Nähe des Keyboards zu gehen. Klappte auch so, denn für Blickkontakt zum musikalischen Leiter war gesorgt. Da das Lied weitgehend bekannt war, klatschten einige Gäste mit und schauten zur Empore hoch.

© trainarchivatorEin paar Minuten der Ruhe und des Zuhörens

Die Traupredigt befasste sich mit verschiedenen biblischen Aussagen zur Ehe. Unter anderem mit dem Text Ruth1,16 „Wo du hingehst, da will auch ich hingehen“. Ganz zu Beginn hatte Pfarrer Schmidt schon seine ganz eigene Lebensweisheit zum Besten gegeben: nach einem Scherz, dass er das tolle Wetter bestellt habe, sicherte er dem Paar zu, dass eine Ehe auch bei Regenwetter gelingen könne. Mit dem „Hallelujah“ unterstrichen wir diese Aussage. Auch diesen bekannten Song verfolgten viele Anwesende mit Blick hinauf zur Empore.

Nun erfolgte die Trauung. Die Ja-Worte waren gut zu verstehen. Ein kleiner Junge brachte die Trauringe zum Altar. Zwar alles ein hochoffizieller Akt, doch mit sehr persönlichen und herzlichen Worten.

© trainarchivatorDas Paar empfing zum Abschluss der Zeremonie den Segen

Nicht nur der Gospeltrain lieferte musikalische Beiträge. Ein Quintett sang a capella den Nena-Titel „Leuchtturm“. Wenn der Eindruck nicht täuschte, waren es allesamt Mitglieder des in Hamm und Umgebung bekannten Jazzchores „Out of tune“. Es gab verdienten kräftigen Applaus für die gute Leistung. Pfarrer Schmidt hatte zuvor offiziell „Klatscherlaubnis“ erteilt.

© trainarchivatorDas fünfköpfiges Vokalensemble überzeugte – Klasse!

Den aus dem persönlichen Umfeld des Paares heraus vorgetragenen Fürbitten schloss sich das Gemeindelied „Komm, sag es allen weiter“ an, natürlich von Sebastian an der Orgel begleitet. Nach einem Schlussgebet wurde gemeinsam das Vater Unser gesprochen und schließlich vom Pfarrer der Schlusssegen erteilt. Jetzt löste sich endgültig die Spannung und Pfarrer Schmidt übernahm die Regie, was den Auszug aus der Kirche angeht. „Oh, happy day“ sang der Gospeltrain. Pfarrer und Paar zogen sehr langsam aus, um noch etwas zuzuhören. Zu unserem Erstaunen folgte die Hochzeitsgesellschaft nicht unmittelbar dem Paar, sondern blieb in den Bänken stehen, mit klatschend. Wir fragten uns, ob die Brautleute jetzt ohne ihre Gäste allein vor der Kirche stünden, oder ob sie selbst einen Moment stehen geblieben waren, bis das Lied ausklang. Jedenfalls ernteten wir am Ende kräftigen Applaus. Man sah in wohlwollend und zufrieden lächelnde Gesichter. Unser Auftritt hatte offensichtlich gefallen. Als wir die Kirche verließen, sahen wir, dass man den Neuvermählten einen roten Teppich ausgerollt hatte. Zahllose Seifenblasen glitzerten im Sonnenschein, und man war mit der Beglückwünschung des Paares beschäftigt. Wir schlichen uns dezent davon Richtung Wochenende.