Die Andacht sollte der Abschluss der Zusammenarbeit des Gospeltrain Hamm e.V. mit zwei extra für die gemeinsame Teilnahme am Gospelkirchentag 2012 gegründeten Projektchöre sein. Sie begann mit einem stillen Einzug des Gospeltrains, der nach wenigen Grußworten ein ruhiges und wohl gelungenes „Hallelujah“ erklingen ließ. Leider konnten einige Sänger nicht anwesend sei, so dass die Bassstimme zur „Chefsache“ wurde. Unser Chorleiter Sebastian Wewer sang also den Auftakt des Liedes, seine vorherige Sorge vor spontaner Textschwäche erwies sich als völlig unbegründet. Anschließend drehte er sich zum Publikum in der gut gefüllten Kreuzkirche um, und stellte fest: „Oh, ist das voll geworden“.
Nun erfolgte die offizielle Begrüßung durch die erwartungsfrohe Pfarrerin Rebekka Klein. Beim „Order my Steps“ spiegelten sich die verschiedenen Stimmungen des Liedes in den Gesichtern der Zuschauer, die im schwungvollen Mittelteil erstmals spontan mitklatschten. Das brachte natürlich ein Lob des Chorleiters ein, der jetzt zum Master of Ceremony wurde. Er forderte die Anwesenden zum Schnipsen auf, erbat sich lächelnde Gesichter, erlaubte das Aufstehen und sogar das Tanzen auf den Bänken. Während der Aufforderungen schnipste nicht nur der Gospeltrain, sondern auch die im Hintergrund auf ihren Auftritt wartenden Teilnehmer der Projektchöre.
Ihr Einzug erfolgte beim einstimmigen „Jesus is my salvation“. Als die SängerInnen ihren Platz im Altarraum zwischen den GospeltrainerInnen eingenommen hatten, wurde aus dem Lied ein vierstimmiger Kanon, den viele im Zuschauerraum mitsangen. Als Kontrast zum lebhaften Kanon erklang dann das langsame und berührende Lied „Deep river“. Obwohl das Publikum eben noch richtig mitgegangen war, hörte es jetzt still und aufmerksam zu. Im Anschluss kam wieder unser Chorleiter zu Wort, der erläuterte, dass Gospelmusik keine Halli-Galli-Musik sei, auch wenn viele Stücke geradezu zum singen, klatschen und sich bewegen einladen.
Beim „Heaven is a wonderful world“ konnte man die Männerstimmen der Projektchörler genießen, die den Auftakt des Liedes bestritten. Dann setzten nacheinander Alt und Sopran ein. Da auch das Publikum vielstimmig mitmachte, wurde der Titel in vielen Durchläufen gesungen, was einen Mitsänger zur Aussage animierte:“ „Ja, hier musse schonn aabeiten“. Die Arbeit für den Chor ging gleich weiter, denn nun erforderte „Joshua fit the battle of Jericho“ vollen Einsatz, es sollten schließlich die Mauern von Jericho zum Einsturz gebracht werden. Der Beginn unserer Version des Songs lässt die biblische Situation erahnen, auch in Bockum-Hövel wackelten sprichwörtlich die Wände.
Auch bei „This is the day“ sangen viele Gäste im Publikum mit, wie auch schon bei den Liedern zuvor. In weiteren Strophen steigerte sich das Lied bis die ganze Kirche sang und klatschte, natürlich stehend! Von der Stimmung angesteckt, leitete Sebastian Wewer bestens gelaunt zu unserem Gospeltriplett über, bei dem letzten Endes Chor und Publikum die Klassiker „Go, tell it on the mountains“, „He’s got the whole world in his hands“ und „Rock my soul“ zeitgleich sangen. Das in Gruppen eingeteilte Publikum musste nicht lange animiert werden, sondern folgte den Anweisungen Sebastians sofort vielstimmig. Als die SängerInnen die Stufen des Altarraums verließen, um sich an den Seiten der Bankreihen aufzustellen, war ein weiterer Höhepunkt erreicht. Das Triplett ist immer wieder ein Experiment, das ein aktives Publikum und eine gute Akustik erfordert – die Kreuzkirche und ihre Besucher haben ihr Potenzial eindeutig nachgewiesen!
Und es wurde noch einer draufgesetzt. Das als Battle zwischen Männern und Frauen angelegte „Rock my soul“ konnte die Zuhörer nicht kalt lassen, wieder wurde eifrig mitgesungen. Den Abschluss des Gospelkirchentag-programms bildete „Mögen sich die Wege“. Das sanfte Lied beruhigte die Stimmung, der Chor fand erneut intensive Begleitung durch die offensichtlich sehr textkundigen Gäste.
Stellprobe und Einsingen
Zwischen den Stücken nutzte unser sehr gut aufgelegter Chorleiter immer wieder die Gelegenheit, vom Gospelkirchentag, unseren Erlebnissen und von der Arbeit mit den Projektchören zu berichten. Der Eine oder die Andere im Publikum hatte sicher durch Zeitungslektüre oder persönliche Erzählungen von den Hintergründen dieser Andacht gehört, jetzt waren sie durch die lebhaften Erzählungen ganz nah dabei. Bevor Wortanteile aber zu lang wurden ging es jeweils weiter zum nächsten Musikstück. Diese wurden immer mit Originaltitel und deutsche Übersetzung vorgestellt. Überhaupt wurde mal wieder der Beweis erbracht, dass eine der herausragenden Qualitäten unseres Chefs die Ansprache von Menschen ist, sie von einer Sache zu überzeugen und zu begeistern Außerdem hat er den Mut, ganz unkonventionell zu erzählen, zu erklären und vorzumachen. Dabei ist er derart spontan, dass keiner wissen kann, was als nächstes kommt. Somit sorgt er oft genug dafür, dass uns allen das Lächeln besonders leicht fällt.
Kurz vor dem Ende wieder eine der Spontanideen des Chefs – ein gemeinsames „Vater unser“. Es war für uns zwar überraschend, den Ereignissen der letzten Wochen aber durchaus angemessen. Da macht es Sinn, mal einen Moment in Dankbarkeit innezuhalten. Ein spezieller Höhepunkt für uns SängerInnen war die Danksagung von Karl-Heinz aus dem Projektchor Frömern. Die Frömeraner Aktiven kannten ihren Kollegen – wir Gospeltrainer waren gespannt was kommt, als er nach vorne drängte um das Wort zu ergreifen. Er erzählte in sehr persönlichen Worten, dass er vor einiger Zeit achtzig Jahre alt geworden sei und sich niemals habe vorstellen können, so etwas schönes und bereicherndes wie unsere Gospelzusammenarbeit erleben zu dürfen, zumal er sich damit auf völliges Neuland begeben habe. Ein besonderer Dank galt unserem Sebastian, der das alles ermöglicht habe. Dieser wechselte die Gesichtsfarbe und zeigte ein zufriedenes Lächeln; wir haben ihn wohl noch nie so verlegen gesehen.
Nun erwartete das Publikum noch eine Zugabe. Da unsere Projektchörler als Gospelneulinge nur die soeben gesungenen Lieder im Repertoire haben, wurde „Jesus is my salvation“ einfach wiederholt. Als Rausschmeißer stimmten wir zum Schluss noch mal “This ist the day“ an, zu dem wir aus der Kirche auszogen. Zögernd folgten die Zuschauer, als sie den endgültigen Schluss als solchen erkannten. Einer anwesenden Freundin hatte unser Auftritt gefallen; sie habe fast alles mitsingen können. Wie alle anderen konnten wir sie zufrieden auf den Heimweg entlassen.