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Erste Probe nach dem Konzert

Eineinhalb Wochen sind nach unserem Konzert in Hamm vergangen. Laut Chorleiter sollten wir uns in der Zwischenzeit gut erholen. Wovon oder Wofür? Sieht er uns „nach“ oder „vor“ einer Veranstaltung? Aber er hat schon recht. Es ist einiges an Einsatz in die Vorbereitung investiert worden.

Wir waren gespannt auf das erste Aufeinandertreffen nach dem Ereignis. Nachdem zu Beginn der Probe die Lieder für die nächste Hochzeit durchgesungen wurden, gab es danach einen Konzert-Nachschlag. Was gab es nicht noch alles zu erzählen, nachdem sich die Eindrücke etwas gesetzt hatten. Viele berichteten von Kontakten zu Konzertbesuchern, und wir bekamen viele begeisterte Aussagen zu hören. Rückmeldungen aus eigenen Reihen waren nicht weniger interessant. Speziell von Chorleiter Sebastian bekamen wir nochmals ein dickes Lob, denn seine Begeisterung hielt immer noch an. Hatte er nicht schon am Tag nach dem Auftritt in einer rührenden Mail sein ganzes Herz ausgeschüttet? Er war besonders erfreut über den generationenübergreifenden Erfolg. Er erinnerte daran, dass Gospel andernorts auch spalten kann, wenn diese Form der Kirchenmusik als etwas Neues auf Vorbehalte trifft.

Höhepunkt des Abends war allerdings das Anschauen eines Videos vom Auftritt, das wir für interne Zwecke aufgenommen hatten. In einer Totalen konnte man den Chor aus Zuschauersicht beobachten. Es war auffallend ruhig im Raum; man hörte, schaute und ging vielleicht seinen Erinnerungen nach. Am Chorleiter konnte man gut studieren, wie lebhaft diese noch präsent sind. Einige Passagen wurden geradezu nochmal erlebt. Wir hatten unsere Freude daran, ihn so glücklich und zufrieden zu sehen. Einige Male flippte er leicht enthusiastisch aus, uns ging es aber nicht anders. Szenenapplaus zur eigenen Leistung will schon etwas heißen. Bei „Let me fly“ kam bei mir Gospelkirchentagsfeeling auf, obwohl in Dortmund mehr als hundertmal mehr Sänger aktiv waren.

Foto: trainarchivator
Die Technik ist gleich startklar – man wartet gespannt auf das Video

Trotz allem konnte das Video nur ein schwaches Abbild des Liveerlebnisses sein. Speziell der Klang, einfach aus dem Raum der weitläufigen Kirche aufgenommen, erreichte nicht das Konzertniveau. Das war aber auch nicht der Zweck. Vielmehr konnte jeder für sich selbst überprüfen, inwieweit der eigene Eindruck vom Geschehen mit der Wirkung auf das Publikum übereinstimmt. Für viele war es das erste Mal die Truppe von außen in Aktion zu sehen. Gospeltrainer, die jemals einen Auftritt aus dem Zuschauerbereich miterlebt haben, wissen um den interessanten Perspektivwechsel. Auffällig war die gute Harmonie zwischen Gesang und Klavierspiel. Die Leistung unseres Pianisten Noel kann man gar nicht hoch genug einschätzen, denn nach der ersten gemeinsamen, noch holprigen Probe hat er sich an unsere Art und die Erfordernisse perfekt angepasst.

Seit es den Chor gibt, haben wir uns Schritt für Schritt verbessert. Eigenartig – nun haben wir ein richtig gutes Konzert hingelegt und doch finden wir hier und dort kleine Fehlerchen. Das ist allerdings „Jammern auf hohem Niveau“. Da scheinen die eigenen Ansprüche an uns selbst mitgewachsen zu sein. Das muss unsere Chefetage ja freuen, denn das spricht für zukünftige Lernbereitschaft, was Grundvoraussetzung für weitere Verbesserungen ist. Außerdem kann man ganz konkret feststellen, an welchen Dingen gearbeitet werden könnte. Auf zur nächsten Probe.

Zum Schluss gab es noch einen Ausblick auf die Zukunft. Welche Schlussfolgerungen zieht man aus den Konzerten in Beckum und Hamm, und mit welchen Ideen beschäftigen sich Chorleiter und Vorstand. Nun wird erst mal im kleinen Kreis diskutiert, und dann geht es ans schmieden konkreter Pläne. „Da kommen noch ein paar Kracher – dass sag‘ ich Euch“ kündigte Sebastian an. Nichts anderes haben wir erwartet.

Zahlencode des Chorleiterwechsels

14:50

Meine Geschichte im Gospeltrain beginnt am 24.12.2009 um 14:50 Uhr. An Heilig Abend hatte ich einen Chorauftritt in der Jakobuskirche und kurz vorm Gottesdienst drückte mir die Küsterin einen Umschlag in die Hand. „Das ist für dich hier angekommen“ meinte sie. Ich sah mir den Umschlag an. Darauf, in fein säuberlicher Handschrift, die Anschrift der Kirchengemeinde in Pelkum mit mir als Ansprechpartner. Als Absender stand eine gewisse Frau Ch. Etzel vom Gospeltrain auf der Rückseite des Kuverts.

„Mh, komisch – was wollen die denn von mir? Und… wer is´n das überhaupt!?“ Weder diese Frau Etzel, noch dieser Gospeltrain sagten mir irgendetwas. Ich machte den Brief noch vor dem Gottesdienst auf und drinnen stand, wiederum in fein säuberlicher Handschrift ein Hilferuf. Der Chor versucht im Moment, die Leitung neu zu besetzen – ob ich mir nicht vorstellen könnte, wenn ich nicht selbst Interesse hätte, in irgendeiner Form zu helfen.

„Och nöööööö…. nicht schon wieder Gospelchor, das ist so gar nicht meins.“  – Mir schossen sofort Erinnerungen aus dem Juni des gleichen Jahres durch den Kopf. Damals ereilte mich ein Hilferuf aus dem Ruhrgebiet ähnlich überraschend. Nach dem Probedirigat habe ich beschlossen, nie wieder auch nur daran zu denken, in die Richtung christlicher Popularmusik zu gehen. Die Chemie passte nicht, es war alles relativ kurzfristig, egal… lassen wir das.
Ich hatte bereits einen kleinen, gutlaufenden Chor in Pelkum, der ansatzweise Gospelmusik sang, das reichte mir. Mit reinem Gospel wollte ich nichts zu tun haben. Ich nahm mir also vor, diese Frau Etzel anzurufen, um ihr meine Hilfe bei der Chorleitersuche anzubieten – Ich selbst wollte es nicht machen… ok, allenfalls als Vakanzvertretung… aber auch nur für ein paar Wochen, oder ein zwei Monate.

01:27

Irgendwann zwischen Weihnachten und Neujahr rief ich diese Frau Etzel an. Und wurde gleich mehrmals von ihrem Anrufbeantworter vertröstet – oder es war halt besetzt. Ich sprach ihr also eine Nachricht auf den AB und wartete auf eine Reaktion. Einen Tag später rief Frau Etzel an und trug mir ihr Anliegen noch einmal persönlich vor. Was soll ich sagen, diese Frau war einfach furchtbar hartnäckig.
„Ich muss ihnen sagen, dass ich kaum Erfahrung in diesem Bereich habe – meine Welt sind klassische Kirchenchöre!“ erklärte ich ihr sehr eindrücklich.  „Und ich habe Freitags auch keine Zeit, da habe ich meine Chorprobe in Pelkum und die steht nicht zur Debatte!“ suchte ich weiterhin nach Begründungen, meine Ablehnung zu untermauern. Schließlich erzählte ich ihr von meinem Probedirigat im Ruhrgebiet und schob dessen Scheitern allein auf mich.
Nichts zu machen, Frau Etzel war nicht abzuschütteln. Wir einigten uns also darauf, zumindest ein Probedirigat zu machen um zumindest eine Vakanzvertretung hinzubekommen. Ich unternahm noch einen letzten Versuch, damit sie von mir abließ und unterbreitete ihr meine Honorarvorstellungen. Nichts zu machen – ich gab’s auf – nach 15 Minuten des Telefonierens und meiner „Abschüttelungs-Strategie“ ließ diese Frau nicht von mir ab. Wir unterhielten uns dann weiter, kamen von „Höcksgen auf Stöcksgen“ und vereinbarten Freitag, 08.01.2010 als Termin für das Probedirigat – die Proben im Pelkumer Chor begannen erst eine Woche später.
Ich legte den Hörer auf und schaute auf Telefondisplay: EINE STUNDE UND SIEBENUNDZWANZIG MINUTEN! Herr Gott, das war mein längstes Telefongespräch, dass ich je mit einer Chorvorsitzenden hatte. Ich wunderte mich, weil ich ziemlich genau weiß, dass wir das eigentliche schon nach einer guten viertel Stunde durch hatten.

1:15

Am vereinbarten Tag stieg ich mit Bauchschmerzen ins Auto, um mich von Beckum nach Hamm aufzumachen. Mir hing die Ruhrpott-Probe im Hinterkopf und war ziemlich aufgeregt, was mich wohl im Hammer Norden erwartet. „This little light“ und „Shine your light“ hatte ich als Auswahlstücke im Gepäck – ich war gespannt. An diesem Abend des 08.01.2010 solle ich auch diese hartnäckige Chorvorsitzende kennenlernen, was mir noch als angenehmster Teil des Abends schien. Ich fuhr auf den Parkplatz, atmete tief durch und ging ins Pfarrheim. Frau Etzel nahm mich in Empfang, eine Frau Peters stellte sich vor, eine Frau Sand gesellte sich dazu. „Ich bin Kassiererin!“ stellte sich eine Frau Klönne vor. Dann ging alles ganz schnell – Einsingen/Sojani/Halleluja – ein kurzes Gespräch mit der gesamten Chorsängerschaft. Rumsbums – eineinviertel Stunde Probedirigat waren vorbei und – es war gar nicht so schlimm, wie ich erwartet hatte.

0:25

Fünfundzwanzig Minuten dauerte meine Heimfahrt nach Beckum. „Es ist ja eigentlich ein ganz netter Haufen!“ dachte ich bei mir, „aber Gospelchor in Reinkultur? Ich weiß nicht… naja, wer weiß, wer sich da noch beworben hat. Eine Vakanzvertretung mache ich, wenn die mich überhaupt wollen.

Resümee

Wie es weiterging, liest man ja hier im Blog – das Christkind soll sich wohl etwas dabei gedacht haben, als ich den Brief von Frau E. an Heilig Abend 2009 erhielt. Mit „my lovely Gospeltrain“ habe ich den besten Fang gemacht, den ich in meinen derzeit 15 Jahren Kirchenmusik überhaupt hätte machen können. Wir ergänzten uns von Anfang an perfekt, lernten von einander, rieben uns oft auf, bewältigten manche Problematik und erlebten unzählige schöne Proben und Auftritte. Für mich ist sicher, dass ich mir momentan meinen Beruf ohne den Gospeltrain nicht vorstellen kann – dafür sind wir zu sehr verwachsen und aufeinander abgestimmt. Danke Gospeltrain!

Abschließend sei noch mal diese hartnäckige Frau Etzel erwähnt: Die 1:27 Stunden waren nur ein leichter Vorgeschmack – wenn’s uns heute in den Sinn kommt, kann’s auch mal etwas länger dauern. Unser derzeitiger Rekord liegt bei über 3 Stunden, wobei unsere Telefonate fast immer mit „Ich wollte nur mal eben kurz…“ beginnen.
Ach ja, mittlerweile duzen wir uns auch.

Lokalpresse über Konzert in Hamm

Heute Morgen erschien in unserer Lokalzeitung, dem Westfälischen Anzeiger, ein Artikel über unser Konzert in der Herz-Jesu-Kirche. Man räumte der Berichterstattung viel Platz ein und fügte ein sehr aussagekräftiges Foto bei. Da kommen doch gleich die noch frischen Erinnerungen an „unser“ Highlight wieder hoch. Schön war’s! Zu unserer Freude haben das unsere zahlreichen Gäste auch so gesehen.

© Westfälischer Anzeiger 20.03.2013
© Westfälischer Anzeiger, Hamm, 20.03.2013

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Nachbesprechung Konzert Zuhause in Hamm 17.03.2013 – Teil 2

Nach der Pause steht „Let me fly“ auf dem Programm. Natürlich wird an dieser Stelle vom Gospelkirchentag im vergangenen Jahr berichtet, der bei uns Teilnehmern immer noch positiv nachwirkt. Mit diesem Stück lernt das Publikum einen modernen europäischen Gospel des dänischen Komponisten Hans-Christian Jochimsen kennen. Es gelingt exzellent und löst vereinzelt Jubel aus. Diese Mischung aus stilleren und kräftigeren Abschnitten, ganz fließend miteinander verbunden, bietet ein ganz neues Hörerlebnis. Besonders die A-cappella-Passagen verbreiteten echt Gänsehautfeeling. Da hätte ich doch gerne mal den Gesichtsausdruck vom Chef gesehen…

Es geht emotional weiter. Mit einer Geste zum Herzen ruft der Chorleiter das Thema des bekannten Titels „Tears in heaven“ wach. Viele Besucher singen oder summen mit, genießen die melancholische Stimmung, die der Chor von Anfang an gut trifft. Wie schön, dass wir seit einigen Jahren endlich auch Tenöre haben! Das bereichert den akustischen Gesamteindruck. Direkt im Anschluss daran werden die Zuhörer mit dem dynamischen „This is the day“ aus der Ruhe (mit)gerissen. Sofort wird begeistert mit geklatscht, inzwischen sitzt der Gospelrhythmus annähernd perfekt.

© W.Boesen, Hamm
„This is the day “ – das ist unser Tag!          © W.Boesen

Da der Gospeltrain jetzt ordentlich eingeheizt hat, werden die Menschen beim nächsten Lied gleich mit einbezogen. „Heaven is a wonderful place“ soll gemeinsam gesungen werden. Nach Anleitung durch den Vorturner (aha, deshalb ohne Krawatte!) übt das Publikum mit dem Chor die Männerstimme des Liedes ein. Als das sitzt, steigen erst der Alt und dann der Sopran mit deren Stimmen ein. Jetzt singen mehrere hundert Menschen sinngemäß „der Himmel ist ein wunderbarer Ort“ – hier und jetzt ist es auf Erden aber mindestens genauso toll. Wenn ich bedenke, dass man den Gospeltrain schon beim Einsingen bis nach draußen gehört hat; was mag da jetzt abgehen?

© W.Boesen, HammDie ganze Kirche singt, alle stehen          © W.Boesen

Noch nicht genug Action? Ok. „Rock my soul“ setzt noch einen drauf. Männer und Frauen stehen sich im Gesangsduell mit viel Einsatz gegenüber, wobei sich die zahlenmäßig klar unterlegenen Männer aber Mikrofonunterstützung organisieren. Das Duell erzeugt viel Schmunzeln bei den Zuschauern. Etliche stehen der besseren Sicht wegen auf. Dieses bekannte Lied singen außerdem viele mit.

© W.Boesen, HammUnsere Männer – und Eva! geben richtig Gas          © W.Boesen

© W.Boesen, Hamm„Oh, happy day“! Der Titel des nächsten Songs könnte auch das Motto des Tages sein. Die GospeltrainerInnen schweben angesichts des gut laufenden Konzerts und der positiven Resonanz von den Bänken sowieso auf Wolke sieben. Zuvor berichtet Chorleiter Sebastian dem erstaunten Publikum, dass sich in unseren Reihen ein Jubilar befindet. Detlef feiere genau an diesem Tage seinen fünfzigsten Geburtstag und unterstütze dennoch den Gospeltrain beim Konzert. Riesenapplaus von allen Seiten. Das Geburtstagskind bedankt sich gerührt. Spontan wird „Happy Birthday“ angestimmt, sofort sind alle in der Kirche dabei. Jetzt ist Detlef aber richtig ergriffen; winkt, verbeugt sich und verteilt Handküsse. „Das nächste Lied ist nur für Dich“ kündet Sebastian an. Für ihn selbst sei ja jeden Mittwoch (Probentag) Happy Day. Los geht’s. Detlef setzt sich auf einen Stuhl genau dem Chor gegenüber, wie es sonst die Geburtstagskinder in den Chorproben machen, wenn sie sich ein Lied aussuchen dürfen. Das Publikum steht größtenteils und genießt den Klassiker mit Birgit als Solistin. Allerdings sind sie vom neu arrangierten Ende überrascht und begeistert zugleich. Die ganze Kirche swingt zur Zeile „Sing hallelujah“. Ohrwurmgefahr!!!          Foto © W.Boesen

© W.Boesen, Hamm„Oh, happy day“ für das Geburtstagskind – und alle anderen          © W.Boesen

Mancher habe Berührungsängste gegenüber Gospelkonzerten der englischen Sprache wegen, meint Sebastian. Einige wenige stimmen schüchtern zu. Die große Mehrheit im Raum versteht Englisch oder lässt sich einfach mitreißen. Als Beleg, dass der Gospeltrain auch anders kann, singen wir nun das deutschsprachige Lied „Mögen sich die Wege“, bei dem man sich nach den schwungvollen Titeln mal wieder ganz sanft getragen fühlen kann. Andächtiges Zuhören und verträumte Blicke.

Kurz vor dem Ende steht unser Medley mit dem Publikum auf dem Plan. Dabei singt je ein Zuschauerblock nach Anleitung und durch den Gospeltrain unterstützt einen der drei Gospelklassiker „Go, tell it on the mountain“, „He’s got the whole world“ und „Rock my soul“. Schließlich werden alle Songs gleichzeitig gesungen und harmonieren dennoch, die ganze Kirche steht und ist aktiv. Jetzt ist aber richtig Stimmung in der „Hütte“.

Mit dem Abschlusssegen „Peace shall be with you“ sollen die Menschen nach einem für alle ereignisreichen und gelungenem Konzert entlassen werden. Man kann noch einmal die wunderbare Stimmung genießen und sich von der weichen Musik tragen lassen. Da werden die Menschen plötzlich aus ihren Träumen gerissen. „Mist, jetzt habe ich meinen Einsatz verpasst“ gesteht Chorleiter Sebastian. Leichtes Gelächter. Hätte er nichts gesagt, wäre absolut niemandem etwas aufgefallen. Selbst ich als Insider habe in dem Moment den Fehler gar nicht wahrgenommen – ich war in Gedanken ganz woanders. Macht nichts. Einfach noch mal eingesetzt und dann sauber zu Ende gebracht. Viel humoriger Applaus.

© W.Boesen, Hammein stilleres Lied zum Schluss, nochmals Konzentration          © W.Boesen

Als das Lied verklungen ist, wollen viele aber einfach nicht gehen. Der Schlussapplaus steigert sich, doch bevor sich die Leute zu sehr verausgaben wird schnell noch mal „Sia hamba“ als Zugabe angestimmt. Nochmals werden wir mit viel Applaus bedacht. Anschließend zieht der Chor kurzerhand Richtung Hauptausgang, wo er sich als Spalier für die heimwärts bummelnden Zuschauer aufstellt. Immer noch wird gesungen, jetzt „Jesus is my salvation“; erst einstimmig, dann als Kanon.

Irgendwie haben es die Leute gar nicht eilig. Jeder kennt irgendwen. Man begrüßt sich und tauscht sich aus. Da wird sehr viel Lob und Anerkennung ausgesprochen. Viele wollen ihre Begeisterung direkt an den künstlerisch Hauptverantwortlichen loswerden, Sebastian ist dementsprechend umlagert. Ein Blick in die Gesichter reicht eigentlich. Die GospeltrainerInnen einschließlich Chorleiter sind mit sich und der Welt zufrieden, haben das große innerliche Strahlen. Dieses hat auch die Zuschauer ergriffen. Alle miteinander haben bereichernde eineinhalb Stunden miteinander erlebt. Als die letzten gegangen sind, wird schnell die Technik abgebaut und ein wenig klar Schiff gemacht, bevor es zum Ausklang ins Pfarrheim geht.

Dort sitzen bereits viele Gospeltrainer und deren Gäste aus dem engeren Umfeld an österlich geschmückten Tischen. Erst mal wird etwas zu trinken besorgt, dann wird erzählt und erzählt. Unser Haus- und Hoflieferant L.Kapschak von Empting’s Backstube hat uns mit Brot und Laugengebäck versorgt, so dass wir uns ordentlich stärken können. Seit vielen Jahren ist es bei uns üblich, dass man nach unseren Heimatkonzerten nicht sofort auseinanderläuft, sondern noch ein wenig Zeit miteinander verbringt und die Ereignisse nachwirken lässt. So wird die Spannung wieder runtergefahren, und man geht gemeinsam in die Genussphase über. Damit sollte man ganz beschwingt in die neue Woche starten können.

Foto: trainarchivatorLieferung vor dem Konzert:

Dieses Riesenbrot müssen wir uns erst noch verdienen !

Das haben wir zwei Stunden später geschafft !!

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Nachbesprechung Konzert Zuhause in Hamm 17.03.2013 – Teil 1

In der Herz-Jesu-Kirche ist die erste Reihe der Kirchenbänke mit Blumen in gospeltrain-orange geschmückt, Kerzen stehen für später bereit. Zügig und diszipliniert beginnt der zahlenmäßig starke Chor das Einsingen. Man istFoto: trainarchivator fein heraus geputzt, gibt ein gutes Bild ab, einige waren wohl gerade noch beim Friseur (meine Beobachtung wird später von einer verlegenen Zeugin bestätigt). Chefin Christa hatte zuletzt nochmals die Wichtigkeit der Einhaltung unseres Dress-Codes bei Auftritten betont. Alle halten sich perfekt daran – bis auf einen. Chorleiter Sebastian Wewer möchte sich vielleicht in seinem Bewegungsdrang nicht von einer Krawatte einschränken lassen; das kann ja was geben!

Diese Kirche will gerockt“ werden

Foto: trainarchivator
Gospeltrain beim Einsingen, Sebastian ist gerade aus dem Bild gesprungen

Kaum sind das Einsingen und eine kurze Laufprobe beendet, betreten die ersten Zuschauer die Kirche. Der Countdown läuft. Draußen strömen Fußgänger herbei, auf der kleinen Karlstraße ist Rushhour. Die GospeltrainerInnen gönnen sich inzwischen noch einige Minuten der Entspannung und Vorbereitung im benachbarten Pfarrheim.

Foto: trainarchivatornoch ein Paar Minuten, dann geht’s los

Foto: trainarchivatorLeider singe ich heute nicht mit, sondern übernehme die Gästebetreuung und nebenbei  Dienstleistungen aller Art. Zunächst werden Programme verteilt, dabei gleich viele Fragen zum Chor beantwortet und freudig einige ältere Ex-Mitglieder begrüßt, die mal sehen wollen, was ihre alte Truppe so treibt (schön, dass Ihr uns treu bleibt).

Fotografen sprechen sich ab, ich bekomme schnell noch eine Kurzschulung zum erstmalig eingesetzten Camcorder. Die Kirche ist inzwischen gut gefüllt. Neugierig zähle ich durch und komme auf 400-450 Besucher. Da haben sich unsere Werbemaßnahmen doch gelohnt. Es ist kurz vor 17.00 Uhr. Man ist gespannt, dabei brummt es leise wie in einem Bienenschwarm.

© W.Boesen, HammStatt mit einem musikalischen Kracher beginnt das Konzert ganz zart mit einem Solo des Chorleiters. Beim „Lord, hold me“, einer Art bittendem Zwiegespräch mit Gott, wendet er dem Publikum den Rücken zu und schaut auf das große Kruzifix im Altarbereich. Ein sehr intensiver Moment, bei dem die Gäste den Atem anhalten. Beim zweiten Lieddurchlauf zieht der Chor leise summend von der Sakristei in Richtung Altar ein. Als alle in der geprobten Aufstellung angekommen sind, wird das Lied kräftig und mit großer Intensität von allen gesungen. Ein gelungener Auftakt, der das Publikum etwas überrascht und den anschließenden Applaus verdient hat. Foto © W.Boesen

© W.Boesen, HammEinzug des Gospeltrains zum Solo von S. Wewer     © W.Boesen

Nun begrüßt unser Pfarrer Paul Markfort die Zuschauer und ist sehr erfreut über deren große Anzahl. Er wünscht allen ein schönes Konzert, das sprichwörtlich ein Licht anzünden möge. Auch unser Chef begrüßt die Menschen und fordert gleich zu Aktivität auf. „Hallo Hamm“ ruft er in den Raum, „Hallo Gospeltrain“ antwortet das Publikum. Nach dem ersten Übungsdurchlauf ist beim zweiten Durchgang schon ordentlich Leben drin. Es wird gefragt, wer schon einmal ein Konzert des Gospeltrains miterlebt habe. Viele Arme gehen hoch. Die Stammgäste werden ausdrücklich begrüßt. Danach wird gefragt, wer das erste Mal dabei sei. Wieder gehen viele Arme hoch. Diese Gäste werden ebenso herzlich begrüßt. Auf diese Art hat man schnell mal einen Eindruck von der Zusammensetzung seiner Zuhörerschaft gewonnen. Jetzt geht es musikalisch weiter. „This little light“ mit Solistin Birgit passt zu den einleitenden Worten des Pfarrers. Einigen ist der Titel bekannt, und man singt leise mit. Inzwischen ist ein Fotograf vom Westfälischen Anzeiger (Hammer Lokalzeitung) eingetroffen und macht Aufnahmen von der Veranstaltung.

Vor dem nächsten Lied kommen wir zur Spezialdisziplin des Chorleiters: Ansprache und Aktivierung des Publikums. Mit einfachen Stampf- und Klatschübungen nach Anleitung soll der richtige Gospelrhythmus einstudiert werden. Die Leute machen mit. Dabei wird viel gelacht und gekichert, denn noch nicht alle sind mit der Art unseres Sebastians vertraut. Nach diesem Vorlauf soll gemeinsam das bekannte „Taizé-Halleluja“ gesungen werden. Als der Zeremonienmeister provozierend die Hände hinter die Ohren legt, steigert sich die Lautstärke und der gute Besuch zahlt sich aus. Schließlich singt man stehend das Stück in fröhlichem Tempo als Kanon. Gospeltrain und Besucher applaudieren sich verdientermaßen gegenseitig.

© W.Boesen, HammHamm-Norden ist gospeltauglich, Applaus vom Chor          © W.Boesen

Jetzt lassen wir es richtig krachen! Nach kurzer Erläuterung der biblischen Geschichte lässt der Gospeltrain bei „Joshua fit the battle of Jericho“ die Fanfaren erklingen. Nachdem Sebastian mit Gestik und Mimik (das konnte ich sogar von hinten sehen!) den Chor zu vollem Einsatz auffordert, erklingt ein gewaltiger Sound zum Auftakt. Es ist ungeheuer intensiv und die Schallwellen erzeugen ein regelrechtes Kribbeln auf der Haut. Das Publikum staunt und ist hellwach. Anschließend erzählt uns der Gospeltrain wesentlich leiser, aber sehr eindringlich die Geschichte Joshuas. Jetzt schauen und hören die Besucher völlig gebannt zu, in den Klatschphasen macht man engagiert mit. Ausdruck und Spannung im Chor überzeugen, da macht schon das Zuschauen Spaß!

© W.Boesen, Hamm
Blick auf den Chef, auf den Einsatz kommt’s an          © W.Boesen

Bei den bisherigen Gospels hat uns unser frisch an Bord geholter Pianist Noel Brefried am Keyboard begleitet Bei „Order my steps“ greift Sebastian selbst in die Tasten – das lässt er sich nicht nehmen. Dieser Titel ist eines der ersten gemeinsamen Highlights, seitdem wir miteinander trainieren. Speziell an dieser Stelle ist positiv zu erwähnen, dass die erstmals eingesetzte Technik mit Mikros und Boxen gut abgestimmt ist, denn das Klavier klingt in angenehmer Lautstärke und begleitet den Chor, statt ihn zu übertönen. Unsere Chorneulinge meistern das Stück prima wie alle, stellt der Textumfang doch eine echte Herausforderung dar.

Bevor das „Hallelujah“ von L.Cohen an der Reihe ist, wird gefragt, ob jemand im Publikum sei, der mit dem Gospeltrain geheiratet hat oder es in nächster Zeit tun möchte. Treffer. Es sind tatsächliche mehrere Leute aus der Hochzeitsfraktion anwesend. Hintergrund für die Frage sei der, dass das Lied häufig bei Trauungen gewünscht werde und wir damit Erinnerungen an viele Kirchen in Hamm und Umgebung verbänden. Nun wird aber gesungen und das vorzüglich. Dies wird durch den auffällig energischen Applaus unseres Ehrenmitglieds Norbert bestätigt, der dieses Lied schon viele Male gehört hat und dementsprechend urteilen kann.

Nach dem auch als Popsong bekannten Hallelujah folgt mit „Deep River“ ein ausgesprochener Gospelklassiker. Kurz wird die Bedeutung des Mississippi als frühere Grenze zwischen Sklaverei und Freiheit erläutert, die Gegenstand dieses Liedes ist. Textkenntnisse erleichtern vielen Zuschauern das Mitsingen. Dank der neuen Mikrophontechnik in der Kirche sind die zahlenmäßig wenigen Tenöre wunderbar zu hören. Wie vom Chorleiter zuvor behauptet, sind die Mikrofone nur zur Unterstützung da, indem sie den Raumklang und nicht die einzelnen Sänger aufnehmen. Recht hat er. Der Klang der einzelnen Stimmlagen kommt auch ganz hinten gut hörbar, ausgewogen und sehr natürlich an. Leider kommen die Einsätze bei den stilleren Passagen etwas zögerlich, man dürfte sich ruhig mehr zutrauen

Als Vertreter der afrikanischen Gospels hat der Train „Sia hamba“ ausgewählt, das wir in einem tollen Sebastian-Wewer-Spezial-Arrangement im Repertoire haben. Hier gelingen die Einsätze richtig knackig. Der Chor ist aufmerksam, der Chorleiter engagiert, das Publikum folgt der gemeinsamen Arbeit fasziniert. Da klatscht man gerne in den geeigneten Abschnitten mit. Dabei bekommt man verschiedene Facetten des Liedes zu hören, die jeweils ihre ganz eigene Wirkung haben. A-cappella-Passagen geben dem ganzen eine besondere Note.

© W.Boesen, Hamm
Gospeltrain bei „Sia hamba“ mit Körpereinsatz          © W.Boesen

Nun hat der Chor sich erst mal genug verausgabt. Es folgt ein Klavierstück, bei dem unser Pianist Noel seine Soloqualitäten beweisen kann und an keinerlei Vorgaben gebunden ist. Seine Teamfähigkeit hat er bereits bewiesen, in dem er gut mit unserem Leader harmoniert, aufmerksam ist und spontan auf die Erfordernisse eingeht. Letztlich schafft er uns eine wunderbar sichere Instrumentalgrundlage. Da hat sich die gemeinsame Vorbereitung und das gegenseitige Kennenlernen doch gelohnt. Nicht unerwähnt bleiben soll auch Franz am Schlagzeug, der uns seit vielen Jahren immer mal wieder begleitet.

© W.Boesen, Hamm
Noel beim Klaviersolo, Chor und Leiter können pausieren          © W.Boesen

Konzert für Kurzentschlossene 17.03.2013

Sonntagmorgen. Draußen ist es kalt, feucht und grau. Man bleibt am liebsten Zuhause. Ein Blick in den Stadtanzeiger am Frühstückstisch macht dann doch ein attraktives Angebot. Das Konzert des Gospeltrains in der Herz-Jesu-Kirche könnte doch eine Alternative zum eigenen Sofa sein. Um 17.00 Uhr geht’s los. Bisher waren die Auftritte in unserer Gemeinde immer schöne Veranstaltungen, viel Anerkennung durch Besucher waren dem stets Chor sicher. Wie wird es diesmal? In die Vorbereitung wurde jedenfalls viel Arbeit gesteckt, um dem Publikum ein schönes, abwechslungsreiches Programm bieten zu können. Es geht halt nichts über ein Live-Konzert.

© Stadtanzeiger© Stadtanzeiger, Hamm, 17.03.2013

Konzertankündigung in der Lokalzeitung

© Gospeltrain Hamm e.V.Bisher haben wir verschiedene eigene Aktivitäten zur Bekanntmachung unseres Konzerts gestartet (17.03.2013, 17.00 Uhr, Herz-Jesu-Kirche, Hamm-Norden). Dazu gehören sowohl die Verteilung von Plakaten an öffentlichen Orten, als auch von Handzetteln im persönlichen Umfeld; außerdem natürlich jede Menge Mund-zu-Mund-Propaganda.

Heute ist nun auch eine Ankündigung im Westfälischen Anzeiger erschienen, der Lokalzeitung in Hamm. Damit wird die Information noch mal wesentlich weiter gestreut. Es ist immer wieder spannend, wie viele Leute kommen werden. Allerdings können wir ja schon auf einige Fans bauen, die regelmäßig seit Jahren kommen. Und dann sind da noch unsere „Friends“ aus dem persönlichen Umfeld der GospeltrainerInnen…

© Westfälischer Anzeiger © Westfälischer Anzeiger, 14.03.2013, Foto: W.Boesen

Gospeltrain nimmt Fahrt auf…

…und beendet endgültig den Winterschlaf, denn jetzt geht es richtig los!

Foto: trainarchivator
Bahnunterführung in Hamm-Norden, bearbeitet

Unser Lokführer schaltet ab sofort einen Gang hoch, damit der Gospeltrain richtig Fahrt aufnimmt. Es stehen zwei Konzerte vor der Tür, die ordentlich vorbereitet sein wollen. Bei der letzten Probe haben wir schon mal einen Eindruck bekommen, was noch zu tun ist. Da die nächste Probe schon die Generalprobe ist, zudem sogar am Ort des Auftritts in Beckum, werden wir konzentriert arbeiten müssen. Schließlich sind gerade die Feinheiten für den Gesamteindruck mitentscheidend.

Es soll aber nicht vergessen werden, dass bereits im Januar der Saisonauftakt mit relaxtem Workshop und einem kleinen gelungenen Auftritt in einer Vorabendmesse im Hammer Norden erfolgte. Bei der Gelegenheit hatte sich schon gezeigt, dass Alt- und NeugospeltrainerInnen zusammen gewachsen sind und harmonieren. Somit sollte sich das Lampenfieber vor dem Konzert in Beckum in Grenzen halten.

 Copyright: W.Boesen
Vorabendmesse am 12.01.2013 in der Herz-Jesu-Kirche ©Foto: W.Boesen

Frisch gestärkt und motiviert geht es nun in den Endspurt – man sieht sich bei den Konzerten in Beckum (17.02.2013, Christuskirche, 18.15 Uhr) oder Hamm (17.03.2013, Herz-Jesu-Kirche Hamm-Norden, 17.00 Uhr).

Nachbesprechung Auftakt 2013

Der Workshop

Foto: trainarchivatorDas ging ja gleich schwungvoll los. Direkt nach der mehrwöchigen Weihnachtspause sollte in der Vorabendmesse am 12.01.2013 gesungen werden. Um uns Singpraxis für die möglicherweise eingerosteten Stimmen zu verschaffen, war der ganze Samstagnachmittag in Form eines Workshops organisiert. Dazu hatten wir Kirsten G. eingeladen, eine Kollegin unseres Chorleiters Sebastian Wewer. Sie sollte mal eine Blick „von außen“ auf unser Tun werfen, ihre fachliche Meinung kundtun und uns Anregungen und Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen. Dabei sollte der Gesamteindruck der musikalischen Präsentation im Vordergrund stehen.

Die zu singenden Titel ergaben sich aus der geplanten Liedfolge des Gottesdienstes. Zunächst sangen wir uns aber unter der Beobachtung unseres Gastes ein wie immer, anschließend führte Kirsten G. mit uns weitere Einsingübungen mit uns durch. Dabei gab es Hinweise zur Durchführung und zum Zweck der Übungen. Schließlich wurde die Leitung wieder übergeben mit den Worten:“Sebastian, der Klangkörper ist vorbereitet“. Jetzt fand sich auch endlich die Gelegenheit Kirsten offiziell zu begrüßen. „Wir freuen uns, dass Du da bist“. Nach den guten ersten Eindrücken holte sich unser Gast gleich den ersten zustimmenden Applaus ab.

Foto: trainarchivatorLos ging es mit der Probe des Titels „Lord hold me“. Sebastian und Kirsten hatten sich nicht mit einem strengen Konzept für den Nachmittag vorbereitet, sondern ließen es relativ frei fließen. Sie hörten aufmerksam zu, beobachten uns und gaben Tipps, waren Ergänzung und Gegenpart zugleich. Während Sebastian Klavier spielte, unterstützte uns Kirsten durch Gestik und Mimik.

Mit „Tears in heaven” haben wir uns länger beschäftigt. Während sich Sebastian mehr um gesangstechnische Details kümmerte, versuchte Kirsten die richtige Stimmung zu erzeugen. Wichtig war ihr die Dosierung des Einsatzes hinsichtlich Intensität und Lautstärke. Wir sollten uns einfach in die Stimmung des Liedes emotional hinein versetzen, dann fände man schon den richtigen Ausdruck. Den Beweis haben wir gleich im nächsten Durchlauf erbracht. Kirsten lehnte das angebotene Dirigat mit dem Hinweis auf zu große Strenge ab, die dem Lied nicht gut täte; sie wolle sich mit kleinen „Zuckungen“ begnügen. Sie wurde aufgefordert „Achte mal darauf, ob die Seele haben!“. Prompte Antwort an Sebastian:“Haben die alle!“. Chor und Chorleiter bekamen vor Stolz rote Ohren. Ein Lob von extern ist besonders süß.

Bei „This little light“ wurde die Gelegenheit genutzt, mit der Solistin Birgit zu arbeiten. Die Erklärung zur unterschiedlichen Art des Singens als Solistin oder in der Gruppe war für alle interessant. Manchmal muss man Selbstverständlichkeiten einfach noch mal aussprechen und auf den Punkt bringen. In vielen Belangen konnte sich Birgit mit ihrer Art des Vortrags bestätigt fühlen, bekam über mehr Selbstsicherheit noch mehr Mut zum persönlichen Ausdruck.

Wie schon bei „Tears in heaven“ kam es beim Song „Let me fly“ speziell auf den Ausdruck und die Leichtigkeit an. Nach dem entsprechenden Lernerfolg zuvor musste jetzt nur unwesentlich durch die Workshopleiter eingegriffen werden. Man hatte fast den Eindruck die Wiederholungen sollten eher unserem Vergnügen als hartem Training dienen ;-). Es klang wirklich toll und erinnerte manchen Anwesenden an den Gospelkirchentag. Kirsten meinte, der Gänsehautfaktor sei erreicht. Speziell der Tipp, die Spannung am Ende zu halten und somit das Lied scheinbar nachklingen zu lassen entfaltete wie auch bei anderen Gospels seine besondere Wirkung.
Foto: trainarchivator
…when I feel the spirit moving (sprich: mu-hu-wing, hier demonstriert)

Auch Andrea L. als Solistin bei „Oh, happy day“ kam jetzt in den Genuss der Extraportion Aufmerksamkeit durch Kirsten. Die beiden gingen regelrecht in Zwiesprache miteinander – Andrea sang gut, Kirsten regte sie durch Mimik und Gestik an, Andrea sang noch besser. Wir anderen schauten fasziniert zu und hätten fast das Singen vergessen. Unser Chef überhörte großzügig einige Schwächen. Eigentlich können wir es deutlich besser, aber diesmal kam es bei den Übungen ja auch mehr auf die Solistin an.

Beim nächsten Titel ging es um ein ganz anderes Lernziel. Beim „Halleluja“ sollten verschiedene Stimmen an unterschiedlichen Passagen die Führung übernehmen, um die Feinheiten der Komposition besser zum Ausdruck zu bringen. Nach etwas Übung konnte man über das Ergebnis staunen, denn nun kamen ganz neue Facetten des Titels zum Vorschein. Die Passage des Alts war ja schon ganz gut, der Hammer war aber der Tenor. Klasse!
Foto: trainarchivator

teilweise schon in Auftrittskleidung

Dass wir schon einige Zeit intensiv geprobt hatten, als wir am Ende „Peace shall be with you“ sangen, merkte man sehr wohl. Es gab nichts auszusetzen, die zuvor angesprochenen Dinge wurden alle zur Zufriedenheit der beiden musikalischen Leiter umgesetzt. Nach diesem stimmungsvollen Abschluss des Workshops, der allen Teilnehmern sichtlich Spass gemacht hatte, ging es nach nebenan in die Kirche, wo schnell noch eine Stellprobe gemacht. Als eben noch mal ein Song angestimmt wurde, kamen bereits die ersten Gottesdienstbesucher.

Auftritt in der Vorabendmesse

Kirsten G. hatte ihre Arbeit im Workshop eigentlich erledigt, dennoch blieb sie und wollte uns im Gottesdienst erleben. Der gut informierte Pfarrer Markfort erwähnte bei der Begrüßung der Besucher unseren intensiven Probennachmittag im Pfarrheim und begrüßte unseren Gast namentlich.

Schon der Beginn der Messe war ungewöhnlich und für uns neu, denn wir waren vor dem Pfarrer in die Kirche eingezogen, wie es die Messdiener tun. Bei Konzerten ist es fast die Regel, dass wir mit einem Lied einziehen, in einem Gottesdienst war es allerdings eine Premiere. Sebastian fing einfach an den Titel „Lord, hold me“ auf dem Klavier im Altarraum zu spielen. Wir zogen nun aus Richtung Sakristei ein – beim ersten Lieddurchlauf summend, beim zweiten dann singend. Das lief schon mal gut, denn wir fanden gut ins unsere Stimmen; auch die Einnahme der Aufstellung vorne klappte reibungslos. Den Einzug hatten wir schließlich vorher geübt, nachdem die Stellprobe abgeschlossen war. Die Gottesdienstbesucher waren durchaus erstaunt, wie viele Leute da vor dem Pfarrer eingezogen kamen. Schließlich gab es noch einen letzten Durchlauf des Liedes, durch dezente Gesten und Mimik von Kirsten unterstützt.

Nach der Lesung erfolgte unser „Halleluja“, wobei unsere Workshopleiterin leicht in Verzückung geriet. Die Dinge, die wir zuvor intensiv geprobt hatten (u.a. Führung verschiedener Stimmen in unterschiedlichen Passagen), gelangen ausgezeichnet. Der Tenor konnte in seiner Passage glänzen, unsere beiden musikalischen Leiter nickten sich lächelnd zu.

Die Gabenbereitung wurde mit „This little light“ begleitet, das Solo von Birgit war auswogen und ausdrucksstark. Auch hier machte sich die Arbeit im Workshop mit unseren Solistinnen bemerkbar.
Bei der Austeilung erklang „Tears in Heaven“ so zart, wie wir es Stunden vorher einstudiert hatten. Einige von uns meinten gar, dass wir zu leise gesungen hätten, was sich aber als Fehleinschätzung erwies. In der Kirche waren einige Chormitglieder, die zwar nicht mitsingen konnten, unseren Einsatz aber miterleben und uns unterstützen wollten. Sie teilten uns später mit, alles sei sehr gut zu verstehen und in Lautstärke und Ausdruck genau passend gewesen. Da hatte uns wohl die Akustik unseres Standorts einen Streich gespielt. Direkt anschließend sangen wir das stimmungsmäßig gut zum Lied zuvor passende „Let me fly“, mit leichten Gesten von Kirsten angenehm zurückhaltend unterstützt.
Als Segenslied sollte „Peace shall be with you“ das Ende des Gottesdienstes einleiten. Hier gab es ein kleines Missverständnis: sollte der zweite Durchlauf gesummt oder gesungen werden? Kein Problem. Der Chor sang einfach weiter, den Zuhörern war nichts aufgefallen und der Pianist fügte sich lächelnd.

Zum Schluss bedankte sich Pfarrer Markfort für unser Mitwirken und kündigte eine Zugabe an. Fast zeitgleich kam ein entsprechender Zwischenruf aus dem Publikum. Applaus bestätigte den Wunsch der Anwesenden. Also wurde der Klassiker „Oh, happy day“ gesungen, diesmal mit Andrea L. als Solistin. Auch sie hielt während ihres Einsatzes Blickkontakt zu Kirsten, was Andrea zu einer guten selbstbewussten Darbietung ermutigte.
Jetzt war es an der Zeit, dass Sebastian mal wieder das Ruder in die Hand nahm. Bis dahin war er für seine Verhältnisse sehr zurückhaltend gewesen. Schließlich musste er konzentriert bleiben und sowohl Klavier- und Orgelspiel als auch die Chorleitung meistern. Nun spielte er einfach „Heaven is a wonderful world“ an, das wir zuvor gar nicht geprobt hatten. Dennoch wussten alle, was sie zu tun hatten und wir zogen zum Ende mit diesem Lied unter Applaus aus.

Als wir anschließend unsere Sachen packten, erhielten wir bereits erste Rückmeldungen von unseren Chormitgliedern aus dem Publikum. Auch durch den einen oder anderen persönlichen Kontakt zu den Besuchern ernteten wir Zustimmung und Applaus für unseren Auftritt. Vielleicht sieht man sich bei unserem Konzert am 17.03.2012 um 17.00 Uhr an gleicher Stelle wieder, auf das der Pfarrer die Gemeinde hingewiesen hatte.

Auftakt 2013

Nach einigen Wochen Weihnachtspause geht es gleich zu Jahresbeginn wieder los. Der erste Auftritt steht bei der Vorabendmesse am 12.01.2013 um 17.00 Uhr in unserer Herz-Jesu-Kirche in Hamm-Norden an. Es ist geplant den Gottesdienst mit sechs Gospels zu bereichern.

 Genau genommen geht es sogar noch einige Zeit früher los! Wir treffen uns bereits „High noon“ im benachbarten Pfarrheim zu einem mehrstündigen Workshop, der rechtzeitig vor Beginn der Messe abgeschlossen sein wird. Bei der Gelegenheit werden die später zu singenden Titel geprobt; hoffentlich sind wir nach der mehrwöchigen Pause nicht allzu sehr „eingerostet“. Zu Gast wird eine studierte Sängerin aus dem musikalischen Umfeld unseres Chorleiters sein. Es ist sinnvoll das eigene Tun hin und wieder von Außenstehenden betrachten zu lassen. Wer weiß welche Ideen, welche Kritik und welche Anregungen da auf uns zukommen. Laut unseres internen Newsletters soll dabei sowohl auf gesangliche Grundlagen als auch auf die Außendarstellung hinsichtlich Mimik und Gestik geachtet werden. Da sind wir mal gespannt…