So sieht sie aus, die Sommerpause beim Gospeltrain: mal eben unterbrochen für eine Hochzeit in der Propsteikirche St. Stephanus zu Beckum. Trotz Ferienzeit war der Train mit beachtlicher Stärke angerollt – Vielen Dank für den Einsatz!
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Der Innenraum der gotischen Kirche
Hatte man mit einer kühlen Kirche gerechnet, so sah man sich getäuscht. Nachdem man über die Wendeltreppe auf die Empore gestiegen war, spürte man die noch im Gebäude hängende feuchte Wärme der letzten Wochen. Wie gut, hier oben mal zur Flasche Wasser greifen oder sich Luft zufächeln zu können, ohne die Brautmesse zu stören. Dennoch galt es sich zu konzentrieren und ein ordentliches Einsingen hinter sich zu bringen. Dieses verlief routiniert-reibungslos. Die Akustik mit einigem Hall bekamen wir durch eine besonders deutliche Aussprache in den Griff.
Einige Gospeltrainer gingen vor Beginn noch einmal hinunter, während im Kirchenschiff letzte Vorbereitungen getroffen wurden. Bei der Gelegenheit bekamen wir von einer der Mütter des Brautpaares zu hören, dass schon das Einsingen ganz wundervoll geklungen habe, sie sich auf die Brautmesse freue und überzeugt sei, dass unser musikalischer Beitrag dem Paar gefallen werden.
.Noch total cool – gleich tauen sie auf, dann geht’s los
Zu Beginn erklang auf der Orgel ein Stück von Bach, zu dem Pastor Bruno Suren das Brautpaar an der Kirchentür abholte und nach vorne geleitete. Als erstes Lied dieser ganz klassischen katholischen Brautmesse sang die Gemeinde mit Unterstützung des Gospeltrains „Lobe den Herren“. Der Begrüßung, dem Kyrie und dem Tagesgebet folgte die Lesung aus dem 1. Korintherbrief mit dem Hohelied der Liebe. Wie oft haben wir diesen Text schon gehört; heute ließ der Vortragende genug Zeit zwischen den Zeilen, um den Inhalt intensiv nachwirken zu lassen.
Da passte unser erster Beitrag mit dem „Halleluja“ ganz ausgezeichnet. Wir waren sicher gut in Form und auch die Akustik trug ihren Teil dazu bei, dass die Kirche mit wundervollem Klang gefüllt wurde. So kann auch ein englischsprachiger Gospel eine traditionell-elegante Hochzeit in ihrer Atmosphäre unterstützen.
Dem Evangelium schloss sich nun die Predigt an. Pfarrer Suren sprach über das Wesen der Liebe, die weniger mit Bleiben und Erhalten zu tun habe, sondern mehr mit Bewegung und dauernder Erneuerung. Das Paar könne sich sicher sein, als Getaufte seien sie für Gott keine ungeschriebenen Blätter und dieser sei unsichtbar immer der Dritte im Bunde. Die Eheschließung sei eine der weitreichendsten Entscheidung im Leben eines Menschen. Auch alle Anwesenden seien Betroffene, jeder einbezogen mit verschiedenen eigenen Gefühlen und Gedanken. Ob Erinnerung an die eigene Hochzeit und was daraus geworden ist oder die Erwartung, wie es wohl einmal sein werde, wenn man selbst diesen Schritt gehe. Zum Abschluss des Beitrags wünschte der Pastor dem Paar, dass es sich am Ende des Lebens sagen könne „Es war schön mit Dir zu leben“. Wie auf Regieanweisung wendeten sich die bis dahin ganz ruhig zuhörenden Brautleute ruckartig die Gesichter zu – wie romantisch.
Blick von oben während der Predigt
Jetzt stand der entscheidende Höhepunkt an. Die Trauung erfolgte streng nach klassischem Ritus, die Predigt zuvor hatte genug Raum für begleitende Worte bereit gehalten. Das Ja-Wort war deutlich bis auf die weit entfernte Empore zu hören. Einige Momente des Innehaltens, in denen sich die aufgebaute Spannung lösen konnte, bot anschließend ein besonderes Orgelstück. Der Organist spielte „Comptine d’Un Autre Été“, bekannt aus dem poetischen Kinofilm „Die fabelhafte Welt der Amélie“. Das sonst auf dem Klavier gespielte Stück strahlte etwas Faszinierendes aus und ließ sicherlich die Gedanken und Gefühle vieler Anwesenden fliegen.
Die Fürbitten holten einen in das Hier und Jetzt zurück. Zur Gabenbereitung wurde von der Gemeinde „Wenn das Brot, das wir teilen“ angestimmt. Nach dem Sanctus folgte das Lied „Heilig, heilig, heilig – heilig ist der Herr“. Wie immer Gänsehaut bei dieser Schubert-Komposition – nie wird man sich an diesem Stück satt hören können! Da kommt mir ein vor Jahren von unserem evangelischen Chorleiter gemachter Spruch in den Sinn „Ihr Katholiken habt so wundervolle Lieder im Gesangbuch, darum beneide ich Euch“. Ganz davon ab: der Gospeltrain ist trotz seiner katholischen Herkunft immer ökumenisch gewesen und das ist gut so!
Im Anschluss an das Vater Unser und das Agnus Dei sangen alle „Herr, gib uns deinen Frieden“, dem der Friedensgruß folgte. Die Kommunionausteilung begleitete der Gospeltrain, wobei die Liedauswahl uns überlassen wurde. „Jesus is right here“ erschien uns für diese Gelegenheit genau passend. Schon der Einsatz des Alt zur ersten Strophe gelang prima, der Tenor lieferte mit seiner zweiten Strophe eine ganz besondere Klangfarbe, bevor der Sopran zuckersüß seine dritte Strophe sang. Die Besucher, die von der Kommunion zurück in ihre Bänke gingen, verlangsamten ihre Schritte, um einen Blick auf uns hoch über ihnen auf der Empore zu werfen.
Jetzt sollten diese aber erst mal richtig etwas auf die Ohren bekommen, als in der vierten Strophe alle Stimmen ihre Texte kompositorisch geschickt verwoben gemeinsam sangen. In der Bridge des Liedes nahm sich der Chor zurück, um im Finale noch mal laut und wie zur Bekräftigung zur Kernaussage (Jesus is right here now to say he loves you) zurück zu kommen. Wow, das hatte Power, die Akustik war voll auf unserer Seite. Und dennoch zu einer solch klassischen Trauung passend. Eben genau die richtige Aussage im richtigen Moment. Und dann geschah es: Chorleiter Sebastian Wewer flüsterte uns strahlend „perfekt“ zu. Das hatte es noch nie gegeben, obwohl wir schon so manches Lob von ihm kassiert haben.
Chorleiter bei der Arbeit – so wird Musik vorgelebt
Der Segen leitete das Ende des Gottesdienstes ein, zu dem das Loblied „Großer Gott, wir loben dich“ von der Gemeinde gesungen wurde. Für den orgelbegleiteten Auszug hatte das Paar einen Titel gewählt, der uns überraschte, obwohl wir im Laufe der Jahre schon so viele Auszüge erlebt haben. Gespielt wurde Tschaikowskys Nussknacker-Marsch, herrlich heiter und beschwingt und insofern wunderbar passend. Eine originelle Idee. Für uns war nun der „Arbeitstag“ beendet, und wir brachen auf in Richtung des nun folgenden geselligen Teils des Nachmittags.
- Ein Nachtrag sei erlaubt: der Bericht erstattende „Trainarchivator“ hat einige ganz besondere Augenblicke erlebt – möglich machte es der erhöhte Platz auf der Treppe zur Orgel. Als nach der Trauung das Instrumentalstück gespielt wurde, wanderte der Blick hinüber zu den anderen Gospeltrainern. Welch wunderbarer Anblick, wie ihn sonst nur der Chef von vorne genießen darf! Ganz versunken in der Musik waren alle ganz bei sich. Die Gesichter verträumt, melancholisch oder nachdenklich, oft mit einem leisen Lächeln. Man meinte, an den zum Teil seit vielen Jahren bekannten Personen ganz neue Facetten entdecken zu können. Es war einer dieser Momente, für die man einfach dankbar sein muss. Was hätte man für ausdrucksstarke Porträts machen können…
Nach der Hochzeit ging es nun zum „Nachschlag“. Auf dem Landsitz Schulze-Pellengahr bei Beckum hatten wir uns zum Kaffeeklatsch angemeldet und freuten uns auf ein ungezwungenes Miteinander. Auch im letzten Jahr hatten wir einen auswärtigen Hochzeitsauftritt mit einem Besuch eines Hofcafes abgerundet, was sehr gut bei den Gospeltrainern angekommen war.
Der Landsitz Schulze-Pellengahr empfing uns bei Sonnenschein
Die Tische waren hübsch eingedeckt, das Kuchenbuffet lockte mit verführerischem Angebot. An den großen runden Tischen kam die Unterhaltung schnell in Gang. Solche chorinternen Aktivitäten sind ganz wichtig, damit man mal abseits des Probenalltags miteinander ins Gespräch kommt, speziell auch über die Stimmgrenzen hinweg; damit auch Neumitglieder schnell eingebunden werden.
In wunderschöner Atmosphäre genossen wir Kaffee und Kuchen
Gospeltrain-typisch spontan ging es zu, als es galt der Chefin des Hauses ein Ständchen zu bringen – wenn man schon mal einen Chor im Hause hat! Schnell wurde Aufstellung genommen. Erstaunlich, dass scheinbar immer ein Klavier bereit steht, wenn man es gebrauchen kann.