Tag Archives: Gospeltrain Hamm e.V.

Nachbesprechung Doppeleinsatz am 18.10.2014 – Teil 2 Einführung Pfarrer Davis

Der Blick ging sofort zur Uhr, als wir die Josefskirche in Hamm-Westen verließen. Genau eine halbe Stunde blieb uns, um nach einem soeben absolvierten Hochzeitsauftritt in den Hammer Norden zu kommen und dort auftrittsfertig zu sein. Schwierig, schwierig. Erst mal waren viele unserer Autos von Feuerwehrfahrzeugen zugeparkt, welche den Neuvermählten die Ehre erweisen wollten. Schnell den Leuten der Freiwilligen Feuerwehr den Grund unserer Eile erklärt, und schon wurde uns von den Rettern ein Fluchtweg aufgemacht. Jetzt galt es in der Nähe „unserer“ Herz-Jesu-Kirche noch einen Parkplatz zu finden, was angesichts der heute stattfindenden Einführung unseres neuen Pfarrers Davis Puthussery nicht einfach zu werden schien.

© trainarchivatorZugeparkt in Hamm Westen – das könnte zeitlich sehr eng werden

Puh, Auto an der Herz-Jesu-Kirche geparkt, nach und nach trudelten die Gospeltrainer ein und versammelten sich rechtzeitig auf dem Kirchplatz. Dort standen schon einige Fahnenträger, die sich auf den Einzug vorbereiteten. Viele Gruppen und Vereine ließen es sich nicht nehmen, den neuen Pfarrer zu begrüßen. Wir gingen in die fast voll besetzte Kirche, wo man uns absprachegemäß einige Bänke direkt neben unserem Auftrittsstandort nahe des Taufbeckens reserviert hatte. Wir freuten uns drauf, gemeinsam mit den anderen beiden Chören der Gemeinde, dem Kirchenchor und dem Kinderchor „Clemenskids“, den feierlichen Gottesdienst musikalisch mitzugestalten.

© trainarchivatorZahlreiche Fahnenträger machten sich bereit

Es knisterte. Nach allen Vorbereitungen und Absprachen im Vorfeld waren alle in der Kirche gespannt, was wir gleich erleben werden. Vor allem war man neugierig, welchen ersten Eindruck unser „Neuer“ machen werde. – So, das Glöckchen an der Sakristei läutete, Orgelspiel setzte ein. Es begann der Einzug der Fahnenträger, denen zahlreiche Messdiener folgen. Dann kamen die kirchlichen Würdenträger, von denen man einige kannte, andere nicht. Mitten unter ihnen Pfarrer Davis, den man erkannte, wenn man zuvor schon ein Foto gesehen hatte.

Gemeinderatsmitglied Michael Langen begrüßte alle Anwesenden zu dieser besonderen Veranstaltung. Dann eröffnete Dechant Wilhelm Lohle den Gottesdienst. Er berichtete von der Ernennungsurkunde des Münsteraner Bischofs Felix Genn, die dem Pfarrer schon im Original überreicht worden sei. Nun verlas Lohle der Gemeinde den Text der Urkunde, um im Anschluss herzliche Glückwünsche auszusprechen.

Den eigentlichen Gottesdienst leitete hingegen Pfarrer Davis selbst. Den ersten Gottesdienst in seiner neuen Gemeinde. Er begrüßte die vielen Menschen ebenfalls. Man fragte sich, ob er etwas über sich berichten werde, um die Neugier zu stillen. Nichts da. In erster Linie feiern wir gemeinsam Gottesdienst, alles andere muss warten. Das war schon mal ein erstes unausgesprochenes Statement. Sprachlich musste man sich erst mal ein wenig einhören, denn der Akzent ist dem gemeinen Westfalen eher fremd. Da aber sehr betont und deutlich gesprochen wurde, dürfte dies nach einer Eingewöhnungszeit kein Problem darstellen.
Es fiel auf, dass der Umgang mit dem Mikro Pfarrer Davis selbstverständlich und vertraut schien. Es kam gut an, dass die direkte Ansprache der Menschen, ob bei der Predigt, oder auch bei einigen persönlichen Worten an die Gemeinde in völlig freier Rede erfolgte. Außerdem bewegte sich der Redner im Altarraum, statt nur am Altar oder am Ambo zu stehen. So mancher Blickkontakt kam zustande, so dass man sich direkt angesprochen fühlte.

Ein zweites Statement lieferte Pfarrer Davis, indem er mehrfach Papst Franziskus zitierte. Somit ist eine Zielrichtung seines Wirkens vorgegeben. Er wünsche sich wie der Papst, dass man barmherzig sein solle, offen für die Menschen sei und – wie Kardinal von Galen als Namenspatron der Gemeinde – auch in schwierigen Situationen für die Menschen einstehe.

In der Predigt verwendete er ein Bild für die Kirche, um seine Idealvorstellung zu erklären. Man solle die Kirche nicht wie eine beliebige Mietwohnung sehen, wo Kommen und Gehen, wo Unbeständigkeit herrsche und man sich nicht verantwortlich fühle. Vielmehr sei Kirche wie ein Haus oder eine Eigentumswohnung zu betrachten. Ein echtes Zuhause, in dem man sich wohl fühle, für das man sich engagiere und das man in Ordnung halte. So werde das Haus bewahrt, was aber Veränderung, Modernisierung und Anpassung an die jeweilige Lebenssituation nicht ausschließe.

Den ersten musikalischen Beitrag lieferte der Kinderchor mit dem Lied „Volltreffer“ (Ein Volltreffer Gottes bist du). Später sangen die Kinder gemeinsam mit dem Kirchenchor das Stück „Mögen sich die Wege“, wobei die Erwachsenen die Strophen übernahmen und die Kinder beim Refrain einsetzten. Ansonsten trug der Kirchenchor feierliche Kirchenliedklassiker zum Gottesdienst bei, wie z.B. „Kyrie eleison“. Für den Gospeltrain war es, wie für die anderen Chöre, erstmals eine Gelegenheit, sich dem neuen Pfarrer zu präsentieren.
Unser erster Song war „Immanuel”, bei dem nach einem Solo die Stimmen nacheinander einsetzten und sich das Lied zunehmend steigerte. Ganz anders war das langsame und ruhige „Holy is the lamb“, welches besonders bei einer tollen Akustik wirkt. Übrigens war es die erste „richtige“ Aufführung dieses für uns noch neuen Songs. Die Premiere hatte in der Andacht der „Himmlischen Nacht“ in der Bildungsstätte Caldenhof stattgefunden, in dessen familiärer Atmosphäre wir immer ein wenig experimentieren dürfen. Unser letzter Beitrag war auch gleich der Abschluss des Gottesdienstes vor dem orgelbegleiteten Auszug. Zum Schluss der Knaller „Oh, happy day“. Egal ob Pfarrer Davis schon etwas über den Gospeltrain gehört haben mag – eines wurde sofort klar: die Gemeinde ist gospeltauglich! Sobald Solistin Steffi das Lied angestimmt hatte, war das Publikum voll da und klatschte mit; und das größtenteils sogar im richtigen Takt. Da ist offensichtlich von unserer Seite in den letzten Jahren gute Arbeit geleistet und ein Stammpublikum aufgebaut worden. Wir konnten mit unserer Leistung zufrieden sein, angesichts der Eile und ohne vorheriges Einsingen umso mehr. Auch das gemeinsame Mitwirken mit den anderen beiden Chören an einer Veranstaltung hat uns gut gefallen.

Noch vor dem Auszug bekam Pfarrer Davis noch einige Grußworte zu hören. Als Bezirksvorsteherin von Heessen beglückwünschte Erzina Brennecke den Pfarrer zur Übernahme der Gemeinde Clemens August Graf von Galen, deren östlicher Teil in Heessen liegt. Pfarrerin Christel Schmidt von der benachbarten Johanneskirche freute sich auf gute Zusammenarbeit und betonte die seit vielen Jahren gut funktionierende Ökumene.

Ein Fazit des Einführungsgottesdienstes? – Eine schöne Feierstunde mit vielen Beteiligten. Pfarrer Davis wird sich willkommen gefühlt haben. Schön, dass er von seiner Familie, Mitgliedern seiner letzten Gemeinde und sonstigen Weggefährten begleitet wurde. Noch ist alles neu für Pfarrer und Gemeinde, doch dieser Start machte Mut. Man ist mit offenen Armen aufeinander zu gegangen und wird sich nun besser kennen lernen.

*     *     *     *     *

Im Anschluss an den Gottesdienst hatte die Gemeinde zu einem Empfang im Pfarrheim geladen, um miteinander zu feiern und ins Gespräch zu kommen. Viele Gratulanten gingen auf Pfarrer Davis zu, der ein ordentliches Pensum zu absolvieren hatte. Gleich im Eingangsbereich wurde Sekt gereicht, aber auch sonst musste niemand durstig bleiben. Um sich zu stärken hatte man kräftige Suppen im Angebot. Der Saal war brechend voll und auch der Jugendbereich im mit einbezogenen Untergeschoss füllte sich schnell.

Erstaunlich, wie viele Freiwillige sich beim Empfang engagierten. Man gab Speis und Trank aus, spülte und ging überall wo nötig zur Hand. Dazwischen wuselten mit Pastoralreferent Martin Remke und Pfarrgemeinderatsmitglied Christian Leyer zwei der Organisatoren herum, um zu schauen, ob alles wie geplant lief. Die durften sehr zufrieden sein.

Einige Gospeltrainerinnen kamen mit einer Abordnung aus Dülmen ins Gespräch, wo Pfarrer Davis zuletzt tätig war. Die Hammenser drückten ihre Freude über die Neubesetzung der Pfarrstelle aus. Sie versprachen den „Neuen“ herzlich aufzunehmen und ihm die Eingewöhnung zu erleichtern. Die Dülmener waren ein wenig traurig, akzeptierten aber den Lauf der Dinge und „gönnten“ uns „ihren“ Pfarrer Davis. Versöhnliche Momente.

Nachbesprechung Doppeleinsatz am 18.10.2014 – Teil 1 Hochzeit in Hamm-Westen

© trainarchivatorHeute standen gleich zwei Auftritte im Kalender des Gospeltrains. Bevor am späten Nachmittag in unserer Heimatgemeinde der neue Pfarrer eingeführt wurde, ging es zuvor in den Hammer Westen. In der dortigen Josefskirche sollte als erstes Highlight des Tages die Trauung eines Paares stattfinden. Zuvor hatte es eine Reihe Absprachen gegeben, um beide Auftritte organisatorisch meistern zu können.

Frühzeitig traf man sich an der Kirche, um sich vorzubereiten. Schnell war die Empore als unser Standort ausgewählt. War neu für uns, denn bei unserer großen Konzertandacht in dieser Kirche im letzten Jahr hatten wir von den Altarstufen aus gesungen.

© trainarchivatorEinsingen unter der Friedenstaube

Das Einsingen lief recht gut, nur kleine Korrekturen waren nötig. Allerdings konnte man auf der Empore den eigenen Gesang akustisch kaum einschätzen. Bei einem Song stürzte Chorleiter Sebastian Wewer davon und wir sangen ohne Keyboardbegleitung einfach weiter. Wir lassen uns von solchen Merkwürdigkeiten schon lange nicht mehr irritieren. Aha, des Rätsels Lösung: der Chef war die Treppe herunter gerannt, um zu prüfen, was von uns unten im Kirchenschiff ankommt. Zurück auf der Empore konnte er uns beruhigen. Der Klang sei gut und alles gut zu verstehen. Das ließ uns dem Auftritt beruhigt entgegen sehen, obwohl wir uns selbst halt nicht so gut hörten.

© trainarchivator.© trainarchivator

.

.

.

.
Ein paar Minuten bis zum Beginn bleiben uns noch

Ein etwas aufgeregter Mann mit Zylinder lief vorne am Platz des Brautpaares auf und ab, begrüßte hier und da Gäste in der inzwischen mit einer großen Hochzeitsgesellschaft gefüllten Kirche – konnte nur der Bräutigam sein. Als die Braut am Arm des Vaters zu Orgelspiel in die Kirche geleitet wurde, legte sich die Spannung. Bemerkenswert war die herzliche „Übergabe“ der Braut an den Bräutigam; dieser bekam vom Brautvater noch einen kräftigen Klaps auf die Wange. Schöner Auftakt! Sollte Schule machen.

© trainarchivatorDer Bräutigam war als einer der ersten da

Zum Auftakt begrüßte Pfarrer Ludgerus Poggel das Brautpaar und alle anderen Anwesenden. Locker und ungezwungen betonte er, wie schön man sich herausgeputzt habe und wie das sonnige Herbstwetter die Hochzeit kröne – angesichts einiger grauer Tage sei man schon etwas in Sorge gewesen.

„Wo zwei oder drei“ hatte man als eröffnendes Gemeindelied gewählt. Sebastian spielte die Orgel, der Gospeltrain unterstützte die Gemeinde. Nach dem Kyrie gab es mit „I will be there“ den ersten Gospel zu hören. Das Stück war beim Einsingen ganz in Ordnung, aber das gewisse Etwas fehlte noch. Also haben wir beim eigentlichen Auftritt mal den Ratschlag des Chorleiters beherzigt, die Lautstärke genauer nach seinen Vorgaben zu dosieren, und schon kam das Ganze noch wesentlich besser rüber.

© trainarchivatorKlare Ansage – so wird’s gemacht

Der Vergebungsbitte und dem Tagesgebet schloss sich der Vortrag der Geschichte „So lieb hab ich dich“ an, in der ein Ameisenmann das Wesen der Liebe erkundet. Nach dieser romantischen Geschichte war unser Beitrag „Hallelujah“ mehr als passend. Wie beim Lied zuvor hatten wir die Dosierung von Lautstärke und Einsatz besser als beim Einsingen im Griff. Es macht also Sinn auf den Chorleiter zu achten, was dieser immer wieder einfordert. – Ja, Sebastian, wir haben’s kapiert, Du bist der Chef. Zumindest während gemeinsamer Auftritte, grins!

Nach der Lesung kam der Soloauftritt unseres Chorleiters als Sänger. Man hatte sich den Titel „Auf uns“ von Andreas Bourani gewünscht, der vielen noch als Ohrwurm der Fußball-WM dieses Sommers im Gehör ist. Wer weiß, welche Geschichte dahinter steckt, dass man dieses Lied hören wollte. Im Refrain heißt es „Ein Hoch auf das, was vor uns liegt. Ein Hoch auf das, was uns vereint“ – vielleicht ein Motto für die gemeinsame Zukunft? Wir Gospeltrainer waren ganz leise und warteten ab, was passiert. Unser „Chef“ stand an der Balustrade und sang einfach los zum dezenten Playback. Der traute sich was! Klang prima und wir waren richtig stolz auf ihn. Wort für Wort wurde er sicherer, löste die Handbremse und mit mehr Körpereinsatz kam auch mehr Emotion in die Stimme. Wir hätten applaudieren mögen, doch dieser Gottesdienst sollte nur dem Brautpaar gehören.

© trainarchivatorSolo von Sebastian – Pause für den Chor

In seiner Ansprache ging Pfarrer Poggel darauf ein, was einen Menschen an einen anderen binde, obwohl es auch attraktive Alternativen gebe. Eine starke Beziehung/echte Liebe gehe viel mehr in die Tiefe als eine einfache Bekanntschaft. Man werde vom anderen getragen. Man sei einander anvertraut, aber man besitze einander nicht. Poggel verglich die Liebe, die man erhalten wolle, mit Sand in einer Hand. Presse man die Hand zur Faust, verrinne der Sand umso schneller. Halte man den Sand in einer offenen Hand, so liege er sicher und gehe nicht verloren. Das anschließende Gemeindelied „Herr deine Liebe“ unterstrich gerade diese Lockerlassen im Gegensatz zum krampfhaften Festhalten.

Die Trauung stand an. Von der Empore verfolgten die Gospeltrainer das Geschehen. Die Zeremonie war kurz, herzlich und bodenständig. Dazu strahlte die Sonne und warf buntes Licht durch die farbigen Fenster in den Innenraum. Den Trauspruch entnahm man dem 1. Korintherbrief, wo es u.a. heißt:„Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf.“ Ergänzt wurde der feierliche Moment mit dem Gedicht „Die Hochzeitskerze spricht“, in welchem eine Hochzeitskerze den Rat erteilt, sie gerade in den schwierigen Situationen des Lebens anzuzünden und neu gestärkt die Herausforderungen anzugehen.

© trainarchivatorDer entscheidende Moment – die Trauung

Bei der Gelegenheit darf ein Lied wie „Angels by my side“ nicht fehlen. Wer möchte nicht einen Engel oder einen zuverlässigen menschlichen Begleiter an seiner Seite haben, um schwierige und dunkle Momente zu meistern. Ein besonderer Moment für die engsten Angehörigen war das Anzünden einer Gedenkkerze für die verstorbene Brautmutter, die an diesem Gottesdienst sicher gerne teilgenommen und dabei ihre Freude gehabt hätte. Einige Momente des nachdenklichen Innehaltens tun gut, gerade auch in solch emotional aufgeladenen Feierstunden.

Eine aufmerksame Gospeltrainerin machte darauf aufmerksam, dass wir auf der Empore Besuch haben. Besuch eines Glücksbringers, eines Marienkäfers. Dieser krabbelte über das Hochzeitsprogramm und pausierte ausgerechnet bei der Ankündigung des Titels „This little light“. Ob man abergläubisch ist oder nicht – möge er dem Paar viel Glück bringen. Wir möchten gerne dran glauben. Aber nun wurde erst mal gesungen. Unten in der Kirche war die Stimmung zunehmend gelöst, die Braut klatschte mit und auch das Publikum traute sich nun aktiv zu werden.

© trainarchivatorEin Glücksbringer war unterwegs

Der Traugottesdienst ging nun dem Ende entgegen. Man sprach gemeinsam das Vater Unser und Pastor Poggel erteilte den Segen. Jetzt fehlte nur noch etwas fetziges, um von der feierlichen Trauung zur sicherlich folgenden Party überzuleiten. Da haben wir den Song „Rock my soul“ im Angebot, der schon so manche Kirche zum Beben gebracht hat. So auch heute. Unsere Herren waren klasse, obwohl zahlenmäßig den Frauen wie immer haushoch unterlegen. Mit Engagement ist offensichtlich so einiges herauszuholen. Endlich mal ein Titel, an dem der Chorleiter seine Meute nicht an die Leine nehmen musste und diese richtig nach Herzenslust powern durfte. Muss mal sein. Das kam im Publikum offensichtlich gut an. Spontaner Applaus.

Und schon sprang Chorleiter Sebastian wieder vom Keyboard zur Orgel und legte los, um den Auszug an diesem Instrument zu begleiten. Noch in der Kirche konnte man eine erhebliche Geräuschkulisse vernehmen. Vom Eingang schauten wir auf den vollen Kirchplatz wo sich u.a. Schützen, Spielmannszug und Freiwillige Feuerwehr zu Ehren der Neuvermählten versammelt hatten. Musik und Jubel für das Paar; wir machten uns schnell auf den Weg, um rechtzeitig zum zweiten Auftritt im Hammer Norden zu sein.

© trainarchivatorViele Menschen wollten die Neuvermählten empfangen

Was aber leichter gesagt war als getan. Mehrere Feuerwehrfahrzeuge blockierten die Straße, so dass wir nicht so einfach davonfahren konnten. Nach hartnäckigen Verhandlungen engagierter Gospeltrainerinnen setzte ein Fahrzeug zurück und wir konnten rasch aufbrechen. Den nächsten Auftrittsort haben wir übrigens rechtzeitig erreicht.

© trainarchivatorUnterhändlerinnen versuchten die Straße frei zu bekommen – erfolgreich!

Unser „Neuer“ in der Lokalzeitung 16.10.2014

Schlägt man heute den Lokalteil des „Westfälischen Anzeigers“ auf, so schaut einem ein lächelnder Mann entgegen. „Den kennste doch irgendwie“ mag sich mancher gedacht haben. – Klar. Das ist Davis Puthussery, den die Gemeinde Clemens August Graf von Galen am Samstag in der Herz-Jesu-Kirche um 17 Uhr in einem feierlichen Gottesdienst als neuen Pfarrer begrüßen möchte.

Nach der Verabschiedung seines Vorgängers, Pfarrer Paul Markfort, geht nun eine Zeit des Übergangs und der Ungewissheit zu Ende. Jetzt geht es darum den „Neuen“ willkommen zu heißen, einander kennen zu lernen und einen guten gemeinsamen Weg in die Zukunft zu finden. Das gilt natürlich nicht nur für die Gemeinde, sondern auch für den Gospeltrain. Wir denken dankbar an die Zeit mit Paul Markfort zurück, der uns die Gründung eines Gospelchores ermöglichte und uns vielgestaltige Unterstützung zuteilwerden ließ. Nochmals herzlichen Dank.

Nun wenden wir uns Pfarrer Davis zu und hoffen auf ein gutes Miteinander. Vielleicht gewinnen wir mit ihm einen neuen Freund der Gospelmusik. Jedenfalls freuen wir uns sehr über die Einladung zum Einführungsgottesdienst durch die Gemeinde und tragen gerne zur Gestaltung mit all‘ den anderen bei.

© Westfälischer Anzeiger, Hamm, 16.10.2014© Westfälischer Anzeiger, Hamm, 16.10.2014

Doppeleinsatz am 18.10.2014

Über Langeweile braucht sich der Gospeltrain wahrlich nicht zu beklagen. Im Kopf klingt der Gospelkirchentag noch nach, doch wir sind längst wieder im Choralltag mit Proben und Auftritten angekommen. So durften wir vergangenen Samstag mit einer wunderschönen Taufe ein echtes Highlight erleben.

Unser Blick muss sich aber schon wieder nach vorne richten. Am Samstag steht sogar ein Doppeleinsatz auf dem Kalender. Eigentlich wollen wir es vermeiden mehrfach an einem Tag aufzutreten, da dieses häufig Terminprobleme mit sich bringt. Auch der Wechsel von einem Veranstaltungsort zum nächsten kann in Sachen Transportkapazitäten oder wegen Parkplätzen schon mal schwierig sein. Samstag wird aber eine Ausnahme gemacht.

*   *   *   *   *

Am frühen Nachmittag dürfen wir eine Hochzeit in der Josefskirche im Hammer Westen begleiten. Dieser Termin steht schon längere Zeit rot markiert im Kalender. Es wird interessant sein, diese Kirche erneut zu erleben. Im vergangenen Jahr haben wir dort mit befreundeten Chören (CHORios aus Ahlen, Crescendo aus Hamm-Bockum-Hövel) eine Konzertandacht veranstaltet, welche die Kirche zum Beben gebracht hat. Vor vollem Haus gab es ein abwechslungsreiches Programm und tolle Stimmung – unvergessen! Im Anschluss konnten wir dem Ambulanten Kinderhospizdienst Hamm eine hohe Spende überreichen.
https://archiv.gospeltrain-hamm.de/2013/10/16/konzertandacht-12-10-2013-josefskirche-hamm-westen-nachbesprechung-teil-2/
https://archiv.gospeltrain-hamm.de/2013/10/23/konzertandacht-12-10-2013-josefskirche-hamm-westen-spendenubergabe/

*   *   *   *   *

Foto: trainarchivatorWeiter geht es am späten Nachmittag in der heimatlichen Herz-Jesu-Kirche in Hamm-Norden. Die Übergangszeit, nachdem Pfarrer Paul Markfort im Juni in den Ruhestand gegangen ist, geht zu Ende.

https://archiv.gospeltrain-hamm.de/2014/07/01/nachbesprechung-abschied-von-pfarrer-paul-markfort-29-06-2014/

.

© Gemeinde Clemens August Graf von GalenIn der Vorabendmesse werden wir bei der Pfarreinführung von Pfarrer Davis, wie er genannt werden wird, dabei sein. Alle drei Chöre (Kirchenchor, Clemenskids, Gospeltrain) werden neben anderen Gruppen der Gemeinde an der Gestaltung beteiligt sein. Pfarrer Davis war zuvor elf Jahre in St. Viktor in Dülmen tätig.

Wer schon mal etwas über unseren „Neuen“ erfahren möchte, dem sei ein Zeitungsartikel samt Fotogalerie von dessen Verabschiedung an seiner alten Wirkungsstätte empfohlen. Einem ersten Eindruck nach scheint Davis Puthussery gerne zu lachen, guten Kontakt zu den Menschen zu haben und Musik zu mögen – wenn das nicht vielversprechende Aussichten sind. Heißen wir ihn also herzlich willkommen in der Gemeinde Clemens-August-Graf-von-Galen und speziell in der Herz-Jesu-Kirche.
http://www.dzonline.de/Duelmen/1731504-Davis-Puthussery-wechselt-nach-Hamm-Blumenspalier-zum-Abschied

Nachbesprechung Taufe in Hamm-Ostwennemar 12.10.2014

© trainarchivatorWar das eine Taufe? War das eine Taufe? hieß es anschließend von einer Gottesdienstbesucherin. – Man kann die Begeisterung verstehen. So lebensnah, herzlich und fröhlich, mit viel Musik und einer rührenden Taufzeremonie. Aber der Reihe nach.

Haben wir uns schon jemals so früh für einen Auftritt getroffen? 8.30 Uhr am Sonntagmorgen ist schon ungewöhnlich. Umso bemerkenswerter, dass sich 26 Gospeltrainer auf den Weg gemacht haben. Bei herbstlich-feuchter Kühle kamen wir an der Evangelischen Kirche in Hamm-Ostwennemar an. Gute Geister hatten im Gemeindesaal, der nur durch eine Glaswand vom Kirchenraum getrennt wird, Kaffee und Gebäck bereit gestellt. Dafür, dass man angeblich noch müde war, ging es aber schon sehr lebhaft zu. Irgendwie herrschte Aufregung und Vorfreude, da das zu taufende Baby die Enkelin einer Gospeltrainerin ist. Ihren aufregenden Start ins Leben haben wir aus der Ferne begleitet und irgendwie fühlte es sich ein bisschen wie die Taufe eines Patenkindes an.

© trainarchivatorEine Tasse Kaffee mit netten Leuten – ein guter Start in den Tag

Los, los! Unser Chorleiter Sebastian Wewer rief zum Einsingen. Im Gemeindesaal war es schon kühl, in der Kirche noch ein wenig frischer. Geschickt ausgewählte Einsingübungen sollten uns „zwingen“ uns zu bewegen. Die Luft erwies sich allerdings als sehr gut zum Singen geeignet, wie wir feststellen konnten. Und da kam auch schon die Familie des Täuflings, bald danach konnte es losgehen.

© trainarchivatorInnenraum der Evangelischen Kirche in Hamm-Ostwennemar

Zur Eröffnung des Gottesdienstes stand der Gospeltrain im Altarraum und sang „Order my steps“. Der Wunsch, Gott möge die Schritte dieses kleinen Menschen leiten, schien ein geeignetes Motto zum Auftakt sein. Pfarrer Ralf Gumprich saß während unseres Beitrags ganz schlicht in einer der Stuhlreihen und überließ uns die Bühne. Wir kennen einander von einigen früheren Auftritten in seiner Kirche, und er schien über unseren Besuch sehr erfreut zu sein. Ebenso erfreut schien das Baby zu sein, denn es schaute während des ganzen Liedes gebannt auf Chorleiter Sebastian am Keyboard. Überhaupt war es sehr interessiert und aufgeweckt. Da, hatte man richtig gesehen? Übte es etwa schon den Gospelschritt unter dem Taufkleid?

Für uns waren einige Plätze am Rande reserviert, die wir nun einnahmen. Nach einer herzlichen Begrüßung sang die Gemeinde mit unserer Unterstützung „Gott gab uns Atem damit wir leben“ (EG 432). Es folgte Psalm, Kyrie und Lossprechung, bevor gemeinsam „Gottes Liebe ist so wunderbar“ angestimmt wurde. Im Anschluss an ein Gebet wurde unser „Hallelujah“ gesungen, zu dem wir uns wieder auf die Altarstufen gestellt hatten. Es fiel auf, dass einige Besucher leise mitsangen, obwohl der Song doch eine Menge Text hat. Spätestens an dieser Stelle wurde klar, dass wir gut in Form waren. Das Stück gelang angenehm fließend, nichts klang gehetzt. Nach dem Evangelium sangen alle „Herr, wir bitten komm und segne uns“.

Wir Gospeltrainer dürfen uns als durchaus predigterfahren bezeichnen. Was haben wir bei Trauungen und Gottesdiensten aller Art schon zu hören bekommen?! Katholisch oder evangelisch, von Männern oder Frauen, mal lebensnah und persönlich, mal feierlich oder fast philosophisch. Aber heute? – Diese Predigt war ein Erlebnis in einer ganz eigenen Liga. Pfarrer Gumprich erzählte auf ganz ruhige, langsame und eindringliche Art von einem fiktiven (?) Gespräch zwischen Gott und einem Engel; am Abend des sechsten Schöpfungstages nach der Schaffung des Menschen – sozusagen „zwischen Sportschau und Wort zum Sonntag“. Gott hatte da noch eine Idee: die Schaffung der Familie. Vater, Mutter und Kind sei ja schon gut, aber nicht perfekt. Erst mit Oma und Opa, Tanten und Onkel werde daraus eine runde Sache. Der Engel war noch skeptisch. Überhaupt die Sache mit einem Kind. Wer wolle denn so was? Ein Kind schreie dauernd und fordere etwas, man verstehe nicht was es wolle, man müsse ständig waschen und putzen und es raube den Schlaf. Das mache doch keiner freiwillig! Gott widersprach. Der Engel argumentierte: die Kinder lernten irgendwann sprechen und die Eltern bekämen dann so etwas wie „nein“ und „meins“ zu hören, überhaupt würde Widerstand geleistet und in der Pubertät würde der Nachwuchs erst richtig seltsam. – Im Hintergrund musste eine Mutter zweier Teenies prusten 🙂 – Gott verteidigte weiterhin seine Idee. Jetzt brachte der Engel das Argument, welches wohl in allen Zeiten genutzt wurde, um Diskussion zu ersticken: das koste aber viiiel Geld. Gott behauptete, dass die Eltern sogar freiwillig dafür bezahlen. – Immer wieder sah die Gemeinde zum Täufling und seiner Familie, die war ganz berührt und horchte offensichtlich in sich hinein. – Gott behauptete, Kinder seien das Schönste. Sobald jemand die kleine Hände und Füße sehe, dem Baby ins Gesicht schaue, so schmelze er dahin. So entstünden Bande zwischen den Menschen, so verschenke man sich. Und wer sich an andere verschenke, der bekomme auch viel zurück. Der Engel gab sich geschlagen. – Wer jetzt die glücklichen Eltern mit ihrer kleinen Tochter im Taufkleid sah, der wusste: Gott hat recht!

Musik. Man brauchte etwas Musik, um die Predigt sacken zu lassen. Das dem Chor weitgehend unbekannte Lied „Vergiss es nie/Du bist du“ stand auf dem Programm. Chorleiter Sebastian übernahm als Solist die Strophen; wunderbar sensibel gesungen, denn der „Chef“ hatte heute einen Sahnetag erwischt. Es reicht eben nicht nur die Töne zu treffen, denn erst innere Ruhe, Konzentration und die richtige Einstellung zum Text machen aus einem Lied etwas Besonderes. Den Refrain sangen die Besucher und der mit Textblättern ausgestattete Gospeltrain. Viele Anwesende sind dahin geschmolzen, weil der Solist den Text so emotional und authentisch vertonte. Dabei schauten sich die mitsingenden Eltern gerührt an, denn nicht nur die Zeile „Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu“ traf mitten ins Herz. Kein Wunder, dass da auch ein Tränchen verdrückt wurde.

Unweigerlich steuerte der Gottesdienst auf die Taufzeremonie als heutigen Höhepunkt zu. Musikalisch eingeleitet mit dem Lied „Das wünsch ich sehr, dass immer einer bei mir wär“. Das Taufbecken hatte jemand mit einem zarten Blütenkranz geschmückt. Eltern, Täufling und Paten versammelten sich im Kreis. Eine Patin hielt das Baby auf dem Arm, dieses war völlig ruhig. Hatte es doch zuvor eine Weile ganz entspannt mit dem Kopf auf Mamas Schulter geschlafen. Die eigentliche Taufe war schlicht aber herzlich. Untermalt wurden diese Augenblicke mit einer Improvisation am Keyboard, ganz leise und zurückhaltend. Allmählich entwickelte sich die Musik zu einem Titel, den erkannt haben mag, wer kürzlich mit dem Train auf Fahrt zum Gospelkirchentag in Kassel war. Dort hatten wir einen Song kennen gelernt, der in diesem Moment perfekt passte: „Loved“ – eine schöne Gewissheit für das Kind auf seinem Lebensweg.

© trainarchivatorIn guten Händen – frisch getauft auf dem Arm der Patin

Mit der Taufe haben die Eltern ihrem Kind eine Richtung aufgezeigt, in die es sich zu gehen lohnt. Diese Gewissheit unterstrich das nur mit dem Refrain gesungene Gemeindelied „Von guten Mächten“ (EG 652), welches immer wieder eine ruhige Zuversicht auszustrahlen vermag. Nach Fürbitten und Vater Unser trat die Gemeinde noch einmal singend in Aktion. „Mögen sich die Wege“ kannte fast jeder, so dass fast alle auswendig mitsangen. Pfarrer Gumprich sprach den Schlusssegen, bevor der Gospeltrain wieder an der Reihe war.

Ob das so geplant war? Ein Medley? Es darf ruhig vermutet werden, dass es sich hierbei mal wieder um eine spontane Eingebung des musikalischen Leiters handelte. Eine feste Liedfolge für den Taufgottesdienst war uns zuvor nicht mitgeteilt worden; eher so etwas wie „alles nur Lieder, die ihr gut drauf habt“. So schafft man sich Spielraum für Kreativität. Es gab keine Ansage des Chorleiters, was gesungen werden sollte. Also hörte man dem Keyboardspiel zu, aus dem sich nach und nach die Melodie von „Lord, hold me“ hervorhob. Gute Wahl, das passte. Statt eines Endes wurde eine Überleitung zum Segenslied „Angels by my side“ gespielt. Jetzt haben wir kapiert, was der Mann an den Tasten vorhatte. Also einfach alles fließen lassen, zuhören und auf die kleinen Hinweise des Leiters durch Mimik, Gestik und leisen Zuruf achten. Den Schluss bildete der Klassiker „Oh, happy day”. Das Publikum war längst begeistert, hatte sich von der Stimmung anstecken lassen und sang mit. Was für eine Feier! Auch kritische Gospeltrainer dürften keine Fehler bei unseren Beiträgen gefunden haben, alles harmonisch, sicher und stimmungsvoll. Eine Belohnung gab es in Form von kräftigem Applaus.

Direkt nach dem Verklingen des letzten Liedes drängte sich der Pfarrer durch die Reihen der Gospeltrainer in Richtung Altar, wo seine Mappe lag. Ungewöhnlich. Die Verabschiedung hätte er doch von vorne machen können? Die Erklärung folgte „Ich habe gleich noch einen Termin“. In einer anderen Kirche erwartete man ihn zum Gottesdienst. Die Besucher blieben aber einfach und hofften auf eine Zugabe; kommt in Gottesdiensten eher selten vor. „Ihr könnt ruhig noch hier bleiben“ lud uns Gumprich ein. – Das haben wir auch noch nicht erlebt! Die Gemeinde feiert noch eine Session mit dem Chor, während der Pfarrer schon über alle Berge ist. Soweit kam es aber nicht. Zeitlicher Spielraum für einen Titel war noch. „Aber nur, wenn die Oma mitsingt“ forderte der Chorleiter Verstärkung aus der Familie des Täuflings an. Neu-Oma Ankie ließ sich nicht lange bitten und nahm ihren Stammplatz im Alt ein. Wie immer bei solchen Programmergänzungen verlassen wir uns ganz auf den Chef, der einfach nach Bauchgefühl einen Titel anspielt. Diesmal sollte es „Immanuel“ sein, obwohl unsere Stammsolistin nicht anwesend sein konnte. Dann übernahm der Chef das Solo eben selbst. Und das richtig gut. Heute lief sowieso alles wie am Schnürchen, so auch dieses Stück. Wir beendeten dann die Veranstaltung, indem wir einfach zu den sich beliebig oft wiederholenden letzten Zeilen des Liedes auszogen.

© trainarchivatorGospeltrain ist ausgezogen – sonst hätte es kein Ende gegeben

Nach dem endgültigen Schluss löste sich die allgemeine Spannung. Schlussapplaus der Zuhörer, Gratulationen und Erinnerungsfotos anlässlich der Taufe und erste chorinterne Manöverkritik. Ergebnis? Ein rundherum gelungener Taufgottesdienst. Eine würdige Feier mit Leichtigkeit und menschlicher Nähe, die allen Anwesenden in guter Erinnerung bleiben wird.

© trainarchivatorEs war so schön!

Friedensnobelpreis für Kinderrechtler

Ja, wir sind ein gesellschaftlich bunter und unpolitischer Chor. Dennoch gehen wir mit offenen Augen durch die Welt. Dementsprechend haben wir uns schon mehrfach auf lokaler Ebene für soziale und ökologische Belange engagiert. Außerdem unterstützen wir die Aktion „Gospel für eine gerechtere Welt“. Erst kürzlich haben wir den Gospelkirchentag besucht und am Gospelday teilgenommen. Dabei unterstützten in diesem Jahr Tausende von GospelsängerInnen das Projekt „Happy Home“ in Bangladesh, welches ehemaligen Kindersklaven Heimat und eine persönliche Lebensperspektive gibt.

Als heute die Nachricht um die Welt geht, dass zwei Kinderrechtler den Friedensnobelpreis erhalten, sind wir hoch erfreut – sind wir doch gerade noch im Thema. Den Preis teilen sich die siebzehnjährige Pakistanerin Malala Yousafzai und der sechzigjährige Inder Kailash Satyarthi; eine Muslima und ein Hindu aus verfeindeten Nachbarstaaten, die im Grunde für eine ähnliche Sache kämpfen.

Malala Yousafzai machte 2012 Schlagzeilen, weil ihr aufgrund ihres Einsatzes für die Schulbildung von Mädchen von radikalislamischen Taliban in den Kopf geschossen wurde. Ihren weiteren Einsatz für ihr Anliegen hat dieses Attentat aber nicht verhindern können. Das Nobelkomitee hob besonders hervor, dass auch schon Kinder und Jugendliche einen Beitrag zur Verbesserung ihres gesellschaftlichen Umfeldes leisten können.

Kailash Satyarthi ist ein Kinderrechts- und Bildungsrechtsaktivist, der u.a. seit Jahren gegen Sklavenhaltung von Kindern kämpft. Er trug weiterhin wesentlich dazu bei, dass die Rechte von Kindern in internationalen Konventionen festgeschrieben wurden. Bei dieser Auszeichnung, die nicht die erste für den Preisträger ist, hob das Komitee den persönlichen Mut hervor.

Als in der Meldung das Stichwort Kindersklaven fiel, dürfte jedem Gospeltrainer, der noch kurz zuvor „Happy Home“ unterstützt hatte, ein Schauer über den Rücken gelaufen sein. Man merkt, dass die Welt durch die neuen medialen Möglichkeiten viel enger zusammen gerückt ist. Man kann sich nicht raushalten, wenn man von solchen katastrophalen Missständen erfährt. Das mindeste ist, den Opfern eine Stimme zu geben und ihnen Gehör zu schenken.

Taufe in Hamm-Ostwennemar 12.10.2014

Zum zweiten Male darf der Gospeltrain am Sonntag eine Taufe begleiten. Wie auch bei der Premiere gibt es persönliche Bande zur Familie des Täuflings. Da wir mit verfolgt haben, wie aufregend der Start ins Leben war, fühlen wir uns der Familie des kleinen Mädchens in besonderer Weise verbunden. So freuen wir uns sehr eingeladen zu sein und sehen dem Gottesdienst in froher Erwartung entgegen. Dieser findet in der Ev. Kirche zu Hamm-Ostwennemar statt.

Gospelkirchentag Kassel – Teil 4 Nachmittag mit Workshops und Konzerten

© Creative Kirche, Witten

© Sebastian WewerDer Mass Choir Workshop liegt hinter uns. Jetzt erst mal raus an die frische Luft. Der Kopf schwirrt noch von den vielen Eindrücken, auch ein leichtes Schweben ist noch spürbar. Jetzt trifft man auch so manchen wieder, der in der Halle im Block einer anderen Stimme gesessen hat. Also tauscht man sich aus, gönnt sich erst mal zur Erfrischung ein Kaltgetränk oder macht Erinnerungsfotos. Wie geht aber der Tag weiter?

© trainarchivatorEinige Ahlener Kollegen von CHORios zwischen Mass Choir und Aufbruch

Nachmittags stehen in der Innenstadt einerseits Workshops auf dem Programm, andererseits gibt es auf Open-Air-Bühnen und in Kirchen Konzerte. Wofür entscheidet man sich? Mancher hat schon zu Hause das umfangreiche Programmheft studiert und einen persönlichen Plan. Andere überlegen noch oder suchen Begleiter für die nächsten Stunden. Nach und nach lassen wir uns mit den schier zahllosen Einsatzbussen zum Auestadion chauffieren, von wo aus die Tram in die Innenstadt fährt. Sehr praktisch, dass im Ticket für den Gospelkirchentag gleich die Fahrkarte für den Nahverkehr eingeschlossen ist. Man mag sich gar nicht vorstellen, wenn tausende Ortsunkundige versuchen ein fremdes Tarifsystem inklusive Netzplan zu verstehen oder zu erfragen – Chaos! So jedoch geht alles ganz easy.

© trainarchivatorNoch ganz friedlich – wenige Minuten später unser Musik-Express

In der Tram herrscht gute Stimmung. Sind wir eigentlich alle Gospelkirchentagsbesucher oder haben sich tatsächlich Einheimische unter uns gemischt? Schlüsselbänder mit Tickets, die Regenbogenschals der Aktion „Gospel für eine gerechtere Welt“ und vielerlei Chorkleidung lassen uns fast wie eine geschlossene Gesellschaft erscheinen. Kein Wunder also, dass gleich ordentlich mit eingestiegen wird, als jemand ein Lied anstimmt. Dass die Mitsingenden verschiedenen Chören angehören macht sich gar nicht bemerkbar – haben wir doch soeben mehrere Stunden des gemeinsamen Singens und aufeinander Hörens hinter uns gebracht. Die meisten steigen am heute wieder mit der Bahn erreichbaren Königsplatz aus, der gestern aufgrund der Auftaktveranstaltung nicht angefahren wurde. Hier trennen sich jetzt unsere Wege.

In den Workshops wird so ziemlich jedes Thema rund um Gospel behandelt. Da findet jeder ein passendes Angebot – ob Praxis oder Theorie, für Anfänger oder Fortgeschrittene. Man kann lernen und ausprobieren, Kontakte knüpfen und sich Anregungen holen. Mancher hat bei der Auswahl ein ganz bestimmtes Thema im Sinn, anderen ist es wichtiger mit bestimmten Leuten gemeinsam etwas zu unternehmen. Die Dozenten sind jeweils Fachleute aus dem entsprechenden Bereich.

Konzerte gibt es sowohl auf Open-Air-Bühnen als auch in Kirchen der Innenstadt. Das Programm ist bunt gemischt, deutsch und international. Eine Besonderheit stellt die Hessenbühne auf dem Opernplatz dar, wo die Veranstalter den hessischen Chören eine Präsentationsmöglichkeit geben, und wo sich das Publikum eine Übersicht über die Gospelszene des Landes verschaffen kann. Außerdem finden mehrere Offene Gospelsingen mit namhaften musikalischen Leitern statt – just for fun, um selbst aktiv zu werden

Wir trennen uns also und streben verschiedenen Zielen zu. Ich habe mich mit Ankie zusammengetan und wir wollen zu „Groove im Chor“. Da sich der Weg zum Veranstaltungsort einigermaßen zieht und die Zeit drängt, steigen wir spontan wieder in eine Tram, die direkt vor der Tür des Zieles hält. Super. Rechtzeitig geschafft. Hoffentlich ist der Workshop nicht überfüllt, so dass wir draußen bleiben müssen, wie ich es einmal beim letzten Gospelkirchentag in Dortmund erlebt habe. Aber nichts da – wir gehören zu den Ersten. In den Minuten bis zum Beginn strömen noch viele Leute in den kleinen Saal; immer schwungweise, so wie die Trams ihre Ladung vor der Tür abliefern. Jetzt sind wir mal gespannt, was jetzt passieren wird.

Leiter des Workshops ist Martin Carbow. Nach Auskunft des Programmheftes arbeitet der Vocal-Coach u.a. als Chorleiter und Arrangeur. Carbow stellt sich kurz vor, alles im lockeren Plauderton. Der wird sich auch die folgende Stunde nicht ändern – egal, was wir jetzt auch machen. Genau genommen weiß niemand, wie der Workshop ablaufen soll. Wir singen ein bisschen. Außerdem wird gestampft, geklatscht und geschnippt. Wann geht es endlich richtig los?! Bin ein bisschen verwirrt. Jetzt wird etwas vom Laptop an die Wand geworfen: „Beat im Körper verankern“. Okay, das können wir nachvollziehen, das haben wir gerade gemacht. Immer noch ein wenig Verwirrung. Neue Übung, eine kleine Melodie auf ha-ha-ha. Jetzt dasselbe auf he-he-he. Wirkt vollkommen anders. Anschließend auf ho-ho-ho. „So, jetzt singt wie Fußballfans“. Aus dem Singen wird eher ein Rufen. „Eure Mannschaft hat gewonnen“. Das Rufen bekommt einen eigenartig selbstbewusst-machomäßigen Unterton. „Ihr habt das eine oder andere Bier getrunken“. Jetzt klingt es eher gegröhlt, die Lautstärke ist deutlich erhöht. „Es ist Euch scheißegal, ob Euch einer hört!“ Uih, das geht aber ab. Gut, dass mich in Kassel keiner kennt! Wie mag sich dieser Lärm wohl für andere im Gebäude befindliche Personen anhören.
Was das alles soll? Allmählich dämmert uns das didaktische Konzept. Schon winzige Veränderungen können eine große Wirkung haben. Das haben wir soeben mehr als deutlich gespürt; es v.a. nicht vorgeführt bekommen, sondern mit dem eigenen Körper erlebt. An der Wand zeigt uns die Projektion inzwischen die vier Schritte zum perfekten Groove. Angesichts der Fachbegriffe sind wir geschockt, verstehen als Nicht-Musikstudenten nur Bahnhof. Carbow beruhigt uns. „Alles was zum perfekten Groove gehört, kennt Ihr längst.“ Stimmt. Es muss uns nur an lebendigen Beispielen deutlich vor Augen geführt werden. Carbow nutzt witzige und schräge Bilder, um uns die musiktheoretischen Inhalte praktisch vorzuführen. Beim Thema Groove werde ich ab sofort immer an Einkaufswagen und Gummimatten denken – die Insider wissen Bescheid.

© trainarchivatorCarbow genießt es uns mit Fachbegriffen zu schocken – alles halb so wild

Am Ende des Workshops haben wir so manchen Aha-Effekt erlebt. Wir wissen, dass man durch winzige Abweichungen vom Stammrhythmus eine besondere Dynamik und Spannung erzeugen und beim Publikum geradezu eine Erwartungshaltung wecken kann. Außerdem hat es echt Spaß gemacht mit netten Leuten viele verrückte Dinge ausprobiert zu haben.
Als wir den Saal verlassen, starren uns etwas irritiert viele Leute an, die bei der Wiederholung des Workshops dabei sein wollen. Was die sich wohl angesichts der Geräuschkulisse gedacht haben mögen? Das letzte Lied war übrigens ein Weihnachtslied. Im September!

© Creative Kirche365 Tage Badewetter – Dusche am Nachmittag….………………….© Creative Kirche

Der Regen, der zwischenzeitlich niedergegangen war, hat inzwischen aufgehört. Mit der Tram fahren wir ohne besonderen Plan zurück zum Königsplatz. Dort herrscht eine heitere Stimmung. Die Sonne ist inzwischen rausgekommen und auf der Bühne gibt’s Livemusik. Noch sind Ten Sing aus Hessen aktiv, dann folgt der Auftritt von Gospel Connection aus Bremen – klasse.

© Creative KircheGospel Connection auf der Bühne auf dem Königsplatz………….© Creative Kirche
http://www.youtube.com/watch?v=rq5wsMz7gcU&list=UUtn9ykXa8dXSOrG_i5EHKww

Wir lassen uns ein wenig treiben, wie so viele andere auch. Schließlich gönnen wir uns eine warme Mahlzeit vom Imbiss, hören Musik, plaudern ein wenig und genießen einfach das hier und jetzt. Als das Chris Lass Trio startet, denken wir das erste Mal daran, dass nachher der Musicalbesuch ansteht. Wie lange werden wir bis zur Rothenbachhalle brauchen? Schwer einzuschätzen. Auf den letzten Drücker wollen wir nicht kommen, denn wir möchten die Aufführung gerne im Kreise unserer Lieben erleben. Noch ist allerdings Zeit.

© trainarchivatorGospelkirchentag live auf dem Königsplatz – alles passt

Inzwischen fahren die ersten Trams mit dem Hinweis „Einsatzwagen Auestadion“. Die Verkehrsbetriebe haben ordentlich Betriebsmittel auf Schiene und Straße gebracht, um einige Tausend Menschen von der Innenstadt zum Messegelände zu transportieren. Irgendwann steigen wir ein. Und schon an der nächsten Station wieder aus. Vom Opernplatz klingt die Musik zu verlockend. Auf der Bühne singt gerade die Kurhessische Kantorei „Joy of Life“ aus Marburg. Herrlich swingend. Im Schnitt sind die gesanglichen Fähigkeiten höher als beim Gospeltrain, viele sicher mit Soloqualitäten. Im Laufe des Auftritts wird der Chor aber immer klassischer, immer jazziger. Das gefällt Ankie und mir dann weniger gut. Da ist der gute alte Train unserer Meinung nach wieder im Vorteil. Bei uns ist mehr Leben drin, mehr Gospel, irgendwie echter und authentischer.

© trainarchivatorDie Hessenbühne auf dem Opernplatz, unter dem Denkmal von Louis Spohr

  • Von Louis Spohr weiß das HNA-Regiowiki zu berichten, dass dieser ein Komponist und Dirigent war, zeitweise Hofkapellmeister in Kassel und neben Paganini einer der berühmtesten Violinvirtuosen seiner Zeit war. (HNA= Hessische/Niedersächsische Allgemeine). Also ganz große Kunst.

Dann können wir uns jetzt auch auf den Weg zur Rothenbachhalle machen. Aber wen sehen wir da an der Haltestelle? Birgit und Danny, die uns begeistert von ihrem Workshopbesuch erzählen. Die beiden, die bei uns auch Soloparts übernehmen, waren in Sachen Stimmbildung unterwegs. In ihrem Workshop haben sie wohl unglaublich viel Input bekommen, was die Zusammenhänge bei der Lautbildung und die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten angeht. So vergeht die Fahrt zur Halle bei interessanten Erzählungen über die Erlebnisse des Nachmittags.

Mehr zur Musicalaufführung „Amazing grace“ in Teil 5.

Gospelkirchentag Kassel – Teil 3 Der Mass Choir Workshop

© Creative Kirche, Witten

© Sebastian WewerAuf geht’s. Nach kurzer Nacht ist heute echt Stehvermögen gefragt. Vormittags erwartet uns mit dem Mass Choir Workshop ein echtes Highlight des Gospelkirchentages. Den Nachmittag gestaltet jeder selbst mit Workshop- oder Konzertbesuchen. Abends werden wir dann das neue Chormusical „Amazing grace“ erleben.

Wer bei einem früheren Gospelkirchentag einen vergleichbaren Mass Choir Workshop mitgemacht hat, der weiß: das kann nur gut werden! Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, mit Hochkarätern der Gospelszene Songs einzustudieren. Teilweise sind diese Leute sogar selbst die Komponisten der Stücke. Außerdem ist singen inmitten von mehreren tausend anderen Gospelfans schon sehr speziell.

Erst einmal pendeln wir wieder von Melsungen nach Kassel. Im Bulli haben wir wie immer Spaß, und lassen den gestrigen Abend noch ein Mal an uns vorüber ziehen. Der Workshop findet in der erst 2007 erbauten multifunktionalen Rothenbachhalle statt, der mit 5000 Plätzen größten der Kasselaner Messehallen. Auf dem Messegelände angekommen sind wir schon in guter Gospelstimmung. Das scheint all´ den vielen anderen, die auf den Eingang zuströmen genauso zu gehen. Gospel scheint die Leute locker und geschmeidig zu machen. Trotz der vielen Menschen keine Hektik, kein Gedränge und Geschiebe.
In der Halle erst mal orientieren – wo müssen wir hin? Vom Veranstalter sind einige freundliche Helfer da, die uns einweisen. Klar, die Stimmen sitzen getrennt. Zur besseren Orientierung hat man im Innenraum mit Schildern die Blöcke der jeweiligen Stimmen gekennzeichnet. Sopranos und Altos sitzen auf den sich gegenüber liegenden Tribünen, Tenöre und Bässe nehmen zwischen den Tribünen im Innenraum Platz. Da es in der Halle keine störenden Pfeiler gibt, haben die Frauen perfekte freie Sicht in alle Richtungen. Die weiter hinten sitzenden Männer müssen hoffen, dass der Vordermann kein Riese ist. Immerhin wird das Bühnengeschehen gefilmt und live auf die gigantische Leinwand projiziert. Rechts und links sind jeweils diese Filmaufnahmen zu sehen. In der Mitte wird der aktuell gesungene Text eingeblendet, damit man nicht immer nach unten in das Notenheft schauen muss. Alles perfekt vorbereitet, so dass man sich ganz auf die Musik, den Referenten und das Singen konzentrieren kann. Wir haben uns also in der Halle eingerichtet. „Unsere“ Leute sitzen verteilt in kleinen Grüppchen unter gut viertausend anderen Teilnehmern.

© trainarchivatorWorkshopbeginn aus der Sicht der Altos Ankie, Birgit und Susanne

 * * * * *

Schon betritt der erste Referent die Bühne. Es ist der Schwede Joakim Arenius, der uns begrüßt, als ob wir uns seit Ewigkeiten kennen. Unter Gospelfreunden ist man selbstverständlich per „Du“. Irgendwie strahlt der Mann Vorfreude aus. Ganz relaxed beginnt er mit Einsingübungen. Ohne ins Detail zu gehen – zum Ende hin geht es um Lautfolgen, die zunehmend komplexer werden. Es endet, wie zu erwarten war, im Chaos und mit viel Gelächter. Jetzt sind wir jedenfalls so richtig locker.

© Creative KircheArenius hat nicht „Rücken“ – Gospel wird mit Körpereinsatz gesungen
………………………………………………………………………………………….© Creative Kirche

Der Song, den er mit uns einüben möchte, heißt „Now“. Die ersten Textzeilen werden auf der Videowand eingeblendet, Arenius singt den Sopranos deren Stimme Abschnitt für Abschnitt vor. Dann dürfen sich diese selbst daran versuchen. Danach kommen die anderen Stimmen nacheinander an die Reihe: wie immer erst vorsingen, dann nachmachen. Schließlich versuchen wir es alle gemeinsam. – Aha. Man kann das musikalische Thema zwar gut erkennen, doch es wackelt ordentlich.
Nun geht es an die Vertiefung, um Sicherheit in der eigenen Stimme zu finden, Wie gut, dass so viele Leute um einen herum stehen, so dass man genug Unterstützung findet. Für die Teilnehmer ist es ohne Belang, ob das Lied für einen vollkommen neu ist, ob man es schon von der bereits vor einiger Zeit erschienenen Gospelkirchentags-CD kennt oder ob man es gar schon im eigenen Chor geprobt hat.
Dieser Workshop bringt einen dazu, auf die anderen rund um einen herum zu hören. Eine Grundfähigkeit für alle ChorsängerInnen. Schließlich habe wir das Lied soweit drauf, dass es schon ordentlich klingt, dabei mächtig groovt und uns in seinen Bann zieht. Achtung, Ohrwurmgefahr! Auf der gelegten Grundlage kann man morgen Vormittag weiter machen oder den Titel in das Repertoire de eigenen Chores aufnehmen. Arenius bekommt kräftigen Schlussablauf für diesen schwungvollen Auftaktes, nach dem jetzt alle richtig wach in den weiteren Verlauf des Workshops gehen können.

Video „Now“, Mass Choir mit Joakim Arenius, Gospelkirchentag Kassel 20.09.2014…………………………………………………………………………© Creative Kirche
http://www.youtube.com/watch?v=6i9zsO9Ab4w

 * * * * *

Die Bühne betritt nun Matthias Kleiböhmer als Vertreter der Creativen Kirche, der uns ebenfalls begrüßt. Er berichtet in persönlichen Worten von einem merkwürdigen Phänomen, welches in Kassel um sich greift und er selbst zu fortgeschrittener Stunde live miterlebt hat: Gospelschock! Man habe Teilnehmer des Gospelkirchentags erlebt, die nicht mehr aufhören können zu singen. Dies sei nicht einmal ein Einzelfall, sondern greife mehr und mehr um sich. Zeit und Ort seien völlig egal. Als einziges Gegenmittel hob er einen Gegenstand auf und hielt ihn hoch – eine Holzlatte! Im Publikum breites Grinsen und verständnisvolles Nicken.
Einen weiteren Nachtrag zum gestrigen Tag hat er noch: rund um die Gospelnacht sei eine Spendensumme von gut 18.000 Euro gesammelt worden. Das ist doch mal ein toller Zwischenstand.
Kurz berichtet Kleiböhmer von eigenen Gehversuchen als Gospelkeyboarder und der Inspiration durch ein Klavierbuch, verfasst vom nächsten Workshopleiter. Nun hat er Gelegenheit seinem ehemaligen „Hero“ persönlich zu begegnen.

 * * * * *

Es handelt sich um Peter Hamburger, Kantor für Popularmusik der Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck. Dieser hatte gestern den Gospelkirchentag mit dem Chor Get up! musikalisch eröffnet. Heute möchte er mit uns am Gospel-Medley arbeiten, das für das heute Abend zur Uraufführung anstehende Chormusical „Amazing Grace“ arrangiert wurde. Dieses Medley umfasst die Songs „Glad to be in the service“, „Jesus is the light of the world“ und „This little light of mine“. Täuscht der Eindruck oder ist Hamburger etwas aufgeregt angesichts der Menschenmassen vor ihm? Eigentlich ist er doch ein erfahrener Bühnenprofi.

© Creative KirchePeter Hamburger mit großer Geste – oder trägt er unsere Sigrid, Monika und Gabi fast auf Händen 🙂 ?………………………………………………….© Creative Kirche

Leider macht er den didaktischen Fehler, indem er offensichtlich davon ausgeht, dass jeder im Saal alle Songs des Medleys kennt. Anders ist das enorme Tempo, mit dem er seine Aufgabe angeht, kaum zu erklären. So kann man sich leicht „abgehängt“ fühlen. Dies ist allerdings nur ein winziger Nebenaspekt. Ansonsten bietet Hamburger eine klasse Leistung! Gute Erklärungen und emotionale Gesten, die jedem das Medley näher bringen. Am Ende hört es sich gut an, und wir sind gespannt, in welcher Weise wir es heute Abend im Musical wieder hören werden. Verdienter Applaus für den Übungsleiter.
Eine Sache ist aber unbedingt noch zu erwähnen: der professionelle Einsatz der Musiker. Diese begleiten den ganzen Workshop, müssen sehr aufmerksam und reaktionsstark sein und jederzeit auf die Wünsche des Dozenten eingehen. Das heißt, immer wieder wiederholen, neu einsetzen, Tempo nach Vorgabe variieren. Dazu kommt noch die Abstimmung mit den Kollegen. Alle beherrschen ihr Handwerk und bieten eine perfekte Grundlage für uns SängerInnen. Auch wenn sie mehrfach verdienten Applaus bekommen, so bleiben sie doch immer dezent im Hintergrund. Vielen Dank.

© Creative KircheDie Musiker liefern perfekte Arbeit, im Rampenlicht Peter Hamburger
………………………………………………………………………………………….© Creative Kirche

 * * * * *

Mit Malcolm Chambers kommt als nächstes ein für viele Unbekannter. Mal sehen, was der so drauf hat. Wir lassen uns ja gerne immer wieder auf Neues ein. Dass das in diesem Fall extrem lohnenswert ist, wird sehr schnell klar. Der Mann ist der Hammer! Scheinbar mühelos singt er uns die verschiedenen Stimmen vor. Bis in solche Höhen, dass so mancher Sopran neidisch wird. Wer meint, jetzt bekäme er aber Probleme bei den Bässen, der sieht sich getäuscht. Das ganze vor allen Dingen mit einer beeindruckenden Leichtigkeit – sowohl die Sicherheit in den Stimmlagen, als auch der rasante Wechsel dazwischen. Und der Mann soll angeblich erst seit seinem zwanzigsten Lebensjahr singen? Unglaublich.
Chambers ist aber nicht nur ein guter Sänger, sondern auch ein talentierter Chorleiter. Irgendwie passend, dass er uns mit „Souled out“ ein temporeiches emotionales Stück präsentiert. Mit großer Leichtigkeit gehen wir das Lied Stück für Stück durch, gelenkt durch den uns begeisternden Mann auf der Bühne.

© Creative KircheChorleitung ist Hochleistung –am Ende ist der Mann fertig……© Creative Kirche

Bei einem solchen Mass Choir Workshop arbeiten alle Dozenten mit großen Gesten, die auch weit hinten im der Halle ankommen. Dennoch ist die Übertragung von Nahaufnahmen auf die Videowand sehr lohnenswert. So schaut man den Chorleitern direkt ins Gesicht, und somit sind alle emotional nah beieinander. Was haben wir für einen Spaß an diesem Workshop. Man merkt gar nicht, wie die Zeit vergeht. Ein gutes Zeichen.
Auf der Homepage des Gospelkirchentags heißt es in der Vorstellung Chambers‘: „[…] wird es sicher auch in die Herzen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer schaffen.“ – Prust, „schaffen“- welche Untertreibung. Eher im Sturm erobert! Frenetischer Applaus für einen nach vollem Einsatz abgekämpften Chambers, sein verlegen-glückliches Lächeln über so viel Anerkennung können wir uns in Großaufnahme anschauen.

* * * * *

Hans Christian Jochimsen. Mehr muss man Gospelfreunden nicht sagen. Der Name bürgt für Qualität. Nicht umsonst ist der Däne musikalischer Leiter des Gospelkirchentags. Komponieren, Singen, Klavierspiel, Chorleitung – alles aus einer Hand. Als er die Bühne betritt bekommt er schon mal einen kräftigen Begrüßungsapplaus. Musikalisch kommen wir gleich zur Sache. „Loved“ heißt der von Jochimsen selbst komponierte Titel.

© trainarchivatorDie Videowand als geniales Hilfsmittel

Wer ihn bei früherer Gelegenheit schon mal als Workshopleiter erlebt hat, war nun vielleicht gespannt, ob die positive Erinnerung vielleicht ein wenig verklärt ist oder ob Jochimsen diese Eindrücke bestätigt. – Klares „ja“. Absolut souverän, kurzweilig und mit künstlerisch ganz wesentlichen Hinweisen zur Emotionalität des Songs.
Stark ist immer seine Beurteilung der zuletzt gebotenen Leistungen der jeweiligen Stimmen. Sehr charmant benennt er ganz klar die Schwächen und Fehler, immer jedoch mit einem positiv-motivierendem Unterton. Didaktisch klug und mit viel Spaß für alle Teilnehmer stachelt er die Stimmen im „Wettkampf“ miteinander zu immer besseren Leistungen an. Erfahren beispielsweise die Aktiven, dass sie die Töne gut getroffen haben und sich dementsprechend freuen, so kommt prompt die Einschränkung, dass es sich aber noch nicht überzeugend anhört. Da die Kritik immer geschickt formuliert ist, wird niemand bloßgestellt.
Im Gegenteil: es wird sehr viel gelacht – auch von den Betroffenen. Konkrete Anregungen Jochimsens führen immer zu einer deutlichen Steigerung im nächsten Durchgang. Immer wieder gibt es in solchen Situationen Szenenapplaus von den jeweils anderen Stimmen. So haben wir alle ein echtes Gemeinschaftserlebnis, denn nicht nur das selber üben verbessert uns, sondern auch das zuhören.
Den SängerInnen zu vermitteln, sich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen und in sich hinein zu hören, ist ein ganz wesentliches Anliegen Jochimsens. Wenn man dann erlebt, wie sich gleichzeitig Tausende trauen, ihr Innerstes in den Gesang zu legen, dann erlebt man einen Qualitätssprung, der bei manchen zu Gänsehaut und Tränen der Rührung führt. Genau das sind die Momente, an die sich die Teilnehmer noch Jahre später dankbar erinnern werden; so tief brennen sich diese Erlebnisse ein.

© Creative KircheJochimsen, unterstützt von Profisängern……………………………..© Creative Kirche

Jetzt ist es an der Zeit, auch mal die Profisänger zu erwähnen, die den Workshop unterstützen. Wie auch die Instrumentalisten liefern sie eine tolle Leistung ab, ohne sich in den Vordergrund zu stellen. Alle auf der Bühne sind gut miteinander eingespielt, und so reicht oft ein Blick oder eine Geste, um sich zu verständigen. Die Profis liefern uns eine sichere Grundlage, um unsere eigenen Stimmen zu lernen. Auch die Tontechniker machen ihren Job richtig klasse. Die Stimmen der Sänger und Referenten kommen klar und natürlich rüber, speziell wenn uns mal ein Solo der Könner gegönnt wird.

© trainarchivatorNina Luna Eriksen beim Solo. Traumhaft. Nina – wir sind Deine Fans.

Die Lautstärke ist optimal. Alles ist gut zu hören, auch wenn bei so vielen Menschen immer jede Menge andere Geräusche zuhören sind. Dennoch brüllt es uns aus den Boxen nicht entgegen.

* * * * *

Jetzt kommt etwas Besonderes auf uns zu. Matthias Kleiböhmer kommt wieder auf die Bühne, denn heute ist auch bundesweiter Gospelday. Das heißt, zahlreiche Gospelchöre singen zeitgleich um 12 Uhr mittags gemeinsam das gleiche Lied, 2014 ist es „Amazing grace“. Ziel ist es, auf Hunger und soziale Ungerechtigkeit in der Welt aufmerksam zu machen und ein konkretes Hilfsprojekt durch eine Spendenaktion zu unterstützen.

© Creative KircheEin paar Infos zum Gospelday……………………………………………..© Creative Kirche

Kleiböhmer nennt die Zahl der teilnehmenden Chöre, die geringer ist als im letzten Jahr. Schade. – Aber halt: die meisten auch gesellschaftlich aktiven Chöre sind ja nicht in ihren Heimatorten, sondern hier in Kassel. Außerdem wird auch auf der Open-Air-Bühne auf dem Königsplatz gemeinsam mit dem dortigen Publikum gesungen. Schnell liefert Kleiböhmer noch ein paar Infos zum diesjährigen Hilfsprojekt, dem „Happy home“ in Bangladesh; sowohl von der schockierenden Ausgangslage, als auch von der Mut machenden Perspektive, die einigen jungen Menschen durch das Projekt geboten werden kann.

© Creative Kirchehttp://www.gospelday.de/
http://www.gospelday.de/spendenprojekte/happy-home-bangladesch-2014/

.

.

© Creative KircheKurz vor „High noon“, Jochimsen übernimmt das musikalische Kommando
………………………………………………………………………………………….© Creative Kirche

Punkt zwölf geht es los. Mehrere tausend Menschen stimmen in der Rothenbachhalle „Amazing grace“ an. Gleichzeitig legen Chöre überall in Deutschland los, ebenso wird auf dem Königsplatz hier in Kassel gesungen. In der Halle werden wir so wunderbar dirigiert, dass ein ganz besonderes Stück Musik aus diesem altbekannten Gospel entsteht. Absolut rührend.

© trainarchivatorNicht nur die Singenden geben alles

Natürlich haben sich alle erhoben, die meisten halten einander an den Händen. Wenn man doch bloß die hier spürbare Energie direkt an die Notleidenden Menschen in den diversen Krisenszenarien der Welt schicken könnte…! Immerhin hoffen wir auf ein gutes Spendenergebnis zugunsten des Projekts „Happy home“ in Dakha/Bangladesh. Auch als der letzte Ton verklungen ist, wirkt das Lied irgendwie noch in uns nach, auch wenn jetzt ohrenbetäubender Jubel aufbrandet.

© Creative Kirche„Amazing grace“ – die ganze Halle in Aktion…………………………© Creative Kirche

Video „Gospelday – Amazing grace“, Mass Choir mit Hans Christian Jochimsen, Gospelkirchentag Kassel 20.09.2014…………………………………….© Creative Kirche
http://www.youtube.com/watch?v=uexUwGqpDNU&list=UUtn9ykXa8dXSOrG_i5EHKww

* * * * *

Gar nicht so einfach nach dieser Gospeldayaktion wieder zum Alltag des Workshops zurückzukommen. Ein Lied steht aber noch auf dem Programm. „We are changing the world“ heißt es und ist als Mottosong des Gospeldays 2015 ausgewählt worden. Wir kommen nun in den Genuss, dass es uns jetzt von dessen Komponisten näher gebracht wird. Hans Christian legt also wieder in der gewohnten Art los. Allerdings absolvieren wir bei diesem Stück nur eine Art Schnelldurchlauf, da die Zeit des Workshops gleich abgelaufen ist. Immerhin haben wir das Stück schon einmal kennen gelernt und gesungen, so dass man jetzt damit zu Hause weiter arbeiten kann. Ein letzter kräftiger Applaus für den Referenten und ein wenig auch für uns selbst.

Am Ende des Workshops ist man ganz schön geschafft. Bei aller Freude hat man eine ganze Menge geleistet. Allein dreieinhalb Stunden die Konzentration hoch zu halten ist nicht ganz ohne. Die Veranstalter haben es uns aber möglichst leicht gemacht, indem nach einiger Zeit jeweils Referenten und Lieder wechseln. So wird immer ein neuer Reiz gesetzt. Außerdem herrscht eine leichte heitere Stimmung, die nicht den Eindruck vermittelt, hier arbeiten zu müssen. Toll ist auch, wie diszipliniert und lernwillig alle sind. Es ist ein angenehmes Miteinander – egal, ob man die Sitznachbarn kennt oder nicht; schließlich verbindet uns ein unsichtbares Gospelband.

Mehr zum Nachmittag mit Workshops und Konzerten in Teil 4.

An dieser Stelle ein Dankeschön an die Stiftung Creative Kirche in Witten, die uns die Nutzung ihrer Fotos für unseren Blog gestattet hat.

Gospelkirchentag Kassel – Teil 2 Die Gospelnacht

© Creative Kirche, Witten

© Sebastian WewerJetzt steht sie bevor, die Gospelnacht. Wir sitzen in den Bänken der ansonsten noch leeren Christuskirche und lauschen letzten Ansagen unseres Chefs. Heute werden wir als WeST! (We Sing Together!) auftreten. Der Name ist Programm. Unter diesem Dach versammeln sich Mitglieder verschiedener Chöre unseres gemeinsamen Chorleiters Sebastian Wewer.

© trainarchivatorAuf geht’s – fertig machen für den Auftritt

Große Gruppen stellen jeweils der „Gospeltrain Hamm“ und „CHORios“ aus Ahlen, dazu kommen einige Aktive von „Come on and sing“ aus Unna. Begleitet werden wir zudem vom „Rainbow Gospelchor“ aus Herzebrock-Clarholz. Ob sich unter diese bunte Truppe noch weitere Sänger gemischt haben, weiß wahrscheinlich nur der Chef ;-). Jedenfalls haben wir in einer Reihe von Workshops fleißig daran gearbeitet, eine Einheit zu werden und ein gemeinsames Repertoire für diesen Auftritt zu erarbeiten. Nun steht also der Ernstfall kurz bevor.

© trainarchivatorDie 50 Leute von WeST! beim Einsingen

Jetzt geht es ans Einsingen. Wir stellen uns auf den Stufen vor dem Altar auf. Zum Glück ist die Kirche für die Größe unseres Chores geeignet. Es hat also Sinn gemacht, dass die Veranstalter die an der Gospelnacht teilnehmen Chöre gefragt haben, mit welcher Personenzahl zu rechnen ist und welches technische Equipment benötigt wird. Auch wurden Möglichkeiten besprochen z.B. Keyboards gemeinsam zu nutzen, um unnötigen Aufwand bei der Anreise zu ersparen. Wie wir von Sebastian erfahren haben, hatte er Kontakt zu den Chorleitern der anderen beiden Chöre, die den heutigen Abend gemeinsam mit uns bestreiten. Dies sind GospelFire aus Hamburg und der Gospelchor Waltrop. Man muss wohl einen guten Draht zueinander gefunden haben, so dass Sebastian sicher ist, dass wir nicht in Konkurrenz zu einander stehen werden, sondern gemeinsam ein tolles Konzert für Zuhörer und Beteiligte auf die Beine stellen wollen. So soll es sein!

© trainarchivatordraußen Dunkelheit, drinnen geht’s gleich ab

Während wir uns in der Kirche einsingen, sind die anderen im benachbarten Gemeindezentrum mit ihrer Vorbereitung beschäftigt. So nach und kommen die ersten Gäste, die das Einsingen interessiert verfolgen. Obwohl mehr und mehr Leute eintreffen, bleibt der Geräuschpegel angenehm ruhig und unsere Vorbereitung wird nicht gestört. Man hat den Eindruck, als ob eine ganze Menge Fachpublikum unterwegs ist.
Pfarrer Martin Becker von der hiesigen Gemeinde trifft ein und stellt sich vor. Er begrüßt uns und drückt seine Vorfreude aus. Willkommen ist sein Angebot, sich im Gemeindezentrum an bereit gestellten Getränken zu bedienen. Der Mann weiß, was SängerInnen brauchen. Auch stellt er uns noch ein wenig die 1903 gebaute Kirche vor.

 * * * * *

Es geht los. Wir haben auf unseren Bänken im Seitenschiff Platz genommen, während der Hamburger Chor „GospelFire“ die Bühne betritt. Es sind nur sechzehn Leute eines an sich fast sechzig Mitglieder starken Chores, wie Chorleiter Daniel Zickenrott erklärt. Dieser hat seinen musikalischen Schwerpunkt als Chorleiter und Keyboarder im Gospel- und Popbereich. Man sei in dieser Formation noch niemals aufgetreten und dementsprechend gespannt. Es geht gleich richtig los. Schnell ist klar, dass die SängerInnen auftrittserfahren sind. Von der ungewöhnlichen Besetzung lässt sich niemand irritieren, sondern man strahlt große Selbstsicherheit aus. Die Mitglieder kommen sehr individuell daher, sowohl was Kleidung als auch den Ausdruck betrifft. Die vorgetragenen Songs sind alle modern und schwungvoll. Überhaupt ist der ganze Chor in Bewegung. Ganz alte Gospelklassiker sind nicht im Angebot, doch diese werden auch nicht vermisst. Das Publikum ist begeistert von diesem sehr frischen Auftritt und spendet großzügig Applaus. Am Ende strahlen die SängerInnen angesichts ihres sehr gelungenen Auftritts und die Besucher verabschieden den Chor stehend.
Wer vor dem Gospelkirchentag mal einen Blick auf die Homepage des Chores geworfen hatte, der erinnert sich an die Aussage: „Wir verstehen Gospelmusik als einen wichtigen Teil zeitgemäßer Kirchenmusik. Von daher ist GospelFire nicht nur ein Name, sondern auch Ausdruck für die Freude und Energie, die wir aus der Gospelmusik schöpfen“. – Da kann man nur sagen: gute Beschreibung und ihrem Namen machen sie in Kassel alle Ehre.

© trainarchivator Von der Seite aus verfolgen wir den Auftritt von GospelFire

  * * * * *

So. Jetzt kommt der Augenblick, auf den wir uns Monate lang gemeinsam vorbereitet haben. Wir betreten die Altarstufen. Angesichts der Zahl von 50 SängerInnen geht ein Raunen durch’s Publikum. „Herr, wir beten dich an” heißt unser erstes Lied. Nach den englischen Songs zuvor ist dieses ruhige, aber intensive Stück ein großer Kontrast. Das Publikum ist offensichtlich neugierig, was da jetzt für ein Chor auf der Bühne steht. Schnell ist aber klar, dass wir die Leute erreichen. Man hört still und aufmerksam zu, applaudiert anschließend gerne.

Chorleiter Sebastian begrüßt die Zuschauer und stellt uns kurz vor. Mit „Jesus is right here“ schließt sich nun ein ebenfalls ruhiger Song an, der sich aber gehörig steigert. Damit holen wir die Zuhörer ein wenig aus einer passiv-zuhörenden Haltung heraus. Man merkt’s auch gleich am Applaus, viel weniger dezent.

Dass wir auch richtig abgehen können beweisen wir mit „Heaven is a wonderful place“. Gerade am Beginn, den die Herren allein bestreiten, bewährt es sich, dass WeST! viele Männerstimmen an Bord hat – das macht schon Eindruck beim staunenden Publikum. Als dann nach und nach Alt und Sopran einsetzten, wird es erstmals richtig laut. Dementsprechend gehen jetzt die Leute mit. Reine Zuhörer sind sie längst nicht mehr. Etliche stehen auf und singen mit.

Chorleiter Sebastian Wewer verweist auf die Jahreslosung 2014 „Gott nahe zu sein ist mein Glück“, die im nächsten Lied vertont ist. „Lebensglück“ heißt das Stück, vor dem einige angesichts der Textfülle ein wenig Bammel haben. Wider erwarten nutzen nur sehr wenige die verpönten (streng verbotenen 🙂 ) Spickzettel. – Wo ist das befürchtete Problem? Wir kommen wunderbar durch den Text und vergessen dabei auch den Ausdruck nicht. Wir erleben einen hoch konzentrierten und uns bestens unterstützenden Chorleiter. Falls irgendjemand tatsächlich ein Problem haben sollte, dann wird dies durch die Fülle der Stimmen völlig ausgeglichen. Auch hier sind die Besucher sehr aufmerksam. Wie bei anderen ruhigen Stücken haben auffallend viele die Augen geschlossen und genießen still. Intensiver, leiser Applaus. Niemand mag die Stimmung durch überschäumenden Lärm zerstören.

„I will be there“ ist ein besonderer Titel, denn hier wird die Perspektive umgekehrt. In vielen Gospels sprechen die Menschen/die Singenden zu Gott. In diesem Fall ist es umgekehrt: Gott spricht zum einzelnen Menschen, der sich in einer Situation verloren fühlt und der Unterstützung bedarf. Vielleicht spricht hier aber auch ein aufmerksamer Mensch, der die Situation des anderen erkennt und ihm beisteht. Philosophisch betrachtet mag es sogar ein und dasselbe sein…

Natürlich darf in Kassel auch nicht unser Test fehlen, ob die Stadt gospeltauglich ist. Wir stimmen nach energiegeladener Anleitung durch unseren Chef unser Triplet an, bei dem drei Titel gleichzeitig gesungen werden. „Go, tell it on the mountains“ singt der Sopran, „He’s got the whole world“ der Alt und die Männer tragen „Rock my soul“ bei. Auch die Besucher werden mit einbezogen, so dass schließlich alle stehen und singen, die Stimmung tobt. Rasender Applaus. Wir kennen’s ja schon, für Kassel ist das neu. Test bestanden!

  • Jetzt ist es an der Zeit, das Sebastian Wewer die Rolle eines Vertreters der Creativen Kirche übernimmt. Er berichtet dem Publikum von der Initiative „Gospel für eine gerechtere Welt“, die jedes Jahr ein anderes Hilfsprojekt durch Spendenaktionen unterstützt. Dazu nutzt man den jährlichen Gospelday, alle zwei Jahre den Gospelkirchentag und viele andere unterschiedliche Veranstaltungen der Unterstützer. 2014 hat man das Projekt „Happy Home“ in Bangladesh ausgewählt. Dieses unterstütze ehemalige Kindersklaven, die in Privathaushalten oder verschiedenen anderen Branchen ausgenutzt wurden. Man bietet Unterkunft, Bildung und den Aufbau eines selbstbestimmten Lebens.
    Wewer bittet die Anwesenden auf eindringliche und überzeugende Weise dieses Projekt zu unterstützen, indem man die gleich durch die Reihen wandernden gelben Eimer ordentliche fülle. Wem die Eimer mit den Münzen zu schwer seien, der dürfe auch Scheine hinein tun. – Diese Bitte kann man eigentlich nicht ausschlagen…

© Creative Kirchehttp://www.creative-kirche.de/

http://www.gospelday.de/

http://www.gospelday.de/spendenprojekte/happy-home-bangladesch-2014/

Was sollen wir nun tun? Eigentlich steht nun „Let me fly“ auf dem Programm. Allerdings hat auch GospelFire dieses Lied schon gesungen. Sollen wir nun unsere Gäste mit einer Wiederholung langweilen? – Wir singen es trotzdem! Es ist einer unserer Lieblingssongs, und wir haben uns so lange darauf gefreut es mit einer so großen Gruppe zu singen. Ein Auslassen kommt auch für unseren Chef nicht in Frage; diesen Genuss wollen wir uns einfach gönnen. Schnell ist klar, dass wir niemanden langweilen Es kommt halt auch ein wenig anders rüber als bei GospelFire. Unter den Menschen in der Kirche sind etliche textsicher und singen mit. Überhaupt sind heute Abend viele voll mit dabei – mal aktiv singend, mal versonnen träumend. Keiner lässt sich einfach nur berieseln. Das macht diese Gospelnacht aus. Trotz der Wiederholung bekommen wir einiges mehr als Höflichkeitsapplaus. Den Leuten hat es gefallen, auch für uns war’s toll.

Jetzt geht es langsam dem Ende zu. „Angels by your side” wird, wie so oft, als Segenslied gesungen. Alle kommen wieder ein wenig runter und lassen sich tragen. Wir wollen die Menschen schließlich nachher mit einem guten Gefühl in die Nacht entlassen, So weit ist es aber noch lange nicht. Unsere Angels erreichen jedenfalls die Menschen und deren Lächeln erreicht uns. Das geplante „Heavenly peace“ lassen wir angesichts fortgeschrittener Zeit weg. Mit den anderen Chören gibt es schließlich die Absprache, dass sich keiner der Chöre auf Kosten der anderen mehr Zeit nimmt, als zuvor geplant war.

Einen Knaller haben wir noch zum Abschluss unseres Auftritts. Den Gopelklassiker „This little light of mine“ scheinen fast alle mitzusingen. Auch GospelFire und der Gospelchor Waltrop sind im Seitenschiff der Kirche mit dabei. Wunderschön. Laut. Intensiv. Von Herzen eben. Wir holen uns kräftigen Schlussapplaus ab und verlassen geschafft die Bühne.

 * * * * *

Als dritter Chor betritt der „Gospelchor Waltrop“ die Bühne. Wir können jetzt ganz entspannt zuschauen, nachdem wir unseren Auftritt erfolgreich hinter uns gebracht haben. Dieser Chor ist wesentlich kleiner als WeST! und umfasst ca. 20 SängerInnen. Man trägt schwarz und dazu einen violetten Schal. Begleitet werden sie von ihrer Chorleiterin, der Kirchenmusikerin Angelika Neuleben.
Vor einiger Zeit hatte ein Blick auf die Homepage des Gospelkirchentages, wo sich viele Chöre kurz vorgestellt haben, erstaunliche Parallelen zu unserem Gospeltrain aufgezeigt. In der Ev. Gemeinde Waltrop sollen Gospelbegeisterte diesen Chor gegründet haben und hauptsächlich englischsprachige Titel singen. Man ließe sich vom Klavier begleiten, habe aber auch A-capella-Stücke im Repertoire. Man trete in Gottesdiensten auf, gebe Konzerte und könne für Hochzeiten gebucht werden. Auch die Geselligkeit spiele eine Rolle. – Interessant. Ein ganz ähnlicher Werdegang wie bei uns.
Nun geht es los. Offensichtlich ist man recht aufgeregt. Vielleicht Lampenfieber ob des Auftritts beim Gospelkirchentag; oder man hat sich von den Auftritten von GospelFire und WeST! beeindrucken lassen. Gar nicht nötig. Der Chor hat ja etwas zu bieten. Außerdem haben wir selbst zuvor feststellen können, dass das Publikum wohlwollend ist und keine unangenehme Erwartungshaltung zeigt. GospelFire und WeST! zollen demonstrativ verdienten Applaus und ernten dankbares Lächeln. Auch die Chorleiterin der Waltroper wirkt ruhig und vermittelt ihren Leuten Sicherheit. So langsam schwimmen sie sich frei. Das Repertoire bietet bekannte Gospelsongs, doch man bewegt sich nicht nur auf ausgetretenen Pfaden, sondern hat auch Überraschungen parat. So singt man z.B. Popsongs mit Gospelthematik wie z.B. „What a wonderful world“ oder „Lean on me“
Langjährigen Gospeltrainern fallen sicher immer wieder Parallelen zu unserer eigenen Entwicklung auf. Bei einigen Stücken singen die Waltroper eher klassisch und ein wenig sopranlastig statt gospeltypisch zu grooven. Man steht recht ruhig und gerät nur wenig ins swingen. Genau diesen Entwicklungsschritt haben auch wir in den letzten Jahren hinter uns gebracht. Kostet erst etwas Überwindung, bereichert aber enorm. Man hat den Eindruck, als ob der Chor seinen ganz eigenen Stil entwickelt hat und diesen konsequent umsetzt. Wir jedenfalls genießen das Zuhören, ebenso das Publikum.

© trainarchivatorAuch bei den Auftritten der anderen Chöre sind wir voll mit dabei

 * * * * *

Als der Gospelchor Waltrop sein Programm unter kräftigem Applaus beendet hat, kommt es zum großen Finale. Die Chorleiter hatten zuvor einen Titel ausgewählt, den alle Chöre kennen und nun gemeinsam singen wollen. Dabei stellen sich alle Aktiven bunt gemischt auf die Altarstufen, lediglich nach Stimmen getrennt. „Lord, hold me“ wird nun angestimmt. Das Keybordspiel übernimmt der Hamburger Chorleiter, das Dirigat – Kenner sprechen auch von Ausdruckstanz – ist Aufgabe von unserem Sebastian Wewer. Außer zwei, drei Hinweisen zur Gestik gibt es keinerlei Abstimmungen, erst recht hat es zuvor keine ausgiebige Probe gegeben. Was sind wir gespannt! –

© trainarchivatorBlick in die gut besuchte Kirche

Wow, wer hätte das gedacht. Da steht doch tatsächlich EIN Chor auf der Bühne. Das glaubt einem niemand, dass wir niemals zuvor gemeinsam gesungen haben. Am Keyboard werden keine Experimente gemacht, die zu Missverständnissen führen könnten. Ganz klar wird lediglich die vertraute Melodie gespielt, was uns Sicherheit gibt und dennoch wunderbar gefühlvoll klingt. Sebastian ist in seinem Element: so viele Leute, die widerspruchslos seinen Vorgaben folgen. Ein Traum für jeden Chorleiter. Trotz aller Konzentration zeigt er sein allerschönstes Honigkuchenpferdgesicht. Das sind die besonderen Glücksmomente, die uns Gospeltrainer mit unserem „Chef“ zusammenschweißen. Dem Publikum gefällt´s, was sage ich – man ist begeistert. Man erkennt die harmonische Gemeinschaftsleistung der sich bis dahin völlig fremden Chöre an, und wir alle bekommen sehr kräftigen Applaus auf die Ohren. Längst hat man konzentrierte Sachlichkeit abgelegt und ist in Feierlaune. Wenn das Publikum wüsste, was – vielen Blicken verborgen – bei uns so partytechnisch in der letzten Reihe abgeht…

© trainarchivatorBei den Altos ist was los, ob das der Sopran auch so kann?

Ja, auf dieses Konzert können alle Teilnehmer stolz sein! Die Chöre bringen ein echtes Gemeinschaftswerk auf die Bühne. Jeder versucht sein vorbereitetes Programm optimal anzubieten und Spaß dabei zu haben. Hier muss man keine Konkurrenten um die Publikumsgunst ausstechen, sondern man rockt mit Gleichgesinnten die Christuskirche in Kassel-Wilhelmshöhe! Danke an alle!!!

© trainarchivatorSchluss, aus, es ist vollbracht! Geschafft, aber glücklich

Die Besucher genießen es offensichtlich. Auch bei ihnen ist definitiv Gospelkirchentagsfeeling aufgekommen. Sehr positiv: niemand rennt schon während des letzten Liedes hinaus. Das Kommen und Gehen während der Auftritte ist wohl eher der Tatsache geschuldet, dass mancher Zuschauer in der Gospelnacht verschiedene Veranstaltungsorte aufsuchen und möglichst viele Chöre erleben möchte. Auch jetzt verlassen die Menschen nur langsam die Kirche. Lieber hält man noch ein Schwätzchen mit Bekannten oder Unbekannten, lässt das gemeinsam Erlebte nachwirken.

© trainarchivatorDas schöne Konzert klingt noch nach, da hat es niemand eilig

 * * * * *

Eine wunderbare Gospelnacht in Kassel-Wilhelmshöhe liegt hinter uns. Wir sitzen wieder in unserem Bulli und fahren durch die Nacht unserer Unterkunft entgegen. Es tut gut eine Weile Zeit zu haben, um wieder runter zu kommen. Man ist doch noch einigermaßen energiegeladen. Der Kopf ist noch voller Musik und vieler Eindrücke. Da wäre an Schlaf noch nicht zu denken. Eines ist aber jetzt schon klar: an diesen Abend werden wir auch in Zukunft noch des Öfteren denken. Der Gospeltrain und sein musikalisches Umfeld mit all‘ den verschiedenen Chorfreundschaften und Kooperationen bietet uns immer wieder tolle Erlebnisse, die wir uns aber auch durch viel persönliches Engagement verdienen. Dann darf man ein angenehm warmes Gefühl des Glücks und der Zufriedenheit genießen, dass alle Kümmernisse des Alltags für einen Augenblick ausgeblendet. Danke euch allen, die ihr dabei wart.

© trainarchivatorEin toller Abend mit fast 90 Aktiven – Dank ans Publikum

 * * * * *

Und was das Beste ist – morgen geht es weiter auf dem Gospelkirchentag. Der Mass Choir Workshop steht als nächstes an. Ein neuer Tag, neue Erfahrungen. Erst aber müssen in der Nachtruhe die Kräfte ein wenig aufgetankt werden.

Mehr vom Mass Choir Workshop in Teil 3.