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Gospelkirchentag 2012 – Tag 1 aus Chorleiters Sicht

Der 6. Internationale Gospelkirchentag, der 2012 in Dortmund veranstaltet wurde, hat tiefe, erschütternde Eindrücke bei mir hinterlassen.

1. Tag – Wechselbad der Gefühle „DAS ist mein Chor!“

Wir trafen uns alle pünktlich am Hauptbahnhof in Hamm. Ich war zu Tränen gerührt: Nach 13 Jahren Chorleitertätigkeit erlebte ich erstmalig, dass alle TeilnehmerInnen ÜBERPÜNKTLICH 10 Minuten VOR der vereinbarten Zeit am Treffpunkt waren. (Vielleicht sollte ich jeden Auftritt und jede Probe als Gospelkirchentag proklamieren *grübel*) – „Das ist MEIN Chor!“

Der Gospeltrain und der Projektchor aus Hamm tummelten sich aufgeregt in der Bahnhofshalle, planten, plauderten, summten und schlossen sich zu 5er-Gruppen zusammen. Das war nötig, um via Gruppenticket günstig gen Dortmund aufbrechen zu können. Diese Gruppentickets waren nun nur noch von unserer Kassiererin (der ich an dieser Stelle nochmals herzlich danke!!!!) und mir zu besorgen. In Absprache mit der DB durften wir auf das umständliche Prozedere am Automaten verzichten und die Tickets am Schalter erwerben. Während wir diese Regularien erledigten, schwappte ein Klangteppich aus „Heaven is a wonderful place“ in den Schalterraum.  Aus dem Augenwinkel konnten wir sehen, wie ein aufgeregter Bahn-Mitarbeiter zum Chor eilte und der Chor prompt verstummte. Einige SängerInnen zeigten mit ausgestreckten Fingern auf uns im Schalterraum, worauf der Bahnmitarbeiter direkt auf uns zusteuerte. Wir wandten uns jetzt ganz konzentriert dem Schalterbeamten zu und taten so, als ob wir nichts mit dem Ganzen zu hätten… (… äh… das ist mein Chor…)

Nachdem man uns in der Schalterhalle nicht direkt ansprach, holte man das dann nach, als wir mit unseren Tickets wieder zur Gruppe stießen. Ich erhielt einen Kurzvortrag über die akustischen Gegebenheiten der Bahnhofshalle mit der Bitte, „das Singen im Gebäude bitte einzustellen, man verstehe im Info-Point sein eigenes Wort nicht mehr!“ – Ich gab zerknirscht zu: Ja, das ist mein Chor!

Wir konnten nun zu den Bahnsteigen aufbrechen. Dort angekommen, begannen wir gleich mit dem, was wir am liebsten machen: Singen! Eindrücklich probten wir mit unserer Triangel-Künstlerin (A.L.T. aus O.W.) ihren kniffligen Einsatz und ernteten hier schon die ersten Jubelrufe und den ersten Applaus des Tages – von Menschen, die zwei Gleise weiter auf ihren Zug warteten. Nach kurzer Zeit strömten mehr Menschen auf unseren Bahnsteig und bekundeten singend, dass ihr Ziel auch der Gospelkirchentag in Dortmund sein musste. Nach einem kurzen Battle (Gespielter Wettkampf) stimmten wir gemeinsam ein Triplet an und freuten uns nunmehr zusammen auf die Ruhrgebietsmetropole. – „Jeppa, DAS ist MEIN CHOR!“

Eigentlich wollten wir im Zug mit dem Singen fortfahren. Der Zug war aber gut gefüllt, dass uns das aufgrund der räumlichen Trennung nicht gelang. Stattdessen erklang aus den Lautsprechern: „Sehr geehrte Fahrgäste, aufgrund des großen Fahrgastzustieges verzögert sich Ihre Ankunft um ca. 5 Minuten!“ – HUPS… Erstmalig konnten wir erleben, dass es einmal nicht die Deutsche Bahn war, die eine Verspätung zu verschulden hatte. Wir waren der Auslöser!- Ein tolles Gefühl!

In Dortmund angekommen, stießen wir schnell auf unsere Mitstreiter, die sich im Projektchor Frömern (bei Fröndenberg) auf den Gospelkirchentag vorbereitet hatten. Als Begrüßung gab es direkt ein gemeinsames „Jesus is my Salvation! Hallelujah!“ in der Bahnhofsvorhalle. Es hörte sich toll an! „Jap, Mein Chor!“

Um nicht wieder von den Bahnmitarbeitern abgekanzelt zu werden, zogen wir singend weiter in Richtung Innenstadt. Auf dem Weg dorthin entstand folgendes Foto:
Auf dem Weg zum Hansaplatz gaben wir noch an einigen Stellen unseren Gesang zum Besten und kamen dann am Hansaplatz an. Dieser war gut gefüllt und es gab nun die Möglichkeit, sich umzuschauen. Die Veranstalter hatten durch eine gute Auswahl an Info- und Imbissständen dafür gesorgt, dass man viel zu sehen und zu erkunden hatte.

Während das Programm auf der Hauptbühne lief, fieberten alle dem Besuch eines „Promis“ entgegen: Nina Hagen – schräge Diva aus der Hauptstadt – hatte als selbsternannte Gospelsängerin und ziemlich frisch zum Christentum Konvertierte ihr Kommen angekündigt. Ihr Auftritt war zweifelhaft und wollte nicht recht in die freudige, erwartungsvolle Stimmung der kanpp 6000 Gospelfans und -sänger passen. Diese waren im Vorfeld von erstklassigen Chören der Gospelszene eingeheizt worden. Ich nahm Nina Hagen als – sagen wir – Schlafmittel wahr und war erschüttert, wie „groovelos“ man den Titel „This Train“ interpretieren kann – Das ich mit dieser Feststellung nicht alleine war, bestätigten mir die anderen 5999 Besucher der Eröffnungsfeier: Eine Zugabe wurde NICHT gefordert!

Ich tingelte nach diesem Erlebnis zu meinen Leuten, die sich derweil in Kleingruppen aufgeteilt hatten und sich über den ganzen Platz verteilten. Absprachen über das Weiterziehen zu unserem Auftrittsort wurden getroffen, und wir konnten uns um 20:00 Uhr gen Nicolaikirche im Dortmunder Westen aufmachen. Es folgte der erste Schock des Tages: Die Frömerner waren WEG!

Wie ein aufgescheuchtest Huhn rannte ich nun mit A. los, um meine Verlorenen in der Masse der Platzbesucher zu suchen – NICHTS! Angst machte sich in mir breit, und ich sah in Gedanken meine Frömerner nächtens durch Dortmund irren, auf der Suche nach der Nicolaikirche. Nach meiner erfolglosen Suche entschlossen wir uns, ohne die Frömerner aufzubrechen. Immerhin sind sie alle Volljährig und… naja, ich hatte mein Handy ja auch an.

Während ein Teil der Gruppe es vorzog, mit der U-Bahn in Richtund DO-West aufzubrechen, machten wir uns mit ca. 30 SängerInnen auf, um den Weg zu Fuß auf uns zu nehmen. Das tat mir gut, denn ich hatte unglücklicher Weise noch nicht richtig essen können und mir dummerweise Prossecco von bestimmten Leuten andrehen lassen, den ich im Anschluss mit einem halben Liter Weissbier krönte. Äh – ich war nicht beschwippst, merkte aber den Alkohol ein wenig. Das war aber in einer Hinsicht ganz gut: Voller Übermut folgte ich der Gruppe in einen Discounter, um dort im Eingangsbereich eben einen „musikalischen Akzent“ zu setzen. Die eilig herbeigerufene Security konnte ein „Heaven is a wonderful place“ nicht verhindern, und wir zogen nach einem herzlichen Applaus der Kunden weiter.

An der Kirche erwarteten uns freudestrahlend….. DIE FRÖMERNER! Sie hatten den Hansaplatz schon früher verlassen und mir das auch ausrichten lassen: Allerdings hatte ich das aufgrund der Lautstärke von Nina Hagens „Gospelgeschräbbel“ als Einzelmeldung verstanden. Naja – Ich war glücklich, nun alle (mittlerweile knapp 60 SängerInnen) wieder zusammen haben. UND: Eine der Anwesenden hatte Geburtstag und verteilte zu meiner großen Freude: SCHNAPS! – Ich konnte nun völlig relaxt den weiteren Geschehnissen des Abends entgegen sehen…. „JA, das ist MEIN CHOR!“

Während der Beiträge dreier anderer Chöre zur Gospelnacht zeichnete sich unweigerlich ab, dass der vorgesehene Programmablauf nicht eingehalten werden konnte. Vorgesehen waren pro Chor 40 Minuten plus 5 Minuten Auf- und Abbau. Dass alles nicht überpünktlich ablief, war mir im Vorfeld klar. Dass aber der erste Chor gleich runde 15 Minuten überzog, um dann noch sein aufwendiges Equipment abzubauen – war nicht geplant. Summasummarum kamen wir mit einer Verspätung von etwas über einer halben Stunde als letzte Gruppe des Abends dran.

An dieser Stelle seien meine Herren Kollegen ganz herzlich gegrüßt, die ganz beharrlich an ihrer Programmfolge festhielten und ALLE ihre Zeit überzogen, mit dem Ergebnis, dass ich vor unserem Auftritt wildfremde Menschen auf Fahrgemeinschaften ansprach, um meine Leute nach Hause zu bekommen. Es ist immer wieder toll, wenn man sich, statt sich auf seinen Auftritt vorzubereiten, um seine Organisation sorgen muss, nur weil die Herren Cantores anscheinend keine Uhrzeiten lesen können!
Allerdings haben alle Chöre ein gutes Ergebnis geliefert, dafür mein Lob!

Trotz dieser widrigen Umstände war ich an diesem Abend der glücklichste Mensch auf der Welt: Der Auftritt, den MEIN CHOR hinlegte, war grandios. Wir hatten im Vorfeld in der Zusammenstellung Gospeltrain & Projektchöre nur einmal proben können. Dennoch hatte ich einen hochkonzentrierten Chor vor mir, der mir während des Singens teilweise Freudentränen in die Augen trieb. (Offiziell waren die Scheinwerfer zu hell… nur damit das klar ist!!!). Es stellte sich schnell heraus, dass wir – im Gegensatz zu den anderen Gruppen – auch Acapella unser Handwerk verstanden. Von feinen Nuancierungen beim „Hallelujah“ (L.Cohen) oder „Deep River“ (trad.) bis hin zum brausenden und ausdrucksstarken „Jericho“ als Joshua in den Kampf zog, bereiteten wir der immer noch gutbesuchten Nicolaikirche weit nach Mitternacht einen tollen Auftritt. Wahnisnn, was diese Menschen vor meinem E-Piano da mit mir und dem Publikum veranstalteten. Mit dem acapella vorgetragenen Irischen Segen „Mögen sich die Wege vor deinen Füßen ebnen!“ rührten wir einige Zuhörer zu Tränen, um im Anschluss singend von der Bühne zu ziehen. Es war einfach nur GEIL! (Gruß an H.G. aus Frömern! *grins*) – Das bestätigte uns auch der langanhaltende Applaus!

Zusammenfassung: Der Tag war furchtbar anstrengend, aber mit den letzten 40 Minuten des Abends habt IHR mich um 0:40 Uhr NACHTS zum stolzesten Chorleiter des Tages gemacht! IHR WART KLASSE!!!!! JA; DAS IST MEIN CHOR!

Im Anschluss kamen übrigens alle irgendwie nach Hause. Die Frömerner hatten sich selbst organisiert, und die Hammer haben mit Ach und Krach noch den letzten Zug bekommen – Eben MEIN Chor!

Wiedersehen in Frömern

Am Sonntag, den 17.06.2012, fährt der Gospeltrain Hamm e.V. nach Fröndenberg-Frömern, wo wir auf nette Bekannte treffen werden. Für den Gospelkirchentag 2012 in Dortmund hatte dort Sebastian Wewer, Chorleiter beim Gospeltrain und dem Kirchenchor Frömern, einen Projektchor gegründet. Dieser und ein weiterer Projektchor aus Hamm-Bockum-Hövel bildeten zusammen mit dem Gospeltrain einen Großchor für einen gemeinsamen Aufritt in der Gospelnacht des Gospelkirchentags. Nun wollen wir das Dortmunder Programm noch einmal gemeinsam in der Heimat des Projektchores vorstellen. Wir treffen uns um 15.00 Uhr am Gemeindehaus Frömern, der Auftritt startet um 17.oo Uhr. Neben dem Einsingen besteht sicher die Gelegenheit, sich über unsere Erlebnisse in Dortmund auszutauschen.

Zwar können wir nicht in voller Mannschaftsstärke anrollen, doch Klasse hat noch lange nichts mit Masse zu tun. Wir kommen voll motiviert, und wollen eine gute Leistung abliefern. Daß man in Frömern singen kann, haben uns die Projektchörler bei der gemeinsamen Generalprobe in Hamm bewiesen. Und in Dortmund wurde dann richtig Gas gegeben :-).

Falls dieser Blog „heimlich“ in Frömern verfolgt wird, so schicken wir Euch liebe Grüße. Wir freuen uns auf Euch, und hoffen auf einen netten gemeinsamen Auftritt in Eurer Kirche. Erinnert Euch an unser „Rock my soul“ in Dortmund und welche Energie dabei frei gesetzt wurde…

WICHTIG: bringt den bunten Schal vom Gospelkirchentag mit, sonst freie Wahl bei der Kleidung (vielleicht nicht schock-kribbel-bunt-gemustert, dann sähe man den schönen Schal nicht)

„Ihr seid so anders“

Das sagt Andrea R. bei der ersten Chorprobe nach dem Gospelkirchentag 2012 in Dortmund, an dem unser Gospeltrain teilgenommen hat. Sie muß es ja wissen. Wir haben uns vor weit über zehn Jahren im Chor kennen gelernt, sind heute sehr gut befreundet und vertraut miteinander. Was soll anders sein? Hat sie nicht vielleicht doch recht?? Mir fallen auch so einige Kleinigkeiten auf. Unsere E. aus dem Tenor ist nicht da. Normalerweise hätte ich dies gar nicht so mitbekommen, doch  ich habe sie nach mehreren netten Gesprächen auf verschiedenen Dortmunder Bahnsteigen irgendwie näher kennengelernt. Oder der eigentlich ruhige Franz: er muß während der Probe zur Ordnung gerufen werden, weil er quatscht. Außerdem scheint er irgendwie zu schweben. Habe ich heute eine gestörte Wahrnehmung – ich glaube nicht. Auch unser Chorleiter Sebastian ist wie frisch aufgeladen. Er sprüht vor Energie, hat offensichtlich viel Input aufgearbeitet, der jetzt an uns weiter gegeben werden muß. Ich ertappe mich dabei, daß ich ein wenig enttäuscht bin über Andrea L.-T.: sie trägt ein blaues Oberteil! Eigentlich voll in Ordnung, aber ich kann sie mir nur noch im T-Shirt mit dem riesigen pinkfarbigen Smiley vorstellen, welches sie in der Westfalenhalle trug. An der Triangel ist sie aber immer noch meisterlich. Wie  beruhigend ;-).

Offensichtlich haben wir die drei Tage unbewußt genutzt, um bekannte Leute nochmal neu kennenzulernen oder neue Seiten an ihnen zu entdecken. Wenn sich das mal nicht gelohnt hat! Jetzt müssen wir die wenigen „Daheimgebliebenen“ mit ins Boot der neuen Erfahrungen holen, aber die Blogbeiträge scheinen ja schon einiges in dieser Richtung bewirkt zu haben. Vielen Dank für die netten Rückmeldungen.

Nachbesprechung Gospelkirchentag: Teil 7 – Versuch einer Bilanz

Jetzt sind schon einige Tage vergangen, der Gospelkirchentag 2012 in Dortmund ist beendet. Irgendwie wirkt er aber immer noch nach. Entweder hat man noch Bilder im Kopf, oder ein hartnäckiger Ohrwurm lässt einen nicht los. Der Eine oder die Andere betreibt sicher auch eine Art private Nachbereitung, indem man sich bewusst erinnert, mit anderen austauscht, ins Programmheft oder Songbook schaut. Man bearbeitet seine Fotos, sucht im Internet nach Texten, Fotos und Videos. Am Ende zieht wahrscheinlich auch jeder seine eigene Bilanz. Sieht man die Veranstaltung als Ganzes oder setzt man seine persönlichen Schwerpunkte – es gibt vielfältige Möglichkeiten.

In den drei Tagen wurde ein unglaublich vielfältiges Programm geboten, das nah an den Menschen war. Alle Gospelfreunde wurden angesprochen. Ob man selber singen oder anderen zuhören wollte, mit dem eigenen Chor oder mit den anderen gut 6.000. Es gab die verschiedensten Veranstaltungsformen: von der heiteren, nicht zu förmlichen Auftaktveranstaltung über die Gospelnacht mit jeweils gut dreistündigen Festivals in über dreißig Kirchen und anderen Veranstaltungsräumen bis zum unverzichtbaren Mass-Choir. Außerdem fanden an verschiedenen Orten in der Innenstadt im Rahmen „Fest der Chöre“ Auftritte von Gospelchören statt. In zahlreichen Workshops zu den verschiedensten Themen rund um das Thema Gospel gab es viel zu lernen und auszuprobieren. Außer einem Gospelgottesdienst im Umfeld begleitender Workshops gab es als krönenden Schlusspunkt den Abschlussgottesdienst.

Moment: da gab es doch auch noch die vielen kleinen Flashmobs, sehr denkwürdig! Toll, wenn bei Spontangesang aus dummen Gesichtern nach und nach Zuhörer wurden. Manchem Neugierigen wurden gleich noch ein paar Informationen mit auf den Weg gegeben, auf was für merkwürdige Leute er da eben gestoßen war. Falls außer dem Gospeltrain andere Chöre anwesend waren, ob in der U-Bahn/DB oder im Freigelände, so hat man sie entweder an den bunten Schals des Gospelkirchentags erkannt oder spätestens, wenn sie uns singend unterstützten. Da wir meistens einfache Titel sangen, waren diese entweder bekannt oder konnten beim zweiten Durchlauf von Fachkräften mitgesungen werden. Einige Passagiere/Passanten blieben aber konsequent beim Muffelgesicht. Wetten, dass sie sich hinterher geärgert haben, dass sie nicht über ihren Schatten springen konnten?!

Foto: trainarchivator     Foto: trainarchivator

Die Workshops scheinen, unabhängig von persönlichen Meinungen, unter-schiedliche Qualität gehabt zu haben. Zu vernehmende Reaktionen reichten von großer Begeisterung, über „war ganz nett“ bis enttäuschend. Wenn man an anderer Stelle erlebt hat, welches „Feuer“ Gospel entzünden kann, so mag es frustrierend sein, wenn ein Dozent etwas lahm daher kommt. Nicht jeder musikalische Könner ist auch gleich ein guter Pädagoge; gerade in solchen Fällen spürt man aber, ob sich der Dozent gut vorbereitet hat. Bei den Konzerten gab es wohl weniger Qualitätsunterschiede, mögen und nicht mögen war eher ein Fall des persönlichen Geschmacks.

Informationsmöglichkeiten gab es jede Menge, z.B. in Form von Infopoints auf dem Hansaplatz und an der Westfalenhalle. Jeder angemeldete Teilnehmer hatte zuvor ein umfassendes Infopaket erhalten, mit dessen Hilfe schon zu Hause das individuelle Programm zusammengestellt werde konnte. Neben dem sehr umfangreichen und umfassenden Programmheft (Veranstaltungs-programm, Infos zu Teilnehmern, Hinweise zu Örtlichkeiten und Nahverkehr, u.s.w.), gab es einen Innenstadtplan samt Nahverkehrsplan, ein Faltblatt zum „Fest der Chöre“ und natürlich das Songbook. Mehr kann ein Veranstalter nicht tun!

Auf dem Hansaplatz oder auch im Bereich Westfalenhalle gab es Stände mit Informationen zum Gospelkirchentag, zum Gospelradio oder zu Initiativen wie „Gospel für eine gerechtere Welt“ oder den fairen Handel. Darüber hinaus konnte man neben Schal und Schlüsselband des Gospelkirchentags auch CDs, Noten und anderes rund ums Thema Gospel erwerben, selbstverständlich mit einem Schwerpunkt auf den teilnehmenden Künstlern. Schön zu erleben, das der Kommerz die Veranstaltung aber nicht dominierte, sondern eher der Befriedigung von Bedürfnissen galt.

Leider läuft gerade eine Internetdebatte, ob alles wirklich „Gospel“ war, was geboten wurde und ob die eine oder andere Darbietung überhaupt Platz hätte finden sollen auf dem Gospelkirchentag. Eine etwas kleingeistige Einstellung! Die „Creative Kirche e.V.“ als Träger der Gesamtveranstaltung hat sich für dieses weit gefasste Konzept entschieden, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Der Gospelkirchentag will den Menschen zugewandt sein. Eine Diskussion, die Türen zu macht und Menschen ausschließt, kann nicht im Sinne all’ der Christen sein, die manchmal die Enge in der Institution Kirche beklagen. Die Diskussion, was Gospel ist, darf zwar geführt werden, doch sie sollte niemals dogmatisch sein. Die Gesellschaft ist heute vielfältiger als 1-2 Generationen zuvor. Die Kirchen müssen dieser Tatsache Rechnung tragen und näher an die Menschen heran rücken. Zur Information: Die Creative Kirche – welch ein genialer, richtungweisender Name – entstammt der Jugendarbeit des Ev. Kirchenkreises Hattingen-Witten, hat sich aber längst zu einem übergemeindlichen, bundesweiten Ideen- und Impulsgeber für musik-missionarische Projektarbeit entwickelt (s. www.creative-kirche.de). Sie wird als gemeinnützige GmbH betrieben.

Ziel des Gospelkirchentags insgesamt ist nicht das Heranzüchten von Leistungschören, sondern eine derartige Förderung von Sänger/Innen, die Ausdruck und Inhalt zusammenführt. Dazu gehören Leidenschaft, Überzeugung und Spaß. Gerade der Dreiklang von Musik, Spiritualität und Gemeinschaft macht den besonderen Wert aus. Im Alltag vieler Christen scheinen sich Kreativität und Kirche auszuschließen, doch wer sucht, der findet diese Freiräume auch. Wie gut, dass der Gospeltrain einen solchen Finder an Bord hat – Insider wissen Bescheid. …und was hat er uns zugequatscht, wie toll es in Dortmund werde würde. Recht hatte er. VIELEN DANK.

Foto: trainarchivator

Musikhauptstadt Dortmund. Pressemeldungen konnte man entnehmen, dass über 6000 Aktive aus 14 Ländern beim 6. Intern. Gospelkirchentag dabei waren, somit ein neuer Besucherrekord aufgestellt worden sei. Die Organisatoren sprachen zudem von einer hervorragenden Kooperation und Ergänzung von Gospelkirchentag, dem „Fest der Chöre“ im Rahmen des Dortmunder „Klangvokal“-Festivals und dem „Day of Song“ des gesamten Ruhrgebiets. Insgesamt seien etwa 80.000 Musikfreunde in der Dortmunder Innenstadt unterwegs gewesen. Aus den Äußerungen kann man schlussfolgern, dass Kulturveranstaltungen sich nicht unbedingt gegenseitig kaputt-konkurrieren müssen, wenn einen Weg der Kooperation findet und v.a. den Willen dazu hat.

Hinter allem steckt viel Arbeit, Kreativität und v.a. persönliches Engagement von einigen Profis sowie unzähligen Laien und Freiwilligen. Man ist fasziniert, wenn man sich klar macht, dass in ganz Deutschland – über den Gospelkirchentag weit hinaus gedacht – Zehntausende von Menschen etwas Ähnliches tun wie unser eigener kleiner Gospeltrain. Sie treffen sich in ihrer Freizeit und studieren Lieder ein, gestalten Programme für Auftritte aller Art, entwickeln Konzepte für ihre weitere Entwicklung, meistern ihre Krisen und pflegen das soziale Miteinander. Manchmal muss man auf andere Dinge verzichten oder sie zurückstellen, Akzeptanz oder Unterstützung im Umfeld ist dann ganz wichtig. Und mit allen Aktiven steht man auf dem gleichen christlichen Fundament, ganz unabhängig von Konfessionszugehörigkeit und persönlicher Ausrichtung. Die Energie liefert uns immer wieder neu die Gospelmusik.

Foto: trainarchivator

Zwar ließ die „Mannschaftstärke“ des Gospeltrains und der uns verstärkenden Projektchöre von Tag zu Tag nach, doch dies war weitgehend von vorne herein so geplant, da bei vielen private und berufliche Belange zu berücksichtigen waren. Insgesamt haben sich alle Teilnehmer in irgendeiner Weise auf die Teilnahme am Gospelkirchentag eingestellt, z.B. indem man Urlaub nahm, Arbeitszeiten verschob, familiäre Angelegenheiten zurückstellte. Auch hatte man sich bequem gekleidet, auf das Wetter eingestellt, Verpflegung mitgenommen u.s.w. –nichts sollte einen bei der Teilnahme einschränken und behindern. Den „harten Kern“ des Gospeltrains, der immer dabei war, bildeten am Ende 11 Personen (Birgit, Eva, Franz + Kirsten, Gabi R., Iris, Monika, Sebastian, Susanne, Ursula, Uwe), sogar alle Stimmen waren vertreten. Ein besonderer Dank gilt den Projektchörlern, die es bis zum Schluss mit unserer bunten Truppe ausgehalten haben. Leider fallen mir nur Margret und Silvia namentlich ein, doch mindestens eine weitere Sängerin kam mit uns ins Ziel (Sorry, Namen und Überblick sind so eine Sache).

Zum Abschluss die Bitte, die Kommentarfunktion zu nutzen. Wir möchten von den Teilnehmern wissen, wie es Ihnen insgesamt gefallen hat. Hat es sich gelohnt? Was waren Eure persönlichen Highlights? War es die Großveranstaltung, die kleine kuriose Geschichte am Rande oder gar eine ganz persönlich Erkenntnis? Welche netten Begegnungen habt Ihr gehabt? Wo waren Stärken und Schwächen der Veranstaltung? Wie habt Ihr das Miteinander empfunden? – was immer Euch einfällt!

Nachbesprechung Gospelkirchentag: Teil 6 – Der Abschlussgottesdienst

Nach dem tollen, aber anstrengenden Vormittagsworkshop kam die lange Mittagspause gerade recht. Viele Leute begaben sich zur Westfalenhalle 2, um ein warmes Mittagessen zu bekommen. Gar nicht so einfach – die Schlange vor der Essensausgabe war gigantisch. Gerade eben waren wir seelisch neu aufgetankt worden, da fällt Geduld und Friedfertigkeit gleich viel leichter. Wir stellten uns also an und kamen schnell mit den Nachbarn ins Gespräch. Wo kommt Ihr her? Was für ein Chor seid ihr? Was macht Ihr für Musik? Was habt ihr auf dem Gospelkirchentag erlebt? – Es gab viel zu erfragen und selbst zu erzählen. So wurde auch die halbe Stunde Wartezeit angenehm überbrückt. Die anschließend ergatterte Gulaschsuppe war lecker. Nach der Stärkung noch ein paar Minuten an die frische Luft, dann beginnt bald der Abschlussgottesdienst.

Bevor diese letzte Veranstaltung des Gospelkirchentags 2012 begann, konnte man noch mal den Blick durch die große Halle 1 schweifen lassen. Im Hintergrund das Logo und das Motto der Veranstaltung, das uns immer und überall begleitet hat. Auch die Band hatte ihren angestammten Platz links auf der Bühne. Neu waren ein Altar, ein Pult für Lesung und Predigt sowie ein etwa drei Meter großes, komplett mit Sonnenblumen bedecktes Kreuz. Dadurch bekam die Bühne einen ganz anderen Charakter.

Erster Programmpunkt war das Jugendchorprojekt SoulTeens, das einen eigenen Workshop unter Leitung von Miriam Schäfer und Joakim Arenius absolviert hatte. Hier präsentierten sie einen schwungvollen Titel samt Choreographie, dabei übernahm Schäfer ein Solo, Arenius das Dirigat. Die Teenies hatten sichtlich viel Spaß bei ihrem Auftritt.

Foto: Creative Kirche

Der Gottesdienst begann mit einer Minute der Stille. In einer mit fast 6000 Menschen gefüllten Halle ein bewegender Moment. Im Laufe der nächsten ca. zwei Stunden sollten wir noch einmal alle Songs des Gospelkirchentags hören und mitsingen, präsentiert von den Künstlern der Mass-Choir-Workshops. Zur Eröffnung – oder soll man sagen zum „Einheizen“ – wurde erneut „Praise him“ angestimmt; immer wieder toll, was durch die Ansagen von Hans-Christian Jochimsen (lauter, leiser, einzelne Stimmlagen) aus diesem eigentlich schlichten Lied werden kann. Tausende Stimmen formten es zu einer echten Fanfare.

Foto: Creative Kirche

Foto: Creative Kirche

Im liturgischen Teil des Gottesdienstes kam Präses Annette Kurschus, leitende Theologin der gastgebenden Ev. Kirche von Westfalen (EKvW) zu Wort. Sie war überzeugt, dass jeder von der inspirierenden Atmosphäre etwas mit nach Hause nimmt. Ein Zitat:“ Im Singen werden Sie zu Verkündigerinnen und Verkündigern des Glaubens […]. Und wer Gott für seine Güte lobt, kann nicht am Elend der Welt vorbeisehen.“ Singen habe auch politische Kraft und verändere die Welt. Damit war die Überleitung für die Initiative „Gospel für eine gerechtere Welt“ geschaffen. Nun wurde noch einmal von einem konkreten Projekt im Norden Kameruns berichtet, einer Ausbildungsinitiative für Mädchen und junge Frauen, die den Teufelskreis Armut zu durchbrechen helfen soll. Anschließend wurde in knallgelben Eimern für diese Aktion gesammelt. Dies geschah auch schon in allen Veranstaltungen der Gospelnacht. Am Ende dieses Gottesdienstes konnte eine Gesamtspendensumme für die Aktion von fast 35.000€ vermeldet werden. Dies entspräche nach Aussage der Initiatoren über 230 Ausbildungsplätzen. Super! Informationen zur Aktion gibt es im Internet unter http://gerechtigkeit.gospel.de/. Nach dieser Projektvortsellung war “I will lift up my hands” genau der richtige Titel, weil er eine motivierende Stimmung erzeugte.Foto: Creative Kirche

Die Lesung war eingebettet in das Lied „We can move mountains”. Es begann mit einem zarten Solopart der zauberhaften dänischen Sängerin Nina Luna Eriksen (ja, endlich habe ich den Namen herausgefunden, sie ist eine studierte Sängerin und Leiterin mehrerer Gospelchöre ), die uns schon beim Workshop unterstützt hat. Dann setzte der Mass Choir unter Leitung von Hans-Christian Jochimsen ein. Er führte den Chor in mehreren Phasen zu einem emotionalen Höhepunkt. Als das Lied ausklang, folgte die eigentliche Lesung. Anschließend setzte wieder Eriksen mit „We can move mountains“ ein, der Chor folgte. Der Song „Let me fly“ schloß sich an, und rundete diesen fast hymnischen Block ab.

Foto: Creative Kirche

Den Gottesdienst begleitete der etwa 120 Personen umfassende EKKW-Gospel-Choir (Gospelchor der Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck), der extra für den Gospelkirchentag gegründet wurde, wie P.Hamburger, der zuständige Kantor für Popularmusik, mitteilte. Dieser Projektchor setzte sich aus Mitgliedern aus zehn Chören der Landeskirche zusammen. Die EKKW spielte insofern eine besondere Rolle, als sie Gastgeberin des im Jahr 2014 in Kassel stattfindenden 7. Internationalen Gospelkirchentags sein wird. Einblendungen von künstlerisch verfremdeten Fotos von Kasseler Sehenswürdigkeiten leiteten zur Einladung aller Anwesenden über, ausgesprochen durch Marita Natt, Prälatin der EKKW.

Foto: Creative Kirche

Die Predigt hielt Katr. Göring-Eckardt, Präses der Synode der EKD (Ev. Kirche in Deutschland), den Text finden Interessierte unter dem Link                                         http://www.gospelkirchentag.de/images/stories/Presse/GTK2012_Predigt_Goering-Eckardt.pdf . Es ging um Glaube, Musik, Zukunfts-perspektiven der Menschen und Initiativen wie „Gospel für eine gerechte Welt“, endete mit den Schlussworten „Es hilft nur eins: Glaube“.

Natürlich waren im Gottesdienst auch die Songs von Helmut Jost: „He shall reign (Hallelujah)“, „Peace shall be with you“ und „Mighty wind“ zu erleben. Die Einordnung in die Programmfolge habe ich nicht mehr parat (sorry, emotionaler Overload).

Im Mass-Choir-Workshop am morgen war eine Überraschung angekündigt worden und nicht wenige ahnten bereits, was kommen sollte. Mit Hilfe von Freiwilligen wurde in der Mitte des Gottesdienstes ein Riesengospelschal entrollt, der sich am Oberrang rund ums Hallenrund zog. Dieser Schal war zusammengesetzt worden aus all den von den teilnehmenden Chören selbst gestalteten Einzelstücken. Das Exemplar vom Gospeltrain war leider nicht auszumachen. Später entstand die Idee, diesen Riesenschal beim nächsten Gospelkirchentag erneut zu präsentieren und zu ergänzen, bis er „irgendwann rund um den Globus reicht“.

Foto: Creative Kirche

Foto: Creative KircheMartin Bartelworth, Geschäftsführer der „Creativen Kirche e.V.“ und damit Hauptverantwortlicher für den Dortmunder Gospelkirchentag, zog eine Bilanz der Gesamtveranstaltung und konnte nur Gutes berichten. Er erwähnte den gelungenen Auftakt auf dem Hansaplatz, die vielen lokalen Festivals der Gospelnacht, Workshops und Mass Choir. Hervorzuheben seien jedoch die vielen menschlichen Begegnungs-möglichkeiten. Bartelworth und „Klangvokal“-Direktor Torsten Mosgraber waren sich darin einig, dass sich Gospelkirchentag, „Fest der Chöre“ und „Day of Song“ gegenseitig bereichert hätten, und Musikfreunde an diesem Wochenende in Dortmund voll auf ihre Kosten gekommen seien.

Zum Abschluss noch einmal Musik: unter der Leitung von Carol Cymbala sang die Halle „Hallelujah, you’re worthy to be praised“ und „He reigns forever“. Cymbala und ihre beiden Sängerinnen hatten die Masse toll im Griff und übernahmen Soloparts. Während dessen wurden die hunderte von Sonnenblumen vom Kreuz abgenommen und in der Halle verteilt. Am Ende des Liedes sprach uns Cymbala aus der Seele:“It’s over, it’s really over?“

Foto: Creative Kirche

HINWEIS: Die Fotos in diesem Beitrag stellte die „Creative Kirche e.V.“ zur Verfügung (Anfrage 12.06.2012 bei Fr.Adam), vielen Dank, einige wurden durch Zuschnitt verändert

Nachbesprechung Gospelkirchentag: Teil 5 – Mass-Choir-Workshop

Der Mass-Choir-Workshop ist ein zentraler Teil des Gospelkirchentags 2012. Da der Gospeltrain den ersten Teil am Samstagvormittag aus zeitlichen Gründen ausfallen lassen musste, wollten wir unbedingt den zweiten Teil am Sonntag-vormittag miterleben. In der Westfalenhalle 1 war von den ca. 6000 aktiven Sängern/Sängerinnen des Gospelkirchentags die weit überwiegende Mehrheit anwesend. Als wir – wie viele andere auch – leicht verspätet eintrafen, wurde gerade „Aufwärmgymnastik“ betrieben. Man konnte beobachten, dass viele Teilnehmer derartige Veranstaltungen kannten; die Neulinge mussten jedoch erstmal lernen, dass man sich nach Stimmen getrennt seinen Platz sucht. Es war eine große Vorfreude zu spüren, nicht zuletzt, weil ja schon am Tag zuvor ein Mass-Choir-Workshop an gleicher Stelle stattgefunden hatte, Lieder und Referenten bekannt waren. Dies erklärt auch, dass alle Lieder von Beginn an recht intensiv mitgesungen wurden.

Es ging los mit Hans-Christian Jochimsen/DEN, begleitet von einer sehr guten Sängerin, die uns im Laufe der Veranstaltung immer wieder Passagen solistisch vorsang. Zum aufwärmen wurde „Praise him“ gesungen, vielleicht der Hymne des Gospelkirchentags. Wie bei allen weiteren Titeln wurde der Text auf Monitoren angezeigt. Als erstes Lied aus dem Songbook wurde „I will lift up my hands“ gesungen, ein heiterer moderner Gospelsong, bei dem sofort der Funke übersprang. Bei dem langsamen, eher nachdenklichen „Let me fly“ kam eine völlig andere Stimmung auf, und es war spannend, diese Gegensätze direkt hintereinander zu erleben. Als letztes Lied wurde „We can move mountains” angestimmt, dem Mottosong des diesjährigen Gospel Day am 22.09.2012.

Foto: trainarchivator

Jochimsen verstand es, die Teilnehmer zu begeistern. Er erwies sich als ausgezeichneter Pädagoge und Workshopleiter, der nicht nur die Mängel unseres Gesangs sofort erkannte, sondern sie direkt ansprach. Seine Hinweise kamen nie als Negativkritik, sondern als Chance zur Verbesserung rüber. Kernpunkt war immer die Einstellung zu den Inhalten. Wenn diese stimme, so komme der richtige Ausdruck von allein. Ob wir Laien dann den Ton perfekt singen, sei dann gar nicht mehr wichtig, weil das Gesamtergebnis stimme. Er stand am Bühnenrand ganz nah bei den Akteuren, unterstützte mit raumgreifenden Gesten und aufmunternden Worten. Des öfteren waren deutliche Qualitätssprünge zu hören, wenn eine Stimmgruppe nach Hinweisen des Referenten das Stück noch mal sang. In diesen Situationen spendeten die anderen Stimmen spontanen Applaus – mehr Aufmunterung geht nicht!

Was soll man zu Helmut Jost sagen? Statt großer Gesten am Bühnenrand zeichnete ihn seine gelassene, in sich selbst ruhende, fast väterliche Art aus, mit der er annähernd die ganze Zeit am Keyboard saß. Trotz riesigem Erfahrungs-schatz als Musiker und Workshopleiter waren keine Abnutzungserscheinungen festzustellen. Mit Leichtigkeit und Frische brachte er uns die Titel „He shall reign-Hallelujah“, „Peace shall be with you“ (schönes Lied zum Abschluß von Konzert oder Gottesdienst) und „Mighty wind“ (wunderbar ruhiges Lied, wegen dt. Strophen auch für nicht-englischsprachiges Publikum) für den Abschluss-gottesdienst näher. Seine Anmerkungen für Verbesserungen hatte eine unglaublich wohlwollende Ausstrahlung.

Foto: trainarchivator

Mit dem Chor- und Gospelworkshopleiter Joakim Arenius wurde der Titel „Inspired“ eingeübt, der durchaus Elemente aktueller Popmusik aufwies. Der Schwede war aufgrund seiner Erfahrung sehr souverän und verstand es, Begeisterung zu wecken; letztlich lebte er das vor, was gesungen werden sollte. Interessant war die Erklärung zur Entstehung des Songs, so dass man die verschiedenen Stimmungen der Einzelpassagen besser nachvollziehen konnte. Seine uns unterstützende Formation Praise Unit hat noch mehr überzeugt als beim Eröffnungskonzert am Tag zuvor, wo für einige Zuschauer abseits der musikalischen Leistung doch etwas reichlich Action und Glitzer geboten wurde. Für uns Laien war faszinierend zu beobachten, wie die Profisänger jede Ansage von Arenius sofort klar umgesetzen konnten. Auf diese Art bekamen wir direkten Anschauungsunterricht, statt langer theoretischer Erklärungen. Gerade das Vorsingen in den einzelnen Stimmlagen war sehr bereichernd.

Carol Cymbala kann als Leiterin des Brooklyn Tabernacle Choir ebenfalls viel Erfahrung im Anleiten großer Chöre vorweisen. Mit den von ihr arrangierten Titeln „Hallelujah, you’re worthy to be praised” und “He reigns forever” brachte die auch als Komponistin tätige US-Amerikanerin eine weitere Gospelklangfarbe mit nach Dortmund. Für sie war der Gospelkirchentag nach eigener Aussage zwar Neuland, doch sie war offensichtlich mit Begeisterung dabei. Nach den eher ruhigeren Songs von Jost und dem sehr rhythmischen „Inspired“ von Arenius ging es hier sehr schwungvoll zur Sache. Wie auch Jochimsen und Arenius zeigte sie fast durchgehend die Tonhöhe durch Gesten an, so dass man nicht an den Noten kleben musste.

Foto: trainarchivator

Alle Chorleiter schienen sehr viel Spaß bei ihrer „Arbeit“ gehabt zu haben, überhaupt zog sich eine große Freude bei allen Beteiligten durch die Veran-staltung – ob Referenten, Musiker, Laien- oder Profisänger/Innen. Zwar haben alle Referenten ihre eigene Art der Anleitung, doch gerade diese Unterschied-lichkeit machte den Workshop zu einer „runden“ Sache. Die lockere Stimmung auf der Bühne und im Publikum ließ gar nicht erst Angst vor falschen Tönen aufkommen. Man war von so vielen Leuten der gleichen Tonlage umgeben, dass man mitgezogen wurde – bis nach drei Stunden Workshop die Stimme schwächelte ?.

Foto: trainarchivatorErstaunlich war, dass man keine Probleme mit den Anweisungen der Chorleiter hatte, obwohl Jochimsen, Arenius und Cymbala fast ausschließlich Englisch sprachen; da reichte selbst bescheidenes Schulenglisch aus. Selbst meine Sitznachbarin konnte vielen Anweisungen ohne Englisch-kenntnisse instinktiv folgen, den Rest oder die kleinen Anekdoten waren leicht zu übersetzten. Auch das kann man als erfreuliche Erkenntnis vom Gospelkirchentag mitnehmen…

Unbedingt erwähnen muss man die tollen Musiker, die den Workshop begleiteten. Es gehört schon eine professionelle Einstellung dazu, die Stücke oder Abschnitte immer und immer wieder in gleich guter Qualität zu wiederholen.

Nachbesprechung Gospelkirchentag: Teil 4 – Das Galakonzert

Jetzt haben wir schon unseren eigenen Auftritt gehabt, anderen Chören zugehört, an Workshops teilgenommen – jetzt wollten wir die Profis erleben. Das Galakonzert um 20.00 Uhr präsentierten live die Wise Guys aus Köln, von denen wir uns deutsche A-capella-Musik vom Feinsten erhofften. Anschließend sollten uns The Gospel People aus Harlem/USA einen Eindruck von US-amerikanischer Gospelmusik bieten. Im Vorprogramm gab es ein Gospel-Mitsingkonzert von Hans-Christian Jochimsen (dän. Komponist, Chor-/Workshopleiter) samt Band und Chor, verstärkt durch Miriam Schäfer (dt. Singer/Songwriterin im Gospelsektor), Carol Cymbala (Leiterin Brooklyn Tabernacle Choir/USA, Komponistin) und Hanjo Gäbler (dt. Gospel-/Jazzpianist).

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Foto: trainarchivatorDie individuelle Anfahrt zur Westfalenhalle verlief reibungslos, auch haben wir einander schnell gefunden. Es hatten sich schon mehr als tausend Menschen versammelt, die alle auf den Einlass warteten. Man nutzte die Gelegenheit, sich noch mal zu stärken und die Erlebnisse des Nachmittags auszutauschen. Es gab freie Platzwahl und als die Türen geöffnet wurden, hatten es alle ganz eilig, doch das Gedränge blieb absolut im Rahmen. Auf dem ersten Oberrang fanden wir genug Plätze, um alle beieinander sitzen zu können. Wieder warten.

Pünktlich um 19.00 Uhr begann das als Vorprogramm bezeichnete Mitsing-konzert von Hans-Christian Jochimsen; welche Untertreibung! Kaum war die knappe Begrüßung erfolgt, schwappte schon „La-Ola“ durch das Hallenrund, denn das Publikum konnte es kaum noch abwarten. H.Ch. Jochimsen war den Besuchern mehrheitlich bekannt und die Erwartungshaltung groß. Vollkommen zu Recht! Es ging gleich richtig los mit dem Stück „Praise him“, das sich musikalisch wie ein roter Faden durch den Gospelkirchentag zog. Die Texte dieses Konzertes wurden auf Großleinwänden angezeigt, sodass wirklich jeder mitsingen konnte. Außerdem gab es hier Live-Nahaufnahmen vom Geschehen auf der Bühne zu sehen, sodass man trotz der Hallengröße ganz nah dran war. Es folgte Lied auf Lied, im ausgewogenen Wechsel zwischen eher lauten einpeitschenden Titeln und Songs von ruhiger, emotionaler Art. Wenige treffende Worte zum spirituellen Hintergrund verdeutlichten, dass es sich nicht nur um ein Spaßkonzert handelte, sondern die Lieder und Inhalte weit darüber hinausgingen. Beim abschließenden „Oh happy day“ tobte die Halle dann endgültig – der Gospeltrain mittendrin.

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Nach kurzer Umbaupause startete der Auftritt der Wise Guys, den „Headlinern“ des Abends. Offensichtlich gab es unter den Besuchern viele Fans, die sich gleich zu erkennen gaben. Nach eigener Auskunft war die Vocal-Gruppe zum ersten Mal bei einem Gospelkirchentag. Eigentlich war man verwundert, dass kein einziger Gospeltitel bei dieser Gelegenheit gesungen wurde. Auch wenn diese nicht zum Repertoire gehören, so hätte man doch mal ein solches Experiment wagen sollen. Dennoch boten sie tollen Anschauungsunterricht für alle, die sich auf eine Bühne stellen und vor Publikum singen. Sicher kann man frustriert sein, wenn man die eigenen Fähigkeiten mit dem Können dieser Ausnahmegruppe vergleicht, wo eigentlich jeder ein Star ist. Denkt man aber an eigene Auftritte zurück, an zufriedene, glückliche, feiernde Menschen, so ist alles wieder ins rechte Lot gerückt! Anfangs waren die Texte nicht immer gut zu verstehen, doch die Tontechnik bekam die Probleme zunehmend in den Griff. Erwähnen sollte man auch die schöne Lightshow, die den Gesang zwar emotional unterstrich, ihn aber nicht überlagerte. Nette kleine Ansagen sorgten für kurzweilige Überleitungen, einstudierte Choreographien unterstützten die humorvollen Liedtexte. Insgesamt war es ein sehr professioneller, gut strukturierter Auftritt von musikalischer Klasse, der aber angenehm uneitel daherkam und zu Recht mit viel Applaus belohnt wurde. Mehrere Zugaben waren die logische Folge.

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Als letztes Highlight des Abends waren The Gospel People geplant. Bisher war die Musik europäisch geprägt, nun also ein Einblick in die US-Gospelszene. Zu Beginn traten die sieben Mitglieder in schwarzer Kleidung mit orangenen Elementen auf, und es stand die afrikanische Herkunft der Gospelmusik im Vordergrund. Speziell bei den folgenden Titeln mit Soulelementen konnten die Sänger/Innen das Publikum von ihren großen individuellen gesanglichen Qualitäten überzeugen. In roten Roben wurde das Programm mit typischeren Gospels fortgesetzt. Von Beginn an wurde der Kontakt zum Publikum gesucht und Showelemente eingebaut. Ob es an unterschiedlichen nationalen musikalischen Geschmäckern und Erfahrungen liegt, dass uns die Show zu übertrieben schien? Es wurde zwar immer auf Gott Bezug genommen, doch irgendwie schien der ganze Auftritt sehr kommerziell ausgerichtet zu sein. Vielleicht kann man ein Publikum, dem der geistige Hintergrund dieser Musik egal oder unbekannt ist, mit diesem Stil überzeugen. Für uns war das Ganze akustisch und auch im übertragenen Sinne zu laut. Am Ende blieb die Frage im Raum stehen, ob The Gospel People wirklich ein Highlight setzen konnten. Irgendwie bleiben ein wenig Ratlosigkeit und Unbehagen zurück. Zwar bekamen die Akteure ordentlichen Applaus und hatten durchaus auch unterhalten, die echte mitreißende Stimmung des Mitsingkonzerts am Beginn der Veranstaltung konnte aber nicht ansatzweise erreicht werden. Dass viele Zuschauer die Halle vor Ende des Galakonzerts verließen, hatte sicher nicht nur mit Termindruck bei der Heimreise zu tun. Hätte uns der Auftritt voll überzeugt, wäre uns der Abschied sicher schwerer gefallen.

Letzten Endes war es ein schöner, berei-chernder Abend, der sich gelohnt hat. Wenn man bisher so viele unterschiedliche Erfahrungen gemacht hat – ob gute, schlechte oder irritierende – dann weiß man hinterher vielleicht viel besser, in welche Richtung der eigene Weg führen soll…

Nachbesprechung Gospelkirchentag: Teil 3 – Wettrennen, Chorfestival und Workshops

Am Programm des Samstagvormittags nahm der Gospeltrain nicht teil, da viele Aktive erst kurz vor 03.00 Uhr ins Bett fielen. Und das kam so:

Unser Auftritt am Freitag (01.06.2012) in der Nicolaikirche sollte eigentlich 23.15-24.00 Uhr stattfinden. Weil der erste Chor sooo gerne sang, kein Ende fand und anschließend noch die Bühnentechnik umgebaut werden musste, hatte die Gesamtveranstaltung schon zu jenem Zeitpunkt eine gute halbe Stunde Verspätung. Für Insider: Heiko grummelte, bei Sebastian war es schon offenes Grollen!

Trotz ungünstiger Umstände ist uns dennoch ein guter, harmonischer Auftritt gelungen, der das Publikum erreichte. Inzwischen war es weit nach Mitternacht, also im Galopp zur U-Bahn. Sch…, gerade weg, die nächste erst in einer Dreiviertelstunde; damit wäre auch der Zug nach Hamm weg. Letzte Variante: zu Fuß, schnell, dann immer schneller. Erinnert Euch oder malt es Euch aus – eine große Meute hetzt nach Mitternacht durch unbekannte Stadtviertel in die Richtung, in der der Bahnhof vermutet wird. Die Gruppe zieht sich zunehmend auseinander, den unterschiedlichen sportlichen Qualitäten und leichten persönlichen Handicaps geschuldet. Dabei hat F. noch seinen Koffer mit dem Drumset zu ziehen, und K. wird immer von jemandem unterstützt, damit Hindernisse rechtzeitig erkannt werden und sie nicht stolpert. Los, beeilt Euch, schneller – rote Ampeln gleich im Dutzend missachtet (keine Panik: nur wenn die Straßen frei waren), rauf und runter über Verkehrsinseln und hohe Bordsteine an Bushaltestellen. Ideen, auf Bus/Taxi umzusteigen zerschlugen sich, es wurde weiter gerannt. Zeitansagen wie „Noch zehn Minuten, noch fünf Minuten“ sollten uns weiter antreiben. Inzwischen hofften alle auf eine Verspätung des Zuges – fünf Minuten mindestens! Endlich kam der Bahnhof in Sicht. In der Tür stand eine Person, die doch mit dem Taxi vorgefahren war. Sie rief uns die Bahnsteignummer und die erlösenden Worte “Fünf Minuten Verspätung“ zu. Der Zug lief gerade ein, als die letzte Teilnehmerin des Rennens das Ziel erreichte. Mit allerletzter Puste wurde das Lied „So sehen Sieger aus“ angestimmt.

KlavierDer Samstagnachmittag war zur freien Verfügung, so taten sich Leute mit gleichen Interessen zusammen und zogen los. Es wurde überall reichlich Musik geboten, da neben den Workshops und Konzerten des Gospelkirchentags auf vielen Bühnen in der Dortmunder Innenstadt das „Fest der Chöre“ mit zahllosen Auftritten und Aktionen stattfand.

In diesem Rahmen hatten die Veranstalter so genannte „Gospel-fenster“ eingeplant, in denen mehrere Gospelchöre hintereinander auf die Bühne kamen. Zu dritt haben wir uns vor der Reinoldikirche den Auftritt der „Amatöne“ angehört, einem Gospelchor aus der Gemeinde Jade südlich des JadebusGospelchor Amatöneens. Bei sonnig-heiterem Wetter bot der Chor in seinen roten Roben eine tolle Leistung, die das gutaufgelegte Publikum mit viel Zustimmung und Applaus belohnte. Prima Stimmen, gute Solisten, eine abwechslungsreiche Liedauswahl und locker-leichte Choreographien (keine Turnübungen!) – alles das zeichnete diesen Chor aus. Dezent begleitet wurden sie von Keyboard und Cajon, der Chorleiter gab gelegentlich kleine Erläuterungen zu den nächsten Titeln. Die Sänger/Innen waren voll bei der Sache, was zum Ausspruch „Die glühen ja richtig“ führte.

Im Dietrich–Keuning-Haus wollten wir die Workshops „Groove im Chor“ und „African Gospel“ besuchen, doch das war leichter gesagt als getan. Der Groove-Workshop war total überfüllt und wir kamen nicht rein, so dass wir einfach im Foyer eine Pause einlegten und auf den anderen Workshop warteten.

Die Zeit des Wartens wurde uns durch den nun im Foyer stattfindenden Workshop „Gospel macht Gemeinde“ verkürzt, denn es war wesentlich interessanter als vermutet. Es ging um verschiedene Möglichkeiten, wie Gospels in Gottesdienste/Gemeindearbeit einbezogen werden können und welche Probleme viele Chöre dabei haben. Die Dozenten zu diesem Thema waren Gospelchorleiterin Eva von der Heyde/Thomaskirche Leipzig und Pfarrer A. Hoch/Stuttgart (beide Mitglieder im EKD-Arbeitskreis „Gospel in der Kirche“) sowie Berufsschulpfarrer Ch. Breer/Duisburg. Zu unserer Freude durften wir erkennen, dass der Gospeltrain viele dieser Schwierigkeiten nie hatte, andere nur geringfügig waren oder bereits lange hinter uns liegen. EineWorkshop Gospelgottesdienstrseits haben wir als Chor viel richtig gemacht, andererseits konnten wir immer auf unseren Förderer Pfarrer Paul Markfort bauen. Vielen Dank dafür. Als Anregung für die Zukunft konnten wir mitnehmen, wie wichtig eine gute Öffentlichkeitsarbeit ist.

Dann endlich „African Gospel“. Im übervollen Saal stellte uns Dozent Prof. M. Detterbeck insgesamt vier kurze Stücke im Schnelldurchlauf vor. Per Laptop und Beamer wurden die für uns fremdartigen Texte auf eine Leinwand geworfen; allein das lesen war schon schwierig, vom sprechen/singen ganz zu schweigen. In der Regel waren die Lieder vierstimmig, gelegentlich gab es auch Bewegungen dazu. Praxisnah wurde uns alles vorgesungen oder vorgesprochen, die Bewegungen vorgeführt, dabei auch viel Schwung und Lebensfreude vermittelt. Bei schlechter Luft bemühten sich die Teilnehmer sehr, doch Bühnenreife war noch Welten entfernt. Manchmal bekam man aber immerhin schon eine Idee davon, wie toll die perfekt einstudierten Stücke einmal klingen könnten – schlicht und doch voller Harmonie und Tiefe.

Workshop African Gospel

Zum Schluss eine Aufforderung an alle, die am Samstag (02.06.2012) den Gospelkirchentag in Dortmund besucht haben:

Nutzt die Kommentarfunktion und schreibt knapp in Stichworten, was Ihr erlebt und unternommen habt! z.B. welche Workshops habt Ihr besucht und wie war es? Welche Chöre habt Ihr gehört und wie haben sie Euch gefallen? Hier soll es aber noch nicht um ein Fazit der Gesamtveranstaltung gehen – dazu gibt es später Gelegenheit. Also, berichtet den Daheimgebliebenen was Samstag-nachmittag abging…

Nachbesprechung Gospelkirchentag: Teil 2 – Konzert in der Nicolaikirche

Von der Auftaktveranstaltung ging es zum Auftritt in die Nicolaikirche im Westen der Dortmunder Innenstadt. Ein Teil unseres Chores nutzte die U-Bahn, wo gleich mal wieder gesungen wurde.

Lied im U-Bahnhof 01.06.2012An der Kirche erwarten uns bereits viele Sänger anderer Chöre in Auftritts-kleidung. Der Chor „Living Gospel“ aus Schalksmühle/NRW sollte den Auftakt des Konzerts bestreiten, sodass die Mitglieder bald verschwanden, um Stellprobe, Soundcheck ihrer Band und Einsingen hinter sich zu bringen. Der Gospeltrain hatte noch etwas Zeit, sich zu sammeln und Heiko Fabig zu begrüßen, unseren ehemaligen Chorleiter. Diesen hatte es beruflich nach Cloppenburg verschlagen, wo sich seitdem die „Voices“ unter seiner Leitung entwickeln.

Plakat an Nicolaikirche 01.06.2012Es ging also los mit „Living Gospel“, gekleidet in violette Roben, begleitet von vielen Musikern (Keyboard, E-Gitarre, E-Bass, Schlagzeug, Posaune, Trompete, Saxophon). Stil und Repertoire des Auftritts lassen sich in den Bereich Modern Gospel einordnen, mit Anleihen aus dem Popsektor. Leider waren die Instrumente im Vergleich zum Gesang viel zu laut, speziell Schlagzeug und Bläser überdeckten fast alles, sodass die gesanglichen Qualitäten eher in den ruhigeren Stücken zur Geltung kamen, wo endlich mal das Keyboard zu hören war. Hier konnten sich auch die Solisten auszeichnen. Abgesehen von den Tonproblemen machte der Chor mit seinem charismatischen Leiter einen sehr routinierten, gut vorbereiteten Eindruck, und dem Publikum wurde gut eingeheizt. Zum Unmut der anderen Chöre wurde das vorgegebene Zeitfenster weit überzogen.

Es folgte der Auftritt der „TonArtisten“ aus Saarbrücken, die mit einem Lied einzogen, dessen Melodie bis heute im Ohr geblieben ist. Dieser Chor war individuell in Schwarz gekleidet, die Frauen trugen verschiedene einfarbige Schals. Auch musikalisch unterschieden sie sich stark von den Vorgängern, denn hier stand der Chor im Mittelpunkt; Keyboard und Saxophon waren wohldosierte Begleiter, der Chorleiter blieb dezent im Hintergrund. Die schönen, teils auch weniger bekannten Melodien wurden vorwiegend in Englisch, aber auch in Deutsch vorgetragen. Viele Titel wurden vom Chor klatschend begleitet. Die Zuhörer nahmen dies gerne auf und bewegten sich stehend  klatschend zur Musik. Insgesamt strahlten die Sänger/Innen viel Freude an der Musik aus und boten ein gleichbleibendes Niveau. Zum Auszug erklang wieder das gleiche Lied wie beim Einzug.

Als Dritte traten die “Voices“ aus Cloppenburg auf. Wie erst während des Konzerts bekannt wurde, musste der noch junge kleine Chor krankheitsbedingte Ausfälle verkraften, was die anderen Mitglieder durch Engagement größtenteils wettmachen konnten. Insgesamt war es ein eher ruhiger Auftritt eines weniger erfahrenen Chores, der aber dadurch eine Frische ausstrahlte, die routinierteren Ensembles häufig verlorengegangen ist. Der Chorleiter begleitete den Auftritt wunderbar am Keyboard, lieferte kleine Erklärungen zu den Stücken und war seinen Sängern ein Förderer und Unterstützer. Obwohl wir viele Jahre unter seiner Leitung gesungen haben und er den Gospeltrain stark geprägt und entwickelt hat, entsteht in Cloppenburg keine Kopie unseres Chores, sondern etwas ganz Eigenständiges. Auf die weitere Entwicklung darf man neugierig gespannt sein. Mit dem Titel „Git on board“ wurde der „Gospeltrain“ auf die Bühne gerufen, und man sang gemeinsam das Stück zu Ende. Danach gingen die Voices ab.

Leider dauerte der Wechsel der Keyboards aufgrund technischer Probleme einige Minuten, dennoch blieben wir ruhig und diszipliniert im grellen Scheinwerferlicht stehen. Überhaupt litt der Auftritt unter den Bedingungen, denn die massiven Verzögerungen und die räumliche Enge im Nebenraum der Kirche hatten Einsingen und Stellprobe verhindert.

Ansage vor Auftritt 01.06.2012

Jetzt ging es endlich richtig los, unser „Chef“ nahm die Zügel in die Hand: mit dem „Hallelujah“ und „Order my steps“ sang der Gospeltrain gleich zwei seiner Highlights, die beide vorzüglich gelangen, was uns der Applaus verriet. Unsere Freude darüber war allerdings dadurch getrübt, dass auch die „Voices“ diese Titel direkt vor uns präsentiert hatten. Gerade aufgrund unserer Kontakte hätten wir uns besser absprechen müssen!

Während des einstimmigen „Jesus is my salvation“ kamen die uns unter-stützenden Projektchöre aus Hamm-Bockum-Hövel und Fröndenberg-Frömern zu uns auf die Bühne, und der Titel wurde schließlich als Kanon gesungen. Hier war es nachteilig, dass wir keine Gelegenheit zur Stellprobe hatten, doch wir haben die Schwierigkeiten gelassen und souverän während des Auftritts gelöst. Beim wunderbar ruhigen „Deep river“ waren alle Aktiven auf einem Level, obwohl wir mit den Projektchörlern nur einmal haben proben können. Das folgende „Heaven is a wonderful place“ musste ja gelingen, so oft wie wir es an diesem Tag bereits angestimmt hatten.

Mit der Gestaltung von „Joshua fit the battle of Jericho“ gelang es uns, das Publikum zu überraschen. Die Kirche blieb stehen, obwohl es schon sehr gewaltig geklungen hatte. Es war bereits 00.10 Uhr, als „This is the day“ angestimmt wurde – welche Ironie. Wie jedesmal hatte unser Chorleiter Sebastian Wewer seinen großen Auftritt beim „Gospel Triplet“, denn zunächst musste dem Publikum das folgende Procedere erklärt werden. Trotz nacht-schlafener Zeit machten die Konzertbesucher zu unserer Freude engagiert mit; das müssen echte Gospelfreunde gewesen sein. Unser „Rock my soul“ war dann ein durchaus unerwartetes Highlight, denn so energiegeladen haben wir es wohl noch nie präsentiert. Einige Projektchörler sind geradezu über sich hinaus gewachsen, und das Publikum hatte seinen Spaß. Zum Abschluß entließen wir mit dem ruhigen „Mögen sich die Wege“ unsere Zuhörer, die sich zuvor mit viel Applaus von uns verabschiedeten,  in die Nacht.

Es bleibt zu erwähnen, dass die Sammlung zugunsten der Aktion „Gospel für eine gerechtere Welt“ während der Veranstaltung einen Betrag von über 800€ einbrachte.

Nachbesprechung Gospelkirchentag: Teil 1 – Die Eröffnung

Es wurde sehr viel gesungen an diesem Tag! Bereits im Bahnhof haben wir losgelegt – bis wir durch die DB gestoppt wurden, die Angst um die Verständ-lichkeit ihrer Durchsagen hatte. Bei der tollen Akustik waren wir aber auch richtig laut ?. Egal. Auf dem Bahnsteig ging es einfach weiter, was uns Applaus und Grüße vom Nachbarbahnsteig einbrachte.

Gospeltrain+Projektchöre in DO 01.06.2012

In Dortmund wurde zunächst ein Mannschaftsfoto vom Gospeltrain und den Projektchören gemacht. Auf dem Weg zur Eröffnungsveranstaltung auf dem Hansaplatz kam es zu Flashmobs mit den Titeln „Heaven is a wonderful place“ und „Jesus is my salvation“, die wir noch häufiger bei derartigen Gelegenheiten anstimmen sollten.

Der Hansaplatz mit der großen Bühne begann sich bei unserer Ankunft langsam zu füllen, doch es blieb noch Zeit für einen Rundgang. Viele Teilnehmer habe sich dabei mit den offiziellen Schlüsselbändern und Schals eingedeckt, an denen man in der Folgezeit die Gleichgesinnten erkennen konnte. Geschmückt war der Platz mit einigen der von den Chören gestalten Fahnen. Schnell noch ein Würstchen verdrückt und los ging es.

Hansaplatz DO 01.06.2012

Das Warm Up durch Angelika Rehags Gospel Family of Christ (Krefeld) sollte nach deren eigener Aussage Passanten zum stehen bleiben animieren. Dies gelang, machten der tolle Gesang und die roten Roben doch neugierig. Auf dem inzwischen gut gefüllten Platz hatten sich unzählige Aktive versammelt, und wir studierten die zahlreichen Aufschriften und Logos auf Kleidung und Taschen, um Name und Herkunft der anderen Chöre zu erfahren. Auf der Bühne ging das Programm weiter mit dem German Gospel Choir, dem Chor der Chorleiter, unter der Leitung von H.-M. Sauter und Miriam Schäfer. Viele Zuhörer sangen längst begeistert mit, und wir waren inzwischen von der Masse aufgenommen worden. Joakim Arenius und Praise Unit (SWE) als auch The Gospel People (USA) boten weitere Klangfarben der Gospelmusik, zusätzlich viel Bewegung auf der Bühne sowie Interaktion mit dem weiterhin engagiert mitsingendem Publikum. Ganz eigen war – natürlich – der Auftritt von Nina Hagen, deren Liedzeile „Jeder will in den Himmel, aber keiner hat Bock auf Tod“ während des Gospelkirchentags von uns noch häufiger zitiert wurde.

The Gospel People 01.06.2012

Moderiert wurde die Auftaktveranstaltung vom WDR2-Moderator U. Schulz, der locker und souverän durch das Programm führte und die Umbaupausen kurz- weilig überbrückte. Die Wortbeiträge und Grußworte von M.Bartelworth (Leiter des Gospelkirchentags, Geschäftsf. „Creative Kirche e.V.“), Annette Kurschus (Präses der ev. Kirche von Westfalen), Prof. K.Schäfer (Staatssekr. Kultusmin. NRW), U.Sierau (OB Dortmund) und W.Moselewski  (Superintendent) waren einerseits angenehm knapp, andererseits freundlich und einladend. Hinweise auf die Aktion Gospel für eine gerechtere Welt und entsprechende Kooperationen durften natürlich nicht fehlen.