Jetzt sind schon einige Tage vergangen, der Gospelkirchentag 2012 in Dortmund ist beendet. Irgendwie wirkt er aber immer noch nach. Entweder hat man noch Bilder im Kopf, oder ein hartnäckiger Ohrwurm lässt einen nicht los. Der Eine oder die Andere betreibt sicher auch eine Art private Nachbereitung, indem man sich bewusst erinnert, mit anderen austauscht, ins Programmheft oder Songbook schaut. Man bearbeitet seine Fotos, sucht im Internet nach Texten, Fotos und Videos. Am Ende zieht wahrscheinlich auch jeder seine eigene Bilanz. Sieht man die Veranstaltung als Ganzes oder setzt man seine persönlichen Schwerpunkte – es gibt vielfältige Möglichkeiten.
In den drei Tagen wurde ein unglaublich vielfältiges Programm geboten, das nah an den Menschen war. Alle Gospelfreunde wurden angesprochen. Ob man selber singen oder anderen zuhören wollte, mit dem eigenen Chor oder mit den anderen gut 6.000. Es gab die verschiedensten Veranstaltungsformen: von der heiteren, nicht zu förmlichen Auftaktveranstaltung über die Gospelnacht mit jeweils gut dreistündigen Festivals in über dreißig Kirchen und anderen Veranstaltungsräumen bis zum unverzichtbaren Mass-Choir. Außerdem fanden an verschiedenen Orten in der Innenstadt im Rahmen „Fest der Chöre“ Auftritte von Gospelchören statt. In zahlreichen Workshops zu den verschiedensten Themen rund um das Thema Gospel gab es viel zu lernen und auszuprobieren. Außer einem Gospelgottesdienst im Umfeld begleitender Workshops gab es als krönenden Schlusspunkt den Abschlussgottesdienst.
Moment: da gab es doch auch noch die vielen kleinen Flashmobs, sehr denkwürdig! Toll, wenn bei Spontangesang aus dummen Gesichtern nach und nach Zuhörer wurden. Manchem Neugierigen wurden gleich noch ein paar Informationen mit auf den Weg gegeben, auf was für merkwürdige Leute er da eben gestoßen war. Falls außer dem Gospeltrain andere Chöre anwesend waren, ob in der U-Bahn/DB oder im Freigelände, so hat man sie entweder an den bunten Schals des Gospelkirchentags erkannt oder spätestens, wenn sie uns singend unterstützten. Da wir meistens einfache Titel sangen, waren diese entweder bekannt oder konnten beim zweiten Durchlauf von Fachkräften mitgesungen werden. Einige Passagiere/Passanten blieben aber konsequent beim Muffelgesicht. Wetten, dass sie sich hinterher geärgert haben, dass sie nicht über ihren Schatten springen konnten?!
Die Workshops scheinen, unabhängig von persönlichen Meinungen, unter-schiedliche Qualität gehabt zu haben. Zu vernehmende Reaktionen reichten von großer Begeisterung, über „war ganz nett“ bis enttäuschend. Wenn man an anderer Stelle erlebt hat, welches „Feuer“ Gospel entzünden kann, so mag es frustrierend sein, wenn ein Dozent etwas lahm daher kommt. Nicht jeder musikalische Könner ist auch gleich ein guter Pädagoge; gerade in solchen Fällen spürt man aber, ob sich der Dozent gut vorbereitet hat. Bei den Konzerten gab es wohl weniger Qualitätsunterschiede, mögen und nicht mögen war eher ein Fall des persönlichen Geschmacks.
Informationsmöglichkeiten gab es jede Menge, z.B. in Form von Infopoints auf dem Hansaplatz und an der Westfalenhalle. Jeder angemeldete Teilnehmer hatte zuvor ein umfassendes Infopaket erhalten, mit dessen Hilfe schon zu Hause das individuelle Programm zusammengestellt werde konnte. Neben dem sehr umfangreichen und umfassenden Programmheft (Veranstaltungs-programm, Infos zu Teilnehmern, Hinweise zu Örtlichkeiten und Nahverkehr, u.s.w.), gab es einen Innenstadtplan samt Nahverkehrsplan, ein Faltblatt zum „Fest der Chöre“ und natürlich das Songbook. Mehr kann ein Veranstalter nicht tun!
Auf dem Hansaplatz oder auch im Bereich Westfalenhalle gab es Stände mit Informationen zum Gospelkirchentag, zum Gospelradio oder zu Initiativen wie „Gospel für eine gerechtere Welt“ oder den fairen Handel. Darüber hinaus konnte man neben Schal und Schlüsselband des Gospelkirchentags auch CDs, Noten und anderes rund ums Thema Gospel erwerben, selbstverständlich mit einem Schwerpunkt auf den teilnehmenden Künstlern. Schön zu erleben, das der Kommerz die Veranstaltung aber nicht dominierte, sondern eher der Befriedigung von Bedürfnissen galt.
Leider läuft gerade eine Internetdebatte, ob alles wirklich „Gospel“ war, was geboten wurde und ob die eine oder andere Darbietung überhaupt Platz hätte finden sollen auf dem Gospelkirchentag. Eine etwas kleingeistige Einstellung! Die „Creative Kirche e.V.“ als Träger der Gesamtveranstaltung hat sich für dieses weit gefasste Konzept entschieden, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Der Gospelkirchentag will den Menschen zugewandt sein. Eine Diskussion, die Türen zu macht und Menschen ausschließt, kann nicht im Sinne all’ der Christen sein, die manchmal die Enge in der Institution Kirche beklagen. Die Diskussion, was Gospel ist, darf zwar geführt werden, doch sie sollte niemals dogmatisch sein. Die Gesellschaft ist heute vielfältiger als 1-2 Generationen zuvor. Die Kirchen müssen dieser Tatsache Rechnung tragen und näher an die Menschen heran rücken. Zur Information: Die Creative Kirche – welch ein genialer, richtungweisender Name – entstammt der Jugendarbeit des Ev. Kirchenkreises Hattingen-Witten, hat sich aber längst zu einem übergemeindlichen, bundesweiten Ideen- und Impulsgeber für musik-missionarische Projektarbeit entwickelt (s. www.creative-kirche.de). Sie wird als gemeinnützige GmbH betrieben.
Ziel des Gospelkirchentags insgesamt ist nicht das Heranzüchten von Leistungschören, sondern eine derartige Förderung von Sänger/Innen, die Ausdruck und Inhalt zusammenführt. Dazu gehören Leidenschaft, Überzeugung und Spaß. Gerade der Dreiklang von Musik, Spiritualität und Gemeinschaft macht den besonderen Wert aus. Im Alltag vieler Christen scheinen sich Kreativität und Kirche auszuschließen, doch wer sucht, der findet diese Freiräume auch. Wie gut, dass der Gospeltrain einen solchen Finder an Bord hat – Insider wissen Bescheid. …und was hat er uns zugequatscht, wie toll es in Dortmund werde würde. Recht hatte er. VIELEN DANK.
Musikhauptstadt Dortmund. Pressemeldungen konnte man entnehmen, dass über 6000 Aktive aus 14 Ländern beim 6. Intern. Gospelkirchentag dabei waren, somit ein neuer Besucherrekord aufgestellt worden sei. Die Organisatoren sprachen zudem von einer hervorragenden Kooperation und Ergänzung von Gospelkirchentag, dem „Fest der Chöre“ im Rahmen des Dortmunder „Klangvokal“-Festivals und dem „Day of Song“ des gesamten Ruhrgebiets. Insgesamt seien etwa 80.000 Musikfreunde in der Dortmunder Innenstadt unterwegs gewesen. Aus den Äußerungen kann man schlussfolgern, dass Kulturveranstaltungen sich nicht unbedingt gegenseitig kaputt-konkurrieren müssen, wenn einen Weg der Kooperation findet und v.a. den Willen dazu hat.
Hinter allem steckt viel Arbeit, Kreativität und v.a. persönliches Engagement von einigen Profis sowie unzähligen Laien und Freiwilligen. Man ist fasziniert, wenn man sich klar macht, dass in ganz Deutschland – über den Gospelkirchentag weit hinaus gedacht – Zehntausende von Menschen etwas Ähnliches tun wie unser eigener kleiner Gospeltrain. Sie treffen sich in ihrer Freizeit und studieren Lieder ein, gestalten Programme für Auftritte aller Art, entwickeln Konzepte für ihre weitere Entwicklung, meistern ihre Krisen und pflegen das soziale Miteinander. Manchmal muss man auf andere Dinge verzichten oder sie zurückstellen, Akzeptanz oder Unterstützung im Umfeld ist dann ganz wichtig. Und mit allen Aktiven steht man auf dem gleichen christlichen Fundament, ganz unabhängig von Konfessionszugehörigkeit und persönlicher Ausrichtung. Die Energie liefert uns immer wieder neu die Gospelmusik.
Zwar ließ die „Mannschaftstärke“ des Gospeltrains und der uns verstärkenden Projektchöre von Tag zu Tag nach, doch dies war weitgehend von vorne herein so geplant, da bei vielen private und berufliche Belange zu berücksichtigen waren. Insgesamt haben sich alle Teilnehmer in irgendeiner Weise auf die Teilnahme am Gospelkirchentag eingestellt, z.B. indem man Urlaub nahm, Arbeitszeiten verschob, familiäre Angelegenheiten zurückstellte. Auch hatte man sich bequem gekleidet, auf das Wetter eingestellt, Verpflegung mitgenommen u.s.w. –nichts sollte einen bei der Teilnahme einschränken und behindern. Den „harten Kern“ des Gospeltrains, der immer dabei war, bildeten am Ende 11 Personen (Birgit, Eva, Franz + Kirsten, Gabi R., Iris, Monika, Sebastian, Susanne, Ursula, Uwe), sogar alle Stimmen waren vertreten. Ein besonderer Dank gilt den Projektchörlern, die es bis zum Schluss mit unserer bunten Truppe ausgehalten haben. Leider fallen mir nur Margret und Silvia namentlich ein, doch mindestens eine weitere Sängerin kam mit uns ins Ziel (Sorry, Namen und Überblick sind so eine Sache).
Zum Abschluss die Bitte, die Kommentarfunktion zu nutzen. Wir möchten von den Teilnehmern wissen, wie es Ihnen insgesamt gefallen hat. Hat es sich gelohnt? Was waren Eure persönlichen Highlights? War es die Großveranstaltung, die kleine kuriose Geschichte am Rande oder gar eine ganz persönlich Erkenntnis? Welche netten Begegnungen habt Ihr gehabt? Wo waren Stärken und Schwächen der Veranstaltung? Wie habt Ihr das Miteinander empfunden? – was immer Euch einfällt!