Heute waren wir mal wieder in geheimer Mission unterwegs. Ein Bräutigam hatte den Gospeltrain Hamm e.V. zu seiner Hochzeit eingeladen, um seine Braut mit Gospelmusik zu überraschen.
Also schnell auf die Empore, Aufstellung einnehmen und einsingen. Bevor die Braut und der Großteil der Gäste einträfe, wollten wir fertig vorbereitet sein und ganz leise den Beginn des Gottesdienstes erwarten. Das Paar hatte bereits am Morgen die Eheschließung im Standesamt erlebt, nun erwartete der frühzeitig eingetroffene Bräutigam seine Frau.
Ein Teil des Gospeltrains auf der Empore bei letzten Vorbereitungen
Zunächst wurden wir aber noch persönlich von Pfarrer Tim Roza begrüßt, der offensichtlich schon gespannt auf unsere Beiträge war. Außerdem lud uns der beteiligte Fotograf zu einer Fotoaufnahme mit dem Brautpaar im Anschluss an die Trauung ein.
In der Kirche ist alles für die Trauung hergerichtet
Mit an Bord des Gospeltrains waren Keyboarder Noel Brefried und Chorleiter Sebastian Wewer, der auch das Orgelspiel bei den Gemeindeliedern übernahm. Außerdem sang er das einleitende Solo unseres ersten Titels „Lord, hold me“. Täuschte man sich oder klang es heute besonders feierlich? Vielleicht war es auch der besondere Klang, weil wir seit langer Zeit mal wieder von einer Empore gesungen haben, wir der Kirchendecke einfach näher waren? Egal, es war einfach ein stimmungsvoller Auftakt.
Auf der Empore hat der Gospeltrain einen Logenplatz
Nach einer herzlichen Begrüßung aller Anwesenden kündigte der Pfarrer das Gemeindelied „Lobe den Herren” an, das „Menschen seit mehreren hundert Jahren zu besonderen Anlässen sängen“. Natürlich stimmte der Gospeltrain mit ein.
Nach der liturgischen Eröffnung lasen Männer und Frauen im Wechsel Psalm 23. Anschließend folgte der bei Hochzeiten beliebte Gospel „This little light“, heute mit Birgit als Solistin. Das Publikum wollte wohl klatschen, traute sich aber nicht so recht. Pfarrer Roza war da viel lockerer, klatschte und swingte sofort mit. Das Publikum nahm dies als Einladung zur Aktion dankbar auf und legte los. Dem Wunsch des Pfarrers „Nehmen wir diesen Schwung mit in die Lesung“ folgt man gerne.
Zu Beginn der Trauansprache wurde angekündigt, es drehe sich nun alles um den schwierigen Text „ja“. Im Gegensatz zum Standesamt mit seinem formalen Rechtsakt hänge man in der Kirche ein „Amen“ an. Dieses brächte den speziellen Segen, und es läge damit eine besondere Verheißung im Raum. Die Kirche sei schließlich warmgebetet. Interessante Formulierung. Egal wie man seinen Glauben lebt – eine Kirche ist immer weit mehr als ein Profangebäude.
Nun wurde die Liebe in den Mittelpunkt der Ansprache gestellt und Antoine de Saint-Exupéry zitiert: „Liebe besteht nicht darin, dass man einander ansieht, sondern dass man gemeinsam in die gleiche Richtung blickt.“ Laut Roza halte Liebe alles zusammen: nicht als Fessel, sondern als Packband oder Zauberkleber. Echte Liebe eben. BVB-Fans erkannten natürlich die Anspielung auf das Vereinsmotto des benachbarten Fußball-Bundesligisten. „15.30 Uhr, genau Anstoßzeit zum Start der neuen Saison“. Schmunzeln im sachkundigen Auditorium.
Nun fand die eigentliche Trauung statt. Dem Applaus nach dem Hochzeitskuss fügte der Pfarrer hinzu: „Es gibt nicht viele Momente, in denen ein Kuss beklatscht wird. Behaltet Euch diesen Moment im Herzen“ Zur Feier des Augenblicks erklang unser „Halleluja“. Oft bei Hochzeiten gesungen verfehlte es auch heute nicht seine Wirkung. So hatte es sich wohl der Bräutigam gewünscht, als er uns einlud.
So sah der Chef die entscheidende Szene von oben © Sebastian Wewer
Als Ausblick in die Zukunft durfte nun wieder die Gemeinde beim Lied „Vertraut den neuen Wegen“ aktiv werden. Auch die Fürbitten und das Vater unser passten genau in diesen Kontext. Das Ende des Gottesdienstes einleitend sang man anschließend „Möge die Straße uns zusammenführen“. Hier machte unser Chorleiter an der Orgel seinem Spitznamen als „Beschleuniger“ alle Ehre, denn selten war dieses Lied so flott und beschwingt zu hören gewesen. Also eher Gospelstyle statt Cäcilienchor (gern genutzter Insiderwitz). Die Version kam gut an und das Publikum zog mit.
Dem Segen folgte der Auszug des Paares. Der Braut war ein Orgelnachspiel angekündigt worden. Gab es natürlich nicht! Der Bräutigam hatte sich schließlich „Oh, happy day“ vom Gospeltrain gewünscht. So wurde es auch gemacht. Klang prima, das Publikum klatschte gleich mit. Kurz vor Ende des Titels bekam der Pfarrer einen Wink von der Empore, dass er jetzt das Paar hinausbegleiten könne, so dass die beiden zu den letzten Klängen des Liedes vor die Kirche traten.
Als die Gospeltrainer nach und nach ebenfalls die Kirche verließen, stellten sie sich für den Fotografen zwecks Gruppenbild auf. Nun kamen auch das Brautpaar und der Pfarrer dazu. Bei der Gelegenheit wurde schnell „Heaven a wonderful place“ als Ständchen angestimmt. Musikalisch zwar nicht ganz so perfekt, aber spontan und von Herzen. Anerkennenden Applaus gab’s trotzdem vom Publikum, das die Szene verfolgte.
Das Gruppenbild wird arrangiert
Unsere Bossin nutzte die Gelegenheit dem Paar die Glückwünsche des Chores zu übermitteln und entließ uns dann ins Wochenende.
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Gruppenbild mit dem Brautpaar des Tages © Sebastian Wewer
Bei genauer Betrachtung des Fotos fällt mir doch ein Detail auf: hat der Chef mich doch tatsächlich „erwischt“! Wir haben wohl mal wieder ein Doppelporträt erstellt…
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