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Anfangsphase unter Chorleiter Alexander Fabig

Geschichte des Gospeltrains Teil 4 – Jetzt ging’s los

Nachdem die „richtigen“ Personen aufeinander getroffen waren, konnte es losgehen. Man wollte versuchen, in unserer Herz-Jesu-Gemeinde im Hammer Norden Gospels zu singen, nach Möglichkeit einen Chor gründen. Jetzt musste man aber erst mal interessierte SängerInnen finden. Aber wie? Ein Jeder nutzte seine Möglichkeiten. Alexander Fabig konnte mehrere Sängerinnen des von ihm geleiteten Kirchenchores gewinnen (Hildegard A., Karin P., Gabi P.), sich zusätzlich in einem weiteren Chor einzubringen. Schwester Maria Elisabeth brachte aus ihrer Runde zwei weitere Frauen mit (Anne B., Regina O.). Pfarrer Paul Markfort machte das neue Angebot und den Termin des ersten Treffens mehrfach in verschiedenen Gottesdiensten publik. Außerdem nutzten er und Pastoralreferentin Christa Harling die vielen kleinen spontanen Gespräche mit Gemeindemitgliedern, um für die Gospelmusik zu werben. Auch Peter Bunke nutzte seine Kontakte im Umfeld, um die anstehende Chorgründung bekannt zu machen.

Neben den mündlichen Direktkontakten gab es auch schriftliche Bekanntmachungen. Nach mehreren Zeugenaussagen erschien eine Ankündigung in den Pfarrnachrichten, darüber hinaus wurde ein von Alexander Fabig verfasster Aufruf im Westfälischen Anzeiger, der Lokalzeitung in Hamm, veröffentlicht. Leider liegen derzeit keine Belege für die schriftlichen Ankündigungen vor – es besteht aber noch Hoffnung, da bekannt ist, wo sich das Suchen lohnen könnte. Die Pfarrnachrichten aus der Zeit liegen längst im Bischöflichen Archiv in Münster; da müsste man das Material für den Lesesaal vorbestellen und persönlich hinfahren, also aufwendig und teuer. Theoretisch ist es möglich an den Zeitungsartikel zu kommen. Ein Lokalredakteur machte mir Hoffnungen, anhand der vorliegenden Informationen den Artikel finden zu können. Praktisch verhindern dies aber Bauarbeiten und Umstrukturierungen im Verlagsgebäude. Zudem sind viele ältere Jahrgänge ausgelagert, um extern digitalisiert zu werden. Da ist also Geduld und Hartnäckigkeit gefragt.

Am
17.11.1995
war es endlich soweit!
Dieses Datum darf getrost als der
Geburtstag des Gospeltrains
angesehen werden.

Ein erstes Treffen der Gospelinteressierten fand im Pfarrheim statt. Dank Peter Bunkes Lehrerkalender, den er über all‘ die Jahre aufgehoben hatte, konnte der Termin noch genau nachgewiesen werden.

 In den Erinnerungen der damals Anwesenden soll der Besuch beim ersten Termin eher ernüchternd gewesen sein – man spricht von etwa zehn Leuten. Alexander meint sich an 10 Frauen und 3 Männer erinnern zu können. Zu dem Zeitpunkt konnten die Beteiligten noch nicht wissen, dass sich die Teilnehmerzahl innerhalb eines Jahres etwa verdoppeln sollte. Zu einer der ersten Proben war eine Volontärin des WA erschienen, die anschließend einen netten, ansprechenden Artikel für die Lokalzeitung geschrieben habe. Daraufhin seien auch Leute aus anderen Hammer Stadtteilen zum Chor gestoßen. Da der Name der Frau bekannt ist, gibt somit einen weiteren Ansatz für eine mögliche Suche.

Am Anfang wurde der Gospelchor in den Pfarrnachrichten/briefen noch als „Gospelgruppe“ bezeichnet, laut Alexander Fabig als dem ersten Leiter hat sich der Chor aber bereits zu Beginn als „Herz-Jesu-Gospelchor“ verstanden. Spätestens seit dem ersten Konzert am 24.11.1996 wurde der Name auch offiziell benutzt, zumindest seitens des Chores. In dem Namen, den der Chor bis zu seiner Umbenennung in „Gospeltrain“ im Jahre 2003 trug, wurde so eine enge Bindung an die Heimatgemeinde unterstrichen. Diese besteht auch nach der Umbenennung bis heute weiter und wird gepflegt.

Alexander erinnert sich an ein Video über Gospel- und Spiritualsingen in den USA, das Peter ganz zu Beginn einmal gezeigt habe. Auch Peter hatte mir gegenüber diesen Film erwähnt. Es ist nicht ganz klar, ob der Film dem Gemeinderat oder den ersten GospelsängerInnen vorgeführt wurde. Jedenfalls sollte er Interesse und Neugier am Thema Gospel in der Kirchenmusik wecken. Alexander beschrieb ihn als „motivierend“.

Geschichte des Gospeltrains Teil 3 – Die Wurzeln der Gospelmusik in Herz-Jesu

Es war einmal… – so fangen viele märchenhafte Geschichten an. So war es auch in der Zeit, als 1995 mehrere engagierte Gospelfreunde in unserer damals noch selbstständigen Herz-Jesu-Gemeinde im Hammer Norden den Grundstein für eine lange, erfolgreiche Geschichte des heutigen Gospeltrain Hamm e.V. legten. Es waren also einmal eine Nonne, ein Lehrer, eine Pastoralreferentin, ein Pfarrer und ein Organist/Chorleiter. Diese fünf haben alle ihren ganz eigenen Anteil an der Entwicklung, die bis heute zu unserer Freude anhält. Aber der Reihe nach.

Foto: trainarchivatorDie Nonne:

In unserer Gemeinde lebten Mitte der Neunziger Jahre mehrere Nonnen, darunter Schwester Maria Elisabeth, die in der häuslichen Krankenpflege arbeitete. Bei ihrer Pflegetätigkeit lernte sie Anne B. und Regina O. kennen. Man sprach über dies und das, die gemeinsame Liebe zur Musik. Was lag näher, als gelegentlich gemeinsam zu singen. Man traf sich also ganz privat im Josefinenstift, dem damaligen Schwesternwohnhaus. Mit dabei waren außerdem Winni K., Schwester Siegwalde und „ein junges Mädchen“ (konnte nicht identifiziert werden). Schon damals, im Sommer 1995, sang man englischsprachige Gospelklassiker. Schwester Maria Elisabeth hatte zuvor 17 Jahre im englischsprachigen Malawi gelebt und dort Gospelmusik kennen und lieben gelernt.

Sie wusste, dass Anne und Regina an einem Englischkurs teilnahmen. Also wurde argumentiert: “Englisch lernt man am besten durch sprechen/singen“. Gelegentlich sollen die Gesangstreffen zu Nachhilfestunden in Sachen Vokabular und Aussprache geworden sein. Diese reine Damenrunde sang noch nicht mit Klavierbegleitung, sondern zu Maria Elisabeths Gitarre. Man hatte Spaß an den ganz privaten und formlosen Treffen, und dachte nicht an etwas Größeres. Die Beteiligten erinnern sich noch heute gerne an diese Zeit und drückten in Gesprächen ihre Verwunderung darüber aus, dass dies eine der Wurzeln des heutigen Gospeltrains ist.

Foto: privat, ChorarchivDer Lehrer:

Unser Stadtteil war damals von sozialen Konflikten und Strukturschwächen geprägt. Um die Probleme aufzuarbeiten und Lösungen zu finden, entstand ein weit verzweigtes Netzwerk mit vielen Beteiligten. Es war die Zeit, in der viele neue Initiativen starteten, die teilweise bis heute fortgeführt werden. In diesem Netzwerk spielte der Hauptschulrektor Peter Bunke als Mitinitiator eine wichtige Rolle, der über viele Jahre in verschiedenen Funktionen aktiv war. Im Rahmen der Stadtteilzusammenarbeit war er auch Mitglied im Pfarrgemeinderat unserer benachbarten Herz-Jesu-Gemeinde.

Peter berichtete, er habe immer schon an Gospelmusik Gefallen gefunden. Richtig entflammt sei diese Liebe aber auf einer privaten USA-Reise, wo er in San Francisco einen Gottesdienst mit einem authentischen Gospelchor besucht habe. Verschiedene Aussagen bei der Recherche zu den Gospeltrain-Ursprüngen bestätigen übereinstimmend, dass gerade Peter die entscheidende Triebfeder gewesen sei. Er habe „immer schon mal Gospel singen wollen“, war eine oft gehörte Aussage. Und diesen Wunsch soll er auch immer wieder bei verschiedenen Gelegenheiten geäußert haben.

Foto: Pfarrgemeinde St. Josef in MarlDie Pastoralreferentin:

Im Pfarrgemeinderat traf er nun auf die damalige Pastoralreferentin Christa Harling. Diese hatte auch schon vorher Interesse an Gospelmusik gehabt, sei aber von Peter immer wieder auf dieses Thema hin angesprochen und regelrecht „heiß gemacht“ worden. Sie sollte in der Folgezeit zur wertvollen Unterstützerin werden, auch wenn sie ihre Rolle in einem Telefonat bescheiden klein redete. Ihr Beitrag soll v.a. darin bestanden haben, dass sie immer wieder das Gespräch mit vielen verschiedenen Menschen innerhalb der Gemeinde suchte und dabei das Thema Gospel ansprach. Somit hat sie auf ihre Art den Boden für das bald entstehende kleine Gospel-Pflänzchen vorbereitet.

Foto: trainarchivatorDer Pfarrer:

Ein weiter Unterstützer war Pfarrer Paul Markfort, der erst ein Jahr zuvor neu in unsere Gemeinde entsandt worden war. Er hatte vorher einige Jahre in Mexiko verbracht. Kürzlich erzählte er mir von den dortigen lebhaften Gottesdiensten mit viel unterschiedlicher Musik. Zwischen dem Mexiko-Aufenthalt und dem Start in Herz-Jesu besuchte er für einige Wochen den Ort in Malawi, an dem Schwester Maria-Elisabeth tätig war. Auch dort gehörten Gottesdienst und Musik zusammen, hier wurde der Ausdruck zudem durch Bewegung unterstützt. Letztlich kam er mit reichhaltigen Erfahrungen zur Vielgestaltigkeit von Gottesdienstmusik in unsere Gemeinde. Auf diesem Fundament konnte das kleine Gospelpflänzchen gut gedeihen.

Foto: trainarchivatorDer Musiker:

Nun waren mit Peter und Sr. Maria-Elisabeth zwei gospelbegeisterte Personen auf zwei Förderer gestoßen. Es fehlte also nur noch ein Musiker. Was lag näher, als den damals in der Gemeinde tätigen Organisten und Chorleiter Alexander Fabig anzusprechen. Bis dahin hatte Alexander – laut eigener Aussage – noch nicht allzu viel mit Gospelmusik zu tun gehabt und kannte sich in dem Metier wenig aus. Nach etwas Bedenkzeit gab er seine Zusage, ließ sich „anstecken“ und wuchs in die für ihn weitgehend neue Musikrichtung hinein. In einer Mail beschrieb Alexander sehr treffend die damalige Situation und die Aufbruchstimmung: “Gern denke ich an das „Miteinander-Hineintauchen“ in die Welt der Gospels und Spirituals.“

Bei den Recherchen zur Entstehung des Gospeltrains wurde von Zeitzeugen mehrfach ein Konzert am 24.09.1995 genannt, von dem letztlich eine Initialzündung in Sachen Gospel ausgegangen sei.

Scan, Kopie aus GemeindearchivAnkündigung des Konzerts in den Pfarrnachrichten und im Westfälischen Anzeiger 09.1995, Kopie aus dem Gemeindearchiv

Scan, Kopie aus Gemeindearchiv, WAAnlässlich des 20jährigen Orgeljubiläums hatten Alexander Fabig (Orgel) und sein Bruder Heiko (Trompete) ein gemeinsames Konzert in der Herz-Jesu-Kirche gegeben, wo klassische Werke der Kirchenmusik gespielt wurden . Außerdem erklang ein Gospelmedley, und auch eine Zugabe sei „gospelig“ gewesen. Dieses Konzert hatte offensichtlich Wirkung hinterlassen. „Unter dem Eindruck des gerade Gehörten stehend“ (Zitat Alexander) kam die Pastoralreferentin im Anschluss auf den Organisten zu und fragte, ob er es sich vorstellen könne, eine Gospelgruppe zu leiten. Es gäbe nämlich seit einiger Zeit in der Herz-Jesu-Gemeinde einige Interessenten für Gospel- und Spiritualgesang.
Westfälischer Anzeiger 09.1995, Kopie aus dem Gemeindearchiv

Wie es dann konkret los ging, wird im nächsten Teil der Gospeltrain-Geschichte erzählt. An dieser Stelle ist ein ganz großes Dankeschön an die fünf hier vorgestellten Personen angebracht! Alle haben mich engagiert und interessiert bei meiner Spurensuche unterstützt!! Es wurden alte Kontakte zu den teils in alle Winde verstreuten Leuten wieder aufgefrischt und viele nette Grüße wurden hin und her geschickt. Außerdem musste ich vom aktuellen Geschehen rund um den Gospeltrain berichteten. Mit meinen „Topquellen“ wurden sehr gute Gespräche per Telefon oder bei persönlichen Besuchen geführt, aber auch per E-Mail wurde rege kommuniziert. Ergebnis waren viele neue Details und Anregungen, aber auch Bestätigungen von bereits bekannten Fakten. Bewundernswert war v.a. die geduldige und zeitintensive Beantwortung der vielen Fragen. Ich werde den fünfen die Ergebnisse der Recherchen als Internetlink oder auf anderem Wege zukommen lassen. Nochmals vielen Dank.