Category Archives: Nachbesprechungen von Auftritten

Wie ist es gelaufen und welche Eindrücke nehmen wir von den Auftritten mit?

Nachbesprechung Konzert Wolbeck 25.01.2015

© trainarchivatorWas für ein winterliches Schmuddelwetter: Regen, Schneereste, Sorge um Eisglätte. Die Straßen um die St. Nikolaus-Kirche in Münster-Wolbeck sind bei unserer Ankunft menschenleer. In der typisch westfälischen Hallenkirche ist es zwar recht kühl, doch hell und einladend.

© trainarchivatorDie gelungene Ausleuchtung unterstreicht die Architektur

© trainarchivatorIn einer Ecke befindet sich noch eine sehr große, wöchentlich umgestaltete Wandelkrippe, die heute die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten zeigt.

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Wir beginnen mit der Stellprobe. Gar nicht so einfach, denn wir nähern uns zahlenmäßig der Bestbesetzung. Die drei Stufen zum Altarraum bieten in der Breite zwar schon viel Raum, dennoch etwas zu wenig für uns alle. Chorleiter Sebastian Wewer korrigiert hier und da, und schließlich finden alle ihren Platz.

© trainarchivatorAnweisungen bei der Stellprobe. Bitte aufrücken – dann passt es

Konzert Wolbeck 25.01.2015-15Haben doch noch alle ihren Platz gefunden

Unter den Augen eines Neu-Gospeltrainers, der dieses Konzert noch aus Zuschauersicht erleben möchte, findet routiniert das Einsingen statt. Akustisch bietet die Kirche einiges; der lange Nachhall ist bei deutlicher Aussprache unproblematisch. Wir scheinen ganz gut bei Stimme zu sein. Der Raum ist nur leicht geheizt – zum Singen ideal.

© H.RathViele noch warm eingepackt     © H.Rath

Irgendwie herrscht in der Truppe eine gewisse Unruhe. Ist’s Lampenfieber? Oder Vorfreude, dass es gleich endlich los geht nach langer intensiver Probenarbeit? Erste Gäste treffen ein und erleben unsere letzten Vorbereitungen.

© H.RathHeutige Besetzung des Gospeltrains     © H.Rath

In einem Nebenraum haben wir noch einige ruhige Minuten für uns, die jeder individuell nutzt: ein Schluck Wasser oder Tee, ein Biss ins Pausenbrot, ein letzter Blick auf’s Handy. Da wird die Auftrittskleidung noch einmal gerichtet oder ein Halsbonbon rausgekramt. Dann geht es in die Kirche auf die für uns reservierten Plätze.

© trainarchivatorKleine Stärkung – Vorbereitung ganz individuell

© trainarchivatorEin paar Minuten warme Luft für kalte Füße

Die Begrüßung der Besucher seitens der gastgebenden Gemeinde übernimmt Kirchenmusiker Thorsten Schwarte. Bei der Gelegenheit erfahren wir, dass unser Konzert der Auftakt zur Konzertreihe des Jahres 2015 ist. Interessant zu wissen. Nach einem Blick auf unser ausliegendes Programm verrät er der Gemeinde, man könne sich auf Bekanntes und Unerhörtes freuen. Auf den eben noch geübten Einzug verzichten wir spontan und begeben uns direkt in Auftrittsposition.

© trainarchivatorWir sitzen im Startblock

In der Kirche ist es ganz leise. Das Publikum wartet gespannt auf den Beginn des Konzerts, das lautstark mit dem fanfarenartigen Auftakt des ersten Titels „Joshua fits the battle of Jericho“ startet. Die Rufe kommen schön sauber rüber, die Akustik unterstützt den gewünschten Effekt. Das Lied ist vielen im Auditorium bekannt, und so singen einige leise für sich mit. Immer wieder spannend zu sehen, ob sich die Zuschauer zunächst passiv verhalten oder ob sie früh aktiv werden. Zum Schluss werden die Mauern Jerichos symbolisch durch Stampfen eingerissen.

© H.RathAchtung, es geht los … „Joshua!“ tönen die Fanfaren     © H.Rath

Sebastian begrüßt nun unsererseits die Zuhörer und sagt sogleich „Shine your light“ als zweiten Titel an. Dabei verweist er auf die inzwischen starke europäische Gospelszene, aus der dieses Lied stammt. Wir beginnen sehr dosiert, wie geprobt. Die Akustik macht es uns leicht, uns selbst zu kontrollieren. Umso beeindruckender kommt dann die interne Steigerung zur Geltung. Solistin Gabi verzaubert mit ihrer Stimme, die Nervosität hat sie Dank Sebastians Unterstützung im Griff.

© H.RathSolo? Gabi!     © H.Rath

Auch im nächsten Lied kommt mit Danny eine Solistin zum Einsatz. „Hallelujah, Immanuel“ ist eine noch recht junge Komposition, die aber einiges zu bieten hat. Wie gut, dass wir die Dosierung von Lautstärke und Temperament kürzlich noch in einem Workshop geübt haben – hier können wir deren Bedeutung live erfahren. Wir sind mit uns zufrieden.

Sebastian wendet sich den Menschen zu und fragt diese, ob man das „Taizé-Halleluja“ kenne. Ein kurzes Ansingen verleiht der Frage Nachdruck. – Klar, das kenne man. – Zuvor hatten schon einige während der Lieder mit geklatscht. Jetzt gibt es durch eine kleine Übung Nachhilfe, um gospeltypisch auf die Takte 2 und 4 zu klatschen, statt im Marschrhythmus auf 1 und 3. Klappt sofort im ersten Versuch. Wir stellen nun unsere Version des Hallelujas vor, deutlich schneller und beschwingter als in der geläufigen Kirchenversion zuvor. Das Publikum nimmt die Vorgabe gut auf und singt und klatscht engagiert mit, stehend wohlgemerkt. Während des gemeinsamen Singens wird auch noch ein Kanon daraus entwickelt; ohne lange Erklärungen, sondern nur durch knappe Ansagen und Gesten. Klappt prima.

Der Titelsong unserer Konzerte, „Loved“, steht nun auf dem Programm. In der Vorabendmesse Anfang Januar ist dieses Stück erstmals von uns öffentlich gesungen worden. Die Leistung war damals in Ordnung, doch das gewisse Etwas fehlte noch. Heute kommt es erheblich ausdrucksstärker rüber. Was ein wenig mehr Übung und Sicherheit ausmachen! Vielleicht hat auch die Einleitung des Chorleiters dazu beigetragen, der soeben davon sprach, das Gottes Liebe überall und ewig sei. Auch in jedem Lächeln spräche Gott; man solle im Alltag häufiger mal ein Lächeln verschenken, gerade wenn es nicht erwartet wird, regt er an. Solistin Birgit singt zum Auftakt, bevor der Chor einsetzt. Am Ende sind wir sehr zufrieden, es klingt wunderbar. Mancher Gospeltrainer mag an den Workshop mit Kirsten G. denken, wo an der Verbindung von Inhalt und Ausdruck gearbeitet wurde.

© H.RathIn der nächsten Anmoderation wird auf die Besonderheit des folgenden Liedes hingewiesen, denn im Gegensatz zu vielen anderen Songs spricht hier Gott zu den Menschen, statt die Menschen zu Gott. „I will be there“ ist ein Versprechen, das Zuversicht vermitteln kann. In unserem Arrangement wird eine musikalische Verbindung zum nächsten Stück „Let me fly“ geschaffen – thematisch eigentlich eine logische Folge: wer Zuversicht und Liebe erfährt, der fühlt sich leicht und unbeschwert. Bei vielen Gospeltrainern kommt bei diesen Titeln wohlige Erinnerungen an Gospelkirchentage auf, denn die dortige Stimmung wird hier wiederbelebt.

Eine ähnliche heitere Atmosphäre vermittelt auch der Gospel „Heaven is a wonderful place“. Der Text vermittelt die Hoffnung auf ein besseres Jenseits, was für alle diejenigen besonders attraktiv ist, deren diesseitige Lebenssituation grau und belastet ist.

Die Hälfte des Konzerts ist inzwischen absolviert, uns wird eine kurze Trinkpause in den Bänken gegönnt. Während dessen spielt Sebastian ein Instrumentalstück auf dem Keyboard. Anschließend geht es mit dem Beitrag „Holy is the lamb“ weiter. In den Proben hatten wir immer mal wieder davon gesprochen, wie es wohl sein möge, wenn man diesen Song bei einer guten Akustik sänge. Ganz zart und zurückgenommen gehen wir dieses Stück an, und doch durchdringt der Gesang die ganze Kirche. Andächtig hören die Menschen zu und lassen sich tragen. Obwohl sich das Lied von Strophe zu Strophe steigert und energischer wird, bleibt eine große Leichtigkeit. Die Musik zeichnet quasi die Entwicklung von einer persönlichen Erkenntnis bis zu einem öffentlichen Glaubensbekenntnis nach. Der Applaus des Publikums passt genau zum Wesen des Songs – intensiv, aber nicht tobend; man hat ein feines Gespür für die Stimmung.

Wenn jemand schon ein solches Bekenntnis ablegt, dann liegt die Bitte nahe, Gott möge die Schritte desjenigen lenken: „Order my steps“. Zwar ist dieses Stück gar nicht so einfach zu singen, wenn man alle Nuancen korrekt ausdrücken möchte, und auch die Textfülle stellt eine Herausforderung dar, doch es geht um eine ganz zentrale Bitte eines jeden Gebetes. Vielleicht passt es deshalb zu so vielen Gelegenheiten – wenn man sich die Mühe macht, sich mit dem Text zu beschäftigen. Ein Gassenhauer, bei dem man in den Bänken tanzt, wird dieses Lied allerdings nie. Der aufmerksame Zuhörer wird dessen innere Werte aber sehr zu schätzen wissen.

Hohen Wiedererkennungswert hat L.Cohens „Hallelujah“, unser Hit für den besonderen Moment. Wie überall kommt dieses Werk gut an, auch hier in Wolbeck singen etliche Zuschauer mit. Solange wir ruhig bleiben und nicht hetzen, entsteht ein zeitlos schönes Stück Musik, das man immer wieder gerne hört.

© H.RathGospeltrain geht seiner Leidenschaft nach     © H.Rath

„Lord, hold me“ gehört seit dem Gospelkirchentag 2012 in Dortmund, wo wir es kennen gelernt haben, zu unseren Lieblingsliedern. Seit dem haben wir es oft gesungen, bei verschiedensten Anlässen. Für die Konzerte im Jubiläumsjahr hat Chorleiter Wewer ein Medley mit diesem Song am Anfang entwickelt. Diesem innigen Auftakt schließt sich als Bridge „I belong to you“ an, thematisch passend. Dieser Übergang intensiviert sich zunehmend, indem die Stimmen vom zarten Sopran bis zum dunklen Bass nacheinander einsetzen. Faszinierend, wie die verschiedenen Stimmen und Melodien schließlich zu großer Klangfülle harmonisch verschmelzen. Quasi als Höhepunkt wird nochmals der Refrain von „Loved“ gesungen. Die Premiere dieses Arrangements vor Publikum ist absolut gelungen und hat nicht nur das Publikum, sondern auch uns in seinen Bann gezogen.

Auch die Besucher sollen nun erneut Gelegenheit zum Mitsingen bekommen, nachdem die zuletzt vorgetragenen Songs weit weniger bekannt waren. Echte Gospelohrwürmer, deren Melodien auch mit deutschen Texten inzwischen weithin bekannt sind, werden gleich von uns gemeinsam mit den Zuschauern zeitgleich als Triplett gesungen. Chorleiter Sebastian holt sich als erstes Schwester Maria Elisabeth, einem jetzt in Münster lebenden Gründungsmitglied unseres Chores, aus dem Publikum und reiht sie bei uns ein. Sie müsse keine Sorgen haben – die Lieder kenne sie alle. Anschließend leitet er Publikum und Chor an, nacheinander „Go, tell it on the mountain“, „He’s got the whole world“ und „Rock my soul“ zu singen. Schließlich singen alle Anwesenden, in Gruppen eingeteilt, die drei Songs gleichzeitig. Die meisten machen aktiv mit und füllen den ganzen Kirchenraum mit Musik.

Auf diese quirlige Aktion lassen wir mit „Deep river“ ein ganz ruhiges Stück folgen; ein gewaltiger Unterschied, der allen die Vielfalt der Gospelmusik verdeutlicht. Dass wir daran zuletzt intensiv geprobt haben, ist dem Auftritt deutlich anzumerken. Die notwendige Sicherheit ist da, um dem Gesang eine große Ausstrahlung zu verleihen.

Auch wenn im Triplett eben schon „Rock my soul“ gesungen wurde, möchten wir es noch einmal in unserer Battleversion vorstellen. Bässe und Tenöre gehen Richtung Publikum und stellen sich dem sonstigen Chor direkt gegenüber auf. Es erfolgt ein – gespielter – Kampf der hohen und tiefen Stimmen gegeneinander, die einander abwechseln und aufeinander antworten. Den Zuschauern gefällt die Aktion und auch wir haben unseren Spaß daran; läuft es doch vor jedem Publikum immer etwas anders ab.

Zum Abschluß steht „All night, all day“ auf dem Programm, oft genug als Segenslied zum Abschluss einer Veranstaltung ausgewählt. Es beginnt mit dem engelhaften Refrain des Soprans, was wie ein zärtliches Wiegenlied klingt. Auch die Strophen und der Einsatz der anderen Stimmen bleiben weiterhin relativ leise und weich. Gänsehautstimmung. Dabei bleibt es aber nicht, denn der letzte Durchgang wird kräftiger und swingender im „Gospelmodus“ gesungen; zudem wird dazu geklatscht. Ein schönes Ende einer gelungenen Veranstaltung. Wir bekommen verdienten Applaus und freuen uns über die geglückte Premiere des Jubiläumsprogramms.

Noch lässt man uns nicht ziehen, und so bekommt das Publikum noch eine Zugabe. „Oh, happy day“ passt zur Situation und wird immer wieder gerne gehört. Ausgerechnet bei diesem so oft gesungenen Klassiker verpatzen wir den Auftakt. Vielleicht haben wir nach der Erleichterung über die bestandene Premiere die Spannung etwas abfallen lassen. „Live is live“ heißt es ans Publikum gerichtet und wir fangen lächelnd noch einmal an. Diesmal sitzt alles, und Solistin Andrea und der Chor singen mit gewohnter Sicherheit.

© trainarchivatorZugabe „Oh, happy day“

Den endgültigen Schlusspunkt setzt unser Auszug mit nochmaligen „All night, all day“. Von den Stufen des Altarraums ziehen wir durch den Mittelgang Richtung Turmeingang. So nach und nach verlässt das Publikum die Kirche, wobei viele Gäste noch das kurze Gespräch mit uns suchen und sich für den Auftritt bedanken. Auch für uns war es ein Erlebnis. Besonders interessant war die Erfahrung, wie manche Lieder in dieser Akustik klingen. Unser Übungsraum im heimischen Pfarrheim ist ganz okay, doch die dortige Holzdecke schluckt dennoch einigen Klang. In der St. Nikolauskirche wirken manche Details viel besser, denn der Klang hat viel Raum, um sich auszubreiten. Einige Lieder klingen nicht langsam aus, sonder haben ein abruptes Ende. Toll, dass nach dem Abwinken Sebastians wirklich absolute Stille herrscht. Dieser Effekt wirkt hier in Wolbeck natürlich viel knackiger. So bringt jeder Auftritt, jedes Publikum und jeder Auftrittsort für uns neue Erfahrungen, die unserer Entwicklung wichtige Impulse verleihen.

– Denn nach dem Konzert ist vor dem Konzert. Schon in wenigen Tagen sind wir in der Christuskirche in Beckum zu Gast.

Nachbesprechung Saisonauftakt 10.01.2015

© trainarchivatorEinige Tage sind seit dem Jahreswechsel erst vergangen, und schon geht es für den Gospeltrain weiter, um uns nach der Weihnachtspause musikalisch wieder in Schwung zu bringen. Kurz nach Mittag beginnen wir mit einem Workshop, am späten Nachmittag erfolgt bereits der erste Auftritt des Jahres in der Vorabendmesse nebenan in der Herz-Jesu-Kirche.

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Der Workshop

© trainarchivatorWährend zeitweise Sturmböen Wassermassen ums Pfarrheim jagen, machen wir uns allmählich an den Feinschliff für unsere drei Konzerte im ersten Quartal unseres Jubiläumsjahres. Chorleiter Sebastian Wewer hat, wie schon einige Male zuvor, zur Verstärkung mit Kirsten G. eine befreundete Chorleiterin zu diesem Workshop eingeladen. Als Außenstehende vom Fach soll sie genau zuhören und zusehen, uns unverblümt ihre Meinung sagen, sowie Anregungen und Tipps geben.

Auf dem heutigen Programm stehen die Songs für den Gottesdienst. Dazu kommen zwei Klassiker, die im Hinblick auf die Konzerte aufgefrischt werden. Nach dem vertrauten Einsingen geht es los mit dem zeitgenössischen Stück „Loved“, den wir vom Gospelkirchentag im September mitgebracht und ins Repertoire aufgenommen haben. Er hat uns inspiriert ihn zum Titel für unsere Konzerte auszuwählen. Außerdem wurde ein spezielles Logo gestaltet, welches uns durch das Jubiläumsjahr begleiten wird.

© Sebastian WewerDas Sonderlogo für unser Jubiläumsjahr

Im Großen und Ganzen sitzt das Lied schon ganz gut, doch Kirsten bringt uns den Inhalt noch etwas näher. Während die erste Strophe von Düsternis und Unsicherheit des Lebens berichtet, erzählt die zweite von Helligkeit und Hoffnung. Dieser Gegensatz muss von uns noch wesentlich klarer in musikalische Stimmung ausgedrückt werden. Also ein nächster Durchlauf, bei dem uns Kirsten durch Gestik und Mimik Hilfestellung gibt. Auch der Mann am Klavier bekommt noch dementsprechende Hinweise, und schon klingt es wesentlich besser.

© trainarchivatorDer Sopran ist dran – die anderen pausieren

Als nächstes steht „Holy is the lamb” auf dem Lehrplan. Wieder singen wir vor, Kirsten hört zu. Man merkt, dass wir schon daran gearbeitet haben, uns zurückzunehmen, nicht zu schreien, es einfach ganz leicht fließen zu lassen. Folglich ist auch wesentlich weniger zu korrigieren. Zur Sicherheit werden die einzelnen Stimmen getrennt voneinander geprobt, anschließend über die Steigerungen von Lautstärke und Intensität innerhalb des Songs gesprochen; sozusagen von einer leisen persönlichen Zwiesprache mit Gott bis zu einem energischen Statement vor aller Welt. Den Text lesen und verstehen, auch die Aussagen zwischen den Zeilen, ist also der wesentliche Schlüssel zum Ausdruck. Kapiert!

© trainarchivatorJetzt kommt der Knackpunkt des Workshops: das Stück „Now“, ebenfalls vom Gospelkirchentag mitgebracht. Diejenigen Gospeltrainer, die in Kassel den Mass Choir Workshop mitgemacht haben, wissen um die Faszination dieser Komposition – wenn ein Chor sie sicher im Griff hat. Wer nicht dabei war, muss erst noch etwas mühsam überzeugt werden. Wenn die Sicherheit noch fehlt, rumpelt es doch gewaltig, zumal zum Gesang Klatschen und Stampfen dazu kommen. Viele sind noch in Sorge, ob wir das alles richtig hinbekommen. Kirsten greift unterstützend ein und erinnert an unser Jubiläumsjahr: „Da erwartet man von euch etwas Besonderes, da erwartet auch ihr von euch etwas Besonderes.“ Ihre Mahnung kommt genau richtig. Lasst uns ein wenig Ehrgeiz entwickeln und weiter üben, dann klappt das schon. Zunächst bringt Kirsten aber etwas Ordnung ins Chaos und schon sind erste Erfolge bei der Umsetzung zu erkennen. Die nötige Sicherheit werden wir uns in den Proben bis zu den Konzerten holen.

Puh, schon ganz schön anstrengend, wenn man aufmerksam zuhört und sich um Umsetzung der Anweisungen bemüht. Deshalb gibt es bei uns in den Workshops immer eine Kaffeepause, in der man mal abschalten kann. Der Kaffee steht pünktlich bereit, etliche haben Plätzchen und Kuchen mitgebracht, die man einfach dazu auf die Hand nehmen kann. Man hat jetzt etwas mehr Zeit als bei den normalen Proben am Abend, um sich mal ausführlicher zu unterhalten oder auch mit Leuten ins Gespräch zu kommen, mit denen man sonst weniger zu tun hat. Sehr schöner Nebeneffekt.

© trainarchivatorAn der Kaffeefront kann man es aushalten

Frisch gestärkt nehmen wir uns unsere alte Chorhymne „This train“ vor. Insgesamt klappt es ganz gut, obwohl wir es länger nicht gesungen haben. Nun gilt es diesen Song denjenigen nahezubringen, die noch nicht lange an Bord des Gospeltrains sind und das Lied noch nicht kennen. Also wird klar abgesprochen, welche Stimme wann einsetzt oder pausiert, so dass jetzt Struktur in das Stück kommt. Hier noch eine Steigerung, dort noch ein paar Gimmicks eingebaut und schon wird aus einem solchen Oldie ein Evergreen.

Zum Abschluss steht „Amazing grace“ auf dem Übungsplan. Diesen Hit muss einfach jeder Gospelchor in seinem Programm haben! Nach dem Besuch der Welturaufführung des Chormusicals über die Entstehung dieses Werkes beim Gospelkirchentag hat es für uns neue Aktualität gewonnen und soll auf jeden Fall in den Konzerten gesungen werden. Es ist zwar einiges an Text zu bewältigen, doch es geht ein wenig einfacher, wenn man die Übersetzung parat hat. Singt man nicht einfach nur die Worte nach, sondern hat den Inhalt verstanden, so erschließt sich automatisch auch Struktur und Ablauf der Komposition. Kriegen wir hin – mit ein wenig Übung sogar richtig schön.
So, der Workshop ist damit beendet, der Chortag aber noch nicht. Man erwartet uns in der Vorabendmesse.

© trainarchivatorViele Teilnehmer tragen schon schwarze Auftrittskleidung

Die Vorabendmesse

Glockengeläut ruft uns hinüber in die Kirche, wo wir in den reservierten Bänken nahe unseres üblichen Standortes Platz nehmen. Auf eine Stellprobe haben wir heute verzichtet – das bekommen wir auch so hin; bei einem Konzert oder bei noch größerer Besetzung wäre das sicherlich etwas anderes.

Zu Orgelklängen zieht Pfarrer Puthussery ein und begrüßt die Gemeinde zum heutigen Gottesdienst. Er erwähnt das Ende des Weihnachtsfestkreises am Sonntag mit dem Fest der Taufe Jesu. Unser erstes Lied „Now“ ist eine Premiere für den Gospeltrain – lediglich Teilnehmer des Gospelkirchentags haben es im damaligen Projektchor schon vor Publikum gesungen. Im Text heißt es „When is a good time to praise the Lord?“ – wie für den Beginn der Liturgie gemacht. Musikalisch ein ordentlicher Auftakt, wenn Insider auch noch einige Verbesserungsmöglichkeiten entdeckt haben dürften. Chorleiter Sebastian hat uns aber gut unterstützt und weiß nun, an welchen Stellen noch ein wenig gearbeitet werden muss.

Der zweite Beitrag „Lord, hold me“ gelingt mit viel mehr Leichtigkeit, obwohl er nicht mal beim Workshop zuvor gesungen wurde. Da merkt man genau die bei Proben und Auftritten gewonnene Sicherheit.

In seiner Predigt fragt Pfarrer Puthussery was Jesus getan habe. „Er hat geheilt, getröstet und vergeben“. Am Ende seiner Ausführungen steht die Aussage „Gott liebt dich und Gott liebt mich“. Diese unterstreicht der Gospeltrain mit dem Lied „Loved“ – ebenfalls noch ganz frisch im Angebot. Auch hier wackelt es ein wenig, doch davon dürfte das Publikum gar nichts gemerkt haben. Gerade diese Erfahrungen vor Publikum mit den ganz neuen Songs werden uns weiter helfen in der Probenarbeit. Beim Ernstfall Auftritt lernt man mehr als beim Proben im Verborgenen. Bis zu den Konzerten wird alles sitzen – jede Wette. Unsere Birgit singt zwar seit Jahren immer mal wieder Solos, doch bei diesem Lied ist es auch für sie eine Premiere. Prima gemacht!

© trainarchivatorMit der Taufe besitze man nicht die alleinige Wahrheit, aber man sei auf einem guten Wege – heißt es in der Predigt

Unser viertes Stück „Holy is the lamb“ ist auch erst seit 2014 im Repertoire und wurde bisher nur einmal öffentlich gesungen. Dennoch gelingt es ganz sicher und mit viel Ausstrahlung. Da kann sich auch der Chef am Klavier ein Lächeln nicht verkneifen. Schon beim Workshop zuvor gab es bei diesem Lied keine Probleme.
Kirsten meinte vorhin, wenn sie bei der Musik Gänsehaut bekäme, nähme sie diese Eindrücke mit nach Hause. Das dürfte dem Publikum im Gottesdienst bei diesem Beitrag nicht anders gegangen sein.

Zur Kommunion singen wir „Immanuel“ mit Solistin Danny. Bei diesem Stück müssen wir mal wieder unsere Spontanität beweisen und uns an die Anweisungen des Chorleiters halten. Das Geschehen am Altar zwingt uns das Stück zu unterbrechen – natürlich formvollendet und an geeigneter Stelle. Immer wieder erstaunlich, wie uns Sebastian durch solche unvorhergesehenen Situationen lotst. Nun erteilt man auch dem Chor die Kommunion. Danach singen wir das Lied einfach weiter. Wir achten genau auf die Hilfestellung des Chefs und meistern diese Änderung des Ablaufs. Die Zuhörer haben von dieser Umstellung wahrscheinlich gar nichts mitbekommen, es vielleicht sogar für ein besonders raffiniertes Arrangement gehalten. Bei uns mag mancher vielleicht ins Schwitzen geraten sein…!

Den Lacher des Tages verbucht aber unser erst seit wenigen Wochen im Amt befindliche indische Pfarrer Puthussery, als er nach der Ankündigung seines mehrwöchigen Heimaturlaubs ein klares Versprechen abgibt: „Keine Panik, ich komme wieder!“ – Gut so, denn die Phase des gegenseitigen Kennenlernens darf man als erfolgreich bezeichnen.

Nachbesprechung Heilige Nacht in Unna 24.12.2014

© Ev. Gemeinde Unna-MassenVor längerer Zeit erreichte die Gospeltrainer eine Einladung zu einem Chorprojekt zur Heiligen Nacht unter dem Motto „Sternkind“ in der Friedenskirche in Unna. Chorleiter Sebastian Wewer suchte in seinen Chören Interessierte, welche den Gottesdienst um 23.00 am Heiligen Abend musikalisch mitgestalten wollten. Am Heiligen Abend? Ist man da nicht mit seiner Familie zusammen, statt über Land zu einem Auftritt zu fahren? Natürlich – dennoch haben einige Gospeltrainer mehrere vorbereitende Proben und dann den Auftritt im Gottesdienst mitgemacht.

Mehrere Male traf man sich im Gemeindehaus neben der Friedenskirche. Viele Teilnehmer kannten einander bereits, die anderen nahmen schnell Kontakt zu den Probennachbarn auf. Das ausgewählte Musikprogramm, das der Chorleiter in Absprache mit Pfarrer Jürgen Eckelsbach zusammengestellt hatte, erwies sich angesichts der nur wenigen Proben als ein wenig zu ehrgeizig. Für viele SängerInnen waren gleich mehrere Lieder komplett neu, zudem galt es große Mengen Text zu lernen. Auch rein gesangstechnisch mussten einige Klippen umschifft werden.

Völlig uneitel und nur dem Ziel eines gelungenen Auftritts verpflichtet wurden einige Änderungen vorgenommen. Ein Lied flog aus dem Programm, mal wurde die Tonhöhe an unseren Projektchor angepasst, einige melodisch noch wackelige Passagen übernahm Chorleiter Sebastian als Solist. Zudem organisierte man Notenständer und Texte in Großschrift, die helfen sollen Texthänger zu vermeiden. Durch die Veränderungen war schnell eine viel größere Sicherheit da und man gewann Zeit für die Arbeit an diversen Feinheiten.

© trainarchivator Projektchor schnuppert die Atmosphäre am Auftrittsort

Zum Abschluss der letzten Probe gingen wir in die Kirche, um mal den Ernstfall zu proben. Inzwischen schauten wir dem Auftritt an Heiligabend optimistisch entgegen. Da einige Leute verhindert waren, sollte die endgültige Stellprobe direkt Heiligabend erfolgen.

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© trainarchivatorAls wir frühzeitig zur Kirche kamen, leuchteten uns große Laternen einladend den Weg zum Eingang. In der Kirche wurde schnell eine Stellprobe gemacht und die Position der Textständer festgelegt. Das Einsingen war Routine, und das erste Lied verschaffte uns angesichts einiger Probleme während der Proben Zuversicht, dass der Auftritt gleich klappen werde.

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© trainarchivatorWeihnachtlich geschmückte Kirche vor Beginn

Als erste Zuschauer kamen, zogen wir uns kurz in den Gemeindesaal zurück. Dort gab es letzte Infos zum Ablauf, die schwierigen Stellen im Liedgut wurden nochmals geübt. Erstaunlich, dass wir uns von Problemen und Umstellungen recht wenig nervös machen ließen und man gemeinsam nach einer Lösung suchte. Wewer-SängerInnen sind flexibel, denn einerseits ist unser Chorleiter kreativ und spontan, andererseits weiß er uns durch seine Anleitung Sicherheit zu vermitteln. Teamarbeit eben.

© trainarchivatorAllerletzte Absprachen zum Ablauf

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Kurz vor Beginn des Gottesdienstes gingen wir in die Kirche rüber, die inzwischen sehr gut gefüllt war. Gemeindemitglieder verteilten an alle Besucher und Sänger Kerzen, die am Ende zum Einsatz kommen sollten.

Wir saßen vorne in reservierten Bänken und sangen nach der Begrüßung durch Pfarrer Eckelsbach das Lied „Ich steh an deiner Krippen hier“ mit der Gemeinde, für die der Text per Beamer an die Wand projiziert wurde. Für uns Gospeltrainer, die wir neben Gospelklassikern viele zeitgenössische Stücke im Repertoire haben, ist es immer wieder spannend derart alte Lieder zu singen (Text: P.Gerhardt 1635, Melodie: J.S.Bach). Man muss sich immer wieder vor Augen halten, dass es ganz unterschiedliche Ausdrucksformen für die gleichen Inhalte gibt, dementsprechend sollte man diese Werke durch Singen und Spielen bewahren.

Der Projektchor ging nun nach vorne und trug sein erstes Lied vor. Obwohl „Arm und klein“ für die meisten ein bisher unbekanntes Lied war, hatten wir es in den Proben recht zügig in den Griff bekommen. Dementsprechend gut gelang es nun beim Gottesdienst, was uns Sicherheit für die weiteren Beiträge geben sollte. Pfarrer Eckelsbach ging kurz auf den Titel ein und beschrieb, dass auch von einem scheinbar kleinen und schwachen Menschen eine große Wirkung ausgehen könne. Beim Gemeindelied „Geh, ruf es von den Bergen“ sollte genau diese frohe Botschaft weiter getragen werden.

© trainarchivatorKein Weihnachtsgottesdienst ohne Krippe

Eine Besonderheit dieses Gottesdienstes war die Vorführung eines Videos, welches auf der Internetplattform „YouTube“ veröffentlicht worden war. Es zeigt, wie neuseeländische Kinder die Weihnachtsgeschichte nachspielen. Zwar verstand man angesichts des Akzents nicht jedes englische Wort, doch die Bilder sprachen für sich. Originell und mit viel Liebe zum Detail wurde die Geschichte gespielt, brachte die Gemeinde immer wieder zum schmunzeln. Den Beitrag findet man unter:
http://www.youtube.com/watch?v=kWq60oyrHVQ&index=1&list=PLPeAGGoES-getwPsqih0VCINYuOlhQ1uW

Aus dem himmlischen Sternkind sei mit Jesus ein menschliches Erdkind geworden, wie wir alle es sind – so der Pfarrer. Jetzt kam es darauf an: bekommen wir das folgende Stück „Sternkind“, was uns so viele Probleme bereitet hatte, in den Griff? – Aber ja doch! Die intensiven Proben und die kleinen Veränderungen waren von Erfolg gekrönt. Hoch konzentriert und gut vom Chef am Keyboard angeleitet gelangen unsere Chorstrophen und der Refrain prima. Die anderen Strophen, die uns aufgrund etwas anderer Melodie so schwer gefallen waren, übernahm Sebastian als Solist und lenkte damit sogar besondere Aufmerksamkeit auf den tragischen Text.

Um zu zeigen, unter welch katastrophalen Bedingungen auch heutzutage noch zahllose Kinder leben müssen, wurden Fotos gezeigt, die verschiedene Ausprägungen von Armut, Gewalt und Missbrauch von Kindern dokumentierten. Aber es gibt auch Hoffnung, wie unser nächster Beitrag verdeutlichte. Wir begannen mit dem englischen Weihnachtsklassiker „God rest you merry, gentlemen“, dem sich mit gleicher Melodie „Es wird nicht immer dunkel sein“ anschloss. Die bekannte Melodie und die projizierten Texte ließen viele Menschen in den Gesang einstimmen. Ein schöner Moment in der Heiligen Nacht, als die Gemeinde ein Zeichen der Hoffnung erklingen ließ.

Während der Fürbitten entzündete man erste Kerzen an der Laterne mit dem aus Bethlehem stammenden Friedenslicht an und gab es an den Chor weiter. Das war der Moment, in dem „Silent night“ von uns angestimmt wurde. Welch schöner Moment. Schien auch den Alt gepackt zu haben, denn auf einmal sangen wir mehrheitlich Sopran. Auch nicht schlecht, aber so natürlich nicht gewollt. Prompt spielte Sebastian die Altstimme am Keyboard etwas dominanter, so dass wir wieder in die Spur fanden. Das Publikum hatte diese kleine Panne wahrscheinlich gar nicht mitbekommen, doch bei uns sorgte sie für rote Ohren. Beim nächsten Durchlauf als „Stille Nacht“ klang es längst wieder souverän. Inzwischen erleuchteten unzählige Kerzen die weitgehend abgedunkelte Kirche.

Als einige letzte Worte und der Schlusssegen von Pfarrer Eckelsbach gesprochen wurden, stürmte Sebastian Richtung Empore davon, um zum Abschluss „Oh, du föhliche“ auf der Orgel zu spielen – wohl das in der Heiligen Nacht am häufigsten gesungene Lied am Ende der Gottesdienste. Das Stück hatten wir nicht geprobt und die Textprojektion lag außerhalb unseres Blickfeldes, doch diesen Evergreen haben wir auch so gemeistert.

© trainarchivatorDie letzten Besucher der zuvor vollen Kirche

Danke an alle TeilnehmerInnen, u.a. von „Come on and sing“/Unna, „Gospeltrain Hamm“ und „CHORios“/Ahlen. Gemeinsam haben wir uns dieses Programm mit unserem Chef über Höhen und Tiefen hinweg erarbeitet und einen stimmungsvollen Auftritt absolviert. Neben dieser „Arbeit“ dürfte aber jeder auch persönliche Eindrücke und Anregungen mit nach Hause genommen haben.

© trainarchivatorFriedenskirche in Unna-Massen kurz nach Mitternacht

Nachbesprechung Stippvisite in Herzebrock-Clarholz 02.11.2014

© Creative Kirche, Witten

© trainarchivatorAls wir Gospeltrainer in Herzebrock ankommen, klingt aus der Kreuzkirche schon Gesang. Der hiesige Rainbow Gospelchor stimmt sich auf das am Abend stattfindende Konzert ein. Dazu hat er alle Leute aus befreundeten Chören eingeladen, die gemeinsam mit unser aller Chorleiter Sebastian Wewer am Gospelkirchentag in Kassel teilgenommen haben. Wewer hatte im Vorfeld dieser Großveranstaltung im September alle Interessierten aus seinen Chören unter dem inzwischen eingeführten Namen „WeST!“ (We sing together) vereinigt. Nun gibt es also ein Wiedersehen, um Herzebrock und Umgebung an Musik und Stimmung des Gospelkirchentages teilhaben zu lassen. Ein Highlight war der gemeinsame Auftritt in der Gospelnacht.

https://archiv.gospeltrain-hamm.de/2014/09/29/gospelkirchentag-kassel-teil-2-die-gospelnacht/

Die Gastgeber sollen erst mehrere Titel alleine singen, bevor ihre angereisten Gäste hinzukommen. Der Rainbow Gospelchor hat nun seine Vorbereitungen abgeschlossen, und alle anderen kommen jetzt nach vorne. Man hat im Altarraum die vorhandenen Stufen nach hinten mit Podesten ergänzt, so dass wir einerseits dem Publikum attraktiv präsentiert werden können und andererseits jederzeit Blickkontakte zwischen Sängern und Chorleiter möglich ist.

© trainarchivatorSeriös vorbereiten und Spaß haben – wir können beides

Dementsprechend ist zuerst eine Stellprobe Pflicht. Dann kurzes gemeinsames warmmachen und einsingen. Seit dem Gospelkirchentag haben wir uns nicht mehr gesehen und auch keine Probe gemeinsam absolviert. Die zahlreichen Workshops vor dem Großereignis und das heutige Einsingen sollten reichen – man muss der gelegten Basis einfach mal vertrauen. Den Rest macht der musikalische Leiter je nach Bedarf ganz spontan.

© trainarchivatorGleich wird noch aufgeräumt

Zum Abschluss der Vorbereitungen wird schnell noch der Einzug geprobt. Die ganze Zeit über haben schon einige frühe Gäste unsere Aktivitäten interessiert verfolgt. Sicher ganz spannend Anweisungen, Wiederholungen und Verbesserungen zu erleben. Auch kann man mal in das Innenleben unserer gemischten Truppe hineinschauen und deren Stimmung aufnehmen. Das weckt bestimmt Vorfreude auf das gleich beginnende Konzert.

© trainarchivatorUnter den Blicken erster Gäste wird der Einzug geprobt

Uns bleibt noch eine knappe halbe Stunde Zeit, um sich in den Gemeindesaal zurückzuziehen. Man sucht das Gespräch, trinkt noch mal einen Schluck und lässt sich von der gespannten Vorfreude der anderen anstecken. Gleich soll es losgehen, doch der Chef ruft uns noch einmal kurz zusammen. „Ich freue mich, dass ihr alle da seid. Das wird richtig toll. Lasst uns die Kirche rocken!“ Ja, so kennen wir ihn. Wir schenken seinen Worten Glauben und wollen sehen, was in Herzebrock so möglich ist.

© trainarchivator© trainarchivator

Vorstartfieber – der Chef heizt ein

© trainarchivatorInzwischen ist es dunkel geworden, die Beleuchtung sieht von außen einladend aus. Die Nachricht „Die Kirche ist voll“ geht rum wie ein Lauffeuer. Umso besser. Der Rainbow Gospelchor zieht ein. Wir anderen folgen wie geprobt und nehmen unsere Plätze in der reservierten ersten Reihe ein. Einen Moment der gespannten Ruhe, dann zählt Sebastian für den ersten Titel ein. „All night, all day“ heißt der Song, mit dem es los geht. Man ist beim Heimspiel etwas aufgeregt, doch Sebastian am Keyboard vermittelt durch Blickkontakte Sicherheit. Bemerkenswert: das Publikum braucht keine lange Anlaufphase, um warm zu werden. Man ist entspannt, neugierig und wohlwollend positiv eingestellt. Keine starren Sitzhaltungen und keine abweisenden Minen, die erst mal gelöst werden wollen.

© trainarchivatorSängerInnen aus Ahlen, Hamm und Unna hören den Gastgebern zu

Jetzt ist es an der Zeit, dass ein Rainbow-Mitglied die Gäste in der Kreuzkirche, in der kaum ein Platz frei bleibt, begrüßt. Bei der Gelegenheit wird den Menschen vom Gospelkirchentag 2014 in Kassel berichtet, der für alle heute in Herzebrock auf der Bühne stehenden GospelsängerInnen eine Bereicherung und Inspiration gewesen sei. „Inspired“ heißt der dementsprechend ausgewählte Titel. Wir Gospeltrainer sind gespannt, denn auch wir haben dieses Stück schon geprobt, es aber noch nicht ins Auftrittsrepertoire aufgenommen. Es klingt gut, doch auch völlig anders als in der Dortmunder Westfalenhalle, wo ihn einige der Gospeltrainer beim Gospelkirchentag 2012 kennen gelernt haben. Die riesige Halle 1 in Dortmund und diese eher kleine kompakte Kirche sind einfach zu unterschiedlich.

© trainarchivatorDer Rainbow Gospelchor vor Fachpublikum

Etliche Wochen hatte man sich auf den heutigen Auftritt vorbereitet und konnte den Tag kaum erwarten. Jetzt ist er endlich da und die Spannung löst sich. „This is the day“ möchte man ausrufen, was der Rainbow Gospelchor mit dem gleichlautenden Lied auch tut. Nach dem gelungenen Auftakt ist dies auch mehr als berechtigt. Alle drei bisherigen Titel kennen wir auch und singen leise mit. Ein zweites Warm-up sozusagen. Auch für diesen Beitrag bekommen die Rainbows herzlichen Applaus. Damit geht es gleich für uns anderen los.

© Sebastian WewerAls die ersten Töne von „Lord, hold me“ am Keyboard erklingen, beginnt der Rainbow Gospelchor mit zu summen. Auch alle anderen SängerInnen stimmen mit ein. Auf ein Zeichen vom Chorleiter gehen wir nach vorne und mischen uns, wie zuvor geprobt, unter die Herzebrocker. Jetzt steht der Original-Gospelkirchentag-2014-Chor „WeST!“ auf der Bühne – von wenigen Verhinderten mal abgesehen. Das Publikum schaut den inzwischen auf 44 Personen angewachsenen Chor gespannt an, denn der Konzertbeginn mit den Gastgebern hatte schon mal viel Anklang gefunden.
Unser erstes gemeinsames Stück gelingt prima, schießt nahtlos an die zuvor gebotene Leistung der Rainbows an. Wir fühlen uns gleich wohl, alles passt. Dass sich das Publikum anstecken und begeistern lässt, haben wir bei den ersten Songs der Veranstaltung erfahren dürfen.

Ohne großen Übergang beginnen wir den Refrain des Titels „I belong to you“ zu singen, der zukünftig beim Gospeltrain – und wahrscheinlich auch bei anderen der Wewer-Chöre – die Verbindung innerhalb eines noch in der Entwicklung befindlichen Medleys sein soll. Heute erleben die Zuschauer die öffentliche Premiere, die schon mal richtig Eindruck macht. Im Wesentlichen ist es nur eine Zeile, die immer und immer wieder wiederholt wird. Es ist das Arrangement, was daraus etwas Besonderes machen kann. Erst singt nur der Sopran. Sehr schön. Dann steigt der Alt ein und erzeugt gleich viel mehr Fülle. Wunderbar. Anschließend sorgt der Tenor, der wie in mancher Komposition etwas aus der Reihe tanzt, für die besondere Würze. Der Bass erzeugt dann endgültig Gänsehautstimmung. Mancher auf der Bühne wird in diesem Moment die Rothenbachhalle in Kassel vor Augen haben, wo wir Teil eines fast 5000 Personen umfassenden Chores beim Workshop des Gospelkirchentags waren. Auf so einen Moment hatten wir bei der Vorbereitung dieses Auftritts in Herzebrock gehofft. Die Erfahrungen in Kassel haben uns gezeigt, dass dieses langsame Stück umso besser wirkt, umso mehr die Mitwirkenden in sich selbst ruhen und in sich hinein horchen. Dann gelingt genau der Qualitätssprung, an dem die Gospeltrainer erst kürzlich in einem chorinternen Workshop gearbeitet haben. Beim Einsingen haben wir die Augen geschlossen, um genau diese Wirkung zu erreichen. Beim Publikum ist dieses Übergangsstück sehr gut angekommen. Das belegt uns weniger der kräftige Applaus, als vielmehr der Blick in selig lächelnde Gesichter.

Gospel kann laut und actionreich sein, mit Bühnenshow und Choreographie. Muss aber nicht. Das beweisen wir den Zuhörern mit dem Lied „Herr, wir beten dich an“. Zuvor hat Chorleiter Sebastian kurz erläutert, dass Gospel nicht mehr nur afroamerikanisch ist, sondern in Europa längst eine starke, selbstbewusste und authentische Gospelszene existiert. Gerne singt man die amerikanischen Klassiker, allerdings gleichberechtigt neben europäischen Kompositionen jüngeren Datums. Selbst der ruhige Westfale könne in Gospel seinen Ausdruck finden. Gelächter im Publikum, man fühlt sich verstanden! Sehr ruhig und getragen kommt also das Stück daher, aber mit einer Steigerung zur Verdeutlichung der wesentlichen Aussage. Gospel ist immer auch Gebet, was in diesem Moment und an diesem Ort sehr deutlich wird. Viel zustimmender Applaus.

Wieder wendet sich Sebastian ans Publikum, und erinnert daran, dass man Jesus nicht nur an bestimmten Orten oder zu bestimmten Zeiten erreichen könne. Er sei vielmehr immer und überall in der Nähe und ansprechbar. So auch am Abend des 2. November 2014 in Herzebrock. Gespannte Gesichter schauen uns an. Der Song „Jesus is right here“ entwickelt über die Einsätze der verschiedenen Stimmen hinweg eine besondere Stimmung. Jeder mag es anders erfahren, doch man kann sich sicher sein: Jesus ist hier mitten unter uns. Die Menschen hören völlig gelöst zu, einige Textkundige singen mit.

Um dem Publikum die harten, unbequemen und zum Büßen für die eigenen Verfehlungen geeigneten Kirchenbänke zu ersparen (Trainarchivator zitiert nur!), wird es kurzerhand in das Programm einbezogen. Das „Taizé-Halleluja“ kennen die meisten aus den Gottesdiensten. Schnell mal zur Probe angesungen – alles klar, wenn auch tempomäßig recht getragen. Nun kommt aber „Beschleuniger“ Sebastian ins Spiel und sorgt für Schwung, gibt Anweisungen für einen Kanon. Es endet wie so oft: die ganze Kirche singt mit, ist ausgelassen. Wir sind glücklich, dass in Herzebrock der Funken so schnell überspringt. Da muss der Rainbow Gospelchor aber sehr gute Vorarbeit durch seine Auftritte geleistet haben.

Jetzt werden wir vom Chef überrascht. Er trifft Vorbereitungen für den Song „Now“, den wir erst vor wenigen Wochen in Kassel kennen gelernt und anschließend einstudiert haben. Sollte der nicht erst gegen Ende des Konzertes gesungen werden? Egal. Zunächst wird den Besuchern das gospeltypische Klatschen beigebracht, welches sich grundsätzlich vom Marschrhythmus unterscheide, was dem Westfalen eher vom Schützenfest vertraut sei. Die direkte und unverblümte Ansprache Sebastians kommt gut an, auch wenn viele etwas überrascht zu sein scheinen. Sind Chorleiter sonst nicht viel zurückhaltender? Unserer nicht. Der ist frisch, manchmal auch ein bisschen frech, immer mit dem richtigen Gespür für die Situation. Man schaut dem manchen Meter in der Kirche machenden Mann hinterher und ist gespannt, was jetzt kommen mag. Nach dem Klatschen wird auch noch das Stampfen geübt, schließlich beides im Wechsel. Genau so werden wir es gleich bei „Now“ machen.

© Rainbow Gospelchor Herzebrock-ClarholzAllmählich durchschauen wir das Vorhaben des Musikdirektors. Für diese Songpremiere will er uns durch das mitmachende Publikum eine Hilfe an die Hand geben, falls jemand mal aus dem Tritt kommt. Das ist mal richtig clever! In diesem Song gibt es die Zeile „When is a good time?“, die zum Titel des Konzerts auserkoren wurde. Die Töne werden den Stimmen angegeben, es liegt jede Menge Spannung in der Luft und los geht’s. Wir singen, klatschen, stampfen – das Publikum macht mit. Zum Glück gelingt es uns, trotz der Spannung das Tempo zu halten und nicht schneller zu werden. Langsam und dennoch mit Power kommt das Stück daher, erzielt bei uns und bei den Zuhörern seine Wirkung. Die spüren, eine besondere Situation mitzuerleben. Am Ende gibt es donnernden Applaus, die Kirche bebt.

Nach zwei Mitmach-Liedern brauchen alle etwas Besinnlicheres. Der Gospel „I will be there” erzählt von der Gewissheit, nicht alleine zu sein. Gott ist immer da, vielleicht auch in Gestalt eines guten Freundes. Wie schnell das eben noch stehend tobende Auditorium wieder still und aufmerksam in den Bänken sitzt ist faszinierend. Es scheinen echte Gospelfreunde zu sein und auch manche echte Kenner; einige können fast jedes Stück mitsingen, obwohl nicht die altbekannten Gassenhauer auf dem Programm stehen. Beeindruckend! Auch für diesen Beitrag gibt es viel Zustimmung, doch der Applaus ist weniger krachend als zuvor, passt sich sensibel der soeben gehörten zarten Melodie an.

Hat man vor wenigen Minuten Chorleiter Sebastian Wewer noch eher als Lausbuben und Powerpaket erlebt, so ist man nun von der Ernsthaftigkeit überrascht, mit der er glaubwürdig und schließlich auffordernd von der Aktion „Gospel für eine gerechtere Welt“ und dem „Gospelday“ erzählt. Wie viele andere Gospelchöre unterstützen wir das für das Jahr 2014 ausgewählte Projekt „Happy Home“ in Bangladesh, welches ehemaligen Kindersklaven Heimat, Bildung und Zukunftsperspektive gibt. Angesichts des Berichts und der eben erlebten Glücksgefühle im reichen sicheren Deutschland fühlt man sich schon sehr privilegiert. Was liegt da näher, als dieses Projekt durch eine kleine Spende zu unterstützen und etwas in Dankbarkeit zurückzugeben. Zwei Körbchen werden durch die Reihen gegeben, um die Zuschauer zu „erleichtern“.

http://www.gospelday.de/

http://www.gospelday.de/spendenprojekte/happy-home-bangladesch-2014/

Welch ein Schock, als wir die Körbchen nach der Sammlung zu Gesicht bekommen. Unsere Hoffnungen an die Spendenbereitschaft der Menschen wird weit übertroffen. Was liegt näher, als sich vom folgenden Stück „Let me fly“ tragen zu lassen. Direkt nach dem Gospelkirchentag 2012 haben wir das Lied ins Repertoire aufgenommen und seitdem viele Male zu verschiedenen Anlässen gesungen. Gerade mit vielen anderen wie heute macht es besonders viel Spaß. Aber es ist nicht nur eines unserer Lieblingsstücke, sondern auch viele Besucher kennen und lieben es offensichtlich. Da wird mitgesungen und man breitet die Arme aus wie zum Flug. Was sind das wohl im einzelnen für Leute, die dieses Konzert gemeinsam mit uns erleben und gestalten. Ja, sie gestalten mit. Man singt, man tanzt, man kuschelt, träumt oder rockt. Für uns auf der Bühne toll zu beobachten, wie das eigene Tun seine Wirkung bei anderen, fremden Menschen erzielt. Schade, Sebastian, da geht mit dem Rücken zum Publikum manches an Dir vorbei.

Damit die Gäste sich nicht all‘ zu bequem in den Bänken einrichten, kommt nun unser Triplet. Sebastian schaltet wieder einige Gänge hoch und erläutert, was nun zu geschehen habe. Nacheinander werden die Klassiker „Go, tell it on the mountains”, „He’s got the whole world” und „Rock my soul” gemeinsam angesungen. Anschließend teilt der Chef Publikum und Chor in Gruppen, die jeweils eines der Lieder singen – zeitgleich wohlgemerkt. Man hat Spaß an der Art und Weise, wie der Chorleiter Anweisungen gibt, bei den Einsätzen hilft und alle anfeuert. Der Mann ist heute in absoluter Höchstform, wie selbst altgediente Gospeltrainer feststellen müssen. Spätestens jetzt tobt die Masse. Mit kräftigem Applaus belohnt man den Chor und sich selbst.

© trainarchivatorAufmerksam folgt man den Anweisungen…

© trainarchivator…bevor es so richtig abgeht!

So langsam geht es auf das Ende des Konzertes zu. Nach den aufregenden Momenten gilt es wieder etwas runterzufahren und den Menschen noch ein paar nachhaltige Eindrücke mit nach Hause zu geben. Da tun ein paar Engel immer gutJ. „Angels by your side“ lautet unser Wunsch für alle, die diesen Abend hier gemeinsam erleben. Das kommt gut an, die aufgeheizte Stimmung weicht einer stillen Sentimentalität und ein wenig Träumerei. Der Segenswunsch „Peace shall be with you“ ist im Anschluss daran genau passend. Wir reichen einander die Hände. Das Publikum macht es ebenso, der Mittelgang ist längst nicht mehr vorhanden. Selbst zwei Damen von der Presse haben ihre Professionalität abgelegt und sich anstecken lassen.

Man ist offensichtlich begeistert, welch‘ unterschiedliche Stücke das Konzert bietet. Wir wollen immer gerne zeigen, welche Facetten Gospel heutzutage haben kann. Außerdem ist das Publikum sehr aktiv mitgegangen; von Anfang an und ohne ein Programm, wo sich ein Gassenhauer an den anderen reiht. Heute muss Sebastian nicht mal dazu auffordern, sich gehen zu lassen – das geschieht ganz von alleine. Die Leute finden ganz individuell ihren Weg die Musik mitzuerleben. Alles vorhanden: extrovertierte Sänger und Tänzer neben stillen Genießern und Träumern. Inzwischen ist uns so richtig warm geworden. Fast eineinhalb Stunden Leistung abliefern bei voller Konzentration und dennoch emotional teilhaben am Geschehen. Ein bisschen neidisch schaut man auf den Chorleiter, der im Gegensatz zu uns schon mal zur Wasserflasche greifen kann.

Einen Klassiker haben wir uns doch noch für den Schluss aufgehoben: Schon bei den ersten Tönen erkennen viele „This little light of mine“ und singen wie erhofft mit. Jede Wette, dass die Mischung aus passivem Erleben und eigenem Mitmachen sich nachhaltig einprägt. Der Schlussapplaus ist heftig, richtig heftig. Und lang anhaltend. Da müssen wir uns gleich mehrfach verbeugen. Doch wie kommen wir hier ohne Zugabe raus? Bei so vielen beteiligten Chören an WeSt! ist es schwierig, denn die Repertoires unterscheiden sich. Die gemeinsamen Songs haben wir im Konzert schon zu Gehör gebracht. Bis auf einen. Zu „Heaven is a wonderful place“ ziehen wir einfach durch den Mittelgang aus. Schön an den Gästen in Augenhöhe vorbei zu gehen. So manches Wort der Anerkennung und der Beglückwünschung erreicht uns. Der schönste Lohn.

© trainarchivatorAuszug unter viel Applaus und mit vielen netten Worten vom Publikum

So, jetzt erst mal einen Schluck trinken. Doch Sebastian gibt uns den Rat, uns unter die Menschen zu mischen und Rückmeldungen einzuholen. Der Mann versteht seinen Beruf. So ist es halt, wenn jemand mit Freude seinem Beruf nachgeht. Was sage ich? Wohl eher seinem Hobby oder seiner Leidenschaft! Authentisch und überzeugend. Ansteckend!

Tatsächlich kommen viele mit Besuchern ins Gespräch, wobei die Rainbows natürlich noch den Heimvorteil mit vielen Bekannten im Publikum haben. Dennoch höchst interessant, was da noch alles an Meinungen aufzuschnappen ist. Ein paar Minuten setze ich mich draußen auf eine Bank. Wie zu einem festlichen Anlass läuten nach Ende des Konzertes die Glocken. Vielleicht wird hier immer um zwanzig Uhr geläutet, doch diese Möglichkeit ist fast zu profan.
Beteiligte aus Herzebrock werden von Bekannten gedrückt und beglückwünscht. Besucher erzählen von ihren Eindrücken. „Es war wirklich toll, ich bin begeistert, ich bin zum ersten Mal da“. „Meiner Schwiegermutter hat es gefallen“ – wenn das nicht mal die höchste aller möglichen Belobigungen ist. „Ich war froh, dass die Kirche voll war – da macht es gleich doppelt Spaß“ meint ein beteiligter Sänger. Volle Zustimmung.

Als sich etliche Radfahrer auf den Heimweg machen, die roten Rücklichter in alle Richtungen verschwinden, ist man an die Ausbreitung des Osterfeuers erinnert. – Da ist es wieder. Das Phänomen. Der Gospelschock! Teilnehmer des Gospelkirchentags kennen das. Emotionaler Overflow bei gleichzeitigem Ohrwurm.

© trainarchivatorMüde, aber zufrieden

Im Gemeindesaal gibt es jetzt noch einen kleinen gemütlichen Ausklang bei Fingerfood vom Mitbringbuffet. Außerdem kann man sich erst mal über den Auftritt austauschen. Haben die anderen das Konzert genauso erlebt und empfunden wie man selbst? Ein Knaller ist noch die Verkündigung des Spendenergebnisses von 802€, die ohne Abzüge an das Projekt „Happy Home“ in Bangladesh gehen. Vielen Dank allen Spendern!

© trainarchivator20.04 Uhr, Zeit für eine erste Bilanz

Mit diesem gelungenen Gemeinschaftskonzert in Herzebrock-Clarholz geht für den Gospetrain Hamm das Thema Gospelkirchentag 2014 endgültig zu Ende. Ein würdiger und erlebnisreicher Abschluss. Ab sofort wenden wir uns dem Programm des Jahres 2015 zu, in dem wir es so richtig krachen lassen wollen. Zwanzigjähriges Chorbestehen ist das Stichwort.

Ab sofort gehen die beteiligten Chöre wieder eigene Wege, doch bei irgendeiner passender Gelegenheit werden sich unsere Wege kreuzen – spätestens beim Gospelkirchentag 2016 in Braunschweig.

Danke an:

CHORios, Ahlen
Come on and sing, Unna
Gospeltrain Hamm e.V.
Rainbow Gospelchor, Herzebrock-Clarholz

Nachbesprechung Doppeleinsatz am 18.10.2014 – Teil 2 Einführung Pfarrer Davis

Der Blick ging sofort zur Uhr, als wir die Josefskirche in Hamm-Westen verließen. Genau eine halbe Stunde blieb uns, um nach einem soeben absolvierten Hochzeitsauftritt in den Hammer Norden zu kommen und dort auftrittsfertig zu sein. Schwierig, schwierig. Erst mal waren viele unserer Autos von Feuerwehrfahrzeugen zugeparkt, welche den Neuvermählten die Ehre erweisen wollten. Schnell den Leuten der Freiwilligen Feuerwehr den Grund unserer Eile erklärt, und schon wurde uns von den Rettern ein Fluchtweg aufgemacht. Jetzt galt es in der Nähe „unserer“ Herz-Jesu-Kirche noch einen Parkplatz zu finden, was angesichts der heute stattfindenden Einführung unseres neuen Pfarrers Davis Puthussery nicht einfach zu werden schien.

© trainarchivatorZugeparkt in Hamm Westen – das könnte zeitlich sehr eng werden

Puh, Auto an der Herz-Jesu-Kirche geparkt, nach und nach trudelten die Gospeltrainer ein und versammelten sich rechtzeitig auf dem Kirchplatz. Dort standen schon einige Fahnenträger, die sich auf den Einzug vorbereiteten. Viele Gruppen und Vereine ließen es sich nicht nehmen, den neuen Pfarrer zu begrüßen. Wir gingen in die fast voll besetzte Kirche, wo man uns absprachegemäß einige Bänke direkt neben unserem Auftrittsstandort nahe des Taufbeckens reserviert hatte. Wir freuten uns drauf, gemeinsam mit den anderen beiden Chören der Gemeinde, dem Kirchenchor und dem Kinderchor „Clemenskids“, den feierlichen Gottesdienst musikalisch mitzugestalten.

© trainarchivatorZahlreiche Fahnenträger machten sich bereit

Es knisterte. Nach allen Vorbereitungen und Absprachen im Vorfeld waren alle in der Kirche gespannt, was wir gleich erleben werden. Vor allem war man neugierig, welchen ersten Eindruck unser „Neuer“ machen werde. – So, das Glöckchen an der Sakristei läutete, Orgelspiel setzte ein. Es begann der Einzug der Fahnenträger, denen zahlreiche Messdiener folgen. Dann kamen die kirchlichen Würdenträger, von denen man einige kannte, andere nicht. Mitten unter ihnen Pfarrer Davis, den man erkannte, wenn man zuvor schon ein Foto gesehen hatte.

Gemeinderatsmitglied Michael Langen begrüßte alle Anwesenden zu dieser besonderen Veranstaltung. Dann eröffnete Dechant Wilhelm Lohle den Gottesdienst. Er berichtete von der Ernennungsurkunde des Münsteraner Bischofs Felix Genn, die dem Pfarrer schon im Original überreicht worden sei. Nun verlas Lohle der Gemeinde den Text der Urkunde, um im Anschluss herzliche Glückwünsche auszusprechen.

Den eigentlichen Gottesdienst leitete hingegen Pfarrer Davis selbst. Den ersten Gottesdienst in seiner neuen Gemeinde. Er begrüßte die vielen Menschen ebenfalls. Man fragte sich, ob er etwas über sich berichten werde, um die Neugier zu stillen. Nichts da. In erster Linie feiern wir gemeinsam Gottesdienst, alles andere muss warten. Das war schon mal ein erstes unausgesprochenes Statement. Sprachlich musste man sich erst mal ein wenig einhören, denn der Akzent ist dem gemeinen Westfalen eher fremd. Da aber sehr betont und deutlich gesprochen wurde, dürfte dies nach einer Eingewöhnungszeit kein Problem darstellen.
Es fiel auf, dass der Umgang mit dem Mikro Pfarrer Davis selbstverständlich und vertraut schien. Es kam gut an, dass die direkte Ansprache der Menschen, ob bei der Predigt, oder auch bei einigen persönlichen Worten an die Gemeinde in völlig freier Rede erfolgte. Außerdem bewegte sich der Redner im Altarraum, statt nur am Altar oder am Ambo zu stehen. So mancher Blickkontakt kam zustande, so dass man sich direkt angesprochen fühlte.

Ein zweites Statement lieferte Pfarrer Davis, indem er mehrfach Papst Franziskus zitierte. Somit ist eine Zielrichtung seines Wirkens vorgegeben. Er wünsche sich wie der Papst, dass man barmherzig sein solle, offen für die Menschen sei und – wie Kardinal von Galen als Namenspatron der Gemeinde – auch in schwierigen Situationen für die Menschen einstehe.

In der Predigt verwendete er ein Bild für die Kirche, um seine Idealvorstellung zu erklären. Man solle die Kirche nicht wie eine beliebige Mietwohnung sehen, wo Kommen und Gehen, wo Unbeständigkeit herrsche und man sich nicht verantwortlich fühle. Vielmehr sei Kirche wie ein Haus oder eine Eigentumswohnung zu betrachten. Ein echtes Zuhause, in dem man sich wohl fühle, für das man sich engagiere und das man in Ordnung halte. So werde das Haus bewahrt, was aber Veränderung, Modernisierung und Anpassung an die jeweilige Lebenssituation nicht ausschließe.

Den ersten musikalischen Beitrag lieferte der Kinderchor mit dem Lied „Volltreffer“ (Ein Volltreffer Gottes bist du). Später sangen die Kinder gemeinsam mit dem Kirchenchor das Stück „Mögen sich die Wege“, wobei die Erwachsenen die Strophen übernahmen und die Kinder beim Refrain einsetzten. Ansonsten trug der Kirchenchor feierliche Kirchenliedklassiker zum Gottesdienst bei, wie z.B. „Kyrie eleison“. Für den Gospeltrain war es, wie für die anderen Chöre, erstmals eine Gelegenheit, sich dem neuen Pfarrer zu präsentieren.
Unser erster Song war „Immanuel”, bei dem nach einem Solo die Stimmen nacheinander einsetzten und sich das Lied zunehmend steigerte. Ganz anders war das langsame und ruhige „Holy is the lamb“, welches besonders bei einer tollen Akustik wirkt. Übrigens war es die erste „richtige“ Aufführung dieses für uns noch neuen Songs. Die Premiere hatte in der Andacht der „Himmlischen Nacht“ in der Bildungsstätte Caldenhof stattgefunden, in dessen familiärer Atmosphäre wir immer ein wenig experimentieren dürfen. Unser letzter Beitrag war auch gleich der Abschluss des Gottesdienstes vor dem orgelbegleiteten Auszug. Zum Schluss der Knaller „Oh, happy day“. Egal ob Pfarrer Davis schon etwas über den Gospeltrain gehört haben mag – eines wurde sofort klar: die Gemeinde ist gospeltauglich! Sobald Solistin Steffi das Lied angestimmt hatte, war das Publikum voll da und klatschte mit; und das größtenteils sogar im richtigen Takt. Da ist offensichtlich von unserer Seite in den letzten Jahren gute Arbeit geleistet und ein Stammpublikum aufgebaut worden. Wir konnten mit unserer Leistung zufrieden sein, angesichts der Eile und ohne vorheriges Einsingen umso mehr. Auch das gemeinsame Mitwirken mit den anderen beiden Chören an einer Veranstaltung hat uns gut gefallen.

Noch vor dem Auszug bekam Pfarrer Davis noch einige Grußworte zu hören. Als Bezirksvorsteherin von Heessen beglückwünschte Erzina Brennecke den Pfarrer zur Übernahme der Gemeinde Clemens August Graf von Galen, deren östlicher Teil in Heessen liegt. Pfarrerin Christel Schmidt von der benachbarten Johanneskirche freute sich auf gute Zusammenarbeit und betonte die seit vielen Jahren gut funktionierende Ökumene.

Ein Fazit des Einführungsgottesdienstes? – Eine schöne Feierstunde mit vielen Beteiligten. Pfarrer Davis wird sich willkommen gefühlt haben. Schön, dass er von seiner Familie, Mitgliedern seiner letzten Gemeinde und sonstigen Weggefährten begleitet wurde. Noch ist alles neu für Pfarrer und Gemeinde, doch dieser Start machte Mut. Man ist mit offenen Armen aufeinander zu gegangen und wird sich nun besser kennen lernen.

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Im Anschluss an den Gottesdienst hatte die Gemeinde zu einem Empfang im Pfarrheim geladen, um miteinander zu feiern und ins Gespräch zu kommen. Viele Gratulanten gingen auf Pfarrer Davis zu, der ein ordentliches Pensum zu absolvieren hatte. Gleich im Eingangsbereich wurde Sekt gereicht, aber auch sonst musste niemand durstig bleiben. Um sich zu stärken hatte man kräftige Suppen im Angebot. Der Saal war brechend voll und auch der Jugendbereich im mit einbezogenen Untergeschoss füllte sich schnell.

Erstaunlich, wie viele Freiwillige sich beim Empfang engagierten. Man gab Speis und Trank aus, spülte und ging überall wo nötig zur Hand. Dazwischen wuselten mit Pastoralreferent Martin Remke und Pfarrgemeinderatsmitglied Christian Leyer zwei der Organisatoren herum, um zu schauen, ob alles wie geplant lief. Die durften sehr zufrieden sein.

Einige Gospeltrainerinnen kamen mit einer Abordnung aus Dülmen ins Gespräch, wo Pfarrer Davis zuletzt tätig war. Die Hammenser drückten ihre Freude über die Neubesetzung der Pfarrstelle aus. Sie versprachen den „Neuen“ herzlich aufzunehmen und ihm die Eingewöhnung zu erleichtern. Die Dülmener waren ein wenig traurig, akzeptierten aber den Lauf der Dinge und „gönnten“ uns „ihren“ Pfarrer Davis. Versöhnliche Momente.

Nachbesprechung Doppeleinsatz am 18.10.2014 – Teil 1 Hochzeit in Hamm-Westen

© trainarchivatorHeute standen gleich zwei Auftritte im Kalender des Gospeltrains. Bevor am späten Nachmittag in unserer Heimatgemeinde der neue Pfarrer eingeführt wurde, ging es zuvor in den Hammer Westen. In der dortigen Josefskirche sollte als erstes Highlight des Tages die Trauung eines Paares stattfinden. Zuvor hatte es eine Reihe Absprachen gegeben, um beide Auftritte organisatorisch meistern zu können.

Frühzeitig traf man sich an der Kirche, um sich vorzubereiten. Schnell war die Empore als unser Standort ausgewählt. War neu für uns, denn bei unserer großen Konzertandacht in dieser Kirche im letzten Jahr hatten wir von den Altarstufen aus gesungen.

© trainarchivatorEinsingen unter der Friedenstaube

Das Einsingen lief recht gut, nur kleine Korrekturen waren nötig. Allerdings konnte man auf der Empore den eigenen Gesang akustisch kaum einschätzen. Bei einem Song stürzte Chorleiter Sebastian Wewer davon und wir sangen ohne Keyboardbegleitung einfach weiter. Wir lassen uns von solchen Merkwürdigkeiten schon lange nicht mehr irritieren. Aha, des Rätsels Lösung: der Chef war die Treppe herunter gerannt, um zu prüfen, was von uns unten im Kirchenschiff ankommt. Zurück auf der Empore konnte er uns beruhigen. Der Klang sei gut und alles gut zu verstehen. Das ließ uns dem Auftritt beruhigt entgegen sehen, obwohl wir uns selbst halt nicht so gut hörten.

© trainarchivator.© trainarchivator

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Ein paar Minuten bis zum Beginn bleiben uns noch

Ein etwas aufgeregter Mann mit Zylinder lief vorne am Platz des Brautpaares auf und ab, begrüßte hier und da Gäste in der inzwischen mit einer großen Hochzeitsgesellschaft gefüllten Kirche – konnte nur der Bräutigam sein. Als die Braut am Arm des Vaters zu Orgelspiel in die Kirche geleitet wurde, legte sich die Spannung. Bemerkenswert war die herzliche „Übergabe“ der Braut an den Bräutigam; dieser bekam vom Brautvater noch einen kräftigen Klaps auf die Wange. Schöner Auftakt! Sollte Schule machen.

© trainarchivatorDer Bräutigam war als einer der ersten da

Zum Auftakt begrüßte Pfarrer Ludgerus Poggel das Brautpaar und alle anderen Anwesenden. Locker und ungezwungen betonte er, wie schön man sich herausgeputzt habe und wie das sonnige Herbstwetter die Hochzeit kröne – angesichts einiger grauer Tage sei man schon etwas in Sorge gewesen.

„Wo zwei oder drei“ hatte man als eröffnendes Gemeindelied gewählt. Sebastian spielte die Orgel, der Gospeltrain unterstützte die Gemeinde. Nach dem Kyrie gab es mit „I will be there“ den ersten Gospel zu hören. Das Stück war beim Einsingen ganz in Ordnung, aber das gewisse Etwas fehlte noch. Also haben wir beim eigentlichen Auftritt mal den Ratschlag des Chorleiters beherzigt, die Lautstärke genauer nach seinen Vorgaben zu dosieren, und schon kam das Ganze noch wesentlich besser rüber.

© trainarchivatorKlare Ansage – so wird’s gemacht

Der Vergebungsbitte und dem Tagesgebet schloss sich der Vortrag der Geschichte „So lieb hab ich dich“ an, in der ein Ameisenmann das Wesen der Liebe erkundet. Nach dieser romantischen Geschichte war unser Beitrag „Hallelujah“ mehr als passend. Wie beim Lied zuvor hatten wir die Dosierung von Lautstärke und Einsatz besser als beim Einsingen im Griff. Es macht also Sinn auf den Chorleiter zu achten, was dieser immer wieder einfordert. – Ja, Sebastian, wir haben’s kapiert, Du bist der Chef. Zumindest während gemeinsamer Auftritte, grins!

Nach der Lesung kam der Soloauftritt unseres Chorleiters als Sänger. Man hatte sich den Titel „Auf uns“ von Andreas Bourani gewünscht, der vielen noch als Ohrwurm der Fußball-WM dieses Sommers im Gehör ist. Wer weiß, welche Geschichte dahinter steckt, dass man dieses Lied hören wollte. Im Refrain heißt es „Ein Hoch auf das, was vor uns liegt. Ein Hoch auf das, was uns vereint“ – vielleicht ein Motto für die gemeinsame Zukunft? Wir Gospeltrainer waren ganz leise und warteten ab, was passiert. Unser „Chef“ stand an der Balustrade und sang einfach los zum dezenten Playback. Der traute sich was! Klang prima und wir waren richtig stolz auf ihn. Wort für Wort wurde er sicherer, löste die Handbremse und mit mehr Körpereinsatz kam auch mehr Emotion in die Stimme. Wir hätten applaudieren mögen, doch dieser Gottesdienst sollte nur dem Brautpaar gehören.

© trainarchivatorSolo von Sebastian – Pause für den Chor

In seiner Ansprache ging Pfarrer Poggel darauf ein, was einen Menschen an einen anderen binde, obwohl es auch attraktive Alternativen gebe. Eine starke Beziehung/echte Liebe gehe viel mehr in die Tiefe als eine einfache Bekanntschaft. Man werde vom anderen getragen. Man sei einander anvertraut, aber man besitze einander nicht. Poggel verglich die Liebe, die man erhalten wolle, mit Sand in einer Hand. Presse man die Hand zur Faust, verrinne der Sand umso schneller. Halte man den Sand in einer offenen Hand, so liege er sicher und gehe nicht verloren. Das anschließende Gemeindelied „Herr deine Liebe“ unterstrich gerade diese Lockerlassen im Gegensatz zum krampfhaften Festhalten.

Die Trauung stand an. Von der Empore verfolgten die Gospeltrainer das Geschehen. Die Zeremonie war kurz, herzlich und bodenständig. Dazu strahlte die Sonne und warf buntes Licht durch die farbigen Fenster in den Innenraum. Den Trauspruch entnahm man dem 1. Korintherbrief, wo es u.a. heißt:„Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf.“ Ergänzt wurde der feierliche Moment mit dem Gedicht „Die Hochzeitskerze spricht“, in welchem eine Hochzeitskerze den Rat erteilt, sie gerade in den schwierigen Situationen des Lebens anzuzünden und neu gestärkt die Herausforderungen anzugehen.

© trainarchivatorDer entscheidende Moment – die Trauung

Bei der Gelegenheit darf ein Lied wie „Angels by my side“ nicht fehlen. Wer möchte nicht einen Engel oder einen zuverlässigen menschlichen Begleiter an seiner Seite haben, um schwierige und dunkle Momente zu meistern. Ein besonderer Moment für die engsten Angehörigen war das Anzünden einer Gedenkkerze für die verstorbene Brautmutter, die an diesem Gottesdienst sicher gerne teilgenommen und dabei ihre Freude gehabt hätte. Einige Momente des nachdenklichen Innehaltens tun gut, gerade auch in solch emotional aufgeladenen Feierstunden.

Eine aufmerksame Gospeltrainerin machte darauf aufmerksam, dass wir auf der Empore Besuch haben. Besuch eines Glücksbringers, eines Marienkäfers. Dieser krabbelte über das Hochzeitsprogramm und pausierte ausgerechnet bei der Ankündigung des Titels „This little light“. Ob man abergläubisch ist oder nicht – möge er dem Paar viel Glück bringen. Wir möchten gerne dran glauben. Aber nun wurde erst mal gesungen. Unten in der Kirche war die Stimmung zunehmend gelöst, die Braut klatschte mit und auch das Publikum traute sich nun aktiv zu werden.

© trainarchivatorEin Glücksbringer war unterwegs

Der Traugottesdienst ging nun dem Ende entgegen. Man sprach gemeinsam das Vater Unser und Pastor Poggel erteilte den Segen. Jetzt fehlte nur noch etwas fetziges, um von der feierlichen Trauung zur sicherlich folgenden Party überzuleiten. Da haben wir den Song „Rock my soul“ im Angebot, der schon so manche Kirche zum Beben gebracht hat. So auch heute. Unsere Herren waren klasse, obwohl zahlenmäßig den Frauen wie immer haushoch unterlegen. Mit Engagement ist offensichtlich so einiges herauszuholen. Endlich mal ein Titel, an dem der Chorleiter seine Meute nicht an die Leine nehmen musste und diese richtig nach Herzenslust powern durfte. Muss mal sein. Das kam im Publikum offensichtlich gut an. Spontaner Applaus.

Und schon sprang Chorleiter Sebastian wieder vom Keyboard zur Orgel und legte los, um den Auszug an diesem Instrument zu begleiten. Noch in der Kirche konnte man eine erhebliche Geräuschkulisse vernehmen. Vom Eingang schauten wir auf den vollen Kirchplatz wo sich u.a. Schützen, Spielmannszug und Freiwillige Feuerwehr zu Ehren der Neuvermählten versammelt hatten. Musik und Jubel für das Paar; wir machten uns schnell auf den Weg, um rechtzeitig zum zweiten Auftritt im Hammer Norden zu sein.

© trainarchivatorViele Menschen wollten die Neuvermählten empfangen

Was aber leichter gesagt war als getan. Mehrere Feuerwehrfahrzeuge blockierten die Straße, so dass wir nicht so einfach davonfahren konnten. Nach hartnäckigen Verhandlungen engagierter Gospeltrainerinnen setzte ein Fahrzeug zurück und wir konnten rasch aufbrechen. Den nächsten Auftrittsort haben wir übrigens rechtzeitig erreicht.

© trainarchivatorUnterhändlerinnen versuchten die Straße frei zu bekommen – erfolgreich!

Nachbesprechung Taufe in Hamm-Ostwennemar 12.10.2014

© trainarchivatorWar das eine Taufe? War das eine Taufe? hieß es anschließend von einer Gottesdienstbesucherin. – Man kann die Begeisterung verstehen. So lebensnah, herzlich und fröhlich, mit viel Musik und einer rührenden Taufzeremonie. Aber der Reihe nach.

Haben wir uns schon jemals so früh für einen Auftritt getroffen? 8.30 Uhr am Sonntagmorgen ist schon ungewöhnlich. Umso bemerkenswerter, dass sich 26 Gospeltrainer auf den Weg gemacht haben. Bei herbstlich-feuchter Kühle kamen wir an der Evangelischen Kirche in Hamm-Ostwennemar an. Gute Geister hatten im Gemeindesaal, der nur durch eine Glaswand vom Kirchenraum getrennt wird, Kaffee und Gebäck bereit gestellt. Dafür, dass man angeblich noch müde war, ging es aber schon sehr lebhaft zu. Irgendwie herrschte Aufregung und Vorfreude, da das zu taufende Baby die Enkelin einer Gospeltrainerin ist. Ihren aufregenden Start ins Leben haben wir aus der Ferne begleitet und irgendwie fühlte es sich ein bisschen wie die Taufe eines Patenkindes an.

© trainarchivatorEine Tasse Kaffee mit netten Leuten – ein guter Start in den Tag

Los, los! Unser Chorleiter Sebastian Wewer rief zum Einsingen. Im Gemeindesaal war es schon kühl, in der Kirche noch ein wenig frischer. Geschickt ausgewählte Einsingübungen sollten uns „zwingen“ uns zu bewegen. Die Luft erwies sich allerdings als sehr gut zum Singen geeignet, wie wir feststellen konnten. Und da kam auch schon die Familie des Täuflings, bald danach konnte es losgehen.

© trainarchivatorInnenraum der Evangelischen Kirche in Hamm-Ostwennemar

Zur Eröffnung des Gottesdienstes stand der Gospeltrain im Altarraum und sang „Order my steps“. Der Wunsch, Gott möge die Schritte dieses kleinen Menschen leiten, schien ein geeignetes Motto zum Auftakt sein. Pfarrer Ralf Gumprich saß während unseres Beitrags ganz schlicht in einer der Stuhlreihen und überließ uns die Bühne. Wir kennen einander von einigen früheren Auftritten in seiner Kirche, und er schien über unseren Besuch sehr erfreut zu sein. Ebenso erfreut schien das Baby zu sein, denn es schaute während des ganzen Liedes gebannt auf Chorleiter Sebastian am Keyboard. Überhaupt war es sehr interessiert und aufgeweckt. Da, hatte man richtig gesehen? Übte es etwa schon den Gospelschritt unter dem Taufkleid?

Für uns waren einige Plätze am Rande reserviert, die wir nun einnahmen. Nach einer herzlichen Begrüßung sang die Gemeinde mit unserer Unterstützung „Gott gab uns Atem damit wir leben“ (EG 432). Es folgte Psalm, Kyrie und Lossprechung, bevor gemeinsam „Gottes Liebe ist so wunderbar“ angestimmt wurde. Im Anschluss an ein Gebet wurde unser „Hallelujah“ gesungen, zu dem wir uns wieder auf die Altarstufen gestellt hatten. Es fiel auf, dass einige Besucher leise mitsangen, obwohl der Song doch eine Menge Text hat. Spätestens an dieser Stelle wurde klar, dass wir gut in Form waren. Das Stück gelang angenehm fließend, nichts klang gehetzt. Nach dem Evangelium sangen alle „Herr, wir bitten komm und segne uns“.

Wir Gospeltrainer dürfen uns als durchaus predigterfahren bezeichnen. Was haben wir bei Trauungen und Gottesdiensten aller Art schon zu hören bekommen?! Katholisch oder evangelisch, von Männern oder Frauen, mal lebensnah und persönlich, mal feierlich oder fast philosophisch. Aber heute? – Diese Predigt war ein Erlebnis in einer ganz eigenen Liga. Pfarrer Gumprich erzählte auf ganz ruhige, langsame und eindringliche Art von einem fiktiven (?) Gespräch zwischen Gott und einem Engel; am Abend des sechsten Schöpfungstages nach der Schaffung des Menschen – sozusagen „zwischen Sportschau und Wort zum Sonntag“. Gott hatte da noch eine Idee: die Schaffung der Familie. Vater, Mutter und Kind sei ja schon gut, aber nicht perfekt. Erst mit Oma und Opa, Tanten und Onkel werde daraus eine runde Sache. Der Engel war noch skeptisch. Überhaupt die Sache mit einem Kind. Wer wolle denn so was? Ein Kind schreie dauernd und fordere etwas, man verstehe nicht was es wolle, man müsse ständig waschen und putzen und es raube den Schlaf. Das mache doch keiner freiwillig! Gott widersprach. Der Engel argumentierte: die Kinder lernten irgendwann sprechen und die Eltern bekämen dann so etwas wie „nein“ und „meins“ zu hören, überhaupt würde Widerstand geleistet und in der Pubertät würde der Nachwuchs erst richtig seltsam. – Im Hintergrund musste eine Mutter zweier Teenies prusten 🙂 – Gott verteidigte weiterhin seine Idee. Jetzt brachte der Engel das Argument, welches wohl in allen Zeiten genutzt wurde, um Diskussion zu ersticken: das koste aber viiiel Geld. Gott behauptete, dass die Eltern sogar freiwillig dafür bezahlen. – Immer wieder sah die Gemeinde zum Täufling und seiner Familie, die war ganz berührt und horchte offensichtlich in sich hinein. – Gott behauptete, Kinder seien das Schönste. Sobald jemand die kleine Hände und Füße sehe, dem Baby ins Gesicht schaue, so schmelze er dahin. So entstünden Bande zwischen den Menschen, so verschenke man sich. Und wer sich an andere verschenke, der bekomme auch viel zurück. Der Engel gab sich geschlagen. – Wer jetzt die glücklichen Eltern mit ihrer kleinen Tochter im Taufkleid sah, der wusste: Gott hat recht!

Musik. Man brauchte etwas Musik, um die Predigt sacken zu lassen. Das dem Chor weitgehend unbekannte Lied „Vergiss es nie/Du bist du“ stand auf dem Programm. Chorleiter Sebastian übernahm als Solist die Strophen; wunderbar sensibel gesungen, denn der „Chef“ hatte heute einen Sahnetag erwischt. Es reicht eben nicht nur die Töne zu treffen, denn erst innere Ruhe, Konzentration und die richtige Einstellung zum Text machen aus einem Lied etwas Besonderes. Den Refrain sangen die Besucher und der mit Textblättern ausgestattete Gospeltrain. Viele Anwesende sind dahin geschmolzen, weil der Solist den Text so emotional und authentisch vertonte. Dabei schauten sich die mitsingenden Eltern gerührt an, denn nicht nur die Zeile „Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu“ traf mitten ins Herz. Kein Wunder, dass da auch ein Tränchen verdrückt wurde.

Unweigerlich steuerte der Gottesdienst auf die Taufzeremonie als heutigen Höhepunkt zu. Musikalisch eingeleitet mit dem Lied „Das wünsch ich sehr, dass immer einer bei mir wär“. Das Taufbecken hatte jemand mit einem zarten Blütenkranz geschmückt. Eltern, Täufling und Paten versammelten sich im Kreis. Eine Patin hielt das Baby auf dem Arm, dieses war völlig ruhig. Hatte es doch zuvor eine Weile ganz entspannt mit dem Kopf auf Mamas Schulter geschlafen. Die eigentliche Taufe war schlicht aber herzlich. Untermalt wurden diese Augenblicke mit einer Improvisation am Keyboard, ganz leise und zurückhaltend. Allmählich entwickelte sich die Musik zu einem Titel, den erkannt haben mag, wer kürzlich mit dem Train auf Fahrt zum Gospelkirchentag in Kassel war. Dort hatten wir einen Song kennen gelernt, der in diesem Moment perfekt passte: „Loved“ – eine schöne Gewissheit für das Kind auf seinem Lebensweg.

© trainarchivatorIn guten Händen – frisch getauft auf dem Arm der Patin

Mit der Taufe haben die Eltern ihrem Kind eine Richtung aufgezeigt, in die es sich zu gehen lohnt. Diese Gewissheit unterstrich das nur mit dem Refrain gesungene Gemeindelied „Von guten Mächten“ (EG 652), welches immer wieder eine ruhige Zuversicht auszustrahlen vermag. Nach Fürbitten und Vater Unser trat die Gemeinde noch einmal singend in Aktion. „Mögen sich die Wege“ kannte fast jeder, so dass fast alle auswendig mitsangen. Pfarrer Gumprich sprach den Schlusssegen, bevor der Gospeltrain wieder an der Reihe war.

Ob das so geplant war? Ein Medley? Es darf ruhig vermutet werden, dass es sich hierbei mal wieder um eine spontane Eingebung des musikalischen Leiters handelte. Eine feste Liedfolge für den Taufgottesdienst war uns zuvor nicht mitgeteilt worden; eher so etwas wie „alles nur Lieder, die ihr gut drauf habt“. So schafft man sich Spielraum für Kreativität. Es gab keine Ansage des Chorleiters, was gesungen werden sollte. Also hörte man dem Keyboardspiel zu, aus dem sich nach und nach die Melodie von „Lord, hold me“ hervorhob. Gute Wahl, das passte. Statt eines Endes wurde eine Überleitung zum Segenslied „Angels by my side“ gespielt. Jetzt haben wir kapiert, was der Mann an den Tasten vorhatte. Also einfach alles fließen lassen, zuhören und auf die kleinen Hinweise des Leiters durch Mimik, Gestik und leisen Zuruf achten. Den Schluss bildete der Klassiker „Oh, happy day”. Das Publikum war längst begeistert, hatte sich von der Stimmung anstecken lassen und sang mit. Was für eine Feier! Auch kritische Gospeltrainer dürften keine Fehler bei unseren Beiträgen gefunden haben, alles harmonisch, sicher und stimmungsvoll. Eine Belohnung gab es in Form von kräftigem Applaus.

Direkt nach dem Verklingen des letzten Liedes drängte sich der Pfarrer durch die Reihen der Gospeltrainer in Richtung Altar, wo seine Mappe lag. Ungewöhnlich. Die Verabschiedung hätte er doch von vorne machen können? Die Erklärung folgte „Ich habe gleich noch einen Termin“. In einer anderen Kirche erwartete man ihn zum Gottesdienst. Die Besucher blieben aber einfach und hofften auf eine Zugabe; kommt in Gottesdiensten eher selten vor. „Ihr könnt ruhig noch hier bleiben“ lud uns Gumprich ein. – Das haben wir auch noch nicht erlebt! Die Gemeinde feiert noch eine Session mit dem Chor, während der Pfarrer schon über alle Berge ist. Soweit kam es aber nicht. Zeitlicher Spielraum für einen Titel war noch. „Aber nur, wenn die Oma mitsingt“ forderte der Chorleiter Verstärkung aus der Familie des Täuflings an. Neu-Oma Ankie ließ sich nicht lange bitten und nahm ihren Stammplatz im Alt ein. Wie immer bei solchen Programmergänzungen verlassen wir uns ganz auf den Chef, der einfach nach Bauchgefühl einen Titel anspielt. Diesmal sollte es „Immanuel“ sein, obwohl unsere Stammsolistin nicht anwesend sein konnte. Dann übernahm der Chef das Solo eben selbst. Und das richtig gut. Heute lief sowieso alles wie am Schnürchen, so auch dieses Stück. Wir beendeten dann die Veranstaltung, indem wir einfach zu den sich beliebig oft wiederholenden letzten Zeilen des Liedes auszogen.

© trainarchivatorGospeltrain ist ausgezogen – sonst hätte es kein Ende gegeben

Nach dem endgültigen Schluss löste sich die allgemeine Spannung. Schlussapplaus der Zuhörer, Gratulationen und Erinnerungsfotos anlässlich der Taufe und erste chorinterne Manöverkritik. Ergebnis? Ein rundherum gelungener Taufgottesdienst. Eine würdige Feier mit Leichtigkeit und menschlicher Nähe, die allen Anwesenden in guter Erinnerung bleiben wird.

© trainarchivatorEs war so schön!

Gospelkirchentag Kassel – Teil 2 Die Gospelnacht

© Creative Kirche, Witten

© Sebastian WewerJetzt steht sie bevor, die Gospelnacht. Wir sitzen in den Bänken der ansonsten noch leeren Christuskirche und lauschen letzten Ansagen unseres Chefs. Heute werden wir als WeST! (We Sing Together!) auftreten. Der Name ist Programm. Unter diesem Dach versammeln sich Mitglieder verschiedener Chöre unseres gemeinsamen Chorleiters Sebastian Wewer.

© trainarchivatorAuf geht’s – fertig machen für den Auftritt

Große Gruppen stellen jeweils der „Gospeltrain Hamm“ und „CHORios“ aus Ahlen, dazu kommen einige Aktive von „Come on and sing“ aus Unna. Begleitet werden wir zudem vom „Rainbow Gospelchor“ aus Herzebrock-Clarholz. Ob sich unter diese bunte Truppe noch weitere Sänger gemischt haben, weiß wahrscheinlich nur der Chef ;-). Jedenfalls haben wir in einer Reihe von Workshops fleißig daran gearbeitet, eine Einheit zu werden und ein gemeinsames Repertoire für diesen Auftritt zu erarbeiten. Nun steht also der Ernstfall kurz bevor.

© trainarchivatorDie 50 Leute von WeST! beim Einsingen

Jetzt geht es ans Einsingen. Wir stellen uns auf den Stufen vor dem Altar auf. Zum Glück ist die Kirche für die Größe unseres Chores geeignet. Es hat also Sinn gemacht, dass die Veranstalter die an der Gospelnacht teilnehmen Chöre gefragt haben, mit welcher Personenzahl zu rechnen ist und welches technische Equipment benötigt wird. Auch wurden Möglichkeiten besprochen z.B. Keyboards gemeinsam zu nutzen, um unnötigen Aufwand bei der Anreise zu ersparen. Wie wir von Sebastian erfahren haben, hatte er Kontakt zu den Chorleitern der anderen beiden Chöre, die den heutigen Abend gemeinsam mit uns bestreiten. Dies sind GospelFire aus Hamburg und der Gospelchor Waltrop. Man muss wohl einen guten Draht zueinander gefunden haben, so dass Sebastian sicher ist, dass wir nicht in Konkurrenz zu einander stehen werden, sondern gemeinsam ein tolles Konzert für Zuhörer und Beteiligte auf die Beine stellen wollen. So soll es sein!

© trainarchivatordraußen Dunkelheit, drinnen geht’s gleich ab

Während wir uns in der Kirche einsingen, sind die anderen im benachbarten Gemeindezentrum mit ihrer Vorbereitung beschäftigt. So nach und kommen die ersten Gäste, die das Einsingen interessiert verfolgen. Obwohl mehr und mehr Leute eintreffen, bleibt der Geräuschpegel angenehm ruhig und unsere Vorbereitung wird nicht gestört. Man hat den Eindruck, als ob eine ganze Menge Fachpublikum unterwegs ist.
Pfarrer Martin Becker von der hiesigen Gemeinde trifft ein und stellt sich vor. Er begrüßt uns und drückt seine Vorfreude aus. Willkommen ist sein Angebot, sich im Gemeindezentrum an bereit gestellten Getränken zu bedienen. Der Mann weiß, was SängerInnen brauchen. Auch stellt er uns noch ein wenig die 1903 gebaute Kirche vor.

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Es geht los. Wir haben auf unseren Bänken im Seitenschiff Platz genommen, während der Hamburger Chor „GospelFire“ die Bühne betritt. Es sind nur sechzehn Leute eines an sich fast sechzig Mitglieder starken Chores, wie Chorleiter Daniel Zickenrott erklärt. Dieser hat seinen musikalischen Schwerpunkt als Chorleiter und Keyboarder im Gospel- und Popbereich. Man sei in dieser Formation noch niemals aufgetreten und dementsprechend gespannt. Es geht gleich richtig los. Schnell ist klar, dass die SängerInnen auftrittserfahren sind. Von der ungewöhnlichen Besetzung lässt sich niemand irritieren, sondern man strahlt große Selbstsicherheit aus. Die Mitglieder kommen sehr individuell daher, sowohl was Kleidung als auch den Ausdruck betrifft. Die vorgetragenen Songs sind alle modern und schwungvoll. Überhaupt ist der ganze Chor in Bewegung. Ganz alte Gospelklassiker sind nicht im Angebot, doch diese werden auch nicht vermisst. Das Publikum ist begeistert von diesem sehr frischen Auftritt und spendet großzügig Applaus. Am Ende strahlen die SängerInnen angesichts ihres sehr gelungenen Auftritts und die Besucher verabschieden den Chor stehend.
Wer vor dem Gospelkirchentag mal einen Blick auf die Homepage des Chores geworfen hatte, der erinnert sich an die Aussage: „Wir verstehen Gospelmusik als einen wichtigen Teil zeitgemäßer Kirchenmusik. Von daher ist GospelFire nicht nur ein Name, sondern auch Ausdruck für die Freude und Energie, die wir aus der Gospelmusik schöpfen“. – Da kann man nur sagen: gute Beschreibung und ihrem Namen machen sie in Kassel alle Ehre.

© trainarchivator Von der Seite aus verfolgen wir den Auftritt von GospelFire

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So. Jetzt kommt der Augenblick, auf den wir uns Monate lang gemeinsam vorbereitet haben. Wir betreten die Altarstufen. Angesichts der Zahl von 50 SängerInnen geht ein Raunen durch’s Publikum. „Herr, wir beten dich an” heißt unser erstes Lied. Nach den englischen Songs zuvor ist dieses ruhige, aber intensive Stück ein großer Kontrast. Das Publikum ist offensichtlich neugierig, was da jetzt für ein Chor auf der Bühne steht. Schnell ist aber klar, dass wir die Leute erreichen. Man hört still und aufmerksam zu, applaudiert anschließend gerne.

Chorleiter Sebastian begrüßt die Zuschauer und stellt uns kurz vor. Mit „Jesus is right here“ schließt sich nun ein ebenfalls ruhiger Song an, der sich aber gehörig steigert. Damit holen wir die Zuhörer ein wenig aus einer passiv-zuhörenden Haltung heraus. Man merkt’s auch gleich am Applaus, viel weniger dezent.

Dass wir auch richtig abgehen können beweisen wir mit „Heaven is a wonderful place“. Gerade am Beginn, den die Herren allein bestreiten, bewährt es sich, dass WeST! viele Männerstimmen an Bord hat – das macht schon Eindruck beim staunenden Publikum. Als dann nach und nach Alt und Sopran einsetzten, wird es erstmals richtig laut. Dementsprechend gehen jetzt die Leute mit. Reine Zuhörer sind sie längst nicht mehr. Etliche stehen auf und singen mit.

Chorleiter Sebastian Wewer verweist auf die Jahreslosung 2014 „Gott nahe zu sein ist mein Glück“, die im nächsten Lied vertont ist. „Lebensglück“ heißt das Stück, vor dem einige angesichts der Textfülle ein wenig Bammel haben. Wider erwarten nutzen nur sehr wenige die verpönten (streng verbotenen 🙂 ) Spickzettel. – Wo ist das befürchtete Problem? Wir kommen wunderbar durch den Text und vergessen dabei auch den Ausdruck nicht. Wir erleben einen hoch konzentrierten und uns bestens unterstützenden Chorleiter. Falls irgendjemand tatsächlich ein Problem haben sollte, dann wird dies durch die Fülle der Stimmen völlig ausgeglichen. Auch hier sind die Besucher sehr aufmerksam. Wie bei anderen ruhigen Stücken haben auffallend viele die Augen geschlossen und genießen still. Intensiver, leiser Applaus. Niemand mag die Stimmung durch überschäumenden Lärm zerstören.

„I will be there“ ist ein besonderer Titel, denn hier wird die Perspektive umgekehrt. In vielen Gospels sprechen die Menschen/die Singenden zu Gott. In diesem Fall ist es umgekehrt: Gott spricht zum einzelnen Menschen, der sich in einer Situation verloren fühlt und der Unterstützung bedarf. Vielleicht spricht hier aber auch ein aufmerksamer Mensch, der die Situation des anderen erkennt und ihm beisteht. Philosophisch betrachtet mag es sogar ein und dasselbe sein…

Natürlich darf in Kassel auch nicht unser Test fehlen, ob die Stadt gospeltauglich ist. Wir stimmen nach energiegeladener Anleitung durch unseren Chef unser Triplet an, bei dem drei Titel gleichzeitig gesungen werden. „Go, tell it on the mountains“ singt der Sopran, „He’s got the whole world“ der Alt und die Männer tragen „Rock my soul“ bei. Auch die Besucher werden mit einbezogen, so dass schließlich alle stehen und singen, die Stimmung tobt. Rasender Applaus. Wir kennen’s ja schon, für Kassel ist das neu. Test bestanden!

  • Jetzt ist es an der Zeit, das Sebastian Wewer die Rolle eines Vertreters der Creativen Kirche übernimmt. Er berichtet dem Publikum von der Initiative „Gospel für eine gerechtere Welt“, die jedes Jahr ein anderes Hilfsprojekt durch Spendenaktionen unterstützt. Dazu nutzt man den jährlichen Gospelday, alle zwei Jahre den Gospelkirchentag und viele andere unterschiedliche Veranstaltungen der Unterstützer. 2014 hat man das Projekt „Happy Home“ in Bangladesh ausgewählt. Dieses unterstütze ehemalige Kindersklaven, die in Privathaushalten oder verschiedenen anderen Branchen ausgenutzt wurden. Man bietet Unterkunft, Bildung und den Aufbau eines selbstbestimmten Lebens.
    Wewer bittet die Anwesenden auf eindringliche und überzeugende Weise dieses Projekt zu unterstützen, indem man die gleich durch die Reihen wandernden gelben Eimer ordentliche fülle. Wem die Eimer mit den Münzen zu schwer seien, der dürfe auch Scheine hinein tun. – Diese Bitte kann man eigentlich nicht ausschlagen…

© Creative Kirchehttp://www.creative-kirche.de/

http://www.gospelday.de/

http://www.gospelday.de/spendenprojekte/happy-home-bangladesch-2014/

Was sollen wir nun tun? Eigentlich steht nun „Let me fly“ auf dem Programm. Allerdings hat auch GospelFire dieses Lied schon gesungen. Sollen wir nun unsere Gäste mit einer Wiederholung langweilen? – Wir singen es trotzdem! Es ist einer unserer Lieblingssongs, und wir haben uns so lange darauf gefreut es mit einer so großen Gruppe zu singen. Ein Auslassen kommt auch für unseren Chef nicht in Frage; diesen Genuss wollen wir uns einfach gönnen. Schnell ist klar, dass wir niemanden langweilen Es kommt halt auch ein wenig anders rüber als bei GospelFire. Unter den Menschen in der Kirche sind etliche textsicher und singen mit. Überhaupt sind heute Abend viele voll mit dabei – mal aktiv singend, mal versonnen träumend. Keiner lässt sich einfach nur berieseln. Das macht diese Gospelnacht aus. Trotz der Wiederholung bekommen wir einiges mehr als Höflichkeitsapplaus. Den Leuten hat es gefallen, auch für uns war’s toll.

Jetzt geht es langsam dem Ende zu. „Angels by your side” wird, wie so oft, als Segenslied gesungen. Alle kommen wieder ein wenig runter und lassen sich tragen. Wir wollen die Menschen schließlich nachher mit einem guten Gefühl in die Nacht entlassen, So weit ist es aber noch lange nicht. Unsere Angels erreichen jedenfalls die Menschen und deren Lächeln erreicht uns. Das geplante „Heavenly peace“ lassen wir angesichts fortgeschrittener Zeit weg. Mit den anderen Chören gibt es schließlich die Absprache, dass sich keiner der Chöre auf Kosten der anderen mehr Zeit nimmt, als zuvor geplant war.

Einen Knaller haben wir noch zum Abschluss unseres Auftritts. Den Gopelklassiker „This little light of mine“ scheinen fast alle mitzusingen. Auch GospelFire und der Gospelchor Waltrop sind im Seitenschiff der Kirche mit dabei. Wunderschön. Laut. Intensiv. Von Herzen eben. Wir holen uns kräftigen Schlussapplaus ab und verlassen geschafft die Bühne.

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Als dritter Chor betritt der „Gospelchor Waltrop“ die Bühne. Wir können jetzt ganz entspannt zuschauen, nachdem wir unseren Auftritt erfolgreich hinter uns gebracht haben. Dieser Chor ist wesentlich kleiner als WeST! und umfasst ca. 20 SängerInnen. Man trägt schwarz und dazu einen violetten Schal. Begleitet werden sie von ihrer Chorleiterin, der Kirchenmusikerin Angelika Neuleben.
Vor einiger Zeit hatte ein Blick auf die Homepage des Gospelkirchentages, wo sich viele Chöre kurz vorgestellt haben, erstaunliche Parallelen zu unserem Gospeltrain aufgezeigt. In der Ev. Gemeinde Waltrop sollen Gospelbegeisterte diesen Chor gegründet haben und hauptsächlich englischsprachige Titel singen. Man ließe sich vom Klavier begleiten, habe aber auch A-capella-Stücke im Repertoire. Man trete in Gottesdiensten auf, gebe Konzerte und könne für Hochzeiten gebucht werden. Auch die Geselligkeit spiele eine Rolle. – Interessant. Ein ganz ähnlicher Werdegang wie bei uns.
Nun geht es los. Offensichtlich ist man recht aufgeregt. Vielleicht Lampenfieber ob des Auftritts beim Gospelkirchentag; oder man hat sich von den Auftritten von GospelFire und WeST! beeindrucken lassen. Gar nicht nötig. Der Chor hat ja etwas zu bieten. Außerdem haben wir selbst zuvor feststellen können, dass das Publikum wohlwollend ist und keine unangenehme Erwartungshaltung zeigt. GospelFire und WeST! zollen demonstrativ verdienten Applaus und ernten dankbares Lächeln. Auch die Chorleiterin der Waltroper wirkt ruhig und vermittelt ihren Leuten Sicherheit. So langsam schwimmen sie sich frei. Das Repertoire bietet bekannte Gospelsongs, doch man bewegt sich nicht nur auf ausgetretenen Pfaden, sondern hat auch Überraschungen parat. So singt man z.B. Popsongs mit Gospelthematik wie z.B. „What a wonderful world“ oder „Lean on me“
Langjährigen Gospeltrainern fallen sicher immer wieder Parallelen zu unserer eigenen Entwicklung auf. Bei einigen Stücken singen die Waltroper eher klassisch und ein wenig sopranlastig statt gospeltypisch zu grooven. Man steht recht ruhig und gerät nur wenig ins swingen. Genau diesen Entwicklungsschritt haben auch wir in den letzten Jahren hinter uns gebracht. Kostet erst etwas Überwindung, bereichert aber enorm. Man hat den Eindruck, als ob der Chor seinen ganz eigenen Stil entwickelt hat und diesen konsequent umsetzt. Wir jedenfalls genießen das Zuhören, ebenso das Publikum.

© trainarchivatorAuch bei den Auftritten der anderen Chöre sind wir voll mit dabei

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Als der Gospelchor Waltrop sein Programm unter kräftigem Applaus beendet hat, kommt es zum großen Finale. Die Chorleiter hatten zuvor einen Titel ausgewählt, den alle Chöre kennen und nun gemeinsam singen wollen. Dabei stellen sich alle Aktiven bunt gemischt auf die Altarstufen, lediglich nach Stimmen getrennt. „Lord, hold me“ wird nun angestimmt. Das Keybordspiel übernimmt der Hamburger Chorleiter, das Dirigat – Kenner sprechen auch von Ausdruckstanz – ist Aufgabe von unserem Sebastian Wewer. Außer zwei, drei Hinweisen zur Gestik gibt es keinerlei Abstimmungen, erst recht hat es zuvor keine ausgiebige Probe gegeben. Was sind wir gespannt! –

© trainarchivatorBlick in die gut besuchte Kirche

Wow, wer hätte das gedacht. Da steht doch tatsächlich EIN Chor auf der Bühne. Das glaubt einem niemand, dass wir niemals zuvor gemeinsam gesungen haben. Am Keyboard werden keine Experimente gemacht, die zu Missverständnissen führen könnten. Ganz klar wird lediglich die vertraute Melodie gespielt, was uns Sicherheit gibt und dennoch wunderbar gefühlvoll klingt. Sebastian ist in seinem Element: so viele Leute, die widerspruchslos seinen Vorgaben folgen. Ein Traum für jeden Chorleiter. Trotz aller Konzentration zeigt er sein allerschönstes Honigkuchenpferdgesicht. Das sind die besonderen Glücksmomente, die uns Gospeltrainer mit unserem „Chef“ zusammenschweißen. Dem Publikum gefällt´s, was sage ich – man ist begeistert. Man erkennt die harmonische Gemeinschaftsleistung der sich bis dahin völlig fremden Chöre an, und wir alle bekommen sehr kräftigen Applaus auf die Ohren. Längst hat man konzentrierte Sachlichkeit abgelegt und ist in Feierlaune. Wenn das Publikum wüsste, was – vielen Blicken verborgen – bei uns so partytechnisch in der letzten Reihe abgeht…

© trainarchivatorBei den Altos ist was los, ob das der Sopran auch so kann?

Ja, auf dieses Konzert können alle Teilnehmer stolz sein! Die Chöre bringen ein echtes Gemeinschaftswerk auf die Bühne. Jeder versucht sein vorbereitetes Programm optimal anzubieten und Spaß dabei zu haben. Hier muss man keine Konkurrenten um die Publikumsgunst ausstechen, sondern man rockt mit Gleichgesinnten die Christuskirche in Kassel-Wilhelmshöhe! Danke an alle!!!

© trainarchivatorSchluss, aus, es ist vollbracht! Geschafft, aber glücklich

Die Besucher genießen es offensichtlich. Auch bei ihnen ist definitiv Gospelkirchentagsfeeling aufgekommen. Sehr positiv: niemand rennt schon während des letzten Liedes hinaus. Das Kommen und Gehen während der Auftritte ist wohl eher der Tatsache geschuldet, dass mancher Zuschauer in der Gospelnacht verschiedene Veranstaltungsorte aufsuchen und möglichst viele Chöre erleben möchte. Auch jetzt verlassen die Menschen nur langsam die Kirche. Lieber hält man noch ein Schwätzchen mit Bekannten oder Unbekannten, lässt das gemeinsam Erlebte nachwirken.

© trainarchivatorDas schöne Konzert klingt noch nach, da hat es niemand eilig

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Eine wunderbare Gospelnacht in Kassel-Wilhelmshöhe liegt hinter uns. Wir sitzen wieder in unserem Bulli und fahren durch die Nacht unserer Unterkunft entgegen. Es tut gut eine Weile Zeit zu haben, um wieder runter zu kommen. Man ist doch noch einigermaßen energiegeladen. Der Kopf ist noch voller Musik und vieler Eindrücke. Da wäre an Schlaf noch nicht zu denken. Eines ist aber jetzt schon klar: an diesen Abend werden wir auch in Zukunft noch des Öfteren denken. Der Gospeltrain und sein musikalisches Umfeld mit all‘ den verschiedenen Chorfreundschaften und Kooperationen bietet uns immer wieder tolle Erlebnisse, die wir uns aber auch durch viel persönliches Engagement verdienen. Dann darf man ein angenehm warmes Gefühl des Glücks und der Zufriedenheit genießen, dass alle Kümmernisse des Alltags für einen Augenblick ausgeblendet. Danke euch allen, die ihr dabei wart.

© trainarchivatorEin toller Abend mit fast 90 Aktiven – Dank ans Publikum

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Und was das Beste ist – morgen geht es weiter auf dem Gospelkirchentag. Der Mass Choir Workshop steht als nächstes an. Ein neuer Tag, neue Erfahrungen. Erst aber müssen in der Nachtruhe die Kräfte ein wenig aufgetankt werden.

Mehr vom Mass Choir Workshop in Teil 3.

Nachbesprechung Hochzeit in Hamm-Berge 27.09.2014

© trainarchivatorNach dem großartigen Gospelkirchentag am vergangenen Wochenende hat uns nun der Alltag wieder. – Was heißt hier Alltag? Ein Festtag, eine Hochzeit bei strahlendem frühherbstlichen Sonnenschein. Die Trauung fand in der Evangelischen Kirche in Hamm-Berge statt. Hier, unterhalb der Hammenser Wassertürme, war man dem Alltag der Stadt ein Stück weit entrückt. Diese Kirche ist ein beliebter Ort um zu heiraten; schon mehrfach waren wir zur musikalischen Begleitung hierher eingeladen. Als die ersten von uns eintrafen, waren eifrige Menschen noch dabei die Spuren einer bereits früher am Nachmittag hier gefeierten Hochzeit zu beseitigen – Rosenblätter und rote Herzchen.

© trainarchivatorHaupteingang der Ev. Kirche Hamm-Berge

Ein Blick in die Kirche hinein ließ eine festliche Trauung erwarten. Alles elegant in weiß dekoriert.

© trainarchivatorAlles war sehr schön vorbereitet

Wir begaben uns auf die Empore, um uns einzusingen. Da man sich die oft gesungenen Hochzeitsklassiker aus unserem Repertoire gewünscht hatte, verlief die Vorbereitung völlig problemlos. Chorleiter Sebastian Wewer hatte keinen Grund korrigierend einzugreifen. So hatte man noch einige Minuten Zeit, bis die Zeremonie begann.

© trainarchivatorDer Gospeltrain beim Einsingen

Den Einzug von Pfarrer und Brautpaar begleitete unser Chorleiter auf der Orgel. Die Begrüßungsworte von Pfarrer Michael Schmidt ließen schon erahnen, dass die Trauung eher heiter und zwanglos von statten gehen würde, dennoch angemessen feierlich. Er freue sich auf viel Musik und sei schon recht gespannt. Allerdings bat er darum, dass man nicht nach jedem Stück applaudiere, sondern man bis zum Ende warten möge.

© trainarchivatorDer Titel „Angels by your side“, den wir oft als Segen zum Abschluss von Auftritten singen, war heute mal der musikalische Auftakt. Wirkte fast wie ein Motto, unter das man diese Feierstunde gestellt haben wollte. Eine schöne Variante. Dazu schien die Sonne angenehm mild in die Kirche hinein.

Nach der Lesung (Auszug aus dem Hohelied der Liebe, 1Kor13) und einem Gebet folgte unser zweiter Song, „This little light of mine“. Da es auf der Empore etwas eng war, blieb Solistin Birgit einfach an ihrem Platz stehen, statt – wie sonst üblich – in die Nähe des Keyboards zu gehen. Klappte auch so, denn für Blickkontakt zum musikalischen Leiter war gesorgt. Da das Lied weitgehend bekannt war, klatschten einige Gäste mit und schauten zur Empore hoch.

© trainarchivatorEin paar Minuten der Ruhe und des Zuhörens

Die Traupredigt befasste sich mit verschiedenen biblischen Aussagen zur Ehe. Unter anderem mit dem Text Ruth1,16 „Wo du hingehst, da will auch ich hingehen“. Ganz zu Beginn hatte Pfarrer Schmidt schon seine ganz eigene Lebensweisheit zum Besten gegeben: nach einem Scherz, dass er das tolle Wetter bestellt habe, sicherte er dem Paar zu, dass eine Ehe auch bei Regenwetter gelingen könne. Mit dem „Hallelujah“ unterstrichen wir diese Aussage. Auch diesen bekannten Song verfolgten viele Anwesende mit Blick hinauf zur Empore.

Nun erfolgte die Trauung. Die Ja-Worte waren gut zu verstehen. Ein kleiner Junge brachte die Trauringe zum Altar. Zwar alles ein hochoffizieller Akt, doch mit sehr persönlichen und herzlichen Worten.

© trainarchivatorDas Paar empfing zum Abschluss der Zeremonie den Segen

Nicht nur der Gospeltrain lieferte musikalische Beiträge. Ein Quintett sang a capella den Nena-Titel „Leuchtturm“. Wenn der Eindruck nicht täuschte, waren es allesamt Mitglieder des in Hamm und Umgebung bekannten Jazzchores „Out of tune“. Es gab verdienten kräftigen Applaus für die gute Leistung. Pfarrer Schmidt hatte zuvor offiziell „Klatscherlaubnis“ erteilt.

© trainarchivatorDas fünfköpfiges Vokalensemble überzeugte – Klasse!

Den aus dem persönlichen Umfeld des Paares heraus vorgetragenen Fürbitten schloss sich das Gemeindelied „Komm, sag es allen weiter“ an, natürlich von Sebastian an der Orgel begleitet. Nach einem Schlussgebet wurde gemeinsam das Vater Unser gesprochen und schließlich vom Pfarrer der Schlusssegen erteilt. Jetzt löste sich endgültig die Spannung und Pfarrer Schmidt übernahm die Regie, was den Auszug aus der Kirche angeht. „Oh, happy day“ sang der Gospeltrain. Pfarrer und Paar zogen sehr langsam aus, um noch etwas zuzuhören. Zu unserem Erstaunen folgte die Hochzeitsgesellschaft nicht unmittelbar dem Paar, sondern blieb in den Bänken stehen, mit klatschend. Wir fragten uns, ob die Brautleute jetzt ohne ihre Gäste allein vor der Kirche stünden, oder ob sie selbst einen Moment stehen geblieben waren, bis das Lied ausklang. Jedenfalls ernteten wir am Ende kräftigen Applaus. Man sah in wohlwollend und zufrieden lächelnde Gesichter. Unser Auftritt hatte offensichtlich gefallen. Als wir die Kirche verließen, sahen wir, dass man den Neuvermählten einen roten Teppich ausgerollt hatte. Zahllose Seifenblasen glitzerten im Sonnenschein, und man war mit der Beglückwünschung des Paares beschäftigt. Wir schlichen uns dezent davon Richtung Wochenende.

Nachbesprechung Hochzeit in Kamen-Heeren 30.08.2014

© trainarchivatorAm Ende einer aus Sicht unseres Chores ereignisreichen Woche stand eine Hochzeit auf dem Programm. Nachdem am Mittwoch die turnusmäßigen Proben nach der Sommerpause wieder aufgenommen wurden, stand am Freitag für die Teilnehmer des Gospelkirchentags in Kassel die Generalprobe an. Am Samstag trat dann wieder der „Ernstfall“ ein – Auftritt statt „nur“ Training.

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Die Hochzeit fand im Kamener Ortsteil Heeren in der dortigen Herz-Jesu-Kirche statt. Dieser neoromanische Bau überraschte uns gleich mehrfach. Schon aus der Ferne war der helle und farbenfrohe Turm zu sehen und wies uns den Weg. Der Innenraum empfing uns dann aufgrund dicker Mauern und kleiner Fenster recht düster; das graue Wetter tat sein Übriges dazu. Ganz anders sah es dann aus, als die Lampen angingen und speziell der Altarraum ausgeleuchtet wurde. Ganz wunderbar.

© trainarchivatorTolle Aussicht auf den prächtigen Altarraum

Gut, dass wir frühzeitig angekommen waren, denn es benötigte schon einige Zeit, bis wir uns auf der engen Empore eingerichtet hatten. Wie Chorleiter Sebastian Wewer sein Keyboard die enge Wendeltreppe hinauf geschafft hat bleibt ein Rätsel. Durch die zusätzliche Übernahme des Orgeldienstes musste er zudem zwischen Keyboard und Orgel wechseln – aufgrund der Enge eine echte Herausforderung.

© trainarchivatorDie Orgelempore hoch über dem Geschehen

Das Einsingen verlief problemlos, so dass viele Songs nur kurz angesungen werden mussten. Verständlich, waren viele Gospeltrainer doch gestern Abend noch bei der Generalprobe für den Gospelkirchentag, wo teilweise die gleichen Titel gesungen wurden. Inzwischen war auch Pater Ewald Ottoweß eingetroffen, der die Trauung durchführen sollte. Schnell wurde uns eine Begrüßung von unten zugerufen.

© trainarchivatorKurze Absprache der Hochzeitsprofis am Altar

Einige Minuten verblieben uns noch, dann kam die Braut. Ihren Einzug begleiteten wir mit dem Lied „I will be there“. Das hörte sich richtig gut an! Gerade diesen Titel hatten wir in letzter Zeit oft gesungen und dementsprechend einfach fiel er uns. Die Akustik war prima und Sebastian hatte wenig Arbeit mit uns. Es musste seinen Chor nur richtig dosieren und konnte dann den Gesang einfach fließen lassen. Ganz leicht hörte es sich auch an.

Direkt im Anschluss sang die Gemeinde das Eröffnungslied „Suchen und fragen“. Wie bei allen Hochzeiten wurden die Gemeindelieder von uns unterstützt. Pater Ottoweß hielt Begrüßung, Einführung und Kyrie knapp, schon beim Gloria ging es weiter mit Musik. Der Titel „Dass Du mich einstimmen lässt“ war uns weitgehend unbekannt, doch wir hatten den Text zur Hand, so dass wir mitsingen konnten.

Nach Tagesgebet und Lesung (Rut 1, 14b-17) war der Gospeltrain mit einem Zwischengesang an der Reihe. „Jesus is right here“. Da kam Gänsehautgefühl auf. Auch dieses Lied klappte prima, obwohl der Sopran zahlenmäßig dem Alt ausnahmsweise mal unterlegen war. Wie gerne hätte man mal gehört, wie es sich unten im Kirchenraum angehört hat; auf der Empore hatten wir einen sehr positiven Eindruck.

Weiter ging es mit dem Evangelium („Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen“, Mt19, 3-6). In der Predigt des Paters ging es um sich ergänzende Gegensätze und Unterschiede. Dann war es endlich so weit: die Trauung des Paares stand an. Nach der Segnung der Ringe wurde das Trauversprechen abgenommen und anschließend auch das Paar gesegnet. Wie immer verfolgten die Gospeltrainer die Zeremonie sehr aufmerksam. Auch dieses Paar hatte sich das „Hallelujah“ im Anschluss an die Eheschließung gewünscht. Es passt als Jubelruf aber auch einfach zu gut, und unterstrich diesen ganz besonderen Augenblick. Die Kirche war mit schönem Gesang angefüllt und verschaffte der Hochzeitsgesellschaft nach der Spannung einige Momente des Innehaltens.

© trainarchivatorVon der Empore hatte man freie Sicht auf das Geschehen

Den Fürbitten schloss sich die Gabenbereitung an, begleitet vom Gemeindelied „Wenn das Brot, das wir teilen“. Zum Sanctus wurde dann der Klassiker „Großer Gott, wir loben dich“ angestimmt. Auch das Geheimnis des Glaubens und das Vater unser sprachen alle gemeinsam, der Friedensgruß mit dem Lied „Herr, gib uns deinen Frieden“ ergänzt.

Während der Kommunion kam der Gospeltrain wieder zum Einsatz. Man hatte sich den gefühlvollen Gospel „Angels by your side“ ausgesucht. Dieser Song ist eine Art Segenswunsch, der vom Komponisten sehr gelungen in Text und Melodie umgesetzt wurde. An dieser Stelle des Gottesdienstes, wo viele sicher eine wohlige Zufriedenheit und Sicherheit empfunden haben mögen, war dieses Stück eine ausgezeichnete Wahl. Nach dem letzten Gemeindelied war Sebastian einfach an der Orgel sitzen geblieben und spielte das Lied auf diesem Instrument, statt wie sonst auf dem Keyboard. Alles spontan, keinesfalls abgesprochen. Der Gospeltrain kennt seinen Chef und ließ sich von solchen Umstellungen nicht irritieren. Auch die Tatsache, dass der Kontakt zum Chor, um durch Mimik und Körpersprache Anweisungen zu geben, durch die Sitzposition erschwert war, haben wir gemeistert. Die sich an den gelungenen Song anschließende kurze Zeit der Stille war sehr angenehm.

Nun gab es eine kurze Irritation, ob sich ein Lied oder schon das Schlussgebet anschlösse. Pater Ottoweß ergriff die Initiative und sprach einige Worte zum Abschluss. Dann war Sebastian an der Reihe und spielte das Lied „Möge die Straße uns zusammenführen“ an, welches dann gemeinsam gesungen wurde. Das eigentliche Schlussgebet sprach im Wechsel das Hochzeitspaar. Eine schöne Idee die beiden zu Wort kommen zu lassen; ist es doch ihr Tag, den sie selbst gestaltet haben.

Bevor das Paar zum auf der Orgel gespielten Hochzeitsmarsch die Kirche verließ, gab es noch den Klassiker aller Gospelklassiker zu hören. Kaum eine Hochzeit möchte auf „Oh, happy day“ verzichten. Das Publikum hatte die Brautmesse bisher recht ruhig verfolgt, klatschte beim Schlussstück aber sofort mit, stand auf und warf mal einen Blick in unsere Richtung. Auch die Gospeltrainer verließen allmählich die Kirche, wobei einige noch vom Pater angesprochen wurden. Dieser entschuldigte sich zu unserer Überraschung, dass er sich bei uns nicht ausdrücklich zum Abschluss des Gottesdienstes bedankt habe. – Kein Problem. Wir hatten nicht das Gefühl übergangen worden zu sein. Über das Lob für unseren Auftritt haben wir uns jedenfalls sehr gefreut.

© trainarchivatorWer diese Woche in Sachen Choraktivitäten voll durchgezogen hatte,
freute sich auf’s Restwochenende