Dolberg liegt im Sonnenschein, als der Gospeltrain Hamm e.V. an der St. Lambertuskirche eintrifft. Hier heiraten gleich Sandra und Andreas. Wir machen uns mit der Kirche vertraut, und führen eine Stellprobe im Altarraum durch. Während der Wortbeiträge sollen wir eine Sitzgelegenheit bekommen, also werden Klappbänke aufgestellt. Alles passt, nun kann das Einsingen beginnen. Unser Chorleiter Sebastian Wewer bittet um Disziplin: er habe schon ein anstrengendes Programm an diesem Tag hinter sich; wir wollen rechtzeitig vor Beginn der Hochzeit fertig sein. Wenn er wüsste, wie viel Zeit uns noch bleibt…
Der die Trauung durchführende Pfarrer Frank Kargus kommt und bereitet sich vor, kurzes Gespräch mit Sebastian zum Ablauf. Nach und nach erscheinen die Hochzeitsgäste. Alles ist wie immer bei solchen Feierlichkeiten. Man ist gespannt, schaut sich um und wartet. Schnell wird noch Blumenschmuck an die Kirchenbänke angebracht. Sebastian hilft, weil er im Moment sonst nichts zu tun hat. Der Chor beobachtet seinen nach Aktivität lechzenden Chorleiter. Wir warten weiter und noch weiter. Wo bleibt die Braut? Bräutigam Andreas ist längst da und wartet auch. Er erträgt die Situation relativ gefasst. Kennt er den Grund der Verspätung? Ein Gerücht sagt, die Ringe fehlen. Ob’s stimmt? Der Pfarrer sucht inzwischen das Gespräch mit zwei kleinen Kindern und deren Eltern. Sebastian wird ungeduldig, sein Mienenspiel und die Gesichtsfarbe verraten den Insidern: in dem Manne tobt’s. – Genug gewartet. Der Gospeltrain geht zum Angriff auf die Langeweile über. Wir werden die Hochzeitsgesellschaft jetzt mal etwas unterhalten. Wozu sind wir Unterhaltungskünstler?
Mit „Jesus is my salvation“ geht’s los. Erst dezent einstimmig, dann als Kanon. Dem Publikum scheint die Unterhaltung ganz angenehm zu sein. Jetzt wissen alle, was der Gospeltrain so zu bieten hat. Es sind ja bestimmt auch Gospelneulinge anwesend. Sebastian reizt die Akustik mit viel Hall. Er geht jetzt „in die Vollen“ und will „Joshua“ singen lassen – in unserer „Wir reißen jetzt die Mauern ein“-Version. Wir sind zu recht gespannt. Das Ergebnis ist beeindruckend, aber die jahrhundertealte Kirche widersteht. Die angestaute Energie ist jetzt abgebaut, wir können weiter geduldig warten. Wir sind fast 20 Minuten über die Zeit. Der Bräutigam lächelt weiter tapfer, der Pfarrer nimmt’s scheinbar mit Humor. Wir meinen von draußen Gewittergrummeln zu hören.
Unverhofft erscheinen zwei festlich gekleidete Damen, vermutlich die Begleitung der Braut. Schnell Aufstellung genommen und nochmal vergewissert – ja, die Braut kommt. Wenn das kein Grund für unser „Hallelujah“ ist. Wir beherzigen den vorhin beim Einsingen gegebenen Hinweis vom Chef, sehr deutlich zu artikulieren. Dementsprechend gut klingt das Lied, die Braut kommt lächelnd in einem märchenhaften Kleid auf uns zu und wird vom Zukünftigen in Empfang genommen. Da hat sich das Warten doch gelohnt!
Eröffnung und Begrüßung laufen ganz entspannt ab, von der Wartezeit ist nichts mehr zu spüren. Es wird schnell klar, dass der als Krankenhausseelsorger tätige Pfarrer sprachlich und emotional ganz nah bei den Menschen ist. Nun wird von der Orgel begleitet „Großer Gott wir loben Dich“ als Gemeindelied gesungen. Nach Tagesgebet und Lesung folgt „Shine your light“. Evangelium und Predigt drehen sich rund um das Thema Vertrauen; Vertrauen der Eheleute aufeinander und das Vertrauen auf Gott. Wenn laut biblischem Text aus Wasser Wein wird, so können wir aus der Beliebigkeit zu Vertrauen zurückfinden. Wenn man etwas dafür tut. Wie der Bräutigam, der vor vielen Jahren den bei seiner Trauung in einen Lüftungsschacht gefallenen Ring eigenhändig für die Braut zurück holte. Ein wahres Erlebnis des Pfarrers, heute fast wie ein Gleichnis erzählt. Seit einigen Minuten hören wir draußen den Regen hinunter rauschen.
Es folgt die Trauung nach den altbekannten Regeln, dennoch immer wieder schön. Da wir diesmal dem Paar Auge in Auge gegenüber sitzen, können wir die Zeremonie gut verfolgen. Auch Blicke in das Kirchenschiff sind interessant. Kaum ist die eigentliche Trauzeremonie abgeschlossen, so lassen wir das „Oh, happy day“ erklingen. Einen besseren Augenblick kann man dafür nicht auswählen. Das meint auch die mitsingende Braut, als Neu-Gospeltrainerin natürlich im beschwingten Gospelschritt. Ehemann Andreas nimmt den Schwung seiner Braut gerne auf. Schon merkwürdig, aber genau in dem Moment kam die Sonne wieder raus und die Kirche wird von Licht durchflutet.
Nach den Fürbitten erklingt das Gemeindelied „Nun danket alle Gott“ mit Sebastian an der Orgel. Anschließend erfolgt die Kommunion, die der Gospeltrain mit dem Taizé-Lied „Bless the Lord“ untermalt. Da man die einzige Strophe je nach Situation beliebig oft in verschiedenen Variationen wiederholen kann, eignet es sich gut dafür. Es gelingt noch deutlich besser und stimmungsvoller, als bei der letzten Probe. Dafür gibt es einen Grund – Sebastian ist mal wieder kreativ. Statt vom Keyboard werden wir von der Orgel begleitet, und er singt zwei schöne Soli, wir summen dazu. Wir wundern uns immer wieder, wie er sich spontan konzentrieren kann, obwohl er eben noch ganz aufgeregt war. Der Pfarrer kündigt ein letztes Lied an, bevor der Gottesdienst durch ihn beendet werden soll. Er wird mal schnell in Kenntnis gesetzt, dass noch zwei Musikstücke folgen. Er reagiert herrlich locker schmunzelnd: “So machen wir das. Erst das und dann das“.
Mit dem ruhigen Lied „Mögen sich die Wege“ kann sich die emotional aufgeladene Stimmung nach Trauung und Kommunion wieder etwas beruhigen und ein Blick in die Zukunft gewagt werden. Nun folgen noch Schlussgebet und Segen, bevor mit „Rock my soul“ wieder Tempo aufgenommen wird. Die Braut singt wie auch bei anderen Titeln teilweise mit, der Bräutigam schnipst lächelnd dazu. Überhaupt ist sehr viel nonverbale Kommunikation zwischen Brautpaar und Chor zu beobachten. Hier ein Lächeln, dort ein Nicken, vom Mitsingen und Mitklatschen ganz zu schweigen. Wir scheinen den Nerv getroffen zu haben.
Nach unserem letzten Lied verlassen wir schnell die Kirche, um das Paar draußen in Empfang zu nehmen. Wir stellen uns in Spalierformation auf, wollen gleich ein Ständchen bringen und Blumen überreichen. Sandra und Andreas haben noch eine Aufgabe zu erledigen, bevor sie bei uns ankommen. Jetzt wird bei strahlend blauem Himmel „Heaven is a wonderful place“ gesungen, genau passend für das Brautpaar. Nach persönlichen Glückwünschen können wir jetzt zufrieden ins Wochenende gehen.
Schön war´s 🙂 Herzliche Glückwünsche nochmal an Sandra und Andreas!!!!