Bisher ist das Gemeinschaftskonzert, zu dem uns der gastgebende Rock- und Popchor HÖRSTURZ eingeladen hat, ein voller Erfolg. Nachdem beide Chöre jeweils ihren ersten zwanzigminütigen Block gesungen haben, nutzen Aktive und Besucher die Pause, um einen Schluck zu trinken und sich auszutauschen. Bisher gibt es nur positive Rückmeldungen. Weiter geht’s, die Pause ist schon wieder vorbei.
Diesmal singt zuerst der Gospeltrain, damit die Gastgeber zum Abschluss der Veranstaltung auf der Bühne stehen und sich den verdienten Applaus ihres Publikums abholen können. Im Gegensatz zum unserem ruhigeren Block vor der Pause soll es jetzt deutlich lebhafter zugehen.
Mit der gesungenen Aufforderung „Come, let us sing“ gelingt uns ein toller Einstieg: erst einstimmig und zart, dann mehrstimmig und lauter, beginnend mit dezentem Schnipsen, wechselnd zum Klatschen. Wer mag sich dieser Einladung zum Singen widersetzen? – Niemand. Eine mögliche Trägheit nach der Pause wird gleich weggeblasen. Der Gospeltrain kann’s also auch schwungvoller und mit mehr Körpereinsatz als bei den Titeln vor der Pause. Das gefällt.
Bühne, Akustik, Licht – das Schulforum bietet gute Bedingungen
© Jens Spitczok
Jetzt sind wir mal gespannt, wie „Burden down“ läuft; der von uns in letzter Zeit runderneuerte Klassiker. Eigentlich ist dies ein einfaches Stück, das wir schon in der Frühzeit unseres Chores im Repertoire hatten, doch irgendwann wurde es uns langweilig und dementsprechend lange nicht mehr gesungen. In der aufgefrischten Fassung ist wieder Spannung drin. Chorleiter Sebastian Wewer hat uns – quasi als Gimmick – beibringen wollen, bei der letzten Strophe immer dann, wenn „down“ gesungen wird, kurz etwas in die Knie zu gehen. An sich eine einfache Ansage, doch in den Proben haben wir bewiesen, wie blöd man sich dennoch anstellen kann. Gelächter, Verzweiflung, sollen wir den Gag wirklich beim Auftritt bringen? „Das schafft ihr, konzentriert euch“, haben wir immer wieder vom Chef zu hören bekommen. – Heute fluppt’s, als ob es das Einfachste sei. Wir können uns ein Lächeln nicht verkneifen. Jeder Gospeltrainer geht in die Knie, wenn seine Stimme das „down“ singt; durch das Arrangement schön versetzt und unterschiedlich lange. Sieht witzig aus, wie es der Chorleiter erhofft hat. Unglaublich, hat der Herr Wewer mal wieder Recht gehabt – deshalb ist er der „Chef“.
Unser Chorleiter führt uns durch die Stücke © Jens Spitczok
Jetzt und hier auf der Bühne erfahren wir von einer erneuten Programmänderung. Macht nichts, wir sind solch Spontanaktionen des Chorleiters gewohnt. „Sia hamba“ soll gesungen werden, um afrikanische Gospelmusik vorzustellen. Dieses Lied können wir fast im Schlaf und es kann jederzeit abgerufen werden. Außerdem ist es dadurch geprägt, dass der Chorleiter uns intensiv durch das Stück leitet und durch seine Vorgaben jederzeit Akzente nach seinem Bauchgefühl setzen kann. Es ist sozusagen ein Musterbeispiel dafür, wie wichtig es ist, dass Chor und Chorleiter eine eingespielte Einheit sein sollten. Das Publikum erkennt das und der anerkennende Applaus verdeutlicht dies.
Foto © Jens Spitczok
Der Gospeltrain kann es auch auf Deutsch! In den letzten Jahren haben wir in unsere Konzertprogramme fast immer gegen Ende ein Segenslied eingebaut. Heute ist es „Sei behütet“, das erst seit diesem Jahr im Repertoire ist. Inzwischen haben wir kapiert, dass dieses Werk am besten klingt, wenn man ganz zart, mit deutlicher Aussprache singt und die Worte dabei ganz locker fließen lässt. Wir treffen den Nerv des Publikums, und viele Liedkundige singen verträumt mit. Ein schöner gemeinsamer Moment, der Lohn für die Aktiven ist.
Zum Abschluss gibt’s den ewig aktuellen Klassiker „Oh, happy day“ zu hören. Diesen Song hat man unzählige Male gehört und gesungen und dennoch bekommt man ihn nicht über. Vielleicht mag es daran liegen, dass viele Menschen mit diesem Stück ihre ganz persöhnlichen „happy moments“ erlebt haben. Das Publikum steigt sofort nach den ersten Klängen singend und klatschend mit ein. So beschließt der Gospeltrain seinen Auftritt bei dieser Veranstaltung und tritt unter verdientem Applaus von der Bühne ab.
Jetzt kommt HÖRSTURZ zu seinem zweiten Auftrittsblock auf die Bühne, und ab sofort sind die Gospeltrainer nur Zuschauer, die entspannt zuhören dürfen. Die „Pflicht“ ist getan.
Hörsturz und Gospeltrain haben die Ersatzbank getauscht © Jens Spitczok
Zum Auftakt gibt es das Stück „I will be there for you“ auf die Ohren. Dabei ist ganz klar zu erkennen, dass die Chorleiterin Jazz-Chor-Erfahrung hat. Wie bei keinem anderen Lied zuvor übernehmen die Männerstimmen v.a. die Begleitung der Frauenstimmen. Vieles klingt lautmalerisch nach Percussion oder Bass, ist dabei richtig schwungvoll und dynamisch.
Hörsturz startet gut in den zweiten Teil – unser „Chef“ hört genau hin
Anschließend wagt man sich an Frank Sinatras Klassiker aller Klassiker: „My way“. Da kann man echt gespannt sein. Neben dem unerreichten Original gibt es einige gute Coverversionen, aber auch extrem viele peinliche Versuche. Mal hören, was HÖRSTURZ daraus machen – aha, nach den ersten Klängen ist man schon mal beruhigt. Man versucht nicht krampfhaft, das Original zu übertreffen. Im Gegenteil – man macht es genau richtig, indem man versucht, sich das Stück selbst zu erschließen und es zu einem eigenen Song zu machen. Am Ende muss man lobend anerkennen, wie gut der Chor diese Herausforderung gemeistert hat.
„Chorarbeit“ aus der Nähe © Jens Spitczok
Wie auch bei den anderen Titeln zuvor, bekommt das Publikum eine kleine Ansage zu hören, die jeweils von einem Chormitglied übernommen wird. An dieser Stelle erfährt man den thematischen Hintergrund zur Entstehung des Stücks „Sound of silence“ (Paul Simon). Diese Ansagen sind informativ, knapp gehalten und kommen bei den Gästen im Saal gut an. Auch dieser Titel eignet sich außerordentlich gut für eine A-capella-Version; lassen sich auf diese Art die Emotionen des Textes besonders gut umsetzen.
Hörsturz-Chormitglieder wechseln sich bei den Ansagen ab
Bei der Songauswahl setzt man in diesem zweiten Block auf weithin bekannte Titel, bei denen die Zuhörer des Öfteren mitsingen können. Da man a-capella singt, unterscheidet sich jedes Stück vom Original und bekommt seine eigene Note. So hat man auch bei „Angels“ (Robbie Williams) den Eindruck, als sei es speziell für diesen Auftritt arrangiert worden.
Zum letzten Stück steht – natürlich „rein zufällig“ – eine Combo (Piano, Kontrabass, Schlagzeug) parat, die den Chor dezent unterstützt. Jetzt wird erst so richtig klar, dass A-Capella-Gesang eine ganz eigene Qualität im Bereich der Chormusik hat. Durch geschickte Arrangements singt ein Chor quasi seine eigene Begleitung und erreicht eine größere Klangfülle, als sänge er nur die Melodie allein. „Night and day“ (Cole Porter) ist ein wunderbarer Abschluss dieses musikalischen Abends.
Ein Song mit Begleitung – aber der hat’s in sich
Die Veranstalter bedanken sich bei den Helfern in Hintergrund, die für einen reibungslosen Ablauf gesorgt haben. Kleine, schnell behobene Mikroprobleme bei der Begrüßung sind nur eine Randnotiz gewesen. Der Mann für Ton und Licht ist kein Vollprofi, sondern ein Schüler der Event-AG dieser Schule, der seinen Job prima gemacht hat und wusste, was zu tun ist. Da die Akustik des Raumes ohnehin gut ist, sangen die Chöre ohne Mikro, welches nur für die kurzen Ansagen genutzt wurde. Auch der Förderverein hat sich mit einem Getränkestand engagiert, dessen Angebot gerne genutzt wurde.
Danksagungen an Chorleiter, Technik, Musiker, helfende Hände im Hintergrund und natürlich ans Publikum
Schließlich bekommen die Leiter der beiden beteiligten Chöre je einen Blumenstrauß überreicht, stellvertretend für alle Aktiven. Das Publikum hat verschiedene Genres des Chorgesangs live erleben können und belohnte die Sängerinnen und Sänger mit verdientem Applaus für durchweg überzeugende Leistungen. Mal konnte mitgesungen werden, mal hörte man eher genießend zu. Insgesamt war es ein recht ruhiges Publikum, das sich durch außergewöhnliche Aufmerksamkeit auszeichnete.
Spürbar war vor Beginn des Konzerts die Vorfreude; offensichtlich war vielen Zuhören HÖRSTURZ von früheren Auftritten bekannt. Einen größeren Gunstbeweis für einen Chor als Publikumstreue gibt es nicht.
Auch der Gospeltrain konnte bei diesem „Auswärtsspiel“ bestehen, doch schon am 11.12.2016 starten wir unser Adventskonzert „Shine your light“ in der Herz-Jesu-Kirche in unserer Heimatgemeinde. Vielleicht haben wir heute den einen oder die andere neugierig gemacht, so dass man sich von Hamm-Süden mal in den Norden aufmacht.
Aktiv Beteiligte und Zuschauer haben einen schönen Abend erlebt. Danke.