Sommerkirche? Wo ist die denn? – Die ist da, wo man sich ein besonderes Projekt in den Sommerferien ausgedacht hat! Die Evangelische Kirchengemeinde Hamm hatte sich überlegt, an zwei Feriensonntagen statt mehrerer Veranstaltungen über das Stadtgebiet verteilt einen zentralen Gottesdienst in der Pauluskirche in Hamm-Mitte zu veranstalten. Etliche Kirchgänger sind sowieso im Urlaub; den anderen wollte man etwas bieten, was neue Sichtweisen und Denkanstöße bietet.
Noch wissen wir nicht, was uns gleich erwartet
2015 scheint für uns ein Jahr der Premieren zu sein. Auch in der Pauluskirche singen wir erstmalig. Uns war ein besonderer Gottesdienst angekündigt worden, was gleich nach Betreten der Kirche offensichtlich wurde. Sonnenschirm und Planschbecken in der Kirche – sonst eher selten. Pfarrer Ralph Haitz und sein Gemeindeteam haben den ersten von zwei Terminen der Sommerkirche unter das Motto „Urlaub in der Kirche“ gestellt. Man hatte einige Stationen entwickelt, die in der ganzen Kirche verteilt unterschiedliche Urlaubstypen darstellen.
Beim Einsingen – wir sind schon gespannt
In der großen Stadtkirche gab es reichlich Platz für uns auf den Altarstufen, so dass wir schnell Aufstellung nahmen. Während wir uns einsangen, wurden in der Kirche letzte Vorbereitungen getroffen. Erste Besucher trafen ein. Die Unruhe störte uns nicht, sondern weckte eher Neugier.
Pfarrer Haitz geht noch einmal den Ablauf durch
Um gleich am Eingang auf die Besonderheit der heutigen Veranstaltung hinzuweisen, bekamen alle Ankömmlinge ein Eis angeboten. Wir setzten uns für die letzten Minuten bis zum Beginn auf unsere Plätze an der Seite, und wurden ebenfalls verwöhnt.
Bei der gestrigen Hochzeit gab’s Likör, heute Eis.
Los ging’s. Pfarrer Haitz begrüßte alle Anwesenden. Den Talar hatte er gegen ein schwarzes T-Shirt mit aufgedrucktem weißen Beffchen und dem Spruch „Unterwegs im Namen des Herrn“ getauscht. Hammenser sind sich sicher, diese T-Shirts schon beim AOK-Firmenlauf gesehen zu haben, bei dem sich die Teilnehmer durch ihre T-Shirts als Mitglieder ihrer jeweiligen (Betriebs-)Gruppe ausweisen.
Bei unserem ersten Einsatz sangen wir „Order my steps“. Herr, lenke meine Schritte. Das mag ein guter Vorsatz sein, wenn man nach dem hektischen Alltag im Urlaub etwas zur Ruhe kommt und erst einmal seine Gedanken ordnet. Das Publikum wurde vom Pfarrer aufgefordert, aufzustehen und sich die verschiedenen Stationen anzuschauen.
Ein paar schöne Tage mit der Familie…
… oder einfach nur „faul abhängen“
„Welcher Urlaubstyp sind Sie? Was spricht sie an?“ Viele Menschen folgten der Aufforderung und sahen sich um; verweilten an manchen Stationen länger als an anderen. Was darf es sein? Sport und Aktivität für den Schreibtischtäter oder Beine hoch für den körperlich Belasteten? Vielleicht eine Kultur- oder Fernreise mit neuen Erfahrungen? Geht’s an die See oder ins Gebirge? Nimmt man sich Zeit für Familie und Freunde?
Pfarrer Haitz hat seinen Platz gefunden – Kollegin Schmidt dokumentiert
„Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ war das erste Gemeindelied. Der Urlaub als Freiraum für Lebensfreude und lange Aufgeschobenes. Heitere Leichtigkeit machte sich breit. Gospeltrain und Gemeinde wurden von Chorleiter Sebastian Wewer am Flügel begleitet. Die Orgel blieb heute ausnahmsweise stumm. Unser zweiter Song „Let me fly“ griff ebenfalls diese Stimmung auf.
Heute gab es keine großen Wortbeiträge, Lesungen oder eine ausufernde Predigt. Alles war ein wenig kleiner. Dafür gab es viele Anregungen, das eigene Leben zu reflektieren. Was haben die ganzen Aktionen mit dem Glauben zu tun? Der Pfarrer machte deutlich, dass es nicht nur unterschiedliche Urlaubstypen gäbe, sondern auch unterschiedliche Glaubenstypen. Er forderte erneut auf, die Stationen zu besuchen und sie in Bezug auf den eigenen Glauben zu betrachten.
Rundgang und gegenseitiger Austausch – mit dezenter Musikbegleitung
Zur Auflockerung stand das Gemeindelied „Klüger“ auf dem Programm, welches Haitz erst vor wenigen Wochen vom Ev. Kirchentag in Stuttgart mitgebracht habe, wie er begeistert berichtete. Wir Gospeltrainer erinnerten uns spontan an unsere Teilnahmen an Gospelkirchentagen in Dortmund und Kassel, die bei uns bis heute einen Nachhall hinterließen
Unterschiedlich gelebter Glaube könne unter Umständen schwierig im Miteinander sein, meinte der Pfarrer. Dieses müsse man aber aushalten. Auf eine Art mag sich der eine oder andere ertappt haben. Dennoch fiel es nun wesentlich einfacher, die eigene Einzigartigkeit auch anderen zuzugestehen. Eine sehr interessante Erfahrung. Jetzt war es Zeit für unseren Song „I want to love you Lord”, den wir gemeinsam mit dem Publikum im kanonartigen Wechsel sangen. Vor Beginn des Gottesdienstes hatten wir das Stück bereits mit den Besuchern kurz eingeübt mit klaren Anweisungen unseres Gospel-Trainers.
So haben wir heute einen Gottesdienst erlebt, der sich ein wenig von liturgischen Regeln gelöst und dadurch viel Freiraum für eigene Empfindungen und Überlegungen geschaffen hatte. „Erleuchte und bewege uns” hieß passend das letzte Gemeindelied. Wir schlossen mit dem Lied „This is the day“. Am Ende blieben die Besucher weitgehend sitzen, eine merkwürdige Pause. Es dauerte einen Moment, bis wir registrierten, dass eine Zugabe von uns gewünscht war. Was singen wir? „Heaven is a wonderful place“. Das kannte auch Pfarrer Haitz, der gleich aufgefordert wurde, die Männerstimme zu verstärken. So wurde der originelle Gottesdienst musikalisch abgeschlossen.
Es folgte die Einladung zum angekündigten Imbiss, der von der Gemeinde vorbereitet worden war. Bereits ab der Hälfte der Veranstaltung waren unverschämt verlockende Düfte durch eine offene Seitentür hereingezogen. Schnell füllten sich die Plätze an den gedeckten Tischen, und man kam bei Grillwürstchen und Kartoffelsalat ins Gespräch.
Nach und nach machten sich die Gospeltrainer auf den Heimweg. Nur eine Vierergruppe hatte noch eine Fahrt ins Sauerland vor sich – aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.