Nachdem der Gospeltrain Hamm gemeinsam mit den beiden Projektchören aus Fröndenberg-Frömern + Hamm-Bockum-Hövel am Gospelkirchentag 2012 in Dortmund mit großem Erfolg teilgenommen hatte, sollte ein Auftritt beim Gemeindefest in Frömern die Zusammenarbeit abrunden. In der Heimat der Frömeraner sollte das Dortmunder Konzertprogramm auf einer Open-Air-Bühne vorgestellt werden.
Über Frömern lachte die Sonne. Schon die Hinfahrt war ein Genuss. Bei wunderbarem Sommerwetter fuhren wir von Hamm aus durch die abwechslungsreiche, leicht hügelige Landschaft der Hellwegregion Richtung Frömern. Immer wieder hatte man guten Fernblick Richtung Haarstrang und Sauerland oder zurück in Richtung Lippezone. Wir überlegten, ob wir uns bereits im Auto einsingen sollten, da wir später ankommen würden als alle anderen. Nach einigen kläglich gescheiterten Versuchen gaben wir auf. Stattdessen gab es reichlich „Lachgymnastik“, wir hatten also doch schon einiges für Atmung und Lockerheit getan.
In Frömern angekommen fragten wir uns, ob die anderen auf dem Festplatz zu finden seien oder man sich in der Kirche einsänge. Ja, man bereitete sich vor, wie es sich gehört. Wir Nachzügler kamen also doch noch zum Singen. Danach hatten wir noch eine gute halbe Stunde Zeit bis zum geplanten Auftritt um 17.00 Uhr. Es kam wie es kommen musste – wir bekamen die berühmte halbe Stunde Verspätung aufgebürdet. Egal. Wir waren ja seit Dortmund nichts anderes gewöhnt.
Bis es los ging, gab es Gelegenheit, sich an Getränke- und Imbisständen zu versorgen, etwas Small-Talk zu betreiben oder der Bigband der Gesamtschule Fröndenberg zuzuhören, die gerade das Unterhaltungsprogramm bestritt. In kleiner Runde einiger „Altgedienter“ kam etwas Sorge auf, ob die Atmosphäre für einen Gospelauftritt geeignet sei. Hintergrund sind weit zurückliegende Auftritte, wo „Rummelplatzstimmung“ herrschte. Man mag sich an ein verrauchtes Festzelt auf dem Weihnachtsmarkt mit entsprechender Geräusch-kulisse erinnern oder einen Auftritt in Pelkum, bei dem wir in einem Zelt außerhalb einer Festhalle singen mussten – die wenigen Zuschauer stellten sich bei uns eher vor dem Regen unter als dass sie zuhörten.
Als die Band ihren Auftritt beendet hatte, gab es eine kurze Umbaupause und schon ging es los. Auf der Bühne schien uns die Sonne genau ins Gesicht, so dass einige die Sonnenbrille aufließen und unser Kollege am Drumset am Ende einen glühenden Kopf hatte. Zum Auftakt erklang „Jesus is my salvation“ als Kanon. Unser gut aufgelegter Chorleiter Sebastian Wewer begrüßte das Publikum, und erklärte kurz die Zusammenstellung unserer Truppe vor dem Hintergrund des Gospelkirchentags. Weiter ging es mit einem gut gelungenen „Deep river“, dass eigentlich gerade in ruhigen geschlossenen Räumen seine Wirkung erzielt. „Heaven is a wonderful place“ und „This ist the day“ bereitete uns keine Probleme, so oft wie wir es spontan in Dortmund an allen möglichen Orten gesungen hatten – diese Titel würden wir auch nachts um vier ordentlich hinkriegen. Zwischen diesen Songs erklang „Joshua fit the battle of Jericho“ und nach dem gestampften Ende waren einige froh, „dass die Bühne gehalten habe“. Unser Gospeltriplet (Go, tell it on the mountain, He’s got the whole world, Rock my soul) war dann etwas zäh, auch die Erklärung von Sebastian ungewohnt kompliziert. Das hat er sonst deutlich schwungvoller drauf – Tagesform halt. Der Klassiker „Rock my soul“ war ok, allerdings nicht so explosiv wie in Dortmund. Es fehlten Männerstimmen, und die Aufstellung war nicht ideal. Vor dem wunderbar klingenden Schlusslied „Mögen sich die Wege“ wurde daran erinnert, dass dieser Titel bereits vormittags beim hiesigen Gottesdienst vom Kirchenchor gesungen wurde – jetzt folge die Version eines Gospelchores. Ein Vergleich wäre für uns bestimmt mal interessant gewesen. Insgesamt war es ein gelungener Auftritt in heiterer Atmosphäre. Die kleinen Schwächen sind dem gut gelaunten Publikum nicht aufgefallen, so dass alle ihren Spaß hatten. Als Zugabe stimmten wir nochmals „This ist the day“ an.
Im Nachhinein betrachtet war die Sorge bezüglich „Rummelplatzatmosphäre“ wenig berechtigt. Zwar ging der Betrieb während des Auftritts an den Ständen weiter, doch davon ging keine wesentliche Störung aus. Das Publikum war auf uns konzentriert, und die Textkundigen sangen einige Titel mit. Selbst die Dorfjugend wurde bei einem Titel aktiv. Eine Teilnehmerin des Frömeraner Projektchores erzählte später, dass sie beim ersten Treffen der Projektteilnehmer enttäuscht war, dass kaum jüngere Jahrgänge dabei waren, obwohl mit dem Gospelprojekt ein ganz neues Angebot gemacht wurde. Sie gäbe die Hoffnung aber nicht auf – vielleicht sei ja mit dem Live-Erlebnis Gospel und Sebastian Wewer in Action ein kleines Samenkorn in die Erde gelegt worden.
Übrigens fand die steile Karriere von A.L.T. an der Triangel seine Fortsetzung. Ihre überragende Leistung wurde vom stolzen Chorleiter direkt öffentlich lobend angesprochen, was sonst nur herausragenden Solokünstlern gewährt wird [Achtung: chorinterner Insiderwitz].
Aus Zeitgründen konnte ich meine Verzehrmarken nicht in Naturalien eintauschen und habe sie an Gabi R. verschenkt. Andere folgten dem Beispiel. Ob und in welchem Zustand die Beschenkte später nach Hause fand, ist derzeit nicht bekannt 😉