Nach dem tollen, aber anstrengenden Vormittagsworkshop kam die lange Mittagspause gerade recht. Viele Leute begaben sich zur Westfalenhalle 2, um ein warmes Mittagessen zu bekommen. Gar nicht so einfach – die Schlange vor der Essensausgabe war gigantisch. Gerade eben waren wir seelisch neu aufgetankt worden, da fällt Geduld und Friedfertigkeit gleich viel leichter. Wir stellten uns also an und kamen schnell mit den Nachbarn ins Gespräch. Wo kommt Ihr her? Was für ein Chor seid ihr? Was macht Ihr für Musik? Was habt ihr auf dem Gospelkirchentag erlebt? – Es gab viel zu erfragen und selbst zu erzählen. So wurde auch die halbe Stunde Wartezeit angenehm überbrückt. Die anschließend ergatterte Gulaschsuppe war lecker. Nach der Stärkung noch ein paar Minuten an die frische Luft, dann beginnt bald der Abschlussgottesdienst.
Bevor diese letzte Veranstaltung des Gospelkirchentags 2012 begann, konnte man noch mal den Blick durch die große Halle 1 schweifen lassen. Im Hintergrund das Logo und das Motto der Veranstaltung, das uns immer und überall begleitet hat. Auch die Band hatte ihren angestammten Platz links auf der Bühne. Neu waren ein Altar, ein Pult für Lesung und Predigt sowie ein etwa drei Meter großes, komplett mit Sonnenblumen bedecktes Kreuz. Dadurch bekam die Bühne einen ganz anderen Charakter.
Erster Programmpunkt war das Jugendchorprojekt SoulTeens, das einen eigenen Workshop unter Leitung von Miriam Schäfer und Joakim Arenius absolviert hatte. Hier präsentierten sie einen schwungvollen Titel samt Choreographie, dabei übernahm Schäfer ein Solo, Arenius das Dirigat. Die Teenies hatten sichtlich viel Spaß bei ihrem Auftritt.
Der Gottesdienst begann mit einer Minute der Stille. In einer mit fast 6000 Menschen gefüllten Halle ein bewegender Moment. Im Laufe der nächsten ca. zwei Stunden sollten wir noch einmal alle Songs des Gospelkirchentags hören und mitsingen, präsentiert von den Künstlern der Mass-Choir-Workshops. Zur Eröffnung – oder soll man sagen zum „Einheizen“ – wurde erneut „Praise him“ angestimmt; immer wieder toll, was durch die Ansagen von Hans-Christian Jochimsen (lauter, leiser, einzelne Stimmlagen) aus diesem eigentlich schlichten Lied werden kann. Tausende Stimmen formten es zu einer echten Fanfare.
Im liturgischen Teil des Gottesdienstes kam Präses Annette Kurschus, leitende Theologin der gastgebenden Ev. Kirche von Westfalen (EKvW) zu Wort. Sie war überzeugt, dass jeder von der inspirierenden Atmosphäre etwas mit nach Hause nimmt. Ein Zitat:“ Im Singen werden Sie zu Verkündigerinnen und Verkündigern des Glaubens […]. Und wer Gott für seine Güte lobt, kann nicht am Elend der Welt vorbeisehen.“ Singen habe auch politische Kraft und verändere die Welt. Damit war die Überleitung für die Initiative „Gospel für eine gerechtere Welt“ geschaffen. Nun wurde noch einmal von einem konkreten Projekt im Norden Kameruns berichtet, einer Ausbildungsinitiative für Mädchen und junge Frauen, die den Teufelskreis Armut zu durchbrechen helfen soll. Anschließend wurde in knallgelben Eimern für diese Aktion gesammelt. Dies geschah auch schon in allen Veranstaltungen der Gospelnacht. Am Ende dieses Gottesdienstes konnte eine Gesamtspendensumme für die Aktion von fast 35.000€ vermeldet werden. Dies entspräche nach Aussage der Initiatoren über 230 Ausbildungsplätzen. Super! Informationen zur Aktion gibt es im Internet unter http://gerechtigkeit.gospel.de/. Nach dieser Projektvortsellung war “I will lift up my hands” genau der richtige Titel, weil er eine motivierende Stimmung erzeugte.
Die Lesung war eingebettet in das Lied „We can move mountains”. Es begann mit einem zarten Solopart der zauberhaften dänischen Sängerin Nina Luna Eriksen (ja, endlich habe ich den Namen herausgefunden, sie ist eine studierte Sängerin und Leiterin mehrerer Gospelchöre ), die uns schon beim Workshop unterstützt hat. Dann setzte der Mass Choir unter Leitung von Hans-Christian Jochimsen ein. Er führte den Chor in mehreren Phasen zu einem emotionalen Höhepunkt. Als das Lied ausklang, folgte die eigentliche Lesung. Anschließend setzte wieder Eriksen mit „We can move mountains“ ein, der Chor folgte. Der Song „Let me fly“ schloß sich an, und rundete diesen fast hymnischen Block ab.
Den Gottesdienst begleitete der etwa 120 Personen umfassende EKKW-Gospel-Choir (Gospelchor der Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck), der extra für den Gospelkirchentag gegründet wurde, wie P.Hamburger, der zuständige Kantor für Popularmusik, mitteilte. Dieser Projektchor setzte sich aus Mitgliedern aus zehn Chören der Landeskirche zusammen. Die EKKW spielte insofern eine besondere Rolle, als sie Gastgeberin des im Jahr 2014 in Kassel stattfindenden 7. Internationalen Gospelkirchentags sein wird. Einblendungen von künstlerisch verfremdeten Fotos von Kasseler Sehenswürdigkeiten leiteten zur Einladung aller Anwesenden über, ausgesprochen durch Marita Natt, Prälatin der EKKW.
Die Predigt hielt Katr. Göring-Eckardt, Präses der Synode der EKD (Ev. Kirche in Deutschland), den Text finden Interessierte unter dem Link http://www.gospelkirchentag.de/images/stories/Presse/GTK2012_Predigt_Goering-Eckardt.pdf . Es ging um Glaube, Musik, Zukunfts-perspektiven der Menschen und Initiativen wie „Gospel für eine gerechte Welt“, endete mit den Schlussworten „Es hilft nur eins: Glaube“.
Natürlich waren im Gottesdienst auch die Songs von Helmut Jost: „He shall reign (Hallelujah)“, „Peace shall be with you“ und „Mighty wind“ zu erleben. Die Einordnung in die Programmfolge habe ich nicht mehr parat (sorry, emotionaler Overload).
Im Mass-Choir-Workshop am morgen war eine Überraschung angekündigt worden und nicht wenige ahnten bereits, was kommen sollte. Mit Hilfe von Freiwilligen wurde in der Mitte des Gottesdienstes ein Riesengospelschal entrollt, der sich am Oberrang rund ums Hallenrund zog. Dieser Schal war zusammengesetzt worden aus all den von den teilnehmenden Chören selbst gestalteten Einzelstücken. Das Exemplar vom Gospeltrain war leider nicht auszumachen. Später entstand die Idee, diesen Riesenschal beim nächsten Gospelkirchentag erneut zu präsentieren und zu ergänzen, bis er „irgendwann rund um den Globus reicht“.
Martin Bartelworth, Geschäftsführer der „Creativen Kirche e.V.“ und damit Hauptverantwortlicher für den Dortmunder Gospelkirchentag, zog eine Bilanz der Gesamtveranstaltung und konnte nur Gutes berichten. Er erwähnte den gelungenen Auftakt auf dem Hansaplatz, die vielen lokalen Festivals der Gospelnacht, Workshops und Mass Choir. Hervorzuheben seien jedoch die vielen menschlichen Begegnungs-möglichkeiten. Bartelworth und „Klangvokal“-Direktor Torsten Mosgraber waren sich darin einig, dass sich Gospelkirchentag, „Fest der Chöre“ und „Day of Song“ gegenseitig bereichert hätten, und Musikfreunde an diesem Wochenende in Dortmund voll auf ihre Kosten gekommen seien.
Zum Abschluss noch einmal Musik: unter der Leitung von Carol Cymbala sang die Halle „Hallelujah, you’re worthy to be praised“ und „He reigns forever“. Cymbala und ihre beiden Sängerinnen hatten die Masse toll im Griff und übernahmen Soloparts. Während dessen wurden die hunderte von Sonnenblumen vom Kreuz abgenommen und in der Halle verteilt. Am Ende des Liedes sprach uns Cymbala aus der Seele:“It’s over, it’s really over?“
HINWEIS: Die Fotos in diesem Beitrag stellte die „Creative Kirche e.V.“ zur Verfügung (Anfrage 12.06.2012 bei Fr.Adam), vielen Dank, einige wurden durch Zuschnitt verändert