Kurzfristig war der Gospeltrain zu der Festveranstaltung eingeladen worden, bei der unserer Stadt der Titel „Fairtrade Town/Stadt des Fairen Handels“ verliehen werden sollte. Ein dreiviertel Jahr intensiver Bemühungen zahlreicher gesell-schaftlicher Gruppen und der Stadtverwaltung hatte letztlich die Bewerbung um diesen Titel zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht. Die gute Nachricht hatte die Stadt schon vor wenigen Wochen erreicht, so dass man jetzt ganz entspannt feiern konnte.
Ein kurzer Rückblick auf die Gesamtveranstaltung sei erlaubt, denn wenn sich der Gospeltrain gesellschaftlich engagiert, dann haben wir uns zuvor immer mit der Thematik beschäftigt und stehen inhaltlich dahinter.
Veranstaltungsort war die voll besetzte Lutherkirche in der Innenstadt. Erst 2011 war diese Kirche zur Jugendkirche umgestaltet worden, und viele von uns sahen sie nun zum ersten Mal im neuen Gewand. Die klassischen Kirchenbänke hatten mobilen Stühlen und Hockern Platz gemacht, moderne Veranstaltungstechnik (Licht, Ton, Monitore) soll vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten für Gottesdienste und Kulturveranstaltungen eröffnen. Die neuen, in verschiedenen Unifarben getönten Fenster schafften eine freundliche Atmosphäre.
Die Veranstalter hatten die Kirche für diese Titelverleihung gut vorbereitet und ein buntes Programm aus Information und Unterhaltung zusammen gestellt. Neben Infomaterial vom Poster bis zum Flyer wurden Anschauungs- und Probiermöglichkeiten angeboten, Speisen und Getränke für einen späteren Imbiss bereit gestellt. Im Mittelpunkt standen natürlich die eigentliche Titelverleihung und die Wortbeiträge, um den Fokus auf die Thematik zu lenken. Die künstlerischen Zwischenspiele sollten für Auflockerung sorgen. Musikalische Beiträge lieferten der ugandische Musiker Joseph Mahame und der Gospeltrain. Mit seiner Aufführung „Du hast es in der Hand“ bot die Jugendtheaterwerkstatt des in Hamm ansässigen Heliostheaters Denkanstöße und Gelegenheit zur Reflektierung des eigenen Verhaltens.
Moderiert wurde die Feierstunde von einer Mitarbeiterin des Lokalsenders „Lippewelle Hamm“, die Leitung der späteren Gesprächsrunde übernahm Dr. Tilman Walter-Sollich (Ev. Kirchenkreis). Selbstverständlich war mit dem „Westfälischen Anzeiger“ auch die Lokalpresse anwesend.
Zu Beginn wurde in der Rede von Dr. Karl Faulenbach (Vorsitzender FUgE) v.a. der Ablauf der Bewerbung in Hamm und der Unterschied von fairem und nicht-fairem Handel am Beispiel einer Tafel Schokolade thematisiert. Immer wieder verwies er auf das vielfältige ehrenamtliche Engagement vieler Menschen hin, das zu Recht mit viel Applaus bedacht wurde. Auch die gute Kooperation aller Beteiligten bei der Bewerbung war ihm ein Lob wert.
Feierstunde in gut besuchter Lutherkirche
Nach dem Theaterbeitrag folgte die Gesprächsrunde mit
- Wolfgang Langer (Sprecher der Steuerungsgruppe, Vertreter der Wirtschaft) „Kaufverhalten bestimmt das Sortiment“
- Dr. Tilman Walter-Sollich (Ev.Kirchenkreis)
„Vielfalt an Labeln erschwert den Überblick“ - Thomas Hunsteger-Petermann (Oberbürgermeister)
„Spannungsfeld zwischen Fairem Handel und dem billigsten Angebot“ - Christian Tasche (Schauspieler, setzt sich für den Verein „Tatort – Straßen der Welt“ ein) verdeutlichte aus Sicht vieler von Armut bedrohter Produzenten die Chance von Fairtrade
Nun ging es für uns los. Unser Auftritt wurde durch ein Keyboardvorspiel und den einsetzenden Sologesang unseres Chorleiters Sebastian Wewer eingeleitet. Wir GospeltrainerInnen zogen bei der zweiten Strophe singend aus drei Himmelsrichtungen durch die angesichts des schönen Wetters weit geöffneten Kirchentüren in Richtung Altarraum ein. Dort angekommen wurde der Wechsel von Strophe und Refrain noch mehrfach gesungen, jedoch nach Anweisung in Lautstärke und Intensität variiert. Es hatte keine Gelegenheit zum einsingen oder für eine Stellprobe gegeben. Letzteres war kein Problem, da der Altarraum als Bühne groß und die Einzugswege ausreichend breit waren. Schon eher fehlte das Einsingen, denn es bedurfte doch einen Moment, um zur gewohnten Sicherheit zu finden. Zum Glück hatten wir mit „Lord, hold me“ ein zuletzt intensiv geprobtes und bereits öffentlich vorgetragenes Lied gewählt, so dass wir die Situation mit Erfahrung bewältigten.
Bei der anschließenden Begrüßung des Publikums berichtete der Chorleiter, wie der Gospeltrain beim Gospelkirchentag 2012 in Dortmund erstmals mit dem Thema Fairtrade im Rahmen von „Gospel für eine gerechtere Welt“ in Kontakt kam und sich beim „Gospelday“ in Hamm mit einem Open-Air-Auftritt erfolgreich für ein Entwicklungsprojekt engagiert hatte. Nun wäre die Fairtrade-Town-Initiative eine logische Ergänzung des Themenkomplexes, und man wolle sich gerne bei der Mitgestaltung dieser Festveranstaltung einbringen.
Genug der Worte: jetzt wurde das Publikum mit Hinweis auf die bereits längere Zeit des Sitzens aufgefordert aufzustehen und aktiv zu werden. Es folgte unser Gospeltriplett aus den weitläufig bekannten Titeln „Go, tell it on the mountain“, „He’s got the whole world“ und „Rock my soul“. Wie üblich wurden die Titel erst vom Chor vor- und anschließend vom Publikum nachgesungen. Dann kam die Kür, indem alle Lieder zeitgleich vom zweigeteilten Chor und den Gästen angestimmt wurde, von Sebastian sicher koordiniert. Mögliche Befürchtungen, dass dieses Experiment angesichts einer so hochoffiziellen Veranstaltung schwierig werden könnte, zerschlugen sich schnell. Das Publikum machte erfreulich gut mit und brachte ordentlich Bewegung bis in die letzte Reihe des Kirchenschiffs; schön anzusehen auch die aktiv mitmachenden Jugendlichen auf der Empore.
Die ganze Kirche steht und macht mit
Dann folgte der alles entscheidende und lang erwartete Höhepunkt. Wir traten ein wenig zurück und bildeten den schmückenden Hintergrund für die nun folgende Titelverleihung. Aus der Hand von Andreas Peppel (Transfair Deutschland) erhielt unser Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann die entsprechende Urkunde. Ab sofort durfte sich Hamm „Stadt des Fairen Handels“ nennen. Für das Erinnerungsfoto stellten sich alle Offiziellen vor uns auf, so dass auch wir im Blitzlichtgewitter standen. War schon sehr ungewohnt, haben wir aber lächelnd gemeistert.
Als Abschlusslied nach dem offiziellen Teil wurde das Lied „Peace shall be with you“ gesungen. Der Titel war eine gute Wahl, denn dieses Segenslied konnte dem Anlass entsprechend als Dank an die aktiv Beteiligten verstanden werden. Vielleicht mag es auch ein Stück Motivation sein den eingeschlagenen Weg engagiert weiter zu gehen. Nach dem schwungvollen Triplett zeigte dieser Song die eher ruhige und besinnliche Seite von Gospelmusik.
Reger Abschlussapplaus des gut gelaunten Publikums schloss sich an, bevor man sich Suppen und Fingerfood aus fair gehandelten Produkten zuwenden konnte. Beim Small Talk war Gelegenheit sich über die Transfair-Thematik, die Veranstaltung oder den Beitrag des Gospeltrains auszutauschen. Im persönlichen Gespräch zeigte sich FUgE-Vorsitzender und Mitorganisator Dr. Karl Faulenbach sehr zufrieden mit unserem Auftritt und der spontan beim Gospelday entstandenen Idee, uns kurzfristig für diese Verleihungsveranstaltung einzuladen.
Am Ende kann man von einer sehr gelungenen Veranstaltung sprechen, welche von den Organisatoren mit viel Einsatz und Kreativität gestaltet wurde, informativ und unterhaltsam war, dabei trotz der ernsten Hintergründe locker und leicht daherkam. Unser Gospeltrain hat damit den ersten Auftritt des Tages gut absolviert. Am Nachmittag sollte nach dieser repräsentativen öffentlichen Veranstaltung ein ganz privater Auftritt bei einer Hochzeit folgen.