Nachbesprechung Freundschaftssingen in Hamm-Pelkum 01.06.2014

Die Bürgerhalle in Hamm-Pelkum war Veranstaltungsort für das große Freundschaftssingen anlässlich des sechzigjährigen Geburtstags des Frauensingekreises Pelkum. Unser Chorleiter Sebastian Wewer hatte eine Gelegenheit zum Einsingen im benachbarten Pelikanum, dem ev. Gemeindehaus, für uns organisiert. Bei dieser Gelegenheit haben wir die vorgesehene Titelauswahl für unseren Auftritt erfahren – natürlich wie immer ohne Gewähr. Alle Lieder kurz angestimmt und die Solistinnen auf ihren Einsatz vorbereitet; das war’s dann schon.

Freundschaftssingen Pelkum 01.06.2014-02Die Gospeltrainer verfolgen die Ansagen vom „Chef“

Freundschaftssingen Pelkum 01.06.2014-11 Die letzten Minuten vor der Halle

Vor der Bürgerhalle wurde man gleich am Eingang durch einen Bogen herzlich willkommen geheißen. Der Frauensingekreis Pelkum hatte sechs weitere Chöre eingeladen, um ein buntes Programm auf die Bühne zu bringen. Der fröhliche Auftaktsong der Gastgeberinnen rief die letzten Besucher in die dann voll besetzte Halle. Man hatte für alle Chöre eigene Tische reserviert, Programme ausgelegt und den Veranstaltungsablauf mit den Chorleitern besprochen; bei diesem Freundschaftssingen sollte nur die Chormusik im Mittelpunkt stehen.

Freundschaftssingen Pelkum 01.06.2014-08Netter Gruß an alle Gäste

Nach dem musikalischen Auftakt erfolgte die kurze und herzliche Begrüßung der Anwesenden, die dann schnell zum nächsten Lied überleitete. Das Jubiläum der Gastgeberinnen hatten Bürgermeisterin Monika Simshäuser und Bezirksvorsteher Udo Schulte zum Besuch dieser Veranstaltung veranlasst. Beide fassten sich in ihren Grußworten angenehm kurz, betonten den Wert der Musik für das kulturelle Spektrum der Stadt und das soziale Miteinander. Wie vom Frauensingekreis erhofft, hatten beide „Flachgeschenke“ (Geldspenden) für das Hammer Hospiz dabei, das durch diese Veranstaltung finanziell unterstützt werden sollte.

Nun betrat der MGV Eintracht Pelkum die Bühne und bot traditionellen Chorgesang; ganz klassisch in einheitlichen Jacketts und mit Notenmappe. Das abschließende Udo-Jürgens-Medley reizte zum Mitsingen. Darf man das bei einer solchen Veranstaltung? Wir sind etwas unsicher, wollen den Train ja nicht blamieren. Ein Blick zum Nebentisch verrät: alles ok – also weiter machen. 🙂

Freundschaftssingen Pelkum 01.06.2014-14Wir lauschen dem MGV Eintracht Pelkum

Da gleich drei reine Frauenchöre am Start waren, hatten die Organisatoren dafür gesorgt, dass diese nicht in einem Block hintereinander auftraten, sondern sich mit den anderen Chören abwechselten. Nach dem Männergesangverein folgten die Damen des Frauenchores Lohauserholz. Dass man deren Auftritt aus Termingründen kurzfristig im Programm nach vorne gezogen hatte, ließen sich die Sängerinnen nicht anmerken und absolvierten routiniert ihren Auftritt.

Freundschaftssingen Pelkum 01.06.2014-16Am choreigenen Tisch wurde noch schnell aufgetankt

Der Gesangverein Konstantia war ein gutes Beispiel für einen Chor, bei dem man sehr deutlich die Handschrift ihres Chorleiters spürte. Man legte großen Wert auf exakte Einsätze und einen schönen sauberen Ausklang eines jeden Stückes. Hier und da eine kleine originelle oder kreative Idee eingebaut und schon kam altbekanntes Liedgut jung und spritzig daher. Betont energischer Applaus war die verdiente Belohnung.

Freundschaftssingen Pelkum 01.06.2014-17Unser „Chef“ als aufmerksamer Zuhörer

Wie die beiden anderen Frauenchöre trat der Frauenchor „de Wendel“ ebenfalls in weißer Bluse mit farbigem Schal auf. Insgesamt fällt auf, dass Volkslieder im Repertoire der Chöre nach wie vor eine große Rolle spielen (den Gospeltrain mal ausgenommen), aber zunehmend auch Schlager und englischsprachige Klassiker im Angebot sind.

Freundschaftssingen Pelkum 01.06.2014-18Letzte Konzentration – Augenblicke später rollte der Train in Richtung Bühne

So, jetzt wurde der Gospeltrain aufgerufen. Täuscht der Eindruck, dass man uns, sozusagen die Exoten unter den Teilnehmern, mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgte? Chorleiter Sebastian setzte sich ans Keyboard, ein letzter aufmunternder Blick. Wir hatten uns schließlich vorgenommen die Halle „zu rocken“, einfach unser Ding zu machen.
„Lord, hold me“ hieß der erste Titel. Der Einsatz kam schon mal richtig klasse, so dass wir uns vor den vielen alten Hasen im Saal nicht die Blöße gegeben haben. Im Saal sitzend hatten wir den Eindruck gehabt, die Holzdecke wäre der Akustik abträglich; auf der Bühne bestätigte sich dieser Eindruck nicht. Im Gegenteil – unser Auftaktlied war schon mal voll gelungen, was uns kräftiger Applaus und Chorleiters Gesicht verrieten. Jetzt ging dieser selbst ans Mikro, bedankte sich artig für die Einladung, übersetzte den Namen des ersten Titels und sagte schnell noch den nächsten an. Auch Vereinsvorsitzende Christa Etzel ergriff das Wort, bedankte sich ebenfalls und richtete als frischgebackene Vorsitzende des Sängerkreises Hamm einige Worte an das Publikum, warb um Unterstützung seitens der Chöre für ihre neue Aufgabe.
Jetzt kam die große Stunde von Solistin Danny, die eben noch ein wenig „Muffensausen“ vor dem für uns eher ungewohnten Publikum hatte. Warum bloß? Ihr Soloauftakt des Gospels „Immanuel“ bot Klasse und Ausstrahlung. Die Gäste staunten, wir waren richtig stolz auf sie. Aber auch wir als Chor haben den Song mit seinen Steigerungen richtig gut vorgetragen. Einer Dame in der ersten Reihe war dieses noch recht junge Stück bekannt und sie sang sogar mit. Fachpublikum halt. Von anderen Chorleitern im Saal kam für unsere Umsetzung der Komposition sehr anerkennendes Kopfnicken. Das konnte unser Musikdirektor mit dem Rücken zum Saal natürlich nicht sehen; hätte bestimmt wieder für einen Satz roter Ohren gesorgt.
Wo die Gäste gerade mal etwas in Wallung geraten waren, haben wir mit „This little light“ noch einen draufgesetzt. Eine gute Wahl, erkannten doch etliche Zuschauer das Lied gleich beim Einsatz von Solistin Birgit und sangen textsicher mit. Viel Applaus erklang und wir gingen von der Bühne. Auf dem Weg zu unseren Plätzen ernteten wir viel anerkennendes Kopfnicken, und man konnte hier und da Aussagen aufschnappen wie: „Die waren gut!“

Letzter Chor vor der Pause war dann der Gesangverein Ostwennemar, der ein Programm anbot, dass vom Genre her dem der anderen Chöre zuvor ähnelte. Zugegebenermaßen waren wir zu diesem Zeitpunkt eher mit eigener Manöverkritik beschäftigt, die ganz positiv ausfiel. Die anschließende Pause nutzen die Festbesucher dann, um sich bei Speis‘ und Trank zu stärken und dem Small-Talk zu frönen, teils auch über Chorgrenzen hinweg.

Freundschaftssingen Pelkum 01.06.2014-20Dieses Schwein schaute uns während des Auftritts zu – mancher fühlte sich beobachtet und konnte kaum den Blick von ihm lassen. Mal ernsthaft: hoffentlich haben viele dessen Bauch mit Spenden zugunsten des Hammer Hospizes gefüttert!

Nach der Pause absolvierten die Chöre ihre Auftritte in umgekehrter Reihenfolge, der Gospeltrain war also schon als Zweiter an der Reihe. Viele, die uns vor diesem Freundschaftssingen noch nicht kannten, schauten uns nach den Eindrücken unseres ersten Auftritts gespannt an. Wetten, dass wir die Leute mit dem afrikanischen Gospel „Sia hamba“ mal so richtig überrascht haben?! Trotz der fremden Sprache vermochte die eingängige Melodie und der originelle Aufbau die Menschen zu erreichen und schon bald klatschten viele mit.
Nächster Titel war „Jesus is right here“. Da war keine Übersetzung nötig – die Zeile verstanden alle im Saal. Vielen ist an dieser Stelle offensichtlich wieder zu Bewusstsein gekommen, das unser Train ein Gospelchor ist. Dass wir bei diesem Auftritt leider auf einige unserer Männerstimmen verzichten mussten, hat Chorleiter Sebastian gut in den Griff bekommen, indem er den Männerpart als Solist übernahm. Wer kein Insider war, hielt dies sicherlich für das normale Arrangement. Auch dieser Titel kam gut an, obwohl er eben nicht zu den weithin bekannten Gospelklassikern zählt.
Zum Abschluss wollten wir das Publikum auch mal mit einem sehr bekannten Lied verwöhnen. „Oh, happy day“ war insofern taktisch perfekt gewählt. Solistin Steffi stand bereit, Sebastian gönnte sich direkt zum Auftakt mal einen falschen Tastendruck am Keyboard und hatte mit seinem herrlich direkten und entwaffnenden Ausspruch „Oh, verkehrt!“ die Lacher auf seiner Seite. Beim Neustart lief alles wunderbar; die Solistin war sicher und gelöst, das Publikum machte gleich mit. Nach einigem Zögern waren die meisten auch vom Schützenfestklatschen auf den Gospelklatschrhythmus umgeschwenkt. Zunächst hatten wir das klassische Ende des Liedes gesungen, doch der kräftige Applaus ließ Sebastian den Song wieder aufnehmen und unsere zweite Schlussvariante singen. Diese Spontanität überraschte die Zuhörer erneut und kam offensichtlich gut an. Der Abgang erfolgte bei kräftigem Applaus und wir waren sehr froh dieses nicht unbedingt gospeltypische Publikum für uns gewonnen zu haben. Der Gospeltrain hat vor diesen vielen erfahrenen Chorsängern gut bestehen können und sicher einige neue Freunde gewonnen.

Freundschaftssingen Pelkum 01.06.2014-19Zuversichtlich vor dem Auftritt – zufrieden danach

Die Veranstaltung wurde von vielen Gospeltrainern als eine Art Studienreise in Sachen Chormusik gesehen. Es war uns schon vorher klar, dass sich der Gospeltrain in seiner Art deutlich von den anderen Teilnehmern unterscheiden werde, aber wir haben uns mit Neugier auf diese Einladung eingelassen. Das Beobachten und Zuhören bei den Auftritten der anderen Chöre hat uns sprichwörtlich einen Spiegel vorgehalten und bei vielen sicherlich die Selbstwahrnehmung geschärft.

Worin bestanden nun die wesentlichen Unterschiede?

  • Unser Bühnenoutfit ist trotz einheitlich schwarzer Kleidung und der orangen Schals wesentlich individueller. Jeder wählt seine persönlichen Wohlfühlklamotten, ob elegant oder leger, dem Wetter und Anlass entsprechend, letztlich Ausdruck der Persönlichkeit.
  • Wir stehen nicht still trotz geordneter Aufstellung. Heraus kommt nicht etwa ein totales Gezappel, sondern mal eine gemeinsame Bewegung, bei anderen Titeln ein individuelles Swingen. Spätestens wenn uns Chorleiter Sebastian auffordert „Macht Euch mal locker“ gibt’s kein Halten mehr.
  • Gesungen wird auswendig, was schon bei den Proben neuer Lieder frühzeitig gefördert wird. Obwohl wir also ohne Mappen dastehen, stellt sich das „wohin-mit-den-Händen-Problem“ für uns schon lange nicht mehr. Sobald man Text und Melodie nachvollzieht, entwickelt sich eine Körpersprache, die die Hände selbstverständlich mit einbezieht.
  • Unser Repertoire setzt einen klaren Schwerpunkt in der englischsprachigen Gospelmusik. Zwar haben wir auch afrikanische Songs und deutschsprachige Titel jüngeren Datums im Angebot, doch wir betonen immer die christlichen Grundlagen. Dass wir damit andere Stücke oder manche Veranstaltungsformen ausschließen, ist eine bewusste Entscheidung, die auf den Reifeprozess des Chores und dessen gewachsenes Selbstbewusstsein zurückzuführen ist.

Es hat uns sehr gefreut, dass man uns trotz unserer etwas anderen Art zum Freundschaftssingen eingeladen hat. Wir nehmen eine Reihe neuer Erfahrungen und interessante Vergleiche mit nach Hause. Unser Auftritt war gelungen und hat uns gute Kritiken eingebracht.

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