Sebastian Wewer 15 Jahre Kirchenmusiker

Am Pfingstmontag 2013 soll unser Chorleiter Sebastian Wewer schon 15 Jahre als Kirchenmusiker auf dem Buckel haben, so sagt die Legende. Demnach wäre er ja durchaus schon ein erfahrener Altgedienter in diesem Metier. Unglaublich – kommt er uns doch immer noch ganz frisch vor. Vielleicht liegt es daran, dass der Gospeltrain Hamm erst seit drei Jahren mit ihm zusammen arbeitet? Oder weil er sich immer wieder neu erfindet?

„Kirchenmusiker“! Was für ein Wort. Klingt irgendwie streng und professionell. Wir begreifen uns eher als Laienchor, wenn auch mit gewissem Anspruch an uns selbst. Ohne ein ordentliches Niveau hätten wir uns ja nicht unseren guten Ruf erarbeitet. Wie passt das jetzt zusammen? Machen wir uns mal schlau bei www.wikipedia.de und überprüfen die Fakten:

„Ein Kirchenmusiker ist ein Musiker, der in einer Kirchengemeinde als Organist oder Chorleiter arbeitet.“

Stimmt schon mal. Die Legende berichtet, dass er sich seine ersten Sporen als Organist in seiner Heimatgemeinde in Beckum verdient haben soll. Heute übernimmt er regelmäßig oder auf Anfrage Orgeldienste in verschiedenen Gemeinden und zu verschiedenen Einzelanlässen (Hochzeiten, Trauerfeiern, sonstige Gottesdienste).
Als Chorleiter werden sowohl klassische Kirchenchöre betreut, als auch unser Gospelchor trainiert. Überhaupt wird alles rund um das „geistliche Lied“ angeboten. Ob feste Chöre oder befristete Projekte, von jung bis alt, ein Mix verschiedener Musikgenres und Stilrichtungen versteht sich von selbst.
Logische Konsequenz: statt in Festanstellung bei einer einzigen Gemeinde ist er als Freier Kirchenmusiker aktiv. Dies bietet die Möglichkeit, in vielen verschiedenen Gemeinden zu arbeiten und immer wieder mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. Etwas Auslauf braucht der Mensch. 😉

WaS muss ein Kirchenmusiker können?

Orgel und Klavier spielen:
Zunächst einmal helfen Grundkenntnisse der Orgelbaukunde beim Verständnis der Funktionsweise des Instrumentes und bei der Auswahl der verschiedenen Klangstimmungen. Neben dem Spiel vom Notenblatt ist das sogenannte liturgische Orgelspiel wichtig. Dabei improvisiert der Kirchenmusiker in Abhängigkeit vom liturgischen Geschehen am Altar oder beim Ein- und Auszug. Wir konnten dies zuletzt bei der Erstkommunion am 14.04.2013 in der Herz-Jesu-Kirche in Hamm-Norden eindrucksvoll erleben. Da die Kommunionausteilung aufgrund des Menschenandrangs sehr lang dauerte, wurde einfach das gespielte Stück gekonnt in die Länge gezogen. Als auch das nicht reichte, hängte Sebastian nach geschmeidigem Übergang ein weiteres Stück an. Mit einem atmosphärisch gut passenden Titel aus „Tabaluga“ hatte er gleichzeitig auch die Aufmerksamkeit der Besucher neu geweckt. Als diese an anderer Stelle nicht in dem Tempo singen wollten, wie es der Komponist vorgesehen hatte, passte sich kurzerhand der Organist den Singenden an. Schon war die Harmonie wieder hergestellt.

 Foto: trainarchivator……………Foto: trainarchivator
Nochmal räuspern, gleich zieht die Braut zu Orgelklang ein,
Open-Air beim Gospelday 2012 am Keyboard

Gesang, Chorleitung und Dirigat:
© Werner BoesenAls der Beruf des Kirchenmusikers aus der Zusammenlegung verschiedener musikali- scher Tätigkeiten entstand, gehörten dazu auch die Aufgaben eines Kantors. Dieser übernimmt als Sänger besondere liturgische Aufgaben im Gottesdienst oder die Leitung von Chören. Im Gottesdienst haben wir Sebastian als Vorsänger erlebt, teils parallel zum Orgelspiel. Bei einer Trauung trat er als Sänger auf, um dem Brautpaar deren Wunschlied vorzutragen, welches nicht zum Repertoire des Chores gehörte. Zuletzt wurde die beiden Konzerte in Beckum und Hamm mit einem Lied eröffnet, dass zunächst mit einem zarten Solo begann. Foto: Werner Boesen

Als Chorleiter erleben wir unseren Chef dann endgültig in seinem Element. Ob es um die Vorbereitung und Durchführung der wöchentlichen Proben geht, gelegentliche Workshops oder die Auftritte zu verschiedenen Anlässen – immer ist seine persönliche Handschrift in Sachen Methodik und Gestaltung zu erkennen. Ob er ein guter Pädagoge ist oder einfach nur das richtige Gespür für verschiedene Menschen und Situationen hat, vermag man gar nicht zu sagen. Er schafft es immer wieder mit Leichtigkeit und seiner direkten Art Zugang zu Menschen zu finden, ein Publikum anzusprechen und aus dem Gospeltrain musikalisch und zwischenmenschlich eine harmonische Truppe zu machen.

© Daniel Deppe……………© Daniel Deppe
Mimische Provokation – löst die Bremse, gebt alles! Voller Einsatz für den Gospeltrain beim Gospelday 2012, Fotos: Daniel Deppe

Eng damit verbunden ist das Dirigieren. Bei einem klassischen Kirchenkonzert (ohne Gospeltrain-Beteiligung) in Hamm-Bockum-Hövel am 10.11.2012 lag die musikalische Gesamtleitung in den Händen von Sebastian. Anlässlich des 100jährigen Bestehens der Kreuzkirche war ein Programm mit Streichensemble, Orgel, Keyboard und Gesang zusammen gestellt worden. Neben seiner Rolle als Sänger konnte man ihn auch als Dirigenten erleben – dezent und zurückhaltend. Der Weg bis zur Orchesterleitung war gar nicht mehr so weit.
Foto: trainarchivatorSein Dirigat beim Gospeltrain ist dagegen ganz klar Freestyle! Sein Spektrum an Mimik und Gestik reicht von Anweisungen in Form von kaum merklichen Gesichts-regungen bis zum vollen Körpereinsatz. Selbst Sprungelemente sind schon zu sehen gewesen. All‘ das erfüllt seinen Zweck, denn wir verstehen uns ohne Worte; speziell auch in der Live-Situation.
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Sogar auf dem Bahnsteig auf dem Weg zum Gospelkirchentag 2012 will unser choreigenes Ein-Personen-Triangel-Orchester korrekt angeleitet werden.

Liturgik, Musikgeschichte und Hymnologie:
Ein bisschen Theorie gehört auch dazu. Nur wer die zeremoniellen Abläufe in Gottesdiensten – ob katholisch oder evangelisch – kennt und versteht, kann diese musikalisch angemessen mitgestalten. Kenntnisse über die Epochen der Musikgeschichte und deren stilistische Merkmale sind sicher für jeden Musiker wichtig. Beim Kirchenmusiker kommt noch die Hymnologie (=Lehre vom Kirchenlied) dazu, bei der sowohl theologische als auch musikalische Inhalte eine Rolle spielen. Manches Brautpaar war bei der Planung seiner Trauung sicher froh, einen kompetenten Ratgeber an seiner Seite zu haben.

Partiturspiel und Tonsatz:
Jetzt ist man in den Tiefen des musikalischen Handwerkzeugs eines Kirchenmusikers angekommen. Beim Partiturspiel liest der Musiker ein komplexeres Notenwerk und gibt die wichtigsten und bestimmenden Elemente auf dem Klavier wieder, um z.B. einen Chor mit dem Wesen des Stückes vertraut zu machen. Beim Einüben neuer Lieder sind wir jedes Mal dankbar, wenn unsere eigene Stimme besonders hervorgehoben wird und dementsprechend einfacher nachzuvollziehen ist. Ein sehr wertvolles methodisches Hilfsmittel.
Der Tonsatz kommt dann zur Anwendung, wenn die Noten eines Musikstücks an die jeweiligen musikalischen Möglichkeiten angepasst oder eigene Arrangements verwirklicht werden sollen. Auf unserem Notenblatt findet sich dann schon mal die liebevolle Widmung „For my lovely Gospeltrain“.
Foto:trainarchivator.
Wir nutzen alle methodischen Hilfsmittel, denn viele Wege führen zum Ziel. Humorige Retourkutsche des Gospeltrains für seinen Chef 😉
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Ist Sebastian ein typischer Kirchenmusiker?

Die eben erläuterten Fähigkeiten hat unser Chef ja längst alle nachgewiesen, doch ein typischer Kirchenmusiker ist er eher nicht. Er sprengt schlichtweg den Rahmen. Dazu ist er viel zu neugierig darauf Neues auszuprobieren, seine Kenntnisse zu erweitern oder neue Leute kennen zu lernen. Warum nicht einfach mal über den Tellerrand schauen? Das Genre wechseln? Wer gemeinsam mit anderen singen möchte ist bei Sebastian richtig. Manchmal hat dies schon einen Hauch von Sozialarbeit – auch nicht verkehrt. Immer wieder kommt er mit neuen Ideen und die GospeltrainerInnen werden zu Versuchskaninchen. Das heißt aber nicht, dass sich ständig alles ändern muss! Der Mann kann sich auch in eine Aufgabe festbeißen. Oft gibt ihm der Erfolg am Ende recht. Falls doch mal eine Idee nicht so recht passen will, wird sie ohne Probleme aufgegeben und etwas anderes ausprobiert. Da ist er bei allem Ehrgeiz ganz uneitel und bricht sich keinen Zacken aus der Krone. Die nächste Idee wartet schließlich schon… 🙂

© Werner BoesenAm Ende zahlen sich die gemeinsamen Anstrengungen aus und der Gospeltrain Hamm e.V. nimmt richtig Fahrt auf.   Foto: Werner Boesen

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