Ein paar Tage sind seit unserem Konzert-Heimspiel in Hamm vergangen. Nach dem erfolgreichen Auftritt und emotionalen Höhenflügen kehrt nun ein wenig Ruhe ein. Man kann sich besinnen und zurückblicken. Vielleicht sollte man auch mal Bilanz ziehen.
Das Jahr begann mit Arbeit! Bei einem Workshop haben wir uns nach der Weihnachtspause wieder in Schwung gebracht und den noch am selben Abend in einer Vorabendmesse eingebracht. Alles hat gut geklappt, unser Proben – und Auftrittsrhythmus war rasch wieder da. Wahrscheinlich weil der Workshop weniger Arbeit als Vergnügen war.
Nach dem Auftakt ging es gleich an die Vorbereitung der beiden Konzerte in Beckum und Hamm, bei denen ein neues Programm vorgestellt werden sollte. Zwei Highlights innerhalb von vier Wochen? Das war schon eine ganz ordentliche Herausforderung, doch Mannschaft und Trainer haben gut und fleißig trainiert. Beide Konzerte sind uns musikalisch gut gelungen, beim Publikum gut angekommen und haben uns persönlich bereichert. Dennoch waren sie von der Ausstrahlung verschieden. Dabei hat auch die Kirchenarchitektur eine Rolle gespielt: die Beckumer Ev. Christuskirche ist kleiner und mit einer Empore ausgestattet, die Hammenser Kath. Herz-Jesu-Kirche ist größer, weitläufiger und hat zwei Seitenschiffe. Außerdem waren die Zuhörerschaften etwas unterschiedlich zusammen gesetzt. Ich persönlich hatte außerdem die Gelegenheit die Konzerte mal aktiv mitsingend und mal passiv im Hintergrund miterleben zu dürfen. So ein Perspektivwechsel ist durchaus aufschlussreich.
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Beckum, Christuskirche…………………………Hamm, Herz-Jesu-Kirche ©Boesen
Wenn man den Chor schon lange kennt, so stellt man einen deutlichen Reifeprozess fest. Dieser zeigt sich vor allem im Ausdruck und in der Fähigkeit spontan handeln zu können. Im Falle eines Fehlers werden wir nicht aus der Bahn geworfen, sondern finden spontan gemeinsam einen harmonischen Ausweg (Ist das die berühmte Intelligenz der Masse?). Es war ja alles schon mal da – von vertauschten Strophen bis falschen Einsätzen. Meistens hat außer uns niemand etwas gemerkt. Diese Qualität nutzt unser Kreativdirektor nur zu gerne aus, wenn ihm während des Singens eine Idee kommt, die er direkt an uns zur Ausführung weiter gibt. Da reicht eine kleine Geste oder leichtes Minenspiel, wir setzen die Vorgabe um und ernten dann ein schmeichelndes Lächeln. Eigentlich halten wir den Spruch des Chefs „Wie sind ein professioneller Chor!“ für einen Gag; inzwischen kommen Zweifel auf – hat er vielleicht doch Recht?
Mit etwas Abstand erkennt man aber auch die Baustellen, an denen man arbeiten könnte. Okay, es handelt sich eher um Schönheitsreparaturen als um Totalsanierungen, denn das Fundament ist stark und solide. Einerseits könnte man den Einsatz bei leisen Textstellen noch optimieren. Mit Konzentration und der richtigen Atemtechnik dürfte man die richtigen Werkzeuge dafür zur Hand haben. Andererseits kann auch noch am Ausdruck gearbeitet werden. Wie im Januar-Workshop an einigen Beispielen geübt, sollten wir uns immer vergegenwärtigen, was wir singen. Ist der Inhalt präsent, folgt der passende Ausdruck fast automatisch und prägt auch die Körpersprache. Die Einstudierung künstlicher Choreographien ist dann überflüssig.
Größere Auftritte hinterlassen bei uns allen – wenn auch individuell verschieden – einen starken Eindruck. Die einen sind aufgekratzt und laut, die anderen ziehen sich eher leise lächelnd zurück. Allen gemeinsam scheint aber ein leichtes Schweben zu sein, ein echtes Glücksgefühl. Das tollste ist aber: wir sind selber „Schuld“. Wir selber haben durch eigenes Tun diesen Zustand ausgelöst. Da fällt mir spontan die „Himmlische Nacht 2012“ auf Caldenhof in Hamm-Westtünnen ein. Erinnert Ihr Euch an das Motto der Andacht mit Diakon Ellinger? – „Nähre Dein Feuer – Christsein ist ansteckend“. Auch Pfarrer Markfort hoffte in seiner Begrüßung vor dem Konzert in Hamm, dass ein Licht angezündet werden möge. Offensichtlich wird beim Gospeltrain kräftig gezündelt.
Was soll noch kommen? Die beiden Konzert-Höhepunkte 2013 liegen ja bereits hinter uns. Eigentlich sollte es nach dem anstrengenden und ereignisreichen Jahr 2012 dieses Jahr etwas ruhiger zugehen. Ich traue dem Frieden aber nicht! Man weiß ja nie was kommt, was da in der Chefetage und beim Chorleiter wieder an Ideen ausgebrütet wird, von dem der gemeine Gospeltrainer noch keine Ahnung hat. Zudem sind im Kalender ja schon einige Hochzeiten eingetragen. Wir machen es einfach wie immer – wir warten geduldig ab und schauen, welche Entwicklung uns zu gegebener Zeit überrollen wird. Aber das kennen wir ja schon… 😉
Noch eine Anekdote am Rande. Ein älterer Herr sprach mich nach dem Konzert in Hamm begeistert aber auch irritiert an: “Die haben ja zwischen den Liedern gequatscht?!“ – Aber ja doch. So sind wir. Da ist Leben drin. Wir sind eben kein klassischer Gesangverein oder Kirchenchor. Gospel ist Emotion und die muss einfach raus. Ein Wort zwischendurch, man unterstützt sich und feuert einander an. Man muss dazu sagen, dass es die GospeltrainerInnen nicht übertrieben und damit gestört haben. In den Rückmeldungen nach dem Auftritt durch Besucher kam ganz klar zum Ausdruck, dass diese sich mit uns gefreut haben.